Dauer:12 Tage
Zeitraum:15.10.2018 bis 26.10.2018
Entfernung:0 Kilometer
Bereiste Länder:scSeychellen

Seychellen Radtour
15.10. - 26.10.2018


Fahrradfahren auf den Seychellen? Eine richtige Tour kann man auf den kleinen Inseln nicht machen. Aber wer sowieso da ist oder dort hin will, der kann die drei größten Inseln Mahé, Praslin und La Digue auch gut mit dem Rad erkunden. Nachteil: die Straßen sind schmal, der Autoverkehr kaum an Radfahrer gewohnt und die Steigungen sind teils heftig. Dafür kann man die wunderschönen Strände einem nach dem anderen abklappern, überall anhalten, wo Obst verkauft wird und wenn man im Inneren der Inseln durch dichte grüne Vegetation fährt, kann man auch mal eine Wanderung mit einbauen.

Fotos der Fahrradtour Seychellen 2018

Nach der Ankunft am frühen Morgen bauen wir am Flughafen die Räder zusammen, tauschen Geld und rollen dann - mit dem zusammengefalteten Karton auf dem Gepäckträger, die Küstenstraße gut 5 km nach Süden zum La Roussette Hotel.
An den Linksverkehr muss man sich erst gewöhnen. Auch ist die Küstenstraße schmal, die Fahrspuren eng und ohne Seitenstreifen. Entweder wir stauen den Verkehr hinter uns oder wir wurden mit minimalstem Abstand überholt.
Betty von der Rezeption ließ uns schon vormittags das Zimmer beziehen. Wie fast überall auf den Seychellen gibt es auch hier keine Zimmer mit zwei Einzelbetten; also hatten sie zu dem fast 2 m breiten King-size Bed noch ein zweites kleines Bett ins Zimmer gestellt.
Im tropisch schwülen Klima waren wir schon bei der Ankunft klitschnass und genossen eine schnelle Dusche. Danach rollten wir langsam mit den Rädern los. Zuerst mal zu dem Obstverkaufsstand 200 m weiter die Straße runter. Wir holten uns eine Papaya und aßen sie gleich am dahinterliegenden Strand.
Wir fahren die Küstenstraße weiter nach Süden, vorbei an der Takamaka Destillerie und an der Universität der Seychellen. Danach geht es 4 km über die Les Canelles Straße auf die Westseite. Die erste Passstraße, immer wieder steil und schweißtreibend. Aber durch eine wunderschöne tropische Waldlandschaft mit unterschiedlichsten Bäumen, vielen Blüten, Felsen und manchmal auch kleinen Wasserläufen.
Auf der anderen Seite angekommen, springen wir erst mal ins Wasser. Es wird nicht tief und es hat auch keine Brandung, macht aber ein tolles Bild her.
Wir fahren nach Süden. Die Küstenstraße geht rauf und runter; wir passieren einen schönen Strand nach dem anderen. Über den Quatre Bornes Pass radeln wir wieder zur Ostseite und gemütlich zu unserer Unterkunft zurück. Unterwegs essen wir an einem Imbisswagen ein paar vegetable fingers mit Pommes - ein fragwürdig kulinarisches Erlebnis. Später kaufen wir Ansichtskarten, essen ein Eis und trinken in der Uni Cafeteria einen Nescafé. Auch jetzt sind wieder überall schöne Küstenabschnitte zu sehen.
Gesamt ca. 35 km

Am nächsten Tag fahren wir die Küstenstraße nach Norden, am Flughafen vorbei in Richtung der Hauptstadt Victoria. An die kurzen steilen Steigungen haben wir uns langsam gewöhnt. Nicht aber an den recht dichten Autoverkehr, der mit wenigen cm Abstand an uns vorbei will. Auch jeder Tourist scheint einen Mietwagen zu fahren, anstatt das gut ausgebaute Busnetz zu nutzen. Andere Fahrradfahrer sind nur selten zu sehen.
Die heutige erste Passstraße heißt ‚La Misère‘ und es war wahrlich eine Misere, den steilen Weg bergauf zu kurbeln. Auf der Hälfte des Anstiegs gibt es einen Aussichtspunkt mit Infotafel. In der Mitte der Insel ist Wald, ein ausuferndes Grün und immer wieder ein Blick auf die Küste. Auf der Westseite angekommen finden wir einen Take-away Imbiss wo man für 3,50 € eine akzeptable Portion Reis mit Fisch oder Reis mit Fleisch bekommt. Obwohl wir an den Tischen im Laden essen, bekommen wir das Essen in einer Styropor Mitnahmebox überreicht. Für die Rückfahrt nach Westen hatten wir erst den Bon Espoir Pass ausgesucht, entscheiden uns dann aber für den Weg über Mon Plaisir, da diese kleinere Straße in manchen Karten gar nicht eingezeichnet ist. Das war eine fragliche Entscheidung, denn oft war es so steil, dass wir nur noch schieben konnten. Auch bergab mussten wir uns zurückhalten, da entgegenkommende Fahrzeuge die gesamte Fahrbahnbreite dieses kleinen Sträßleins in Anspruch nahmen.
Schnell noch mal zum Baden an den Strand, nachdem wir wieder zuhause waren. Zu flach um schwimmen zu können.
Gesamt ca. 45 km

Auch für den dritten Tag auf Mahé stehen zwei Passstrecken auf dem Programm. Wir fahren direkt hinter der Unterkunft den kleinen Bon Espoir Pass (chemin montagne posée). An der höchsten Stelle der Bergstraße startet ein markierter Wanderweg, wie es zahlreiche auf der Insel gibt. Den nehmen wir noch mit und laufen zu einer 30 Min. entfernten Aussichtsplattform in den Granitbergen. Immer wieder sieht man von anderen Besuchern hinterlassene Plastikflaschen, Bierdosen oder anderen Müll. Keine Spur mehr von gut beschützter Natur. Vielleicht gibt es doch schon zu viele Touristen, zu viele Charterflüge welche diese nonstop von Europa nach Afrika bringen, zu viele Unterkünfte und Autos.
Irgendwo an der Küste essen wir eine Papaya am Strand. Dabei befeuchtet uns ein winziger Nieselregen ganz angenehm.
Die ersten km der Sans Souci Straße sind hart, doch bei der Teefabrik ist das schlimmste geschafft. Das Café bei der Fabrik ist verfallen; in der Fabrik wird nicht gearbeitet und es gäbe nicht viel zu sehen, sagen andere Touristen, die gerade von dort zurück kommen. In wunderschöner Landschaft, - auch mal mit Teesträuchern, geht es auf und ab weiter, bevor wir der Hauptstadt bergab entgegenrollen.
Im Hafen wollten wir das Fährticket für morgen kaufen, doch das geht nicht ohne unseren Pass vorzulegen. Immerhin wissen wir nun, wo die Tickets verkauft werden und wie es mit dem Gepäck und den Rädern läuft.
Aus dem Hafen raus gibt es eine Stelle mit intensivem Fäkaliengestank, der meinen Brechreiz anspricht. Die dichtbefahrene Küstenstraße -offensichtlich wollen alle aus der Hauptstadt raus, macht nur begrenzt Spaß. Auch heute wieder Baden an der Küste, diesmal ein paar 100 m weiter weg - aber auch nicht viel besser. Die Nacht über regnet es.
Heute fast 55 km

Ursprünglich hatten wir vorgesehen, heute noch um die Nordhalbinsel zu radeln und erst am Abend mit der Fähre nach La Digue zu fahren. Doch nach drei Tagen bergauf und bergab an steilen schweißtreibenden Passstraßen, entscheiden wir uns für die Entspannung und nehmen das Morgenschiff um 10:00 Uhr.
Von der Unterkunft bis zum Flughafen verstopft in der morgendlichen Rushhour ein Auto hinter dem anderen die Straße. Wir überholen rechts, fahren über die durchgezogene weiße Mittellinie auf die meist leere Gegenspur und fädeln uns wenn nötig immer wieder ein. So schaffen wir es zügig zum Hafen. Ticket kaufen, Satteltaschen abgeben, Fahrräder abgeben - das geht alles easy und reibungslos; man ist hier bestens organisiert. Die Fahrt mit dem schnellen Katamaran ist angenehm; nach gut 1 Std. erreichen wir die Insel Praslin und 15 Min. später geht es nach la Digue.
Unsere Ferienwohnung ist keine 500 m vom Hafen entfernt. Wir breiten uns in der Wohnung aus, duschen und fahren zum Supermarkt um einzukaufen. Nach langer Zeit gibt es nun mal wieder einen schönen Salat zum Mittagessen.
Danach radeln wir um den Nordgipfel der Insel bis zum Ende der Straße, bewundern immer wieder die traumhaft schöne Küste mit den vorgelagerten grünen Inseln. Wir kehren um und springen noch mal ins Wasser. Weiter als ein paar Meter kommt man nicht, dann beginnen Steine oder Korallen. Auch der Strand ist voll mit scharfkantigen Muscheln und Korallenstückchen. Den meisten Besuchern scheint das nichts auszumachen. Sie liegen in der warmen Badewanne oder posieren am Strand in lachhaften Verrenkungen um sich gegenseitig zu fotografieren. Meist wird deutsch gesprochen.
Auf La Digue brettern ein paar LWSs, Baufahrzeuge und Lieferwagen die wenigen Straßen entlang. Mietautos gibt es glücklicherweise keine. Die meisten Besucher erhalten von ihrer Unterkunft ein Fahrrad zur Verfügung gestellt oder leihen sich eines. Manche machen beim Radfahren einen leicht gequälten Eindruck. Einheimische Rasta-Männer fahren aufgemotzte Fat-Bikes mit Elektromotor.

Am nächsten Tag radeln wir in die Inselmitte zum Belle vue Café. Die Straße ist so steil, dass fast alle ihre Leihräder irgendwo stehen lassen und zu Fuß weitergehen. Ich schaffe es bis hinter die Marienstatue, dann lasse auch ich mein Rad in einer Kurve stehen.
Hinter dem Café führt ein Pfad auf die Bergspitze wo man einen wunderbaren Blick auf die Nachbarinsel Praslin und auf die andere Seite der Insel hat. Der Weg geht weiter, vorbei an einer verfallenen Siedlung wo noch Zimtbäume und Vanille wachsen. Hier kann man auch gut die Hafenanlage und den ganzen Ort La Passe von oben sehen.
Ein Jogger aus Düsseldorf erklärt uns das Obst- und Gemüseangebot auf der Insel, zeigt ein paar Fotos und meint, im Prinzip könnte man die gesamte Insel zu Fuß umqueren.
Auf dem Rückweg treffen wir noch auf zwei nette Riesenschildkröten, die sich an einem kleinen Wasserlauf aufhalten. Wir fahren den Weg der zur anderen Seite der Insel führt. Auf und ab durch einen dichten Wald erreichen wir den großen Strand ‚Grand Anse‘ mit kraftvoller Brandung. Ein Schild warnt in sieben Sprachen vor dem Schwimmen.

Am Sonntag wollen wir vom ‚Grand Anse‘ um die Südspitze der Insel herum zur Nordwestseite laufen. Wir schaffen es mit Mühe. Irgendwann erreichen wir einen Strand mit vielen Menschen, Kinderwagen, Fahrrädern, Strandbar. Jetzt haben wir es geschafft und sind am Source d'Argent Strand, dem Prachtstück von La Digue. Wieder sind alle dabei, sich und den Strand zu fotografieren. Mit Selfie-Stick im Wasser oder in Yoga-Posen vor einem Felsen. Man spricht deutsch. Wir schwimmen eine Runde. Auch hier ist das Wasser nicht tief und meist wächst so viel Seegras auf dem Boden, dass man kaum erkennen kann, wo man hin tritt.

Nach dem Frühstück zum Hafen und mit dem Schiff nach Praslin. Auf die Räder, aus dem Hafen links rum und schon hängen wir an einer 20% Rampe fest wo wir uns mühsam nach oben kurbeln. Von der Sorte kommen noch zwei weitere Hügel und zwischendurch auch eine 30% Steigung. Da ging dann nichts mehr und selbst das Schieben war anstrengend.
Die flache Küstenstraße hinter den Hügeln war schön und angenehm zu fahren. Bei der Unterkunft wurden wir vom Österreichischen Manager nett begrüßt und wir bekamen eine perfekte Karte der Insel wo alles eingezeichnet war was man so wissen sollte.
Von der Grand’ Anse radeln wir der Westküste entlang und besuchen den berühmtesten Strand der Insel, Anse Georgette. Dazu brauchen wir einen Passierschein vom Hotel und dürfen 15 Min. um den Golfplatz herum laufen.
Die gleißende Sonne am fast weißen Strand blendet. Es sieht idyllisch aus aber es gibt kaum einen Schattenplatz und es sind recht viele Leute da.
Später zum Anse Lazio, der Strand am anderen Ende der Straße. Der ist leichter zu erreichen, ist größer und hat mehr Schattenplatz. Zurück fahren wir über die Passstraße in der Inselmitte durch dichten grünen Wald. Es geht lange bergauf Hier gibt es keine 20 und 30% Steigungen wie an der Küste.

Am nächsten Morgen noch mal durch die Inselmitte zur Fähre, auf Mahé unsere Fahrradkartons bei der ersten Unterkunft abholen, Wartezeit mit Lesen, Essen und einem letzten Seychellen-Bier überbrücken, zum Flughafen, Räder verpacken, einchecken. Nur mit Rennen kriegten wir in Paris den Anschluss nach Berlin. Das Gepäck kam einen Tag später. Vorbildlich: wir wurden ununterbrochen per E-Mail und SMS über den Stand der Gepäckermittlung informiert.

Michael Franke; info@afrika-erleben.de