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#1100148 - 27.01.15 18:52
Neues vom Schwarzwaldboten
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Neues vom Schwarzwaldboten aus Rheinisch-Schwaben
Fast heimische Radgeschichten für leidensfähige Waden zwischen Klischee, Mythos, Genuss und Schwarzwaldromantik – oder auch dem GegenteilEin Fortsetzungsbericht über meine neuen Kurzreisen im Schwarzwald mit offenem EndeMusikvorschlag zur Einführung – freigeistiges Anti-Klischee eines „Black“ Forest: Oscar Peterson Trio „Tin Tin Deo“ (5:41 min, Werbung vorgeschaltet), Aufnahme aus den MPS-Studio Villingen 1972.Inhaltsverzeichnis „Neues vom Schwarzwaldboten“Einführung (gleich nach dem Inhaltsverzeichnis) SW-2011-1 über Waldprechtstal – Gertelbach-Wasserfälle – Nagoldquelle Die sagenumwobende Mystik der Gertelbach-WasserfälleSW-2012-1 über Höllental – Schluchsee – St. Antoni – Wiesental – Kandertal – Blauen Über die großen Höhenbadeseen zur Höhenrekordkuppe im SüdenSW-2008-3 über Oberes Enztal – Freudenstadt – Wolftal – Landwassereck – Kandelpass – Hexenlochtal – Brigachquelle Über den Hexenberg zum DonauursprungSW-2014-1 über Kleine Kinzig – Moosenmättle via Reichenbächle – Schonach – Rohrhardsberg – Alte Kandelstraße – Schindelbergstraße – Kandelpass – Freiburg – St. Ulrich – Geiersnest – Schauinsland – Kirchzarten – Jostal – Eisenbach – Villingen Anspruchsvolle Entdeckerrouten zwischen Kinzigtal und DreisamSW-2015-1 über Nagoldtal – Schönmünz-/Langenbachtal – Mummelsee/Hornisgrinde – Heidenbachtal/Sohlberg – Ortenau-Weinstraße/Renchtal/Offenburg – [Mont-Ste-Odile/Canal du Rhône au Rhin] – Brandeck – Mooskopf – Peterstal – Wolftal – Freudenstadt „Simplicissimus“ mit der „französischen“ OttilieSW-2015-2 über Neubulach/Martinsmoos – Altensteig/Wörnersberg – Grüntal/Freudenstadt – Wolftal/Burgbachwasserfall – Glaswaldsee – Holdersbach-/Übelbachtal – Geißberg/Streitberg – Nimburg – Glottertal – Ibental – Freiburg – Roßkopfrunde – unbekannte Freiämter Berge & Täler – Haslach Glaswaldsee – Glottertal – Rosskopfrunde mit der „deutschen“ OttilieSW-2015-3 über Steinach – Höhenhäuser – Hünersedel – Nimburg – Oberrotweil – Merdingen – Tuniberg kreuz & quer mit Rimsinger See – Kenzingen Bunter Herbst im BreisgauSW-2017-1 über Nagold – Berneck – Simmersfeld – Enzklösterle – Wildseemoor – Murgtal – Mahlbergroute – Ettlingen – Pforzheim Goldener Oktober im Wildsee-HochmoorSW-2016-1 über Freiburg – Kappel Großtal – Gießhübel – Notschrei – Todtnauberg – Trubelsbachtal – Münstertal – Staufen – Riggenbachtal – Ehrenkirchen – Bollschweiler Weinbergrunde – Opfinger See – Bötzingen – Kenzingen Hammer mit Herz, die Wasserspiele von Todtnauberg & der profane Dr. FaustenSW-2022-1 über Grünhütte - Wildseemoor - Murgtal - Hundseck - Burg Neuwindeck - Gaishöllwasserfälle - Achern/Maiwald - Oberkirch - Kalikutt - Oppenau - Rinkhalde - Rollwasen - Braunberg - Bästenbach - Bad Peterstal - Mülbensattel - Glaswaldsee - Kniebis - Ellbachsee - Baiersbronn - Erzgrube/Nagoldtalsperre - Altensteig - Wildberg Osterrunde Ortenau mit Nordschwarzwald feat. Gaishölle & RenchtälerEinführungDas Forumsjahr 2015 wird ein Schwarzwaldjahr. Bereits jetzt sind zwei Treffen anberaumt, Ende Februar das Wintertreffen Nordschwarzwald, von Natalie (natash) organisiert, und zu Himmelfahrt das große Jahrestreffen in Offenburg in der Ortenau am Schwarzwaldrand, von Roland (ro-77654) auf den Weg gebracht. Da ist es wahrscheinlich, dass das Interesse an erweiterten Schwarzwaldtouren auch bei Fremdradlern aus exotischen Regionen jenseits des deutschen Südwestens aufkeimen könnte. Insbesondere denke ich da an Radler, die gerne das Jahrestreffen nutzen, um eine Anschlusstour in der Region des Treffens zu unternehmen – so wie ich das auch schon mal mit Genuss im Jura gemacht habe (nach dem Treffen in Biel). Einige dürften dabei erstmals die weichen Moos- und Nadelböden des Schwarzwaldes betreten sowie nach Schwarzwaldelchen suchen (erfahrungsgemäß allerdings für Auswärtige nicht sichtbar). Ziel dieses Berichtsfadens ist es, meine touristischen Exkursionen in den Schwarzwald etwas besser zu bündeln und möglicherweise weitere Entdeckungswege anzuhängen, soweit sich neue Gelegenheiten in Zukunft ergeben. Nach ein paar kurzen radtouristischen und kulturellen Schwarzwaldschlaglichtern und einer Übersicht bereits von mir berichteten Touren, werde ich zunächst drei neue Touren einstellen, aus den Jahren 2008, 2011, 2012 und 2014. Nicht berücksichtigt sind einige schnelle Durchfahrten über Schwarzwaldhöhen, die ich zuweilen für Reisen in anderen Radregionen vor- bzw. nachgeschaltet hatte und die zu wenig Eindrücke hinterließen, die nachhaltig mitteilungswürdig wären. Dazu gehören auch einige Kurierfahrten zu Treffpunkten, Festivitäten und geheimen Missionen verschiedener Art sowie natürlich reine 1-Tagestouren (entsprechend sind auch keine Radforumstouren berücksichtigt, an denen ich beteiligt war, einschlägig leicht aber im Forum zu finden). Schwarzwald-Narren klauen die begehrten Fahrradglocken, mit denen sie dann die Navigationsgeräte von Radlern in die Irre führen (Empfehlung der Hexenbünde: GPS zuhause lassen)Da mir für Kurzreisen oft nur sehr knappe Zeitfenster zur Verfügung stehen, ist der Radreisecharakter natürlich beschränkt. Bei 2 ½ Wochenendtagen hat man gerade einen Tag, an dem man so etwas wie Reisegefühle entwickeln kann – sonst muss man gleich wieder an die Rückreise denken – egal ob mit Rad oder mit Zugunterstützung. Das beste, gesicherte Feiertagswochenende für Kurzreisen – Ostern – erweist sich oft als hartnäckiger verlängerter Arm des Winters und ließ sich zumindest in den letzten Jahren seltener nutzen, sofern man nicht gesundheitliche Folgen riskieren wollte (auch diesbezüglich bin ich schon Schwarzwald-gelitten). Schließlich konkurriert der Schwarzwald trotz seiner Nähe zu Stuttgart für mich auch immer mit anderen Kurzreisezielen, die sich ggf. per Zug gut erreichen lassen. So habe ich längst schon geplante Touren immer wieder aufgeschoben und es bleibt dabei für mich selbst spannend, welche Kombinationen ich mir noch einfallen lasse. Für Reiseradler, die nicht aus der Nähe sind, empfehle ich für eine Schwarzwaldreise mindestens eine gute Woche – besser zwei Wochen –, um die verschiedenen Landschaften des Nord- und Südschwarzwaldes, die sehenswerten Orte und die gleichwohl kulturell wie landschaftlich reich beschenkten Randregionen von Hoch- und Oberrhein kennenzulernen. Die alleinige Durchquerung anhand des Schwarzwaldradweges (recht kontrovers hier immer wieder diskutiert, vgl. auch Radwiki) halte ich für nicht ausreichend. Für manches Naturerlebnis sind zumindest kleinere Wanderungen unerlässlich, etwa um einige Wasserfälle oder die Hochmoore zu erkunden. Ideal sind auch feste Standorte im oder am Rande, um mit anspruchvollen Rennradtouren Teilregionen zu erkunden. Nicht zuletzt lässt sich ein Schwarzwaldreise auch mit einem Badeurlaub verbinden. Neben dem eher überfüllten Titisee (inklusive modernem Spaßbad), dem weitläufigeren, entspannteren Schluchsee sind auch kleinere Tümpel manchmal noch ein Geheimtipp, wie z. B. der im Folgenden auch vorgestellte Tripschsee bei Baden-Baden oder der Silbersee im Tal der Kleinen Kinzig. Schließlich finden sich in der Rheinebene zahllose Baggerseen, die zum Baden einladen – vom Wildwiesenufer bis zum Dünenstrand, nicht aber immer einsam. Die Schwarzwaldflüsse hingegen bieten nur wenige Bademöglichkeiten wie etwa die Murg oder die Dreisam bei Freiburg, wobei Freiburg bereits über mehrere Stadtbadeseen verfügt. Schwarzwald-Wellness in einem der schönsten und ältesten Badehäuser Europas mit orientalischer Maurenhalle, Fürstenbädern im Jugendstil und Badmuseum: Das Palais Thermal in Bad Wildbad„What the f u c k is Heimat? – Heimat ist stärkste Droge der Welt”, so der Offenburger Künstler Stefan Strumbel, der Objekte des traditionellen Schwarzwaldklischees wie Kuckucksuhren mit greller Popart verbindet. Der Schwarzwald hat unzählige Attribute, deren ich nicht alle aufführen mag. Obwohl der Schwarzwald traditionell eine bäuerliche, ärmere Gegend ist, gegen Landflucht vor allem der Jugend kämpft und seine Bevölkerung als eher verschroben und verschlossen gilt wie es die breiten schattenwerfenden, dunkelholzigen Dachstühle des klassischen Schwarzwaldhauses fast nahe legen, so gehört der Schwarzwald doch auch zu den traditionell ältesten Feriengebieten in Deutschland, die erholungssuchende Gäste ebenso gerne einlädt und bewirtet. So hat sich der Schwarzwald auch zu einer Genuss- und Wellnessregion entwickelt, nicht zuletzt aufgrund der vielen Kurorte, die den mineralreichen Quellen des Schwarzwaldes geschuldet sind. Bereits Giacchino Rossini wusste Mitte des 19. Jahrhunderts Bad Wildbad zu schätzen. Eine Bäderreise wäre da durchaus reizvoll. So mondän einige Kurorte wie etwa Baden-Baden oder Badenweiler sein mögen oder auch nur einst gewesen sind, so teuer mit schwankendem Erfolg die Schwarzwaldhöhen von einsamen Luxusherbergen bekleidet werden (etwa Bühler Höhe), sogleich sind auch sehr preiswerte Gasthöfe und Herbergen im Schwarzwald verbreitet. Einigermaßen geplant, sollte auch eine reine Campingplatzreise durch den Schwarzwald möglich sein. Dem Genusse gereicht kann man zahllose Erzeugnisse wie die geräucherte Schwarzwaldforelle, fangfrisch aus den Bächen, ein herbes Alpirsbacher Klosterbräu, einen sonnengetränkten Auggener Gutedel oder aber auch saisonbeschränkte Erdbeeren und Spargel aus der Oberrheinebene anführen. Mit Vorsicht sollte man den Schwarzwälder Schinken erwähnen, den man nicht immer als lokal produzierten Räucherschinken aus der trockenen Höhenluft erhält. Umso besser, wenn man Bauern mit eigener Räucherherstellung findet, ebenso wie Hofverkaufsware häufig zu finden ist – nicht selten gekoppelt mit Urlaub auf dem Bauernhof. Traditionell ist der Schwarzwald aber auch eine Keimzelle der deutschen Gourmetszene – so etwa die Gaststuben zu Baiersbronn oder der Rehrücken „Baden-Baden“, der es über Johannes Mario Simmel in die literarischen Bestsellerlisten und damit auch auf die Speisekarten der Welt brachte – wenn man so will eines der vielen Symbole des deutschen wirtschaftlichen Wiederaufstiegs in der Nachkriegszeit. In der Tendenz sind natürlich die Gourmetzungen in der Elsass-angrenzenden badischen Ebene besser geschärft als in den recht abgeschiedenen Schwarzwaldtälern, wenngleich die klassische Vesper dort ein Stück weit uriger ist. Die bekanten Riesenforellen müssen im Pubertätswachstum von kleinen Bächen in größere Flüsse mit Spezialtransportern umgesiedelt werdenUm der Empörung schwarzwäldlerischer Ureinwohner über den „verarmten, bäuerlichen, entvölkerten Schwarzwald“, deren einige ihr Heil lieber als Emigranten in Amerika suchten, noch etwas mehr die Protestluft aus den Segeln zu nehmen, sei auch erwähnt, dass der Schwarzwald gleichermaßen eine versteckte Hightech-Region ist – und zwar nicht nur in den Städten in der Ebene am Rand. Schon die Energieerzeugung ist im Schwarzwald quasi aus Tradition zukunftsorientiert regenerativ, von den alten Wassermühlen angefangen, heute mehr zu sehen an den vielen Windmühlen auf den windreichen Schwarzwaldhöhen, aber auch den vielen Dächern mit Solarzellen und Sonnenkollektoren, wie sie für Deutschland überdurchschnittlich häufig und architektonisch oft gelungen im traditionellem Dachstuhl integriert sind. Entsprechend gibt es vielfach eine geförderte Ansiedlungspolitik für Hochtechnologieunternehmen im Schwarzwald, die immer mal wieder überraschend inmitten der verklärten Romantik ins Auge stechen. Sogar die angrenzenden Elsass-Franzosen haben jüngst den Schwarzwald sowohl als Beschäftigungs- wie auch als Wohngebiet mehr und mehr entdeckt (gleichwohl es auch umgekehrte Wanderbewegungen gibt). Dem Charakter des eigenbrötlerischen Schwarzwälders entspricht denn auch sein Hang zum Tüfteln und dem Erfindergeist. Nicht nur verbrachte man in langen, dunklen kalten Winternächten viel Geduld auf, um das Präzisionshandwerk des Uhrmachers an den Kuckucksuhren zu weltweit geachteter Perfektion mit einem Schuss Humor zu entwickeln. Nein, auch ist der Schwarzwald zur Erfinderregion von weltweiter Bedeutung aufgestiegen. Regelmäßig taucht der Schwarzwald-Baar-Kreis an der Spitze der Regionen in Europa auf, wenn es um Patente in der Kommunikations- und Informationstechnologie geht. Sogar innerhalb Baden-Württembergs scheinen im schwarzen Wald die hellsten Köpfe zu weilen. Der heuer 95-jährige Artur Fischer aus dem eher unauffälligen Waldachtal schaffte es gar auf über 1100 Patente und Gebrauchsmuster – nicht zuletzt darunter der berühmte Fischer-Kunststoff-Dübel –, für die er 2014 den Europäischen Erfinderpreis für sein Lebenswerk als einer der erfolgreichsten Erfinder aller Zeiten erhielt. Die Liste von Weltmarktführern und Trendsettern umfasst ziemlich unromantische Bereiche wie multifunktionale Präzisions-Drehmaschinen, Schreibegerätetechnik, Sensoren, Zeitschalttechnik (schon wieder Uhren), Antriebstechnik oder Solarwechselrichter. Die technologische Zukunftsperspektive wird zum Beispiel gebündelt im St. Georger Virtual Dimension Center – die Alemannen schwätze da gar Angelsächsisch international. Und schon seit Jahrzehnten etablierte sich Donaueschingen als weltweit beachtete Schau- und Hörbühne der Avantgarde des musikalischen Experimentes. Symbol für eine Hightech-Region mit Traditionsbewusstsein: Häufig finden sich Sonnenkollektoren und Solarzellen in traditionelle Bauweisen integriert (Haus in Rohrbach-Untertal)Dem noch nicht genug, schafft der krummelige Schwarzwälder auch gelegentlich den Sprung zum freigeistigen, fast anarchischen Weltenbürger. So setzte in den 1960er/1970er Jahren das beschauliche Villingen einen Impuls für neue aufnahmtechnische Maßstäbe in der Jazzwelt durch die MPS-Studios (Musik-Produktion Schwarzwald, heute als HGBS weitergeführt, ehemals entstanden aus der SABA-Radio-Produktion des Vaters) unter Hans Georg Brunner-Schwer. Der englische Begriff „Black Forest“ hat so eine ganz neue afroamerikanische Power-Bedeutung erhalten. Neben deutschen Größen wie Eberhard Weber, Wolfgang Dauner, Volker Kriegel oder Albert Mangelsdorff, sorgten vor allem die internationalen Aufnahmen mit u. v. a. der Clarke-Boland Band, dem amerikanischen Fusion- und Souljazzkeyboarder George Duke, dem französischen Rockjazzgeiger Jean-Luc Ponty, dem jamaikanischen Pianisten Monty Alexander und seinem kongenialen Partner und Gitarristen Ernest Ranglin, dem brasilianischen Gitarristen Baden Powell, aber insbesondere mit dem kanadischen Pianisten Oscar Peterson für Weltruhm aus dem zuweilen wortwörtlichen Schwarzwald-Wohnzimmer. Monty Alexander erlebte den Schwarzwald als „positiven Kulturschock“, wie er jüngst in einem Interview mit dem Süddeutsche Zeitung Magazin vermerkte. Damit der weltoffene Schwarzwälder sich nicht zu sehr auf die eigene Schulter klopfe, sei erwähnt, dass es sich dabei um ziemlich abgeschiedene Freundes-Sessions zwischen einer Privatvilla eines einzigartigen Gönners und einem schalldichten Studio handelte, an denen der gemeine alemannische Ureinwohner eher weniger teilnahm und von denen er vielleicht auch nicht viel wissen wollte. Solche weltläufige Beweglichkeit hat natürlich auch seine unerquicklichen Kehrseiten – insbesondere für Radfahrer. Verstärkter Pendelverkehr zwischen dem Landhaus in den Bergen und dem Arbeitsplatz in der Ebene, die abendlichen Erlebnisausflüge der Landjugend in die Städte, mehr Wirtschaftsverkehr für moderne Gewerbebetriebe inmitten der Naturidylle, vermehrte touristische Pilgerziele wie nicht zuletzt der jüngste deutsche Nationalpark Nordschwarzwald, das trendige Aufkeimen von Wander- und Radtourismus sowie schon traditionell begehrte Motorradstrecken – das alles bringt Bewegung auf die Straßen. Moderne Blechkisten verzweifeln nicht mehr an anspruchsvolleren Steigungen und Kurvenfahren wird zuweilen als Motorsportherausforderung für jedermann betrachtet. Der Schwarzwald wird also von verschiedenen Brennstoffverbrauchsgerätebesitzern in verstärkten Beschlag genommen und besonders die Einheimischen wissen um die tiefsten Druckpunkte auf dem Gaspedal. Der Schwarzwald ist also nicht ungefährlich – und das ganz unabhängig von Schwarzwaldelchen, Hexenwesen, Auerhähnen, Wölfen oder Luchsen. Die Suche nach alternativen Strecken, die trotz gutem Kartenmaterial in ihrer Qualität nicht immer transparent sind (Asphalt ja/nein, Piste gut/schlecht?), ist insofern also eine ständige Herausforderung, die ich hoffentlich mit einigen Ideen befeuern konnte und weiterhin befeuern werde. Das Fahrrad hat es nicht immer leicht im Schwarzwald: Gaulsterben in der Fahrradstadt FreiburgDer Schwarzwaldtourismus fördert auch immer mehr E-Bike-Strecken, die teils mit expliziten Wegweisern ausgeschildert sind. Und selbst bergmüde Radler finden ausreichend Ebenen und sanfte Steigungen. Dazu folge man den Tälern (oft mit Radwegen) und kombiniere im Zweifel die Touren mit Bahn(rück)fahrten. Höhenmeter sammelt man durch das Radeln quer zu den Tälern. Aus der Rheinebene heraus kann man Anstiege von alpinem Ausmaß mit um die 1000 Hm bei hohen Steigungswerten sehr schnell erzielen. Vielfach bieten sich auch Hügelrouten am westlichen Rand des Schwarzwaldes an, wobei man aber auch mit kurzen starken Steigungen rechnen sollte. Vielfach fährt man dabei durch liebliche Weinberge, mehr im Süden als im Norden (Ortenau, Breisgau, Markgräfler Land). Die östliche Randbegleitung am oberen Neckar entlang halte ich nicht für sonderlich attraktiv. Bevor ich zu den neuen Touren komme, noch einmal das Bündel meiner bereits bestehenden Berichte zum Schwarzwald, soweit ich die darin enthaltenden Streckenideen und Impressionen für erwähnenswert halte (soweit möglich von Nord nach Süd geordnet). Möglich, dass das eine oder andere Wissenswerte auch noch an anderer Stelle im Forum steht, z. B. habe ich bereits mehrere Bilderrätsel zur Schwarzwaldregion gestellt. Weitere Touren kann ich leider nicht mehr aufbereiten, derweil ich noch einige solcher Kurzreisen mehr zwischen 2000-2009 im Schwarzwald gemacht habe – also das Folgende auch nur ein Ausschnitt meiner persönlichen radlerischen Schwarzwaldhistorie ist. SW-2013-1 über Aidlingen – Bad Wildbad/Enztal – Schwarzmiss – Michelbach – Moosalbtal – Durlach (Wintertour) Reisen nach Engelland (seems not to be British)SW-2008-1 über Enzklösterle – Schwarzmiss – Rote Lache – Baden-Baden; Abschluss Baden-Baden – Bad Herrenalb – Dobel – Bad Liebenzell (Schwerpunkt aber Nordvogesen) Pfingsten 2008SW-2012-2 über Schellbronn – Dobel – Bad Herrenalb – Gaißtal – Laufbach-Wasserfälle – Schloss Eberstein – Baden-Baden (3. Tour im Bericht, Schwerpunkt aber Nordvogesen) Vogesen-Tripel 2012 und LPP revisited 2014SW-2010-3 über Horb – Glatten – Loßburg – Kinzigquellgebiet – Kniebis – Sankenbachwasserfall – Murgtal – Schwarzmiss (West) – Eyachtal – Schellbronn (2. Tour im Bericht) Schwarzwald-Sommer 2010SW-2008-2 über Nagoldtal – Waldachtal – Freudenstadt – Kniebis – Peterstal (Schwerpunkt aber Vogesen, zentral) Fronleichnam 2008SW-2010-2 über Nagoldtal – Waldachtal – Freudenstadt – Kniebis – Peterstal – Brandenkopf – St. Roman – Kinzigtal – Kirnbachtal – Moosenmättle – Lauterbach – Hornberg – Kinzigtal – Mooskopf (1. Tour im Bericht) Schwarzwald-Sommer 2010SW-2009-1 über Sulz/Neckar – Schramberg – Breisgau; Abschluss Freiamt – Schuttertal (Schwerpunkt aber Elsass) Schwarzwald – Vosges du Sud (Ostertour)SW-2012-1 über Brigachtal – Linacher Höhe – Furtwangen – Simonswälder Tal – Breisgau; Abschluss Kaiserstuhlgebiet – Freiamt (2. Tour im Bericht, Schwerpunkt aber Vogesen) Vogesen-Tripel 2012 und LPP revisited 2014SW-2010-1 über Westalb (Haigerloch) – Sulz – Dornhan – Kinzigtal – Breisgau – Markgräfler Land – Ortenau – Baden-Baden – Bad Herrenalb – Dobel – Schellbronn Schwarzwald/Markgräfler Land (Ostertour)SW-2009-2 über Nagoldtalsperre – Oberes Murgtal – Ortenau – Breisgau – Geiersnest – Wiedener Eck – Belchen – Tiergrüble – Weißenbachsattel – Schluchsee – Jostal – Schwarzwaldhochstraße – Donauquelle (Breg) – Triberger Wasserfälle – Kinzigtal Schwarzwald-Trip Pfingsten 2009Die neuen Touren folgen in einem Mix aus chronologischer und inhaltlicher Reihenfolge und getrennt in jeweils neuen Beiträgen. Soweit keine Änderungen erfolgen, gilt folgender Hinweis für die jeweilige Bildergalerie, die sich am Ende jeder Tour befindet: Man klicke auf das Einladungsbild. Es erscheint eine Übersicht der Galerie. Man klicke auf das erste Bild zur Einzelbilddarstellung bei möglichst maximiertem Desktop (z.B. über F11 möglich, aufheben erneut F11 klicken). Die meisten Bilder sind auf 1500 Pixel auf der längsten Achse skaliert. Danach klickt man die Pfeiltasten auf dem Dektop rechts und links neben dem Bild um von Bild zu Bild zu gelangen. Alternativ können auch die Pfeiltasten der Tastatur verwendet werden. Um zur Übersicht der Galerie zurück zu gelangen, gibt es links oben einen Pfeil oder man drückt die ESC-Taste. Einige Bilder sind untertitelt, sodass die geografische Abfolge der Motive zugeordnet werden kann. Das habe ich aber nicht immer gemacht.
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Geändert von veloträumer (28.04.22 19:26) |
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#1100149 - 27.01.15 18:55
Re: Neues vom Schwarzwaldboten
[Re: veloträumer]
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SW-2011-1 Schwarzwald Nord: Die sagenumwobende Mystik der Gertelbach-WasserfälleWaldprechtstal – Gertelbach-Wasserfälle – Nagoldquelle 3 Tage | 331 km | 3645 Hm Eine recht kurze Tour, deren eher strategische gedachte Anfahrt noch am Schwarzwaldrand vorbeiführt. Das recht urige Waldprechtstal und die nicht per Rad erkundbaren Gertelbachfälle sind jedoch echte Highlights im Nordschwarzwald, wenngleich nicht unbedingt auf der ersten Skala der Touristen zu finden. Der Abschluss lässt sich entlang des gesamten Nagoldtales mit Talsperre und Weiterfahrt nach Pforzheim statt Stuttgart zu einer recht schattenbetonten Sommerkurzreise aufwerten. Altensteig, hier nur kurz durchfahren, sollte eine intensivere Besichtigung wert sein (Fachwerk). Fr 19.8. Stuttgart – Leonberg – Perouse – Friolzheim – Seehaus – Pforzheim – Keltern – Ettlingen – Rheinstetten-Forchheim/Epplesee78 km | 18,6 km/h | 4:10 h | 810 Hm AE: Seekneipe Epplesee Ü: C wild Sa 20.8. Rheinstetten-Forchheim/Epplesee – Durmersheim – Malsch – Waldprechtstal – Michelbach – Gaggenau – Selbach – Baden-Baden – Steinbach – Rheinmünster-Söllingen/Kriegersee – Greffern – Bühlertal-Obertal105 km | 15,7 km/h | 6:52 h | 1055 Hm AE (Gasthof in Obertal): Geschnetzeltes m. Spätzle, Rw, Nachtisch Ü: C wild Um Missverständnisse zu vermeiden: Der Epplesee ist kein Camping-Revier, sondern nur ein recht großer und zur Saison gut besuchter Baggersee im erweiterten Einzugsgebiet von Karlsruhe bzw. Ettlingen. Ein einzelnes Zelt an den teils sandigen Uferstreifen bei den Abbruchkanten aufzustellen ist aber schon mal gut möglich. Das Strandbistro mit Piratenflagge bei den ausgedehnten Nacktbadebereichen war mal ein recht unkomplizierter, dem Piratengedanken nahe stehender, anarchischer Treffpunkt. Die (neuen?) Betreiber haben den Laden aber ein wenig ins Spießbürgerliche hin entweiht, sodass die Piratenflagge eigentlich eingezogen werden müsste. Gourmet-Köstlichkeiten gibt es trotzdem nicht, aber für ein warmes Abendmahl, welches klassischer Schwimmbadkulinarik entspricht, reicht es allemal. Bis Malsch arbeitet man sich durch die Rheinebene – eher parallel zu stärker befahrener Bundesstraße, von Lärmschutzwänden getrennt oder eben durch typisch badische Rheinstädte (ohne am Rhein zu fahren). Waldprechtsweier ist ein kleiner, romantischer Ort (mit Campingplatz, sonst aber eher verlassen), bereits mit Schwarzwaldidylle, mit Wassermühlenspielen zu Fuße eines Kaskadenbaches. Man folgt einer Pistenroute – auch Forststraße – auf der linken Bachseite (also von unten gesehen rechts). Eher begegnet man hier mal einem Wanderer als sonstigen Fahrzeugen. Meist schattig, aber mit Lichtungen, wo sich auch mal ein Reh zeigt. Sehr hübsche, stimmungsvolle Blickwechsel und recht unberührt irgendwie. Manche Wanderer starten oben, bei der Straße, wo ein Parkplatz ist. Weiter könnte man über Piste noch vollendet zum Mahlberg fahren, der nur wenig höher liegen dürfte. Ebenfalls hübsch und nicht allzu sehr befahren, auch kurvenreich fährt es sich nach unten über Michelbach zum belebten unteren Murgtal. Hier besteht alsbald Anschluss nach Selbach, wobei ich von drei möglichen Zugängen den nördlichsten gefahren bin, über eine recht einsame Zwischenhöhe mit einer neuen offenen Waldkapelle. Erneut steigt man auf – nicht untypisch für die Gegend bei Baden-Baden, wo es ein ganzes Sammelsurium von mittleren bis steileren Anstiegen gibt. Wer nicht dem Promenieren wohlhabender Schönmenschen zuschauen möchte, wird Baden-Baden schnell durchqueren wollen, wobei es sich lohnt, die Parkroute zu erwischen. Man kommt so ohne City-Berührung an den Abzweig Fremersberg/SWR bzw. Golfplatz. Auch für diesen letzten Anstieg zur Rheinebene sollte man noch Restkörner aufbehalten, die Prozentwerte sind zweistellig, wenn auch eher nur kurz. Ungefähr am höchsten Punkt, oberhalb des Golfplatzes, mit Bushalte und Wetterhütte, findet sich ein Abzweig, der später in Piste übergeht. Auf diesem Weg kommt man entweder zu irgendwelchen Burgruinen oder zum Tripschsee, welcher ein recht verstecktes, inoffizielles wie kleines Baderevier vor hoch aufragenden Felswänden bietet – als wäre man mitten in einem Hochgebirge. Über den weiteren Verlauf der Tour war ich ziemlich im Unklaren, sodass ich erstmal das Weite in der Rheinebene suchte. Da ich erneut an einem Baggersee (Kriegersee bei Rheinmünster-Söllingen) hängen blieb, erledigten sich weitere Tourgedanken etwa nach Frankreich. Den Schwarzwaldrand vermochte ich aber noch zu erreichen, nur dass Bühlertal-Obertal schon recht eng zwischen Berghängen liegt, was nicht gerade viele Möglichkeiten eines Zeltaufstellens ermöglicht. Sehr erfreulich versteht sich hier aber zu speisen, da noch im Einflussbereich der Weinberge und badischer Gourmetzungen gelegen. So 21.8. Bühlertal-Obertal – Haus Gertelbach – Wanderung Gertelbach-Wasserfälle – Obertal – Wiedenfelsen – (per Waldpiste) – Hundseck (950m) – Raumünzach – Hutzenbach – Besenfeld – Urnagold – Altensteig – Nagold – Mötzingen – Seebronn – Hirschau – Tübingen – Eichenfirst – Waldenbuch – Echterdingen – Stuttgart148 km | 16,9 km/h | 8:48 h | 1780 Hm Für den weiteren Verlauf bedarf es der Fahrt in eine Sackgasse. Theoretisch kann man über Piste weiter, deren Qualität ich aber nicht einzuschätzen vermag. Auch diese Pistenalternative erlaubt jedoch nicht die Besichtigung der Gertelbach-Wasserfälle, die man nur über einen Pfad durchgehend erkunden kann. Dabei handelt es sich um eine ganze Kette von kleineren und größeren Kaskaden, wobei sich das aufregendste Ensemble an Wasserstrahltreppen und Sprudeln im oberen Teil befindet. Es wäre jedoch falsch, von einem Wasserfall zu sprechen, derweil der gesamte Weg ein meditatives Erlebnis zwischen rauschender Naturmystik und geisterhaftem Schwarzwaldmysterium ist. Der Weg lässt sich gleichwohl von oben begehen, sprich vom Wiedenfelsen aus – der Straße, die ich anschließend aufgefahren bin und bei Sand auf die Schwarzwaldhochstraße mündet. Es sei hier auch noch erwähnt, dass eine spätere Forumsausfahrt „Hornisgrinde“ gleichwohl über Bühlertal führte, die Wasserfälle aber zur Rechten unbeachtet liegen ließ und die Gruppe dreigeteilt die Höhe Sand erreichte. Beim Wiedenfelsen, nebst Parkplatz auch ein Hotel mit Panoramablick, zweigt eine Forststraße ab, die über rennradtaugliche Pistenqualität verfügt. Auf ihr erreicht man mit abwechslungsreichen Waldimpressionen das Hundseck auf der Schwarzwaldhochstraße. Gleich drauf geht es zu Tale nach Raumünzach ins Murgtal, waldreich, auch eher schattig, weniger befahren – manchmal von Motorradgruppen abgesehen. Das Murgtal, im Zweifel auch per Radweg zu erradeln, zeichnet sich im Mittelteil durch große Steinblöcke im Flusstal aus, was ihm manchmal ein alpines Aussehen verleiht. Nur kurz im Murgtal, fährt man wieder auf nach Besenfeld/Seehaus, wo man bereits ins Nagoldtal abfahren könnte. Sofern dort, sollte man unbedingt noch den kleinen Weg bis Urnagold mit der Nagoldquelle anhängen. Die Nagoldquelle ist natürlich keine Natursensation, aber wiederum ein Ort verträumter Stille. Gasthof ist direkt nahebei. Die meinige Route direkt ab Urnagold nach Altensteig führt zunächst nicht an der Nagold entlang, bleibt länger waldreich oberhalb und jenseits des Tales. Der weitere Routenverlauf jenseits Altensteig bzw. Nagold führt aus dem Schwarzwald raus und ist dem Versuch geschuldet, nochmals Sommerbadefreuden im Neckarraum zu erhaschen, derer es innerhalb des Nordschwarzwaldes zu wenige gibt. Musikvorschlag zur Bildergalerie: Michael Sweeney „Black Forest Overture” (3:18 min)Bildergalerie Tour SW-2011-1 (50 Fotos, bitte auf Bild klicken):
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Geändert von veloträumer (11.04.19 19:40) |
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#1100162 - 27.01.15 19:20
Re: Neues vom Schwarzwaldboten
[Re: veloträumer]
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Moderator
abwesend
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Hallo Matthias,
Deine Schaffenskraft hat im neuen Lebensjahr zum Glück nicht nachgelassen. Eine schöne Zusammenstellung und ein angemessene Würdigung des Schwarzwalds, in dem ich auch schon recht viel mit meinem Freund aus Freiburg unterwegs war. Ein schönes Gebiet für - zum Teil anspruchsvolle - Touren.
Ich bin schon gespannt auf das, was hier noch kommen wird.
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Gruß, Arnulf
"Ein Leben ohne Radfahren ist möglich, aber sinnlos" (frei nach Loriot) | |
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#1100173 - 27.01.15 20:11
Re: Neues vom Schwarzwaldboten
[Re: veloträumer]
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Gewerblicher Teilnehmer
abwesend
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Zur Musik gehört auch deren Reproduktion. St. Georgen war mal Heimat der Schallplattenspieler-Hersteller Dual und Thorens, heute gibt es dort das Phonomuseum: http://www.st-georgen.de/,Lde/Phonomuseum.html
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Gewerblich: Autor und Lastenrad-Spedition, -verkauf, -verleih | |
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#1100370 - 28.01.15 19:07
SW-2012-1 Höllental - St. Antoni - Blauen
[Re: veloträumer]
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Themenersteller
abwesend
Beiträge: 17.314
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SW-2012-1 Schwarzwald Süd: Über die großen Höhenbadeseen zur Höhenrekordkuppe im Süden
Höllental – Schluchsee – St. Antoni – Wiesental – Kandertal – Blauen 3 Tage | 294 km | 4315 Hm Der Südschwarzwald ist für mich bereits recht schwierig zu erreichen und bedarf i. d. R. zweier Bahnfahrten. Die Tour beinhaltete wunderbare Stimmungen des Spätsommers, bereits vom Weinherbst angestochen, mit den fruchtreifen, wohlriechenden Streuobstwiesen, wie sie typisch für den Süden sind und mir besser gefallen als manche einsame Dunkelwaldpiste im Norden. Höhepunkt gab es natürlich einige, wobei mir besonders an den neuen Strecken lag, die da waren das Höllental (per Rad regulär nur auf Umwegbergstrecke zu durchfahren), der St.-Antoni-Pass, die Hügellandschaft bei Kandern/Tegernau und das Kandertal mit dem Hochblauen als Gipfelpunkt. Als überraschend hübsch erwies sich eine Halbhöhenroute bereits weit unterhalb des Hochblauen von Badenweiler über Lipburg nach Steinenstadt. Fr 7.9. Stuttgart – Böblingen – Herrenberg – Mötzingen – Hochdorf – Altheim – Schopfloch – Glatten – Loßburg – Alpirsbach || per Bahn || Freiburg97 km | 19,1 km/h | 5:04 | 995 Hm AE (McDonalds): Big Mac, Chicken Nuggets, PF, Orangensaft 8,80 € Ü: C Hirtzpark 0 € Um nicht den Freitagnachmittag in Zügen zu verbringen, bin ich eine Teilstrecke bis in die Dunkelheit geradelt, um dann mit der Bahn den Sprung in den Südschwarzwald in Freiburg zu schaffen. Der erste Halbtag ist also mal wieder kein atmosphärischer Genusstag, sondern eine strategische Annäherung nach Süden. Gegen Mitternacht ist es selbst in Freiburg recht schwer, noch etwas Passables zu essen zu finden. Der Besuch eines amerikanischen Fastfood-Restaurants am Bahnhof war dann doch sehr der Not entsprungen, zumal der Laden alle Zeichen einer unfreundlichen Bewirtung in sich trug. Ausgangs Freiburgs finden sich gleich mehrere Campingmöglichkeiten, wobei ich mir bekannten Weg in die Nähe der Jugendherberge suchte. Sa 8.9. Freiburg – Kirchzarten – via Radweg Höllental – Alpersbach (1052m) – Hinterzarten – Erlenbruck (944m) – Bruderhalde – Feldberg-Bärental – Aha/Schluchsee – Äulemer Kreuz (1138m) – Bernau-Oberlehen – Rotes Kreuz (1090m) – Todtmoos-Weg – St. Antonipass (1051m) – Zell im Wiesental – Gresgen-Wigge (700m) – Tegernau97 km | 13,3 km/h | 7:13 h | 1855 Hm AE (Ochsen): Kürbiscremesuppe, Zigeunerschnitzel, Spätzle, Salat, Rw 22,30 € Ü: C wild 0 € Wenn der Morgennebel nach über den Auen der Dreisam liegt, wird auch eine solch bescheidene Strecke wie zwischen Freiburg und Kirchzarten zu einem Bild velosophischer Poesie. Erreicht man schließlich das Höllental über das sinnbildliche „Himmelreich“, muss sich der Radler erstmal wieder mit der Diktatur der Autogesellschaft auseinander setzen. Denn das Höllental bzw. die Bundesstraße hat Exklusivstatus für Motorenantriebe – Pedaleure unerwünscht. Ob das nun das Glück oder das Leid des Radlers bedeutet, vermag ich abschließend nicht eindeutig zu werten. Doch die für Radler – weitgehend auf Piste – verlaufende Route darf man getrost als gelungen und landschaftlich genussvoll bezeichnen. Anspruchsvoll ist sie aber – weit mehr, als die Straßentalroute nach Hinterzarten wäre – ist diese ja auch eine Bahnroute zugleich. Zwar meist durch Wald, aber doch immer wieder mit herrlichen Ausblicken über das Höllental hinweg oder auf weite offene Schwarzwaldwiesen, dreht sich die Route zwischenzeitlich vom Tal weg bzw. hinter den Berg. Dabei überfährt man ein bzw. zwei Hochpunkte, die zusätzliche Höhenmeter erfordern, die man wieder bis Hinterzarten verliert. Hinterzarten selbst ist vielleicht schon ein wenig zu brav und kokett, aber doch noch wehrhaft dem Massentourismus nicht erlegen – also rundum hübsch. Die Erlenbruckhöhe verhindert den Talblick nach Süden, der sich sodann auf den Titisee ergibt – gleich als touristische Zentrum der Region schon von weit oben zu deuten. Erfreulich fährt man Richtung Feldberg (Ort) auf einer kleinen Nebenroute weitgehend unbehelligt. Der Schluchsee ist für Naturbader sicherlich die bessere Wahl gegenüber Titisee – es gibt einige Buchten, u. a. eine schöne, leicht versteckte Badewiese nahe Unter-Aha. Das Äulemer Kreuz überquere ich auch schon zum zweiten Male, doch erlebe ich es heuer ungemein lieblich und erstaunlich autoarm. Wer zur Passhöhe mal am Abend vom Rad fallen sollte, findet eine Schutzhütte dort, wenngleich keinen Gasthof. Weiter geht es ab und auf und ab und auf. Über den St.-Antoni-Pass verkehrt nur wenig Volk, die Straße zudem wegen Baustellen aktuell nur eingeschränkt für Autos befahrbar. Die Ostseite ist landschaftlich vergleichsweise bescheiden, die unscheinbare Passhöhe – so ist bei dem Namen zu vermuten – den Heiligen gewidmet. Ich verweigere mich dabei einer näheren Kenntnis. Der Höhepunkt ist eigentlich die Westabfahrt, die man also besser auffahren sollte. Das Tal ist schmal und schluchtig, sehr berauschend mit Bergbach, recht weit unten bei Häg auch ein relativ mächtiger Wasserfall zur Seite. Im Wiesental spürt man den Süden noch deutlicher, eine gewisse Milde des Rheins scheint einem entgegen zu strömen, wenngleich noch eine Ecke weit weg. Über das betriebige Zell im Wiesental geht es wieder einsamer über eher offene Hügellandschaft hinüber ins Kleine Wiesental, welches Tegernau recht eng umschlingt. Im Ort fand sich eigentlich nur eine zuverlässige Gaststube, wo gleich auch noch ein Musikverein aus der fernen Eifel ein Jahresfest feierte – wie jedes Jahr im selben Schwarzwaldort. Getanzt wurde aber nur nach Schlagermusik aus Kunstgeräten – in meinen Ohren nicht gerade der Wohlklang eines Sommerabends. Vielleicht auch deswegen sorgte sich der Bürgermeister höchstpersönlich um mein Wohl und führte mich per Ortsbegehung zu geeigneten Plätzen, wo ich mein Zelt aufstellen kann (so ihm bekannt, welche Häuser samt Gärten gerade unbewohnt). So 9.9. Tegernau – Salneck-Weideschuppen (695m) – Endenburg (541m) – Scheideck (541m) – Kandern – Marzell – Egerten (925m) – Blauen (1165m) – Lipburg – Rheintaler Höhe (478m) – Feldberg – Schliengen – Steinenstadt – Auggen-Hach – Müllheim – Heitersheim – Gallenweiler – Kirchhofen – Schallstadt || per Bahn || Stuttgart100 km | 15,3 km/h | 6:15 h | 1465 Hm AE (Karlsruhe-Bhf): Lahmacun m. Dönerfleisch, Bier 7,30 € Die nun folgende Hügelroute, anspruchsvoll, aber nicht schwer, enthält keinerlei besonderer Naturwunder, vielleicht ein Steinbruch noch zu Anfang – doch zeichnet sich die Strecke durch gerade sein liebliches Landschaftsbild mit bäuerlicher Idylle und beschaulichen Streuobstwiesen aus. Unterbrochen gelegentlich von Hainen, schattig wieder auf der Straße nach Kandern, erreiche ich diesen Ort, der historisch betrachtet eigentlich ein Rüstungszentrum mal gewesen ist. Im 16. Jahrhundert gab es Bergwerke und Hüttenbetriebe, die Schmiedeisen, Öfen, aber auch Kanonenkugeln fabrizierten. Ansässige Bergwerksverwaltung wurde unter der altdeutschen Bezeichnung „Weserei“ bekannt, die heute als traditionsreiche Gaststube des feinen Geschmacks weitergeführt wird. Ich musste mich aber mit einem Spätfrühstück einer Bäckerei zufrieden geben, was aber auch mundete. Durch die Länge des Kandertales ist der Anstieg lange unbedeutend, gegen Egerten dann stärker und ebenfalls bis zum Hochblauen dann anstrengend. Irgendwo im Kandertal fand ich einen Begleiter aus Bayern, der sich abseits seiner urlaubenden Familie in der Rheinebene etwas auf dem Radl austoben durfte. Das Kandertal überzeugt mehr unten, oben zum Hochblauen eher wieder schwarzwälderisch bewaldet. Ganz oben natürlich weites Panorama – der Triumph der Bergfahrt. Felsiger, alpiner dann die Abfahrt nach Badenweiler, aber auch schattig. Noch oberhalb von Badenweiler kann man nach Sehringen oder Lipburg abzweigen. Eine hübsche Turmuhr in Lipburg leitet die Fahrt in Halbhöhenlage am Hang ein, an Schafen vorbei, der Duft der reifen Fürchte hier überall greifbar, die Pflaumen, die Äpfel, Walnüsse und alsbald Rebstöcke so weit das Auge reicht. Die Sorten sind vielfältig, man kann das Ganze auch studieren, weil mit Schildern erklärt. Sicher: Die Chardonnay-Traube schmeckt auch ungegoren. Da meine Seele vom sündigen Mundraub geschwärzt, wollte ich mich noch in einem See reinwaschen, was im Baggersee mit Karibikblau bei Steinenstadt gut möglich ward. Überraschend erradelte ich noch einige kleine Hügel auf der Finalroute, da man abseits der Hauptverkehrsadern immer wieder querende Hohlwege findet. Und das Markgräfler Land ist einfach wunderschön – güldener Spiegel, dein Land, deine Seele, du trägst ihn in dir – du, den du trinkst, zum Genusse, zum Gesange, zum Gedichte, du, der Reine, du, der den Teufel vertreibt und lockt das Weib – du, der Wein aus dem Kruge! Musikvorschlag zur Bildergalerie: Johannes Mössinger „The Yellow Way-Poetry“ (5:31 min.), Pianist und Komponist aus Karlsruhe, in Freiburg lebend, mit einem dicken Fuß in New York, Grenzgänger zwischen Klassik und Jazz; Aufnahme 2011 HGBS-Studio, Villingen (ehemals MPS).Bildergalerie Tour SW-2012-1 (90 Fotos, bitte auf Bild klicken):
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#1100903 - 30.01.15 18:44
SW-2008-2 Wolftal - Kandelpass - Brigachquelle
[Re: veloträumer]
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SW-2008-3 Schwarzwald Mitte: Über den Hexenberg zum DonauursprungOberes Enztal – Freudenstadt – Wolftal – Landwassereck – Kandelpass – Hexenlochtal – Brigachquelle 3 Tage | 383 km | 4460 Hm Die Tour liegt nun schon etwas weiter im Gedächtnis zurück. Ich habe sie bewusst aufbereitet, um sie der nächsten Tour gegenüberzustellen, um unterschiedliche Varianten zur Kandelpasshöhe zu präsentieren. Zweifellos ist der Kandelpass der Höhepunkt dieser Tour, doch zählt auch das nicht weit entfernte Hexenlochtal zu meinen hervorzuhebenden Entdeckungen im Schwarzwald. Dazu kommen noch die reizvollen Täler von oberer Enz und Wolf(ach), die hübsche touristische Adressen abseits vom Massentourismus darstellen. Obwohl zigfach schon in Bad Wildbad, ist dieses eine der wenigen Touren, bei der ich auch ein paar Bilder mehr von dem Ort gemacht habe. Ein weiterer markanter Punkt dieser Tour war mehr oder weniger abschließend die Brigachquelle, bekanntlich eine der beiden Quellen der Donau. Besagten Wassersprudel habe ich bereits einmal als Bilderrätsel 486 einschließlich sagenhaftem Hintergrund vorgestellt. Fr 5.9. Stuttgart - Leonberg - Weil der Stadt - Bad Liebenzell - Schömberg - Höfen - Bad Wildbad - Höfen77 km | 21,5 km/h | 3:32 h | 1000 Hm AE: Fastfood-R. in Bad Wildbad B: Palais Thermal (Bad Wildbad) Ü: C Höfen Gemäß der fast üblichen Halbtagsanreise auf den Kurzreisen ist auch dieser Ritt recht untouristisch zu betrachten. Trotzdem reichte mir die Zeit noch für eine kleine Urlaubseinführung, indem ich das Palais Thermal in Bad Wildbad besuchte. Ich war auch insgesamt bereits dreimal dort, zweimal dabei in einer Unterkunft vor Ort. In der Tat ist nach einem spätabendlichen Saunabesuch die Fahrt zu dem Camping in Höfen (oder noch mehr nach Enzklösterle) schon eine unangenehme Herausforderung. Sa 6.9. Höfen - Enzklösterle - Freudenstadt – Zwieselberg – Rippoldsau - Wolfach - Gutach - Büchereck (651m) – Oberprechtal/Landwassereck (629m) - Elzach - Waldkirch-Siensbach136 km | 19,9 km/h | 6:47 h | 1215 Hm AE: Camping-Bistro Ü: C Waldkirch-Siensbach Das obere Enztal fährt sich recht romantisch mit Auen, die oft von leichten Nebelbänken noch überzogen sind. Ab der Enzquelle heißt es zwar offiziell Poppeltal, ist letztlich aber einer der zwei Quellflüsse der Enz. Hiermit steigt auch die Strecke stärker an. Hat man Freudenstadt hinter sich gelassen und die Zwieselberghöhe mit stimmungsvollen Wald genommen, bewegt man sich durch ein reizvolles Schwarzwaldtal, mit Weilern, Dörfern, Wiesen, Weiden – viele Grüntöne schreiben sich ins Auge. Wolfach – auch schon mal Durchfahrtsort einer Forumstour („Horb-Kinzigtal“) – verdient einen kleinen aufmerksamen Stadtrundgang. Besonders sticht die Schmiedekunst hervor, die auch heute noch in der Gegend stilvoll gepflegt wird. Nach kurzen, belebteren Talabschnitten zweigt bei Gutach eine sehr einsame, aber auch sehr steile Strecke nach Westen ab, wobei man über zwei Passhöhen mit recht urigen Schwarzwaldtälern das wiederum belebtere Elztal erreicht. In Waldkirch ist der Camping etwas abseits und bergauf zu suchen, dafür ist der Blick dort recht erhebend. So 7.9. Waldkirch-Siensbach - Kandelpass (1204m) - St. Peter - St. Märgen - Hexenlochmühle - Neueck (981m) - Furtwangen - Rohrbach - Brigachquelle - St. Georgen - Königsfeld - Dunningen - Epfendorf - Sulz - Horb - Herrenberg || per Bahn || Stuttgart170 km | 18,8 km/h | 8:52 h | 2245 Hm Die Kandelpassstraße gehört zu den größeren Herausforderungen im Schwarzwald und ist aufgrund seiner Lage zur Großstadt Freiburg auch ein sehr beliebter Trainingsspot für Rennradler. Die Anfahrt von Waldkirch ist wesentlich schattiger als die Südseite, die mehr grüne Wiesen mit bäuerlichen Weilern zeigt. Dafür vermitteln einige Felskanten an den Kurven das Gefühl einer größeren Auffahrt. Der Kandel oben (der Berg selbst oberhalb des Passes) bietet vielfältige Wandermöglichkeiten, mindestens zwei Gasthöfe stehen zur Verfügung. Der Kandel ist ein mystischer Berg, er zeigt besondere Natureigenheiten. Seine Aufwinde machen ihn zum Eldorado für Gleitschirmflieger und sogar die Erde lässt er manchmal erzittern, weil im Innern sein Tektonik rumpeln kann und dabei Erdbeben in der Rheinebene auslöst. Das alles hat natürlich einige sagenhafte Hexengeschichte aufblühen lassen. Der Hexen dürfte es auch einige im Hexenlochtal geben, denn man durchfährt geheimnisvollen Urwald, wo Pilze wachsen, Brücken verrotten, Steine vermoosen und mal die eine oder andere Mühle den Takt der Unterwelt klappern lässt. Man erreicht es so gefahren über St. Peter und St. Märgen, beides mäßig besuchte Pilgerorte mit Doppelturmkirchen. Eine empfehlenswerte Rast ist sicherlich die Hexenlochmühle. Danach durchfährt man eher einsamere Schwarzwaldhügelwiesen, einmal von Furtwangen als bedeutende, aber bescheiden wirkende Uhren- und Hochschulstadt abgesehen. Die Brigachquelle befindet sich zwar nur unweit von St. Georgen, man muss aber schon eine Ecke von der Bundesstraße nach oben abzweigen. Insofern ist es günstig, gefahrene Route zu wählen, da man so von oben direkt an der Quelle vorbeikommt. Man darf nicht zu schnell fahren, da man sonst die Stelle verpasst, scheint es doch nur ein Weiler von zwei bis drei Schwarzwaldhöfen zu sein. Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass es auch noch jenseits von Königsfeld eine schöne Talroute gibt. Musikvorschlag zur Bildergalerie: Markus Götz „Silva Nigra – Szenen aus dem Schwarzwald“ (10:55 min.)Bildergalerie Tour SW-2008-3 (80 Fotos, bitte auf Bild klicken):
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#1100907 - 30.01.15 18:54
SW-2014-1 Kl.Kinzig - Alte Kandelstr. - Geiersnest
[Re: veloträumer]
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SW-2014-1 Schwarzwald Mitte/Süd: Anspruchsvolle Entdeckerrouten zwischen Kinzigtal und Dreisam
Kleine Kinzig – Moosenmättle über Reichenbächle – Schonach – Rohrhardsberg – Alte Kandelstraße – Schindelbergstraße – Kandelpass – Freiburg – St. Ulrich – Geiersnest - Schauinsland – Kirchzarten – Jostal – Eisenbach – Villingen 4 Tage | 374 km | 6610 Hm Wie schon vorhergehend erwähnt, bildete diese Tour auch einen verzögerten Kontrapunkt mit einer alternativen Route zum Kandelpass. Als einziges geeignetes „Frühjahrswochenende“ des Jahres (eigentlich schon Sommer, den Temperaturen nach sogar Wüstensommer) blieb es auch meine einzige Vorbereitungstour zur Sommerreise. Eigentlich zu kurzfristig, startete diese doch bereits eine Woche später, war es gerade noch rechtzeitig, da sich zeigte, dass die selbstaufblasbare Schlafunterlage den Winter nicht gut überstanden hatte. (Das Innenleben der Thermarest löste sich auf, zunächst durch ein kribbelndes Geräusch zu merken, dass an zusammengedrückte Ameisen erinnerte, dann blähte sich die Matte zum Ballon auf, dankenswerterweise erst in der letzten Nacht.) Noch mehr, war die Reise auch ein Kontrapunkt zur Tour SW-2010-2 mit einer Alternative zum Moosenmättle. Der Kontrapunkte noch nicht genug, stellt auch der Anstieg über St. Ulrich nach Geiersnest eine Alternative zu SW-2009-2 dar, gleichwohl verlängert eine Alternative zum Freiburger Hausberg Schauinsland (selbige Nord-Straßenauffahrt war Teil einer hier nicht erwähnten Tour vor etlichen Jahren). Und das war noch nicht alles. Ich entdeckte die Alternative der Kleinen Kinzig – deutlich attraktiver bis zur Zusammenführung bei Schenkenzell als die Tour entlang ihrer großen Tochter. Weitere schöne Seitenwege gab es auch noch am Schlusstag der Tour. Fr 6.6. Stuttgart – Böblingen – Aidlingen – Deckenpfronn – Wildberg – Mindersbach – Ebhausen – Walddorf – Pfalzgrafenweiler – Sattelacker (736m) – Hallwangen81 km | 16,7 km/h | 4:48 h | 1145 Hm AE (Bella Italia, Pfalzgrafenweiler): Schweinrückensteak "Al Limone", Rw 17 € Ü: C Königskanzel 0 € Der Anfahrtsweg ist natürlich wieder unauffällig, jedoch sollte ich erwähnen, dass die Variante vom Nagoldtal hinauf nach Mindersbach und weiter hinüber nach Ebhausen, zurück an der Nagold, erneut mit Aufstieg nach Walddorf eine sehr hübsche Alternative zur sturen Nagoldflussroute darstellt, gleichwohl nicht steigungsarm. Man erhält eine Reihe verschiedener Panoramablicke und bewältigt einige Bergkurven durch Wiesenhügel. Da ich bis zum Erreichen des Campings in Hallwangen nicht mehr mit einer Einkehrmöglichkeit rechnen konnte, zog ich das Abendmahl in Pfalzgrafenweiler vor, erreichte dann den Camping zur Nachtzeit. Sa 7.6. Hallwangen – Freudenstadt – Fritz-Laufer-Brunnen – Schömberg (744m) – Oberes Dörfle – Stausee Kleine Kinzig – via Waldpiste/Wasserweg – Oberes Dörfle – Reinerzau/Silbersee – Schenkenzell – Schiltach – Reichenbächle – Schöngrund (662m) – Heuwiese – Moosenmättle (781m) – Fohrenbühl (787m) – Wachtbühl (792m) – Windkapf (910m) – via Waldpiste – Leutschenbach – Staude – Gremmelsbach – Triberg – Schonach – Wilhelmshöhe (974m) – Am Schlagbaum (1000m) – Rohrhardsberg (1152m) – Kostgefäll – Simonswald103 km | 12,6 km/h | 8:10 h | 2005 Hm AE (Krone-Post): Pan. Schnitzel, Kart.salat, Salat, Rw, Erdbeerku. 17,30 € Ü: C Schwarzwaldhorn 8 € (reg. 10,50 f. Radler/Wanderer) Dieser Tag ist nur für abgehärtete Bergfreunde geeignet. Da ich mangels Personalanwesenheit die Campinggebühr gespart hatte, gönnte ich mir ein radlergerechtes Frühstücksbuffet im namentlich sinnstiftenden „Café Pause“ in Freudenstadt (übrigens auch vorzügliche Schokoladen und Pralinen aus eigener Herstellung). Den ersten Schweiß wischte ich mir schon am nächsten Hochpunkt ab, dem Fritz-Laufer-Brunnen. Nach kleiner Waldabfahrt öffnet sich ein offenes Weidehochtal bei Schömberg – ein Ort, der es zu einer Schönheitsauszeichnung gebracht hat – verdientermaßen, denn hübsch ohne Kitsch. Wieder ein Schwung weiter unten, im Oberen Dörfle, kann man zum Stausee Kleine Kinzig abzweigen. Das ist eine Stichstraße, die nur zum Schluss stärker ansteigt. Der stimmungsvolle See lässt sich wohl auch per Piste umrunden, nach Norden gibt es auch weitere Wege, wobei ich die Wegequalität nicht kenne. Zur anderen Talseite der Straße befindet sich der Wasserweg, ein Lehrpfad rund um das Nass, nach dem man sich an dem Tag häufiger sehnen konnte. Dieser Weg ist Piste, sehr wohl aber gut befahrbar, durch ein paar Zwischenhebungen aber etwas anspruchsvoller als die Straße. Wieder zurück im Haupttal, wartet unterhalb Reinerzau gleich ein weiteres kleines Schmuckstück, der Silbersee. Leicht von der Straße aus zu übersehen, da nicht einsehbar, liegt er in einem kleinen Felskessel mit Wasserfall zur anderen, nicht zu Fuß erreichbaren Seite. Der See ist als Badestelle mit Grillplatz und Hütte eingerichtet und wird wohl meist nur von Einheimischen besucht. Auch der Unterlauf der Kleinen Kinzig ist recht ansprechend, nach weiten Wiesen wird es gegen Schenkenzell hin schluchtig, mit Felsen zur Seite aufragend. In Schiltach befrage ich zunächst noch einen Einheimischen zu den verschiedenen Alternativen zum Moosenmättle. Von einer dritten Möglichkeit nebst Kirnbachtal und folgend via Reichenbächle, nämlich ab Eulersbach, rät er mir ab, da schlecht bis nicht mit Reiserad fahrbar. Für nunmehr beschriebene Route fährt man zunächst ein Stück recht flach an der Schiltach entlang, wobei es zur anderen Seite der Bundesstraße einen guten Radweg gibt. Mit dem Abzweig nach Reichenbächle ist dann mit Gemütlichkeit endgültig Schluss. Der Anstieg hat sicherlich zweistellige Steigungswerte und bei Sommertemperaturen von um die 35 °C entspricht der Flüssigkeitsverlust in etwa der Wassermenge des nebenan verlaufenden und wild rauschenden Schwarzwaldbaches. Die Straße windet sich eng hinauf, mit Wald und kleinen Wiesen, mal ein paar Höfe. Noch etwas offener wird es nach oben, mit einer Schleife um einen Weiler rum hin zu Schöngrund (hier führt ein Waldweg hinunter nach Eulersbach), noch weitere Blicke beim Gasthof Heuwiese, wo eigentlich die Hochebene erreicht ist, die etwas verminderte Steigung aber noch weiterführt bis zu einem Hochpunkt im dunklen Tannenwald. Nunmehr schwingt man sich wieder hinab, die weite Hangebene öffnet sich in Richtung Lauterbach. Mit Erreichen der Straße Lauterbach – Moosenmättle darf man wieder kräftig nach oben treten, wenngleich nicht mehr so dramatisch wie vorher. Dabei bleibt man im Schatten bis Moosenmättle erreicht ist. Nunmehr geht es in einem mäßigen Auf und Ab über die Hochebene mit Windmühlen, Weilern, Schwarzwaldwiesen und immer wieder kleinen Wäldchen. So kann man bis nach St. Georgen gelangen. Doch sind auch hier noch Alternativen gegeben. Nun bin fehlerhaft zu spät hinter Windkapf abgezweigt, der scheinbar gut anmutende Weg, zunächst Asphalt, dann Piste, wandelte sich weiter hinunter immer mehr zu einem Hohlwegtrail, wo ich zeitweise das Rad hinunter schieben musste. Das eher unerfreuliche Intermezzo ward aber schnell beendet, in Leutschenbach kehrte ich auf eine schön geschwungene Straße durch Wiesen-Weide-Land im Auf und Ab zurück. Man kann natürlich schon direkt bei Leutschenbach hinunter ins Gutachtal, jedoch ist der Umweg durchaus lohnend. Ab Staude geht es dann länger bergab, teils recht steil und im engen Tal wie bei Gremmelsbach. Sodann ist man im dunklen Gutachtal dem unschönen Verkehr der Bundesstraße ausgesetzt. Für den Tunnel Richtung Triberg ist es aber möglich (Tunnel ist offiziell auch nicht erlaubt für Räder), den Berg am Fluss entlang zu umfahren. Bereits unterhalb stößt man auf die Vermarktung des traditionellen Schwarzwälder Exportschlagers, den Schnitzuhren mit und ohne Kuckuck – in allen erdenklichen Größen und mit sämtlichen Schwarzwaldklischees oder aber auch darüber hinaus. Touristengerecht direkt an der Bundesstraße liegt da das Haus der 1000 Uhren und am unteren Tunneleingang dann die größte Kuckucksuhr der Welt – neuerdings, denn die ehemals größte steht einiges weiter oberhalb in Schonach (aber nur per Museumseintritt zu sehen). Der große Kuckuck zeigt sich nicht, dafür aber treten die Trachtenfiguren aus dem Fensterchen zur Rückseite gerade hervor. Wenngleich nicht durchgehend sonnig, gierte der geforderte Radler bei der Tageshitze nun endlich nach einem Eis. Selbst dieses muss Meter für Meter erkämpft werden, denn Triberg ist nur mit Steigung zu erreichen, selbst innerorts zieht es sich weiter nach oben, übergehend nach Schonach. In Triberg gibt es einen neuen Park neben der Straße, in dem sich überlebensgroße Schnitzfrauen mit Bollenhut in einer gewissen hässlich entstellten Weise dem Betrachter entgegen stellen. Nach dem Narrenbrunnen in Schonach, von Hexen reingekehrt, wartet oberhalb des Ortes die Abendstimmung auf der Wilhelmshöhe, Kreuzungspunkt mit dem Westweg und mit einem größeren Gasthof ausstaffiert. Erneut hinunter, folge ich aber nur kurz der oberen Elz. Schon wartet ein Abzweig zum Rohrhardsberg, eine Route, die schließlich weitgehend über passable bis sehr gute Piste führt. Meist sind hier weite Weiden, nur wenige Gehöfte, eingangs weit unten noch eine Tagesgaststätte. Während die Auffahrt stimmungsvoll ist, bietet der Hochpunkt wenig – wie im Schwarzwald häufig, ist der Berg mehr ein Grat mit kaum bestimmbarem Gipfel. Die Piste wird vor allem zur Westseite hinunter schlechter und man wartet dann doch wieder auf den erlösenden Asphalt. Auch ist die Westseite einiges schattiger und enger. Die Ortsküchen in Simonswald haben schon reduzierten Betrieb für den Spätankömmling. Ausgleichend gibt es am Camping einen Kurznacht-Sonderpreis, nochmal unter dem schon günstigeren Radwanderertarif. So 8.6. Simonswald – Alte Kandelstraße – Schindelbergstraße – Alter Kandelweg – Kandelpass (1204m) – St. Peter – Stegen – Freiburg/Dietenbachsee – St. Georgen – Merzhausen – Sölden – St. Ulrich – Geiersnest (820m) – Parkplatz Gerstenhalm (850m) – Eduardshöhe (859m) – Holzschlägermatte – Schauinsland (1284m) – Notschrei (1121m) – Kirchzarten97 km | 12,4 km/h | 7:48 h | 1970 Hm AE (esszimmer): Sommersuppe (Orange/Paprika-Creme), Schwarzwaldsteak m. Pilzen u. Käse überb., Salat, Rw, Eis mit heißen Himbeeren 24,60 € Ü: C Kirchzarten 19,90 € Simonswald bietet schon im Ort jede Menge Schwarzwaldromantik mit Mühlenpark etc. Auch der Einstieg zur Alten Kandelstraße wirft gleich im Morgendunst träumerische Bilder. Beim letzten Weiler mit Mühlrädern beginnt mit der Schranke die Piste, zunächst weitgehend gut zu fahren. Allerdings ist die Steigung recht ordentlich. An der Verzweigung Alte Kandelstraße/Schindelbergstraße ist ein größerer Stufenwasserfall zu finden. Fährt man die Alte Kandelstraße weiter, würde man unterhalb des Kandelpasses auf der Südseite heraus kommen. Fährt man hingegen die Schindelbergstraße (gleichwertig gute Piste) weiter, macht man einige weite Bögen (trotzdem recht anstrengend), bevor man dann zunächst auf Waldbodenpiste umsteigen muss und schließlich über den Alten Kandelweg auf einem Wanderpfad direkt zum Kandelpass gelangen kann. Teile davon sind schließlich nicht mehr fahrbar, insbesondere sind ganz oben die Wiesen von Quellwasseradern geflutet. Das Schieben aber lohnt irgendwie doch, denn die Wiesen hier oben empfangen einen mit dem Zauber, der Mystik, die der ganze Berg zu verströmen weiß. Die Hitze des Tages war mindestens extrem. Zu Tale umso mehr, sodass ich nicht ohne Badepause die Tour fortsetzen wollte. Für freie Badeplätze muss man eher ganz nach Freiburg rein und quasi durch, um anschließend sich wieder an den Bergrand zurückzukämpfen. So wahrlich toll ist dabei die Ausschilderung für eine Fahrradstadt nicht, selbst wenn man sich schon ein bisschen auskennt. Kein besonderes Ruhmesblatt und leider irgendwie typisch für angebliche Radlerstädte. Das Tal nach St. Ulrich macht Laune, obwohl mehr Autos fuhren als erwartet – wohl gerne als Ausflugsziel genommen. Vom hübschen St. Ulrich dann geht es steiler hinauf in echten Serpentinen. Am Gerstenhalm-Parkplatz finde ich zum Glück noch einen Ortkundigen, wäre ich doch sonst wieder ganz nach Horben abgefahren und per Straße nach Schauinsland hinauf. So versicherte mir der Einheimische, dass ich über gute Piste auch quer rüber über die Wiesen mit weit weniger Höhenmetern zur Schauinslandstraße gelangen kann, die Piste dann einmündend beim Gasthaus Holzschlägermatte. Die Piste führt teils über die Hochweiden, teils durch Wald. Zur Abendstunde wirkt Schauinsland schon ausgestorben, die Kabinenbahn fährt nur recht begrenzt, ohnehin war sie aktuell ganz außer Betrieb. Wer es nobel mag, kann nach Höhenfahrt zum Notschrei dort in einem recht luxuriösen Hotel (vier Sterne) absteigen. Die Nordseite zum Notschrei kannte ich noch nicht, so war ich etwas überrascht von dem ausladenden Tal mit doch einigen Fels- und Wasserschönheiten, wenngleich die Straße trotz Kurven wie eine Autobahn wirkt. Auch die untere Talteilung ist recht hübsch, flacht schließlich ganz ab. Kirchzarten zeigt sich etwas unentschieden zwischen Kurstadtnobless vor den Toren der Zähringermetropole mit Segelflug- und Golfplatz einserseits und beschaulicher, pittoresker Kleinstadtidylle andererseits. Nicht ganz unbescheiden, wenngleich politisch durchaus etwas umstritten, vermarktet man einen fast alljährlichen Rad-Event, den Black Forest ULTRA Bike Marathon, Thema bereits des Bilderrätsels 862. Artgerecht findet der Radler auch ein spezielles Bike-Hostel vor Ort. Etwas überzeichnet scheint der Anspruch des 5-Sterne-Campings mit einem Single-Kleinzeltpreis von 20 Euro – immerhin die Höchstmarke unter den deutschen Campings, die ich bisher besucht habe. Dafür gibt es Fußbodenheizung in den Sanitäranlagen im Hochsommer – wahrlich ein fehlgeleiteter Luxus zu Lasten des Gastes, dem der Schweiß schon beim Rasieren herunter rinnt – und eine der schlechtesten Parzellen, die ich jemals auf einem Camping erhalten habe (zwischen scheußlichen Wohnmobilwänden), Nischen Fehlanzeige. Sogar einen eigenen Pool möchte man sich bei 5 Sternen sparen – gibt es doch nur eine Gratiskarte für das öffentliche Freibad. Frägt sich, wer die Sterne vergibt. Ich kann den Platz leider überhaupt nicht empfehlen, daher im Zweifel mal nahebei im Ortsteil Oberried versuchen (Camping liegt etwas abseits der Hauptstraße) oder gleich nach Freiburg (zwei Campings dort am Ostrand). Immerhin ist das vom Campingbetreiber unabhängige Restaurant wiederum ziemlich gut. Mo 9.6. Kirchzarten – Buchenbach – Thurner (1034m) – Bruckbach – Jostal – Neustadt-Hölzlebruck – Hesselkreuz (1000m) – Schwärzenbach Platzberg (1052m) – Höchstberg (1032m) – Eisenbach – Vöhrenbach – Auf der Steig (966m) – Neuhäusle – Villingen – Niedereschach – Zimmern – Rottweil || per Bahn || Stuttgart93 km | 14,1 km/h | 6:35 h | 1490 Hm AE (Rottweil): Dönerteller, PF, Salat, Bier 10,50 € Der Sommer trommelt heute nochmal kräftig, obgleich ihm im weiteren Verlauf des Jahres doch eher die Puste ausging. Bevor es im weichen Morgenlicht aus den weiten Wiesenhängen ins enge Tal geht, bunkere ich nochmal preiswerte, schmackhafte badische Erdbeeren von einer Beerenfrau. Schweiß hatte ich schon viel gelassen, so früh am Morgen schon ermattet wie ein schwerfälliger Schwarzwaldbär. Nach dem hübschen Talanstieg folgt noch eine Hochebenensteigung über das weite Wiesengrün – es scheint gemalt, unwirklich. Statt das ohnehin leuchtende Jostal zu befahren, gibt es nochmals eine schöne Alternative. Sie führt unmittelbar am Thurner über eine Kuppe mit Wäldchen hinunter und durch die Wiesenhänge, durchsetzt von einigen Höfen. Man kann das Auf und Ab noch verlängern, ich stoße bereits etwa bei Urishof auf die Jostalstraße. Viel Wasser hat der Josbach nicht, aber die Hitze fordert Bad mit Pause – bitte nicht zu kurz. Das Ufer hier ein Lupinentraum, Violett vorm Himmelsblau – ein Himmelreich fürwahr. Es ist nicht weit, der kleinste Hügel wieder ein Stöhnen unter Schweiß. Vor den Toren Neustadts hats zum Glück eine Eisbude. Die Frage ist, wie lange hält Eis bei ca. 40 °C? Ist die Zunge schnell genug? Jeder Luftzug ist ein hot stream – als würde jemand den Haartrockner ins Gesicht halten. Außer Erdbeeren und Eis kann ich des Tags nichts aufnehmen. Ich fahre weiter, trotz Halbschatten und über 850 m Meereshöhe: Hier schmilzt der Asphalt. Black Forest goes Africa. Es wird ein kleiner Kampf, die Klebemasse wieder loszuwerden, bevor die Steinchen den Reifen durchbohren könnten. Ich warne noch einen Rennradler, der mich entgeistert anklotzt, als sei ich ein Wirrkopf. Er wird es wenig später selbst erlebt haben. Das Klischee hingegen endet nicht. Mehr schöne Schwarzwaldhöfe, Wiesengrün, Mühlenräder, Urlaub auf dem Bauernhof. Die Route hier über Unterschwärzen ist reizvoller als die schattige Waldroute direkt von Neustadt nach Eisenbach wenig weiter östlich. Überall tun sich noch Alternativen auf – kleine Asphaltstraßen nach Norden – stets ein Auf und Ab. Es lohnt nochmal wiederzukommen. Nach der Schattenpause am Hesselkreuz fasse ich wieder Kraft, langsam sinken die Temperaturen. Die Nebenroute von Vöhrenbach durch Wald über Neuhäusle nach Villingen ist landschaftlich kaum lohnend – sehr eintönig. Im ersten Teil eine kräftigere Steigung, später große Teile Piste. In Villingen nochmal Eisdiele – was sonst? Radfahrer versucht man in Villingen auf Biegen und Brechen zur Neckarquelle zu lotsen. Kann sich wohl kein Radwegplaner vorstellen, dass da nicht jeder Radler hin will. Als ich endlich die richtige Straße unter dem Pneu habe, läuft das Rad rund, die Abendkühle lässt mich Vordenken: Weniger als ein Woche und dann ruft das gemäßigte Mittelmeer. Nicht mehr Wüstensommer im Schwarzwald. Schön wars trotzdem, drei Grad weniger geht bestimmt beim nächsten Mal, wenn es dann nicht gleich wieder Schwarzwaldsibirien sein wird. Aber wie gesagt: Schwarzwald ist was für Leidensfähige. Musikvorschlag zur Bildergalerie: Dizzy Krisch „Solo“ (9:54 min), Vibraphonist aus SchrambergBildergalerie Tour SW-2014-1 (100 Fotos, bitte auf Bild klicken):
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#1100912 - 30.01.15 19:15
Re: SW-2014-1 Kl.Kinzig - Alte Kandelstr. - Geiersnest
[Re: veloträumer]
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Wieso fahre ich von Thessaloniki quer durch Europa? Um Stuttgart herum könnte ich auch einiges an schönen Tourenkilometern zurücklegen . Deine Sammlung hier wird sicherlich genügend Ideen liefern, um im Schwarzwaldbereich Fahrrad zu fahren. Leider bist Du ja kein Nutzer der GPS-Technik. Die Tracks wären eine nette Ergänzung.
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Gruß, Arnulf
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#1100916 - 30.01.15 19:20
Re: SW-2014-1 Kl.Kinzig - Alte Kandelstr. - Geiersnest
[Re: Keine Ahnung]
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Ein bisschen Restarbeit soll dir ja noch verbleiben...
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#1100924 - 30.01.15 19:48
Re: SW-2014-1 Kl.Kinzig - Alte Kandelstr. - Geiersnest
[Re: veloträumer]
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Bei meinem Orientierungssinn wird das auch nötig sein .
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Gruß, Arnulf
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#1103693 - 08.02.15 14:52
Re: Neues vom Schwarzwaldboten
[Re: veloträumer]
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Da du MPS erwähnst, fällt mir meine längste Schwarzwaldfahrt ein. Es gibt diesen dokumentarischen Film über das Label. Mir ist er nicht deswegen bekannt, weil ich mich besonders für das Genre im allgemeinen oder gar die MPS-Produktionen im besonderen interessieren würde, sondern weil ich die Regisseurin kenne. Und weil ich mich gerade dort unten aufhielt, als die Erstaufführung - sinnigerweise in Villingen - anstand, war ich dazu eingeladen. Wie es meine unflexible Gewohnheit ist, wollte ich mit dem Fahrrad von Bühl aus hinfahren. Da ich keine rechte Ahnung hatte, wie sich die Strecke gestalten würde, und ich auf jeden Fall fristgemäß ankommen wollte, folgte ich sicherheitshalber der Bahnlinie. Tatsächlich ereilte mich schon vor Offenburg ein Schaden am Rad, der so war, daß es mir noch möglich war, bis zum dortigen Bahnhof weiterzufahren, aber eine längere Bergfahrt ausschloß. Ich betrachtete den Film also als Bahnfahrer , und am nächsten Tag wurde mein Fahrrad im naturgemäß sehr geräumigen Kofferraum des Kameramannes wieder zu Tal transportiert. Selten habe ich so sehr darunter gelitten, nicht auf meinem Rad sitzen zu können, wie während der Fahrt durch die Täler von Gutach und Kinzig Richtung Offenburg. Ich nahme mir aber vor, bei passender Gelegenheit mit dem Rad dort runter zu fahren. Diese ergab sich dann im folgenden Jahr, als endlich mal stabil gutes Wetter herrschte. Für mich war klar, daß ich die Schwarzwaldhochstraße bis Freudenstadt nehmen würde, da ich sie als sehr gut geeignet zum Radfahren kannte. Und weil es ein Wochentag war, hielt sich der Verkehr trotz des glänzenden Wetters in der Tat in sehr unproblematischen Grenzen. Als Auffahrt wählte ich feigerweise die kürzeste von Eisental aus, über Steinbach und Neuweier. An die Abfahrt vom Mummelsee nach Freudenstadt habe ich vor allem die Erinnerung, daß ich sie bombastisch fand. Irgendwann fragte ich mich, ob ich wohl noch auf dem richtigen Weg sei, denn meine Vorstellung von Freudenstadt war nicht, daß es deutlich unter Meeresniveau liege. Es kam dann aber doch noch. Mein Kartenstudium hatte mir aus jetzt nicht mehr nachvollziehbaren Gründen nahegelegt, die Straße über Alpirsbach zu vermeiden, weil ich dort erst richtig ins Tal käme. Stattdessen wählte ich eine Route östlich davon, wahrscheinlich über Orte wie Betzweiler, Peterzell, Sulgen. Die Strecke war jedenfalls entzückend, verkehrsarm und landschaftlich ganz anders als der nordwestliche Schwarzwald, den ich mit seinen ewigen Koniferen nicht so furchtbar attraktiv finde. Und der Anstieg nach St. Georgen war auch nicht so dramatisch, wie ich es befürchtet hatte. Und dann kam noch die Abfahrt, die der Anlaß für die Tour war. Auch sehr schön. In irgendeinem Ort mit -ach am Ende machte ich dann Schluß. 150 Km über Berg und Tal hatten von mir als Flächländer doch einen gewissen Tribut gefordert. Jedenfalls danke ich dir für deine Eindrücke auch von mir unbekannten Regionen des Schwarzwaldes. Ich hoffe jetzt doch, daß ich bald mal die Möglichkeit haben werde, auch den südlichen Schwarzwald kennenzulernen. Wolfgang
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#1103810 - 08.02.15 21:30
Re: Neues vom Schwarzwaldboten
[Re: Mooney]
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So schriebt der Schwarzwald sein Geschichten... Ich betrachtete den Film also als Bahnfahrer , und am nächsten Tag wurde mein Fahrrad im naturgemäß sehr geräumigen Kofferraum des Kameramannes wieder zu Tal transportiert. Selten habe ich so sehr darunter gelitten, nicht auf meinem Rad sitzen zu können, wie während der Fahrt durch die Täler von Gutach und Kinzig Richtung Offenburg. Das Gefühl kenne ich auch, da ich im Jahre 2010 (Ostern) einen Knieschaden erlitt - natürlich beim Radeln im widerspenstigen Schwarzwald - und sodann an Pfingsten zur Ruhe verpflichtet war. Das schöne Feiertagswetter hätte ich aber in Stuttgart nicht überstanden und bin mit der Bahn über Freudenstadt (ebenso dann Kinzigtal) nach Freiburg zu fahren, um wenigstens dort frühsommerlich an See und Zeltplatz die Zeit zu genießen. Bei den Fensterblicken mit den blühenden Blumenwiesen im Schwarzwald spürte ich auch einen großen Tränendruck, das nicht abradeln zu dürfen.
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#1180390 - 01.01.16 20:03
Re: Neues vom Schwarzwaldboten
[Re: veloträumer]
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Der Bote ist zurück…„Das Forumsjahr 2015 wird ein Schwarzwaldjahr. Bereits jetzt sind zwei Treffen anberaumt, Ende Februar das Wintertreffen Nordschwarzwald, von Natalie (natash) organisiert, und zu Himmelfahrt das große Jahrestreffen in Offenburg in der Ortenau am Schwarzwaldrand, von Roland (ro-77654) auf den Weg gebracht“, so schrieb ich eingangs meines SW-Sammelfadens hier vor ca. einem Jahr. Beide Treffen sind mittlerweile lieb gewonnene Radgeschichte wie es auch noch weitere Tagestour-Einladungen gab, das mythische Mittelgebirge im Südwesten gemeinschaftlich zu erradeln. Nicht weniger habe ich selbst wieder einige neue Strecken erkundet, neue Stimmungen zu verschiedenen Jahreszeiten eingefangen. Insgesamt rückte ich 2015 sechsmal für Kurzreisen zwischen Tannenwald und Weinbergen aus – soweit ich mal alle Höhenzüge des Breisgaus auch dem Schwarzwald zuschlage. Während die erste Jahreshälfte kaum passendes Radreisewetter arbeitnehmerfreundlich eröffnete, stand man im dritten Quartal oft verunsichert vor instabilen Wetterlagen, die immer wieder flexible Zielgebietsänderungen oder Routenkürzungen erforderten. Die Spätsaison hätte dann rein klimatisch noch viele Möglichkeiten eröffnet, aber auch nur eingeschränkt, wenn man an die landschaftliche Szenerie denkt. Da setzte ich doch andere Prioritäten. Eher eine nüchterne An- und Abreise mit Handschuhen bestimmte das Wintertreffen in radlerischer Hinsicht, dessen sparsame Eindrücke ich im entsprechenden Treffpunktfaden bereits wiedergegeben habe. Unglücklich endete die letzte Kurzreise Anfang November mit einem Abbruch nach einem Tag, weil das Rad in einen technischen Streik trat. Was ich hier in nächster Zeit noch nachreiche, steht noch nicht fest, da ich mich alsbald mehr dem neuen Radjahr widmen möchte (ggf. muss ich auf Folgejahre vertrösten). In jedem Fall stelle ich jetzt und bald folgend die beiden, unmittelbar über eine Heilige verknüpften Mai-Touren vor, darunter nochmal ein kleiner Rückblick auf das Offenburger Forumstreffen, und wohl noch eine dritte Tour, die wiederum die zweite ergänzt. SW-2015-1 Schwarzwald Nord/Mitte „Simplicissimus“ mit der „französischen“ OttilieStuttgart – Nagoldtal – Schönmünz-/Langenbachtal – Mummelsee/Hornisgrinde – Heidenbachtal/Sohlberg – Ortenau-Weinstraße/Renchtal/Offenburg – [Mont-Ste-Odile/Canal du Rhône au Rhin] – Brandeck – Mooskopf – Peterstal – Wolftal – Freudenstadt 5 Tage | 444 km | 5935 Hm Digitale Orientierung: SW-2015-1 SimplicissimusMythen und Sagen sind ein beliebter Spiegel des Schwarzwaldes, doch liegt ihm auch ein zeitkritischer Spiegel zugrunde, ein Narr, ein Schelm, ein Satiriker – gar ein Utopist. So ging der Vagant Simplicissimus (auch: Melchior Sternfels von Fuchshaim) in die Geschichte der Literatur ein, ein wegweisender Roman – gar der Anfang des Genres des Prosaromans, den Hans Jacob Christoph von Grimmelshausen verfasste. Grimmelshausen, der aus Hessen stammte und den der Dreißigjährige Krieg an verschiedene Orte verschlug, fand im Renchtal seinen Frieden, zunächst in Gaisbach, heute ein Ortsteil Oberkirchs, und später in Renchen, wobei er gleichermaßen in der unteren Gerichtsbarkeit diente wie auch als Gastwirt sich versuchte. Sein Simplicissimus erlebte dabei die mystischen Orte von Mooskopf oder Mummelsee als Waisenknabe in der Obhut eines Einsiedlers. Simplicissimus begehrte gen die Privilegierten seiner Zeit und ihrer Gier auf. Seine Gedanken sind moralische Utopien für eine gerechtere Welt, indem er die Abscheu gegen Krieg artikuliert und die Heuchelei der Mächtigen entlarvt und sich an die Seite der armen Bauern stellt. Er ist jedoch alles andere als ein Robin Hood, der das Gütliche brachte, als vielmehr der kritische Zeitgeist, der kaum eine Gruppe von seinem spitzzüngigen Spiegel ausnahm. So bekommt auch der teutsche Michel sein Fett ab. Nicht aber ließ er es aussichtslos erscheinen, dass der verrohte Mensch zum Licht zurückfinden könnte. Da sind wir wieder bei der Utopie, deren moralische Gültigkeit auch heute noch nichts verloren hat. So hörte und lernte der noch junge Knabe in der Einsiedelei das Lied der Nachtigall, in welchem es heißt: „Ob schon ist hin der Sonnenschein, Und wir im Finstern müssen sein, So können wir doch singen Von Gottes Güt und seiner Macht, Weil uns kann hindern keine Nacht, Sein Lob zu vollenbringen.“Die Tour – so klar – wandelt auf den Spuren von Grimmelshausen und seinem Simplicissimus, mit dem Mummelsee als einer der wichtigen Handlungsorte des Romans, mit dem Mooskopf und Grimmelshausen-Denkmal (unterhalb des Mooskopfes, am Wander- und Fahrweg), einem wichtigen Inspirationsort, mit Oberkirch als seinem langjährigen Wohnort mit seiner Familie (10 Kinder, dortiges Museum nicht besucht) und Renchen, seinem Wohnort der letzten Lebensjahre, wo sich Denkmal, Grabstein, das Simplicissimus-Haus (Museum auch nicht besucht) sowie drei Brunnen zu seinen Ehren befinden. (Zwar hatte ich die Orte schon vormals besucht, jedoch nie in einer Tour so verbunden.) Es versteht von selbst, dass auf einer solchen Tour einem auch der eine oder andere Moosgeist erscheint, ohne dass sich hier dafür ausreichend Erklärungen formulieren lassen. Andere Erscheinungen der dritten Art werden der elsässischen Odile (auch Ottilie) zugeschrieben, deren Verehrung auf dem Pilgerberg Mont-Ste-Odile besonders gehuldigt wird. Dortiges Wasser verspricht besondere Heilkräfte, derer sich eine Gruppe des Forumstreffens versichern wollte. Ob der ausreichenden Segnungen der Vortage schien jedoch die Wirkung des Odilien-Wassers begrenzt. Die Wundererscheinung war vielmehr, dass es in der Höhe möglich war, Spiegeleier auf einem gewöhnlichen Fahrradsattel zu braten: Mi 13.5. Stuttgart – Böblingen – Aidlingen – Deckenpfronn (569m) – Wildberg – Schönbronn – Wart (593m) – Altensteig – Nagoldtalsperre (Erzgrube)AE (GH Seeheiner): Bier, Schweinebraten, Knödel, Rotkohl, Schwarzwaldbecher, Cafe 23,40 € Ü: C Nagoldtalsperre 0 € 76 km | 17,8 km/h | 4:14 h | 925 Hm Do 14.5. Erzgrube – Göttelfingen – Urnagold (820m) – Schönegründ – Schönmünzach – Seibelseckle (956m) – Mummelsee – Hornisgrinde (1164m) – Brandmatt – Schönbüch (625m) – Busterbach – Ottenhöfen – Sohlberg (665m) – Lautenbach – Oberkirch – Brandstetter Kapelle (322m) – Durbach – Ortenberg – Offenburg (Gifizsee)AE: SV/Grillabend Ü: C Gifizsee 14,50 € 99 km | 12,9 km/h | 7:40 h | 1915 Hm Nach den Wintereindrücken stellt sich die Nagoldtalsperre in ganz anderem Bild dar. Überschäumendes Grün und Türkissilber umbricht die Ufer, der Seespiegel oben und kein Hauch rote Erde mehr zu sehen. An der Nagoldtalsperre gibt es einen Wohnmobilparkplatz mit WC, wo auch eine offizielle, aber ganz kleine Zeltwiese sich befindet. Die Nutzung ist kostenlos. Die ohnehin auf den Nachmittag begrenzte Fahrt ließ sich nicht mehr verlängern, derweil ein Gewitter nicht nur drohte, sondern sich auch kräftig niederließ. Die Zeit konnte ich dann aber fürs Abendmahl nutzen. Es gibt von der Nagoldtalsperre bzw. unterhalb oder oberhalb davon verschiedene Möglichkeiten, den Bergkamm mit der Nagoldquelle zu erklimmen. Eine sicherlich nicht einfache, weil unrhythmisch teils auch sehr steil ansteigende Variante führt über Göttelfingen, eine zumindest in den oberen Regionen hübsche Variante mit Pferdekoppeln und Blumenwiesen. Die kurze wellige Hochebenenfahrt bleibt ähnlich wie auf der Winterreise in Wolken, Niesel und Nebel nur halb sichtbar. Mehrfache Kleiderwechsel erschweren immer wieder die Weiterfahrt an diesem Tag; zumindest in der zweiten Tageshälfte bleibt es trocken. Schon fast unwirklich taucht ein Erdbeerstand in Besenfeld wie eine Fata Morgana auf – kaum zu glauben, dass solch kühles Waschküchenwetter gleichzeitig Erdbeerzeit sein soll. Auch wenn es nur kleine Lichtaufheiterungen sind, offenbaren sie doch das Schönmünztal in prächtigen goldgrünen Moosfarben, die Flusssteine ebenso überziehen wie die sich alt beugenden Äste der Flusswachbäume. Mancher Orten sind dreifache Wegeoptionen – Straße, Radweg und fahrbarer Wanderweg. Die Straße reicht aber – Verkehr ist wegen der Sackgassenregelung hier kaum welcher. Der Schönmünz lässt sich wohl noch weiter folgen, die zur Schwarzwaldhochstraße durchführende Straße folgt aber weiter oben dem Langenbach. Noch an der Schönmünz findet sich ein abgelegener Waldcamping, einige Gasthöfe verteilen sich – alle mit unsicheren Öffnungszeiten. Soweit Autos unterwegs, suchen die meisten Hinterlangenbach, ein etwas größerer Weiler, u. a. mit dem Forsthaus Auerhahn, ein etwas feineres Café und Speiseraum. Dort muss man vorbei, von anderen Wegealternativen wurde mir von Einheimischen eher abgeraten. Die offizielle Straße endet kurz nach dem Auerhahn mit einem Wanderparkplatz. Dort geht es aber asphaltiert weiter, die Schranke ist auch nicht immer geschlossen – Radler dürfen so oder so durch. Während man nach Hinterlangenbach in mehreren Schüben, auch mit Flachteilen aufwärts fährt, steigt man nunmehr konstant kräftig auf. Unweit der Schranke überschreitet man auch die Grenze des noch jungen Nationalparks Nordschwarzwald. Es gibt einige Ausblicksmomente, mehrheitlich Wald. Letztlich ist der untere Teil der Route der landschaftlich attraktivere. Ob Nationalpark oder nicht, das Brummen der Schwarzwaldhochstraße kündigt nicht nur das Ende des Leidens der Steigung an, sondern auch den motorisierten Ausflugstourismus um das Schwarzwaldklischee, dass sich am Mummelsee in allen kommerziellen Ausschmückungen entfaltet. Nicht mal die miese Witterung kann die Kirschwasser-, Schinken- und Bauernbrotkioske von solchem Andrang schützen, sodass ich auf eine evtl. Brotaufstockung meines Proviants verzichte. Um den Mummelsee trauen sich dann doch nur wenige Autofahrer und Bustouristen – zu giftig pfeift der Schelmenwind des Simplicissimus über den Seespiegel. Erstaunlich schluckt er alle Geräusche… … So sind es die Geister vom See!
Sie schweben herunter ins Mummelseetal – sie haben den See schon betreten – sie rühren und netzen den Fuß nicht einmal – sie schwirren in leisen Gebeten – O schau, am Sarge die glänzende Frau!
Jetzt öffnet der See das grünspiegelnde Tor; gib acht, nun tauchen sie nieder! Es schwankt eine lebende Treppe hervor, und – drunten schon summen die Lieder. Hörst du? Sie singen ihn unten zur Ruh'.(aus „Die Geister am Mummelsee“ von Eduard Mörike) Auf Asphalt lässt sich hier der Hauptturm der Hornisgrinde erradeln, oben verzweigen sich Stein- und Bohlenwege. Das Hochmoor ist in diesen Zeiten ziemlich fahl, nur das Wollgras vermag ein wenig die Flächen zum Leuchten zu bringen. Archaische Krüppelkiefern krümmen sich über dem nährarmen Boden, und halten den horizontalen, grimmeligen Windflüchen stand. Die geschobene Passage zum SWR-Turm war dann eher eine nicht empfehlenswerte „Abkürzung“ – man kehre besser auf selben Wege zurück. Auf der Straße zwischen Untersmatt und Sasbachwalden verzweigen sich einige interessante Strecken, die man schnell im Abfahrtsrausch übersehen kann. Eine nicht einfache, aber liebliche von Schwarzwaldwiesen bekleidete Bergroute zweigt in der Kehre Straubenhofmühle ab. Diese führt nach Seebach bzw. Ottenhöfen – gleichermaßen Orte mit weiteren Auffahrtsmöglichkeiten zur Schwarzwaldhochstraße (Ruhestein). Von Ottenhöfen erreicht man Ruhestein über die Allerheiligen-Straße. Diese angefahren, eröffnet eine weitere ruhige, aber auch steile Abzweigung an der Benzmühle zum Sohlberg hoch. Ist die Auffahrt durch Wald kaum aussichtsreich, berauscht die Südwestseite nach Lautenbach umso mehr mit halboffenem Wiesengelände, leicht südländisch angehaucht. Ebenfalls denkbar wäre ab Sohlberg eine Höhenvariante nach Allerheiligen. Von Lauterbach blieb mir für eine verträgliche Uhrzeit zu den Lagerfeuern am Gifizsee mit trink- und spruchfreudigen Forumsianern nur noch die kleine Halbhöhenroute am Rande der Ortenauer Berge, wobei die Brandstetter Kapelle ein lieblicher Weinbergpass ist – nur fehlte ein wenig das Sonnenlicht, die Rebenblätter zum Leuchten zu bringen. Am Gifizsee war alles, wie es etwa zu erwarten war. Als ärgerlich entpuppte sich die Schlüsselhaft, sodass man nicht unorganisiert das Gelände verlassen konnte. Man steht hinter Gittern und kommt nicht mal zum anliegenden Restaurant. Ich überlebte trotzdem mit ein paar Schmarotzerwürstchen, die mir als Abgesandter des Simplicissimus wohlwollend zugesteckt wurden. Fr 15.5. Offenburg – Durbach – Brandstetter Kapelle (322m) – Oberkirch – Lautenbach – Oberkirch – Renchen – Appenweier – OffenburgAE: SV/Grillabend Ü: C Gifizsee 14,50 € 61 km | 17,0 km/h | 3:34 h | 470 Hm In den anspruchsvollen Routen hatten sich einige Forumsianer geradezu überboten. Die bösen Geister des Schwarzwaldes lachten Tränen so dicke, dass die Berge in Wolken verschwanden – selbst vom Mooskopf keine Spur. So wurden die Bergtouren zu Hornisgrinde etc. im wortwörtlichen Sinne ertränkt. Glücklich musste ich mich so schätzen, tags zuvor noch die milde Variante der Schwarzwaldhexen erlebt zu haben. Ertränken war dann wohl auch das Stichwort für den Besuch des Oberkircher Winzergeschäftes, in dem sich ein bekannter Forumist als lebende Weinflasche einkleidete. Nicht nur dort sorgte die Shopping-Tour für Genüsse unter dem Dach, blieb der Freiluftgenuss am ganzen Tag sehr bescheiden. Der Guide Robert weihte uns noch ein bisschen in die Firmen- und Familiengeschichte Burda ein. Die Geschichten abends am Feuer hingegen vertrieben mit den lokal erstandenen Promillegetränken alle bösen Schwarzwaldgeister. Sa 16.5. Offenburg – Fegersheim – Boersch – St-Nabor – Mont-Ste-Odile (764m) – Barr – Westhouse – Canal du Rhône au Rhin – Eschau – OffenburgAE: SV/Grillabend Ü: C Gifizsee 14,50 € 129 km | 19,4 km/h | 6:39 h | 845 Hm Die milderen Geister und Erlösertropfen vermutete ein Teil der Forumsianer eher im westlichen Nachbarland. Der Trupp stach so folglich durch die Rheinebene, um einen heiligen Berg in den Vogesen zu erklimmen. Mein Gaul muckte ein wenig rebellisch, als wolle er sich dem Heiligenschein verweigern. Ein Ohrenzwicker hatte sich gleich dazu noch im Schuh platziert, den ich erst am Fuße des Berges abschütteln konnte. Auch Mont-Ste-Odile hatte ich schon innerhalb meiner Vogesentouren einmal erkundet – allerdings zu einer anderen Auffahrt. Große Unterschiede bestehen nicht, da zu allen Seiten viel Wald, vor allem Buchen. Die Nordanfahrt ist wohl noch etwas uriger, feuchter. Die Wirkungen der Heiligen Odile waren offensichtlich sehr unterschiedlich, wie oben schon angedeutet, konnte man Spiegeleier braten, während eine Forumsianerin über plötzliche Eisstarre in den Fingern klagte. Man sollte den Heiligen nicht trauen. Die Fahrt am Rhein-Rhone-Kanal sorgte für stimmungsvolle Bilder fast zum Abschluss. Eine weitere Forumsianerin fand das zu langweilig und sorgte mit einer Panne für eine gekonnte Handwerkereinlage, working peolpe aus dem Rheinland. Auch dieser Tag verglühte in glimmenden Geschichten an gut geblasenem Feuer. So 17.5. Offenburg – Durbach – Brandeck-Lindle (495m) – via Pionierweg – Heizenäckerle (519m) – Matzebene (558m) – Späneplatz (635m) – Geißschleifsattel (830m, Mooskopf/Grimmelshausen-Denkmal) – Ramsbacher Holzplatz (775m) – Schäfersfeldpass (752m) – Peterstal – Freiersbergsattel (740m) – Schapbach – Bad Rippoldsau – Oberer Zwieselberg (845m) – Laufenbrunnen (808m) – Freudenstadt 21:19 h || 22:44 Stuttgart (Schwabstraße)AE (Olivero, FDS): Pasta del Monte, Rw, Cafe 14,80 € 79 km | 11,9 km/h | 6:39 h | 1780 Hm Zwar blieb eine kühle Grundtemperatur, wie der Abend zeigte, doch erwärmte die Sonne erstmals der Tage in sommerliche Hitzegrade. Auch wenn sich der Ortenauer Schwarzwald zunächst mal undurchdringlich scheint, sind der Wege viele. Eigentlich schon für die Anreise gedacht, besteht ein Übergang von Durbach über Brandeck-Linde unterhalb des Brandeckkopfes nach Ohlsbach. Während der Parkplatz bei der Linde mit Auto auf Asphalt von Ohlsbach anfahrbar ist, besteht vom Durbachtal zur Linde weitgehend nur eine Piste, die aber stabil ist. Es sei zudem erwähnt, dass hier gefahrene Route über Brandeck-Linde zum Späneplatz gleichermaßen über Durbachtal mit zwei Gasthäusern (Hohenberg, Hohenrain) zu erreichen ist, wohl bis Parkplatz Tiefenspring asphaltiert – also insgesamt weniger Piste als auf dieser Variante. Hat man Brandeck-Linde erreicht, folgen weitere Steigungen, auch wenn es eine Halbhöhenroute ist. Zeitweilig gibt es auch kleinere Höhenmeterverluste, eine kurze Strecke war auch etwas matschig. Den Geißschleifsattel mit dem Grimmelshausen-Denkmal kann man auch direkter erreichen, muss aber dann mit schlechter Wegstrecke vorlieb nehmen. Bin ich seinerzeit (SW-2010-2) weiter über Kalikutt ins Renchtal gefahren, führt die Route diesmal über eine Höhenroute zum Schäfersfeldpass des Nordrachtales. Es gibt auch hier nochmal Verzweigungen – so erwischte ich wohl nicht die Route mit dem Kriegerdenkmal. Teile der Route sind zuweilen recht schottrig und mühsam zu fahren, wie auch ein Höhenmeterverlust im letzten Abschnitt durch erneuten Anstieg wieder aufgefangen werden muss. Einige Lichtungen unterbrechen die Waldansichten, teils gibt es ausgesprochenen Mooswald. Im späteren Verlauf stößt man auf eine Abflugrampe für Gleitschirmflieger mit überdimensionierten Aussichtsbänken und Blick auf das Renchtal. In Bad Peterstal lädt der blaue Tempel zur Wasserkostprobe ein. Nicht genug, genehmige ich mir noch Gutes im Café Räpple mit eigenen Kaffeekreationen. Auch eine Schwarzwald-Hochzeit geht mit auf die Reise. Sie ist aber nicht sehr treu und haltbar… Der Freiersbergsattel schließt als einer der wildesten, engsten Passstraßen im Schwarzwald an. Zu beiden Seiten verlangt er aber ordentlich Körner. Zur Passhöhe gibt es eine Kreuzung mit dem Westweg und experimentelle Wege sind auch zum Glaswaldsee denkbar, die ich aber aufgrund der fortgeschrittenen Zeit nicht mehr angehen möchte. Nach dem wilden Südlabyrinth schließe ich also mit dem recht gemäßigten, aber sich lang ziehenden Anstieg durchs obere Wolftal mit Abzweig nach Freudenstadt bei Klösterle, insbesondere dort dann eine ziemlich eintönige Tannenwaldfahrtüber Zwieselberg. Abschluss bei einem empfehlenswerten Italiener in Bahnhofsnähe (Brücke über andere Seite). Einst der Simplicius alias Simplicissimus Steine in den Mummelsee warf und ihm Seegeister erschienen, die ihn ins Innere der Erde und gar zum König der Gewässer führten. Auf seine Untat des Steinewerfens auf des Königs Unterwelt um gefürchtete Strafe angesprochen erwiderte Simplicius: „Ich kann mit keiner größern Straf belegt werden, als dass ich sterbe, sintemal ich aber seithero so viel Wunder erfahren und gesehen, die unter so viel Millionen Menschen keiner das Glück nit hat, würde mir mein Sterben ein geringes, und mein Tod vor gar keine Straf zu rechnen sein.“Welch eine Radreiseweisheit! Musik: SaltaCello „The Bear, The Mouse And A Foxtrott” (3:54 min, evtl. Werbung vorgeschaltet) mit Peter Schindler, piano, aus Altensteig, und Peter Lehel, sax, aus Karlsruhe.Bildergalerie Tour SW-2015-1 (85 Fotos, bitte auf Bild klicken, auf Diashow klicken, automatischen Bildlauf ggf. stoppen und mit Pfeiltasten manuell fortbewegen, ggf. für mehr Bildschirm F11 verwenden):
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#1180910 - 03.01.16 22:25
Re: Neues vom Schwarzwaldboten
[Re: veloträumer]
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SW-2015-2 Schwarzwald Nord/Mitte/Süd „Glaswaldsee – Glottertal – Rosskopfrunde“ mit der „deutschen“ OttilieStuttgart – Neubulach/Martinsmoos – Altensteig/Wörnersberg – Grüntal/Freudenstadt – Wolftal/Burgbachwasserfall – Glaswaldsee – Holdersbach-/Übelbachtal – Geißberg/Streitberg – Nimburg – Glottertal – Ibental – Freiburg – Roßkopfrunde – unbekannte Freiämter Berge & Täler – Haslach 4 Tage | 346 km | 5855 Hm Digitale Orientierung: SW-2015-2 Glaswaldsee – Glottertal – RosskopfWie gegen Ende des letzten SW-Berichts zu lesen, lag mir an einem Exkurs zum Glaswaldsee – eigentlich ein Wander- oder MTB-Ziel. Einige Besonderheiten ließen sich weiter einbauen wie der Burgbachwasserfall – ein pittoreske Gefällerscheinung, quasi auf dem Wege zum Glaswaldsee gelegen. Das bekannte Glottertal entging mir bisher in den wesentlichen Teilen – es entpuppt sich als eine besonders augenfällige wie hübsche Mischung aus Weinregion und Schwarzwaldkultur. Eine urige Nebenverbindung findet sich von St. Peter durchs Ibental. Nach einem überraschenden Wiedersehen mit einem Forumsianer – selbst vom Offenburger Meeting noch on tour – ging es auf der Roßkopftour erneut zur Ottilie – diesmal am Ebneter Berg verehrt, gleichwohl Herrin über heilendes Wasser. Schwierig dann die Route in neuerlichen Wetterturbulenzen abzuschließen, sei aber noch auf interessante Wegevarianten verwiesen, wo es auch mal trockener sein könnte und dann schön ist. Fr 22.5. Stuttgart – Böblingen – Aidlingen – via Aischbachtal – Holzbronn – Bad Teinach Bhf. – Neubulach – Martinsmoos (632m) – Berneck – Altensteig – Wörnersberg – Pfalzgrafenweiler – Sattelacker (736m) – HallwangenAE (Bella Italia, Pfalzgrafenweiler): Antipasti (Käse, Wurst), Tagliatelle Sardellen/ Tomate, Rw 15,50 € Ü C Königskanzel 0 € 92 km | 16,3 km/h | 5:38 h | 1390 Hm Zwar gelangte ich natürlich wieder ins Nagoldtal, doch ging es hier gleich ab und auf über die alte Bergminenstadt Bulach. Das heute durchaus sehenswerte Neubulach blieb diesmal recht rüde von mir unbeachtet. Auch hier die Anstiege durchaus anspruchsvoll, führt eine Variante zurück in Nagoldtal mit Altensteig an Berneck vorbei. Etwas abseits der Hauptrouten, präsentiert sich markant der Burgberg über einem idyllischen Dorfteich. Gleich wieder steigt dann kräftig die Wörnersbergroute an. Die Straße führt zum Ort, der auf einer offenen Höhe liegt, Radeln kann man aber auch direkt am Zinsbach entlang, was ein paar Höhenmeter einsparen würde, aber nicht nach Wörnersberg führt. Beide Routen laufen in der oberen Zinsbachmulde zusammen, aus der man erneut aufsteigt auf eine parallele Hochebene, die von Pfalzgrafenweiler. Da ich sonst auf geschlossene Wirtshäuser stoßen würde, besuche ich schon mir bekannten Italiener erneut, um die Reststrecke zum Camping oberhalb Hallwangen mit einer Nachtfahrt zu erreichen. Sa 23.5. Hallwangen – Grüntal – Freudenstadt – Laufenbrunnen (808m) – Oberer Zwieselberg (845m) – Bad Rippoldsau – Burgbachwasserfall – Seebachstraße – Glaswaldsee (839m) – Seebensattel (785m) – via Seltigweg – Schapbach – Holdersbach – Kohlplatz (725m) – St. Romaner Höhe (725m) – Übelbach – Wolfach – Hausach – SteinachFR (Cafe Pause, Freudenstadt): Frühstücksbuffet 13,90 € AE (C-Rest.): Schweinerückensteak, Spargel, Rösti, Rw, Cafe 23,80 € Ü: C Kinzigtal 12,50 € 88 km | 12,6 km/h | 6:59 h | 1480 Hm Auch die unmittelbare Umgebung Freudenstadt bietet noch neue Aspekte. In Hallwangen nach unten abgetaucht, windet sich über Grüntal eine überraschend andere Routen mit Alleen und Wiesen in Richtung Freudenstadt. Was beim Camping gespart, darf nunmehr – nicht zum ersten Mal – Café Pause einstreichen. So gut gefrühstückt geht es zunächst umgekehrt zum Finale der Vortour SW-2015-1 hinunter ins Wolftal. Im Ortsteil Burgbach zweigt die bald steile Burgbachstraße zu ein paar Höfen ab. Kommt man mit den Wadenmuskeln kaum noch gegen die Steigung an, ist man eher schon zu weit gefahren. Zuvor geht ein Fußpfad ab, wo man das Rad irgendwie abstellen muss. Zwar stößt man später auf einen breiten Forstweg, der radelbar ist, dessen Verzweigung zum Wolftal allerdings unklar bleibt und wenn, einen weiten Umweg beschreiben müsste. So oder so müssen die letzten Meter ohnehin auf einem Steig zum Wasserfall erklommen werden, der sich wie aus dem Himmel gefallen über mehrere größere Fallstufen ergießt. Unter den Schwarzwälder Wasserfällen einer der mächtigsten und imposantesten, nicht aber ohne Zier und mystisch stimmungsvoll in Farnwald eingebunden. Nur wenig später zweigt die Seebachstraße zum Glaswaldsee ab. Die Straße endet noch deutlich vor dem See, ist zunächst ein anspruchsvoll ansteigender Versorgungsweg für mehrere Höfe mit schönen Schwarzwaldwiesen. Vom Parkplatz darf der Radler weiter über zunächst passable Piste. Der Seeweg zweigt dann von der Piste ab – eigentlich nicht mehr radelbar und wohl auch nicht gewünscht. Das Rad muss so überwiegend geschoben werden, bis man eine Kante im Wald erreicht, wo sich der Karsee auftut. Nur unmittelbar vom Ufer sind die Blicke frei – von Wandergruppen meist gut besucht. Sicherlich ein archaisches Kleinod, aber seine Schönheit ist doch recht beschränkt ob der Tannenwaldhänge, die ihn eng umschließen und dem Seespiegel kaum mehr dunkel bis braun moderig schimmern lassen. Er erinnert auch an manchen kleineren Vogesensee, die sich gleichwohl gerne unscheinbar geben. Weiters sind zunächst eher leichtere Pistenwege bis zum Seebensattel zu bewältigen. Danach werden manche Zweige unübersichtlich, auch nicht immer schön zu fahren. Schließlich verwirren Schlammrinnen, Holzstapel und Forststraßen, sodass ich in zwei Sackgassen gerate, bevor ich die langatmige Talfahrt finde. Es wäre ggf. leichter, über Freiersberg bergauf den Austritt zu finden. Da und dort wäre eine bessere Beschilderung sinnvoll. Landschaftlich bieten diese Waldpisten allerdings keine Bereicherung – egal wo man langfährt. Ich halte es daher durchaus für sinnvoll, den Glaswaldsee nur als Stichroute zu fahren und den selben Weg zurück zu wählen. Wer einige sausteile Passagen nicht scheut, findet aus dem Wolfal raus eine erhebliche Abkürzung nach St. Roman über Holdersbach. Die Straße wird irgendwann Piste, auch dort noch steile Stücke, weniger aber als auf Asphalt zuvor. Mit der St. Romaner Höhe gewinnt man wieder mehr Teilaussichten auf halboffene Wiesen, zu denen sich im Übelbachtal mehr hübsche Gehöfte gesellen (Fast-Rundkurs Übelbachtal – Kinzigtal s. a. SW-2010-2). Einst bildete Wolfach ein Zentrum der Floßwirtschaft mit einer eigenen Schifferschaft, wobei die Flößer für die Schiffer arbeiteten, die selbst als Handelsherren die Holzwirtschaft leiteten. Das Holz aus dem Schwarzwald gelangte so in die Städte am Rhein bis nach Rotterdam. Es war eine der wenigen Einkommenserwerbe, die der agrarisch benachteiligte Schwarzwald und ohne größere Städte bot. Die mit Weidenzweigen verbundenen Flöße erreichten gar eine Länge von bis zu 600 Metern. Nicht nur, aber besonders durch die Eisenbahn ebbte die Bedeutung der Flößer bereits Mitte des 19. Jahrhunderts ab und endet kurz vor der Bismärckischen Jahrhundertwende. Nur wenige solcher Floßlängen sind es dann noch zu fahren in bereits gut bekannten Abschnitten des Kinzigtals bis nach Steinach, wo sich der Camping direkt am Bachlauf bereits in der Anfahrt des nächsten Seitentales befindet. So 24.5. Steinach – Vorderer Geißberg (610m) – Schweighausen – Streitberg (469) – Pflingsteck (510m) – Mußbach – Teningen – Nimburg – via Feuerbachweg – Denzlingen – Glottertal – St. Peter (716m) – Ibental – Kirchzarten – Freiburg-LittenweilerAE (Waldcafe): 2 Flammkuchen (Speck/Zwiebel, mediterran), Rw ca. 18 € Ü: C Möslepark 12,50 € 90 km | 14,0 km/h | 6:27 h | 1265 Hm Wie noch später zu zeigen ist, bestehen vielfältige Alternativen, Breisgau und Freiburger Becken zu erreichen. Zunächst darf man sich herrlicher Hügelwiesen erfreuen, der Milchtransport funktioniert hier noch bodenständig, indem die Bauern ihre Milch mit Handkarren an die Hauptstraße schieben, wo der Milchlaster zur vereinbarten Zeit erscheint und die Milch des jeweiligen Hofes so aufnimmt. Die Idylle ist aber nicht ganz ungefährlich. So muss man damit rechnen, dass hier der Bachdatscher sein Unwesen treibt. Von ihm ist überliefert, dass er den nächtlichen Spätheimkehrer zunächst am Bachlauf länger des Weges folgt, ihm dann aber auf die Brust springt und bis zum Morgengeläut der Betglocke festhält. Da hatte ich Glück, dass ich nicht beim des Mattenbauern Kreuz zu später Stunde vorbei lief, derweil dort der Bachdatscher seine Untat ausführen soll. In Welschensteinach, der Heimat der Bachdatscher Zunft, findet sich eine erste Verzweigung, deren Alternative ins Schuttertal führen würde. Dort soll aber das Eckgutsweible herumgeistern, ein altes runzeliges Weiblein, dass sich frevelhaft Grund und Boden aneignete. Ich entschied mich daher der steileren, aber sicheren Variante. Strebt man weiter auf am Mühlsbach, fällt bald die Entscheidung landschaftlich schwer an einer weiteren Verzweigung – für die Geißbergstraße nach Schweighausen (wiederum Schuttertal, aber mit weiterer Bergquerung auch in den Oberrheingraben und Kaiserstuhlregion; hier gefahren) oder über Höhenhäuser nach Biederbach (und weiter ins Elztal; stelle ich in einer nächsten Tour vor). Beide Routen lassen sich oben über eine Höhenstraße um den Geißberg verbinden bzw. in der Richtung noch ändern. Beide Strecken sind reizvoll, die Geißbergstraße dabei sicherlich etwas verkehrsreicher und daher in den Stunden vermehrten Ausflugsverkehrs eher zu meiden (Motorräder). Bevor man die Ebene bei Teningen erreicht, liegen aber noch ein paar Hügel dazwischen. Von Schweighausen geht es zum Streitberg durch Buchenwald hinauf, in der Steigung aber geringer als die Geißbergroute. Man braucht dann eine etwas wellige Höhenroute, bevor man via Landeck (Burgruine) nach Teningen abtaucht, um schließlich den Nimburger Baggersee in der Ebene zu erreichen. Die Burg Landeck wurde wohl im 13. Jahrhundert von Walther I. von Geroldseck als Vogt des Klosters Schuttern erbaut, bereits aber 1525 von Bauern in Brand gesetzt und nicht wieder aufgebaut . Von Nimburg gelangt man recht idyllisch entlang des Feuerbachs fast bis Denzlingen durch den Auenwald Teninger Allmend. Das Glottertal ist dann unten sehr belebt mit Weinstuben, Gasthöfen und mehr, durch die Weinberge aber idyllisch gehalten, gleichwohl die meisten Häuser schon im Schwarzwaldstil. Im Oberglottertal nimmt dann die Steigung entsprechend stark zu, immerhin ist die Strecke auch die Kandelanfahrt von Süden und St. Peter liegt auf über 700 m, wobei der Hügel zuvor noch etwas höher zwei Täler trennt. Zwar ist es ein leichtes, von St. Peter nach Stegen über das Eschbachtal hinunterzuradeln, jedoch lohnt ein weniger bekannter Umweg übers Ibental. Dazu muss man in St. Peter nochmal etwas höher steigen, bevor man über eine enge, fast schluchtige Straße launig in die Dreisamaue vorstoßen kann. Ein Einheimischer meinte sogar, ich solle lieber die Eschenbachstraße nehmen, weil das Ibental zu gefährlich sei. Nun, es gab weit schlimmere Straßen in meiner Radhistorie – der Schwarzwälder ist im internationalen Vergleich doch etwas verwöhnt. Nicht auszuschließen, dass der Schwarzwälder auch glaubt, je mehr Geschwindigkeit eine Straße zulässt, desto sicherer der Weg – ein beliebte Chimäre der Postmoderne. Schließlich konnte ich ja auch dem Bachdatscher und dem Eckgutsweible aus dem Wege gehen. Um den Erfahrungshorizont zu mehren, suchte ich in Freiburg den Camping Möslepark, sind mir doch weitere Campings in der Umgebung bereits bekannt wie Hirzberg-Camping quasi zur anderen Talseite, der überteuerte Kirchzarten-Camping oder Sonnland im Westen, ohnehin zu weit samt einer kompletten Stadtdurchquerung. Nicht zuletzt wollte ich mal einen Blick auf das Hostel mit Wellnessanlage werfen, soweit ich mal alternativ ohne Zelt dort übernachten wollte. Zu meiner Überraschung traf ich auf den Forumskollegen Jürgen, der es von Offenburg in einer Woche nicht gerade weit geschafft hatte. Er ist ein Meister des slow cycling – ganz nach dem Vorbild der genussreichen Slow-food-Bewegung aus dem piemontesischen Bra. Somit ein amüsant geselliger Ausklang mit einer Flammkuchenparade. Mo 25.5. Freiburg-Littenweiler – Ebnet – St. Ottilien (480m) – Sieben Linden – Grottenweiher – Obere Roßkopfstufe (624m) – Wildtal – Leheneck (323m) – Heuweiler – Waldkirch-Kollnau – Harnischwald – Lindenbühl (462m) – Obersexau – Gscheid (450m) – Untertal – Siegelau – Wolfsgrube (660m) – Oberspitzenbach – Am Bäreneckl (626m) – Selbig-Eckle (648m) – Biederbach-Dorf – Bauset-Höhe (570m) – Uhlsbach – Finsterbach – Biereck (585m) – Haslach 20:25 h || 22:50 h Stuttgart 76 km | 10,8 km/h | 7:01 h | 1720 Hm Von Ebnet führt eine Waldstraße nach St. Ottilien mit einem beliebten Ausflugslokal. Steiler kann man auch einen Waldweg bemühen – er führt dann leidensgerecht an Büßer-Bildstöcken vorbei. So erreiche ich per Straßenumweg den Gasthof mit Kapelle nur geringfügig vor der Familie, die ich unten am Parkplatz bei der Verzweigung noch befragte. Nicht nur dürfen beide Wegepassanten im selben Haus einkehren, auch darf man den Finger ins heilende Wasser der Ottilie halten, wenn man in den Kerker der Kapelle hinunter geht. Die Kapelle wurde bereits 679 errichtet und1508 vom Bischof von Konstanz geweiht. Trotz aller Bedeutungen hier blieben die Wirkungen unbestimmt – eher hatte ich das Gefühl, als seien dadurch himmlische Schleusen für die zweite Tageshälfte aktiviert worden. Sonstige Wunder blieben schließlich aus. Für die Roßkopfrunde ohne Heilige Ottilie kann man noch vor dem Gasthof von der Straße eine Piste abzweigen – sie erlaubt einen kürzeren Übergang nach Norden. Von der Heiligen Ottilie hingegen führt ein Panoramaweg eher flach bis abfallend oberhalb des Dreisamtrichters von Freiburg. Das Panorama öffnet sich aber nur an wenigen Aussichtspunkten, da sonst Wald im Wege steht. Da der Fußgänger auch noch zahlreiche Auf- bzw. Abstiege zur Stadtmitte findet, ist der Weg via Sieben Linde recht belebt und beliebt – auch als Fitnessstrecke für Jogger oder Biker. Die strammen Wanderer hingegen begehen die Roßkopfrunde in diversen Varianten, wobei ein ins Tal führender Weg bei Grottenweiher dann doch viele Wanderer ableitet, sodass der Weg über oder kurz unter dem Rosskopf einsamer ist. Hier begegnete ich einigen Mountainbiker, für die dies eine Herausforderung ist. Die Kuppe selbst habe ich nicht beradelt – das ist nicht unbedingt reiseradtauglich. Im weiteren Verlauf habe ich mich immer etwas Richtung der Hügel nach Osten orientiert, ohne jedoch den Nordzeiger außer Acht zu lassen. Gelegentlich hilft auch nachfragen, z. B. führt eine Abkürzung mit „Geheimroute“ durch ein Gehöft (erlaubte Durchfahrt). Eine weitere Halbhöhenroute um den Hornbühl hingegen ist nicht zu finden – zumindest nicht mit üblichem Trekking-Rad. Die einzige Hornbühlzufahrt als Stichroute gibt es dann doch nur von Nordwest, was nicht ins Tageskonzept passte. Der Himmel machte mittlerweile Druck mit immer dunkleren Wolken. Die weit verstreute Gemeinde Freiamt bietet ein Eldorado an Varianten durch halboffenes, liebliches Schwarzwaldhügelland. Sicherlich reicht das von mir so bezeichnete über die Gemeindegrenzen hinaus. Gemeint ist eigentlich das gesamte Gebiet zwischen Freiamt, Schuttertal, Kinzigtal, Gutachtal und Elztal – der Bergkamm zur Oberrheinebene hingegen ist landschaftlich durch einen dichten Waldgürtel schon wieder etwas verschieden. Es geht also retour wieder ähnlich zur Hinreise in den Bereich des Geißbergs, nur diesmal vorbei auf einer östlicheren Linie. Schon das erste Seitental der Elz über Lindenbühl ist ein herrliches Wiesental – allerdings mit eine heftigen Rampe nach oben hin. Zwischen Sexau und Gutach im Elztal liegt die Passhöhe Gscheid – immer wieder gerne ein alternativer Hügelweg zum flachen und betriebigen unteren Elztal. Auch der Gasthof oben erfreut sich immer mehr großer Beliebtheit. Erste Tropfen gemahnen aber Gewitterdrohungen. Es folgt ein ziemlich anstrengendes Auf und Ab durch stets freundlich winkende Schwarzwaldwiesen, jetzt aber stark dunkel getragen unter einem grauen Schleier. Die Anfahrt von Biederbach nach Hintertal sei bereits vorgemerkt für eine Folgetour. Hier steil abzweigend nimmt man die Bausetstraße. Man kommt so bis zur Passhöhe, muss danach aber auf Asphalt verzichten auf dem Weg hinunter nach Uhlsbach. Dortiger Wegzustand ist auch nicht gerade von bester Qualität. Dort erwischt mich ein hartes Gewitter, nur den härtesten Schauer mildere ich in einem Tannenhain ab. Donner und Wasser brachten mich etwas um den Verstand, sodass ich ein wenig die Orientierung verlor. Der geübte Radler fährt einfach auf Asphalt abwärts, ohne sich die Häuser von Uhlsbach anzuschauen (Ungenauigkeit auch in meiner Karte). Ziel ist Finsterbach – hier war es wortwörtlich zu nehmen. Die Finsternis schien das Werk eines schwarzwäldlerischen Hexensabbats zu sein, der im Ort gerade tagte. Ein letzter Anstieg wartet zum Biereck hoch, unten steil, oben abgeflacht. Die Höhenpassage ist dann ordentliche Piste. Direkt am Biereck bekommt man Bier – na klar. Nicht zufällig gibt es hier die Gaststätte. Wie einer Tafel zu entnehmen, war das Hirtenbubenleben noch 1935 eine hartes Brot aus Pflichten, die täglich erst gegen 22 Uhr mit dem Heimtrieb der Tiere endeten. Der Lohn war nur Kost und Logis, wohl aber gab der Bauer am Pfingsttag ein sattes Trinkgeld dem Hirtenbub, der alsbald nach dem Kirchgang zum Schellenmarkt und Hirtenbubenfest am Biereck aufbrach. Wohl kaufte und tauschte er nicht nur Glocken für die Herde dort, wie man hier das Bubenfest etwas bieder beschreibt. Bereits früher aber stellte der Pass einen wichtigen Übergang von Kinzigtal zum Elztal für die Fuhrleute dar, die hier gerne einkehrten und ihr Tiere stärkten. Am Höhengasthof, der heute seine Tranistbedeutung verloren hat, werden aber gerade die Feststühle eingeräumt, denn das Pfingstgeschäft dürfte heuer recht feucht zerflossen sein. Es geht nicht direkt hinunter ins Tal, sondern etwas wellig noch über eine Hochebene (dort auch Anschluss zum Heidburgpass möglich), bevor der Talschuss folgt. Alles keine angenehme Angelegenheit, ist es nicht nur nass, sondern auch reichlich kühl. Aus der Ortenaubahn heraus sieht man tief hängende Wolken wie selten – es könnte gar in den Pyrenäen sein. Und doch war es mal wieder „nur“ Schwarzwaldgenuss. Der Radlbub dürfte wiederkehren. Musik: Kraan “Sarahs Ritt durch den Schwarzwald“ (3:29 min)Bildergalerie Tour SW-2015-2 (?? Fotos, bitte auf Bild klicken, auf Diashow klicken, automatischen Bildlauf ggf. stoppen und mit Pfeiltasten manuell fortbewegen, ggf. für mehr Bildschirm F11 verwenden):
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#1181629 - 06.01.16 20:51
Re: Neues vom Schwarzwaldboten
[Re: veloträumer]
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SW-2015-3 Schwarzwald Mitte/Süd „Hünersedel – Kaiserstuhl – Tuniberg“Steinach – Höhenhäuser – Hünersedel – Nimburg – Oberrotweil – Merdingen – Tuniberg kreuz & quer mit Rimsinger See – Kenzingen 2 Tage | 176 km | 2650 Hm Digitale Orientierung: SW-2015-3 Hünersedel – Kaiserstuhl – Tuniberg (die Weingbergrouten Tuniberg sind nur näherungsweise zu betrachten, die genaue Rekonstruktion ist nicht möglich) Auf absehbare Sicht wohl die vorläufig letzte Ergänzung zum Schwarzwaldjahr. Chronologisch nicht die nächste Tour, aber doch geografisch der engste Anschluss an die Vortour SW-2015-2 durch eine erneute Variante im erweiterten Bereich der Freiämter Berge, setzt sie noch einen Akzent etwas außerhalb der strengen Schwarzwaldgrenzen mit Kaiserstuhl und Tuniberg, die ich aber gerne dem Schwarzwald zuschlage. Ähnlich zum Markgräflerland, aber bereits eigenständige Erhebungen im Breisgauer Oberrheingraben, sind beides bekannte Anbaugebiete deutschen Weins. Während der Tuniberg einen länglichen Bergrücken beschreibt, der fast ausschließlich Rebenhänge aufweist, nebst einiger Streuobstflächen und Lößhohlwege, ist das Kaiserstuhlgebiet ein eher rundes Satellitengebirge des Schwarzwaldes, allerdings mit eigener, vulkanischer Entstehungsgeschichte. Der gut 550 m hohe Totenkopf setzt sich markant aus der Ferne ins Auge. Nur etwa halb so hoch und ohne markanten Gipfel erhebt sich der kleine Bruder des Kaiserstuhls, der Tuniberg. So ist auch die Fläche des Kaiserstuhls größer, enthält das Mikrogebirge einige vulkanische Zwischensenken, die ein „Binnenleben“ samt Weindörfern verstecken und unterbrechen auch größere Waldgebiete die Rebhänge. So lässt sich der Kaiserstuhl auch in größere Rundfahrten etwa auf dem Weg in die Vogesen als Radreiseziel gut einbauen, hingegen bleibt der Tuniberg eher ein Lokaltrainingsgebiet, dass gleichwohl Steigungen beinhaltet, die Infrastruktur der Dörfer sich aber ausschließlich außen rum gruppiert. Somit stellte die Tuniberg-Runde eine Neuentdeckung für mich dar, Kaiserstuhl-Eindrücke hingegen finden sich eher umfangreicher in meinen Vogesensammlern aus 2011 (dort die Narzissentour) und 2012 (dort die Maiglöckchentour), derweil ich wegen der Dämmerlichtfahrt hier gar keine Fotos des Kasierstuhls präsentieren kann. Sa 3.10. Stuttgart || Steinach – Niederbach – Wanglig (488 m) – Kambacher Eck (520 m) – Welschensteinach – Harmersbach – Höhenhäuser (668 m) – Biederbach – via Rotzelweg – Hünersedel (709 m) – Brettental – Mußbach – Tennenbach – Emmendingen – Teningen – Nimburg – Eichstetten – via Weinbergradroute – Bahlinger Eck (434 m) – Schelingen – Oberrotweil – Achkarren – HochstettenAE (GH Adler): Kürbisrahmsuppe, Schweinefilet, Spätzle, Champignonrahms., Salat, Rw, Cafe 28 € Ü: C GH Adler 15,30 € 99 km | 13,9 km/h | 7:08 h | 1690 Hm Vom Steinacher Bahnhof radele ich zunächst am Rande der Berge kinzigtalabwärts, um in ein weiteres Nebental zu gelangen. Typische Streuobstwiesen mit unaufgeregtem Schwarzwaldcharme begleiten die unteren Bereiche bei Niederbach. Dort findet in einem Hof ein Mostfest statt, dass von verschiedenen Seiten angewandert und angefahren wird, etwa auch einige Mitfahrer im Zug, aber auch Bauern mit Traktor aus dem Mühlsbachtal, die sich kaum besser im Wald zurecht fanden als der fremde Radler. Die Strecke steigt schnell an, taucht auch in Wald ab im Wechsel wieder mit landwirtschaftlich genutzten Wiesen der wenigen Höfe in Wanglig. Am ersten Sattelpunkt beginnt Piste, sodann eher abgeflacht die Strecke. Neben den Wanderwegweisern helfen auch Hinweise auf die neue Windkraftanlage am Kambacher Eck, die Fortschritt und Wohlstand verspricht – soweit die Plakate. Offenbar mal wieder ein Zankapfel von Windkraftgegnern und Befürwortern. Zu sehen ist die Anlage auf diesem Kurs aber nicht, dazu müsste man wohl die Wegrichtung Schuttertal einschlagen. Allerdings sieht man bei der Kambacher Hütte kräftige Baumaßnahmen, die damit zusammenhängen. Die Waldabfahrt nach Welschensteinach ist nicht ganz sorglos, die Pistenqualität oben recht mürbe. In Welschensteinach gelange ich dann erneut zur schon in der Vortour SW-2015-2 angesprochenen Verzweigung, nun aber dem Harmersbächle folgend, die Radroute also, mit weniger Autos, aber mit dem Naturfreundehaus weit oben und ganz oben dem Plateau am/in Höhenhäuser auch ein Ziel für Ausflügler. Die Höhenhäuser-Ebene ist so logisch bezeichnet eine Ansammlung von Häusern in der Höhe, derer mehrere Gasthöfe. Hier kann man um den Geißberg rumfahren und zur Geißbergstraße der Vortour gelangen. Die Auffahrt Harmersbächle ist landschaftlich sehr ansprechend mit unten treppelnden Bachkaskaden neben der Straße, beim Naturfreundehaus mit zwei Anglerteichen. Die glatte Straßenabfahrt (geringes Gefälle) wird nunmehr in Biederbach erneut unterbrochen (einen weiteren Hügel via Mersberg direkter nach Biederbach-Dorf ließ ich aus). Die Straße nun kurz identisch mit dem letzten Tag der Vortour bis zum Abzweig der Bausetstraße. Dann aber folgt man der Ausschilderung Rotzelweg bzw. folgt dem Rotzelbach (oberhalb, nördliche Talseite) nach Westen. Nach den letzten Höfen gelangt man bald wieder auf Piste, man bleibt auf der geraden Westlinie. Ein kleines, herrliches licht bewaldetes Tal sorgt nun für schöne Herbststimmungen – noch mit einem Hauch Spätsommer. In der Spitzkehre ein einladender Picknickplatz mit Brunnen und ein Ort von Baumfreunden, die sich „Die Titaniker“ nennen. Sie beklagen den Fall eines Baumes im Jahre 2006, den der böse Förster veranlasste. Nach der Spitzkehre taucht die Strecke in dunkleren Wald und folgt nicht mehr dem Bach. Der Wanderer kann geradeaus dem Bach weiter folgen und würde oben beim Hünersedel den Radler wieder grüßen können. Der Hünersedel daselbst ist die höchste Erhebung der Freiämter Berge mit 745 m, eher eine unscheinbare Kuppe, mit einem Aussichtsturm wiederum etwas sichtbarer gemacht. Diesen muss man per Stichweg anfahren (nicht gemacht). Die kleine Hochebene beim Hünersedel bietet einige Wanderlokalitäten (alles wieder asphaltiert erreichbar), im Abschwung nach unten auch einige noble Gasthöfe. Durch die offenen Berghänge wäre auch die Westanfahrt attraktiv. Die weitere Linie nach Nimburg ist ähnlich zur Vortour, hier aber mit einem anderen Tal über Tennenbach, wodurch ein weiterer, aber bescheidener Zwischenhügel nach Emmendingen nötig wird. Anbei der schattigen Waldstraße auch ein beliebter Waldspielplatz. Eine Radroutenvariante am Aubächle entlang schien mir zu schlechte Wegequalität zu bieten – sehr schattig und daher auch leicht matschig. Erst gegen Abend zeigt sich beständiges Sonnenlicht, ein leichtes Wärmen im abklingenden Tag. So kehre ich doch nochmal zum Nimburger Baggersee zurück. Damit aber wurde die Zeit für weitere Kaiserstuhl-Exkursionen zu knapp. Ich versuchte eine Radroute durch die Weinberge, die aber wenig produktiv ist. Sie endet irgendwann als Trail oder Wanderstieg. Die Wegweiser sind nicht besonders glücklich gemacht. Somit ist die Dämmerung in Oberrotweil so fortgeschritten, dass ich eine weitere Alternative zur anderen Seite auslasse und nur noch den Gasthof mit Camping in Hochstetten suche, bereits deutlich durch flaches Ackerland von Breisach getrennt. Das Restaurant bietet sehr gute Küche, die sogar Franzosen anlockt, die Preise sind aber auch entsprechend angepasst. Der Camping grundsätzlich angenehm, verärgert bin ich aber über zusätzlich ausgewiesene Müllgebühren, obwohl ich gar keine Müll hinterlassen habe. Man frägt sich immer mehr, für was man die reguläre Campinggebühr bezahlt. (Hier sei auch auf die Alternative des Campings zwischen Ihringen und Merdingen hingewiesen, wobei insbesondere Ihringen noch über eine alternative Bergroute von Achkarren erreichbar ist. Weitere Campings sind auch direkt in Breisach auf einer Flussinsel sowie in Neuf-Brisach in Angesicht der Vauban-Festungsanlage zu finden.) So 4.10. Hochstetten – Merdingen – Große Tuniberg-Runde kreuz & quer (Waltershofen – Gottenheim – Merdingen – Munzingen – Niederrimsingen – Gottenheim) – Bötzingen – Bahlingen – Riegel – Kenzingen || StuttgartAE (Bhf. Karlsruhe): Yufka Döner 4,50 € 77 km | 13,5 km/h | 5:42 h | 960 Hm Die Nacht brachte Gewitter und Dauerregen, bei einem Wohnmobilist brach gar eine Vorzeltstütze (nachts ein sehr lauter Knall). Die Wolken hingen nun so tief, dass geplante Rundfahrt über einen hohen Schwarzwaldberg wie den Schauinsland nicht ratsam schien, zumal ich noch eine Pistenvariante dort ausprobieren wollte, die rutschig sein könnte. Selbst der Totenkopf hüllte sich noch bis in die Mittagsstunden in Wolken. So bevorzugte ich zahlreiche Weinbergrouten am Tuniberg, die meisten Strecken dabei asphaltiert, auch wenn das nicht immer abzuschätzen ist. Zwar sind manche Steigungen kräftig, insbesondere von Niederrimsingen hinauf zum Attilafelsen und weiter, doch bleiben sie meistens kurz und mehrheitlich doch gemäßigt. Das wellige Kreuzen der Routen kann aber viel Spaß machen, Traubenproben verschiedenster Sorten inklusive, bereichert um Genüsse von Walnuss und Wildapfel. Die Weinorte um den Tuniberg sind von schlichtem Charme, es gibt keine massentouristischen Einrichtungen – auch Merdingen ist mit einem winzigen Sonntagsbäcker kaum von einer Schlafstadt zu unterscheiden, obwohl ein wenig der Nimbus der verblichenen Radsportikone Jan Ullrich noch durch die Gassen weht, der mal eine gut Zeit hier lebte. Mehr aber scheint man sich der historischen Schätze und des Weines in unsportlicher Gelassenheit zu widmen, wozu sich viele lehrreiche Hinweise finden. Die distungierten Winzer verstecken sich eher in verwinkelten Ecken. Da sich doch noch die Sonne zum Mittag immer freundlicher zeigte, nutzte ich das zu einem Abstecher an den Rimsinger See, ein bisschen die Karibiklagune unter den Breisgauer Baggerseen. Ob der unsicheren Witterung fanden sich nur wenige Badegäste ein, dafür aber ein paar gesprächige. Nachdem ich im Norden nochmal an den Kaiserstuhlrand stieß, ergeben sich auch dort noch interessante Weinbergrouten, wobei ich aber nicht mehr viele Experimente angehen konnte. Ein durchaus launiger Tag, der noch mehr Lust auf diese genussreichen Breisgauer Weingebirge mit seinen lieblichen Orten gemacht hat. Musik: Ernest Ranglin/Monty Alexander „Fly Me To The Moon” (4:55 min), MPS Record von 1981.Bildergalerie Tour SW-2015-3 (44 Fotos, bitte auf Bild klicken, auf Diashow klicken, automatischen Bildlauf ggf. stoppen und mit Pfeiltasten manuell fortbewegen, ggf. für mehr Bildschirm F11 verwenden):
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#1308244 - 29.10.17 19:26
Re: Neues vom Schwarzwaldboten
[Re: veloträumer]
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SW-2017-1 Schwarzwald Nord „Goldener Oktober im Wildsee-Hochmoor“Nagold – Berneck – Simmersfeld – Enzklösterle – Wildseemoor – Murgtal – Mahlbergroute – Ettlingen – Pforzheim 2 Tage | 205 km | 2780 Hm Neues vom Boten – und doch nur ein kurzer Zwischenruf. Der Schwarzwaldbote hat zwar den Köcher voller spannender Touren durch das immer wieder reizvolle Mittelgebirge im Südwesten der Republik, jedoch bleibt ihm wegen zahlreicher weiterer Berichtsaufträge kaum Zeit zur Niederschrift. So gesehen müsen wir hier mit dem kurzen Lebenszeichen Vorlieb nehmen – trotz der Kürze der Tour ein bunter Strauß an Farben des Herbstes und immerhin sehr aktuell. Es war denn auch eher Zufall, blieben andere Ecken des Landes wegen bahnbetrieblicher Störungen unerreichbar. Selbst der Schwarzwald (Mitte/Süd) musste zeitweise als kaum erreichbar gelten, sorgten Gäu- und Rheintalbahn diesjährig für veritable Beförderungshemmnisse. Die Kurzfrist des Planes ließ erstmal die Anreise per Rad direkt ab Haustür zu. Auf bekannten Wegen lockte der letzte Sommergruß des Jahres an einen Baggersee im Neckartal am Fuße der Wurmlinger Kapelle bei Tübingen. Schleichend nähert man sich dann leicht hügelig einer nicht genau bestimmbaren Grenze zwischen Gäu und Schwarzwald. Kaum noch nötig, hier das Nagoldtal vorzustellen – immer wieder mal gekreuz und beradelt inklusive Zeltnächtigung. Diesmal nur ein kurzer Abschnitt, auffälig gewerbeintensiv, aufstrebende Hightech-Siedlungsorte. Auch im unscheinbaren Simmersfeld auf der Höhe hat sich ein großes Gewerbegelände breit gemacht (Nutzfahrzeuge). Die Arbeitsplätze locken Häuslebauer an, billiges Bauland, große Häuser, Familienzuzug auf das Land – Landflucht vice versa. Das Geld der neureichen Zukunftsbranchenarbeiter hat eine Kehrseite – sie brauchen keine Gemeinschaftsorte mehr – the home is my castle. Das klassische Gasthaus – von Touristen schon gar hier ganz verschmäht, und außerhalb der Saison noch mehr – macht noch Kasse mit Treffpunkten von Gruppen und Vereinen. Das Kränzchen der Vertriebenen-Damen (ehemals Polen-Bewohnerinnen wohl insbesondere) löste sich noch auf, während ich mein Abendmahl zu mir nahm. Viel wurde da geplaudert, weniger konsumiert. Die Gastwirtin durfte ein paar Schorlen abrechnen. Mehr wurde schon am Vereinstisch der Hobbyjäger aufgefahren – Jägerprobleme sind auch dem Schwarzwälder näher als der Vertriebenenplausch. Das darf man zumindest der Länge der Sitzung nach so beurteilen – das Ende erlebte ich nicht, wenngleich ich alsbald zum Experten für Jagdwesen wurde. Kaum waren die Damen gegangen, klang dieVorglühphase des Jägertreffens ab (nein, es waren nicht nur Herren, eine Jägerin hielt die Quote) und der verantwortliche Hauptpächter erhob die Stimme zur Sitzung zur Satzungsänderung des Hobbyjägervereins (mehrwohl eine Gruppe als ein eingetragener Verein, war aber nicht zu ermitteln). Es seien neue Zeiten, die Welt ändere sich, auch der Jäger tue dies. Der Jäger sei gefordert mehr im Beruf und in Familie, Jagd als Hobby (es waren hier also keine hauptberuflichen Förster) werde zum Randhobby – von den zeitfressenden digitalen Zeitmanagern wollte er wohl nicht reden, dachte es aber wohl. Der Jäger ist zur Jagd hinter dem Moorhuhn unterwegs, den Auerhahn hat er noch nie gesehen. Irgendwie war früher alles besser, so ließ sich zwischen den Zeilen heraushören. Anders gesagt: Der Hobbyjäger kommt seinen Pflichten nicht mehr nach, es wird zu wenig Wild geschossen. (Besagte Jagdgruppe hat sich u.a. verpflichtet 25 Rehe pro Jahr zu schießen, das wurde wiederholt deutlich verfehlt.) Weiter verloddern Futterstellen, Hütten und Gehegepflege allgemein. Der Pächter nun schlug klarere Jagdrevieraufteilungen vor, aber auch klarere Verantwortlichkeiten. So ging das nun mit der Rede weiter über meinen Zwetschgenkuchen und das zweite Bier hinaus. Der Pächter drohte bald an, seine Rede möglichst nicht zu unterbrechen, da anschließend Punkt für Punkt noch jeder Stellung nehmen und alles nochmal von hinten aufgerollt werden solle. Mein Bedauern gilt der Gastgeberin, der am Abend noch einige Geweihe gewachsen sein dürften. Ich bin hier noch zu Dank an die Gastwirtin vom Anker verpflichtet, das Gastgärtle zwecks Zeltaufstellen genutzt haben zu dürfen, im Sommer wohl eine Art kleiner Biergarten, im Herbst eine Heimstatt umtriebiger und schlafstörender Igel. Ohne mikroklimatische gewünschte Bedachung wurde natürlich das Zelt tropfnass, obwohl die Nacht vergleichsweise mild blieb. Morgens über 8 °C, eine knappe Stunde später im Enztal waren es gegen 3 °C weniger. Die Höhenlagen waren wärmer – nicht mal klassische Inversionswetterlage, sondern Folge längerer Sonneneinstrahlungen und weniger Verdunstungskälte bis zum Nebel, der die Täler füllt und auskühlt. Im noch dämmerungshellen Berneck reicht das Überziehen einer Hose für das völlige Beschlagen der Brille vom anliegenden Dorfweiher her. Schon das Nagoldtal lag spätnachmittäglich komplett im Schatten. Der Blick darf hier auch zurückfallen auf die Strecke von Berneck nach Aichhalden hinauf, ein von mir bisher noch nie befahrenes Tal, dass lieblich geschwungen hinaufführt, in den Steigungen moderat, licht im Antlitz etwa mit kleineren Birkenbeständen nebst der Aue. Der Bote meint: Eine lohnende alternative Empfehlung zum Aufstieg auf die Schwarzwaldhöhen, etwa Richtung oberes Enztal oder Freudenstadt. Eigentlich hätte es auch noch zum Campingplatz in Enzklösterle am Abend reichen können, überschätzte jedoch die Topographie dorthin. Schnell sind ja auch die Gaststuben im außersaisonlichen Schwarzwald geschlossen – sogar auch mal mitten im Sommer (schlechte Erfahrungen schon auf solcher Tour dort in der Nähe). Am Ende war die Übernachtungswahl dann auch günstiger – rein klimatisch betrachtet, in Enzklösterle hätte es Bodenfrost gehabt. Das eigentliche Reiseziel lag nun nur noch eine Auffahrt entfernt, mal vom kurzen Abschwung im Enztlal abgesehen. Gleich der unterste Teil des Kegeltals bis zur Ortschaft Sprollenhaus verkörpert den glanzvollsten Teil von Bergstraßen-Feeling. Korpulente Kugelsteinblöcke kegeln (Name!) sich an den Straßenrand, wild rauscht der Bergbach nebenan, nur von einer Leitplanke getrennt. Leuchten und Glitzern in der Iris bis zum Goldglanz des Laubdachs. In Sprollenhaus nochmal Talöffnung für Schafweide, dann schließt sich bald Schwarzwald dunkler zu den Seiten. Nicht auszublenden aber dieses Jahr durch frühen feuchten Herbst die Fülle an Pilzen am Wegesrand – auch größer als in anderen Jahren. Wähnte ich mich komfortabel trotz Bäckerfrühstück in Enzklösterle ausreichend früh in Kaltenbronn, musste ich zur Kenntnis nehmen, dass um 10 Uhr schon das halbe Rheintal mit Auto die Parkplätze rund um Hotel und Forsthaus mit Infozentrum zum Naturschutzgebiet des Hochmoores besetzt hatten. Kind und Kegel bevölkerten nunmehr die Waldpisten, für Radler gut fahrbar, jedoch nur in den Randzonen der Moorlandschaft. Zum Wildsee selbst geht es hingegen ab einer Kehre über Bohlenweg – hier muss man als Radler absatteln, vor allem natürlich wegen des Wanderbetriebs. Das Wildseemoor ist Teil der mittlerweile so als Gesamtheit „Naturschutzgebiet Moorlandschaft Kaltenbronn“ beichnet, derweil eigentlich mal nur der Weiler dort so benannt. Kaltenbronn/Schwarzmiss wurde nicht nur von mir schon häufiger beradelt (vgl. auch Touren oben), sondern darüber auch hier viel gequatscht. Meiner Erinnerung nach jedoch wurde versäumt, die Moore mal vorzustellen. Das dürfte auch daran liegen, dass das Absatteln und Abzweigen von der Straße gute 2 Kilometer beträgt – und solche Abwege gelten unter Radlern manchmal als ehrenrührig – gilt doch Sattelpflicht im rasenden Zeittakt der sportlichen Meisterleistung – so wie der Anstieg Schwarzmiss (knapp oberhalb Kaltenbronn) als einer der prominenten Schwarzwald-Pässe gelten darf – zumindest aus dem Murgtal raus. Ich muss mich da einschließen bei denen, die es über diesen Berg immer zu eilig hatten. Der andere Teil des Hochmoores (so benannt nicht wegen der Höhenlage, sondern aufgrund der Dicke der Torfschicht – hier am Wildsee bis zu ca. 8 m) liegt nicht weniger ungünstig abgelegen zur Straße mit dem Hohlohsee vice versa, genau genommen sind es sogar zu beiden Seiten jeweils zwei Seen. Die Perle jedoch ist der Wildsee (nebst kleinerem Hornsee) – auch bestens mit Bohlenpromenade und Picknickbänken ausgestattet. Das Moor braucht jedoch Stille, um Mystik zu verbreiten. So ist man in Zeiten des großen Wanderansturms bereits zu spät. Mehr noch erlebt man die besonderen Stimmungen am frühen Morgen oder abends – man denke wie auch hier in Enzklösterle erlebt, an die aufsteigenden Nebelschwaden. Dazu ist es fast dringlich zu empfehlen, im Hotel Kaltenbronn zu übernachten und zu früher Morgenstunde ans Moor zu wandern. So fiel es mir auch leicht, auf eine weitere Exkursion zum Hohlohsee in der Mittagszeit zu verzichten. Es kann der Radler nicht alles haben, auch nicht die Straßen für sich allein an Oktobertagen wie diesen güldenen. So sah man mehr als Radler größere Motorradgruppen. Im Murgtal von Gaggenau nach Michelbach schien das irgendwie noch gemäßigt trotz Mittagszeit, in Richtung Freiolzheim schon schweißtreibende Sommerwärme. Die Strecke knapp am Mahlberg vorbei ist steigungstechnisch noch schärfer als die Ostflanke Kaltenbronn. Bereits im selben Jahr noch im Sommer auch gefahren, machen sich die abmagernden Wadeln bemerkbar – alles fällt schwerer. Doch darf ich mich glücklich um meine Langsamkeit schätzen. Da schwebt auf einmal ein Hubschrauber über mir, offenbar einen Landeplatz suchend. Der ist aber erst zur Höhe in Freiolsheim. Unterwegs wird dann klar, warum. Stehen konstanierte Motorbiker um einen Krankenwagen herum. Oben angekommen, sind dann Krankenwagen und Hubschrauber vereint, wenn man so will strategisch günstig ist der Friedhof gleich anbei. Noch aber schien der Motorradler mit Atemmaske lebendig. Für den Radler hingegen lebensnotwendig, bietet der Friedhof eine anzapfbare Wasserader. Im Vergleich zum Wandermassenauflauf in Kaltenbronn oder auch beim verkaufsoffenen Sonntag in der Ettlinger City blieben die ebenfalls noch einladenden Baggerseen recht dezent besucht – so auch auch der bei Sulzbach. Es war also durchaus Idylle zu finden. Die restlichen Orte in Richtung Pforzheim schienen zur Hälfte Herbstfeste irgendwelcher Art zu feiern, was wohl viele Pforzheimer aufs Land lockte. Letztlich konnte man aber doch ganz passabel auch die Straßen befahren und Pforzheim ward bei Dämmerung erreicht – wohl sucht der Autofahrer noch schnellere Straßen. Ein kurzer Botengang – doch ausgesprochen angenehm und geschmackvoll im goldenen Glanz einer der schönsten Herbsttage des Jahres. Wegen der verpflichtenden Stille im Moor darf es diesmal auch ohne Musik sein. Sa 14.10. Stuttgart - Echterdingen - Steinenbronn - Waldenbuch - Pfrondorf - Tübingen - Hirschau - Wurmlingen - Ochsenbühl - Seebronn - Bondorf - Mötzingen - Nagold - Berneck - Aichhalden – SimmersfeldAE (H/GH Anker): Kässpätzle, Salat, Bier, Zwetschgenku. 18,50 € Ü: C frei 100 km | 16,9 km/h | 5:51 h | 1325 Hm So 15.10. Simmersfeld - Absetze (843 m) - Enzklösterle - Sprollenhaus - Kaltenbronn/Parkplatz - Wildsee - Kaltenbronn/Parkplatz - Schwarzmiss (933 m) - Hilpertsau - Gernsbach - Gaggenau - Michelstadt - Freiolsheim - Malsch - Ettlingen - Waldbronn-Reichenbach - Karlsbad-Langensteinbach - Keltern-Ellmendingen - Pforzheim || Stuttgart105 km | 15,6 km/h | 6:42 h | 1455 Hm Bildergalerie Tour SW-2017-1 (30 Fotos): Fortsetzung in der Ferne nicht ausgeschlossen
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Geändert von veloträumer (11.04.19 19:46) |
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#1308248 - 29.10.17 20:00
Re: Neues vom Schwarzwaldboten
[Re: veloträumer]
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Hallo Matthias,
danke für Deine Eindrücke eine mir wohlbekannten Gegend. Das Wildseemoor hatte ich hier schon einmal kurz vorgestellt, aber das ist, wie Du ja selbst angeregt hast mehr etwas für einen Spaziergang und außerhalb stark frequentierter Zeiten. Wochentags im Winter ist ein Besuch sehr zu empfehlen. Dass das Enztal ein Kälteloch ist, habe ich schon mehrfach festgestellt. Gerade im Winter ist der Taleinschnitt gerade rund um Neuenbürg so eng, dass kein Lichtstrah nach unten kommt. Ich hatte winters oben schon warme Plusgrade (ohne Inversionswetterlage) und unten war Frost. Eine Abfahrt in die Tiefkühltruhe also, aber auch das kann mal ganz nett sein.
Gruß
Nat
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#1308346 - 30.10.17 09:39
Re: Neues vom Schwarzwaldboten
[Re: veloträumer]
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MPS, yeah, das waren noch Zeiten! Beim hören von Oscar Peterson bist du aber nicht in den Graben gefahren, oder? Hab den Faden jetzt erst gefunden und brauche wohl noch ein bisschen, bis ich mich durchgelesen habe.
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#1308383 - 30.10.17 12:01
Re: Neues vom Schwarzwaldboten
[Re: max saikels]
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MPS, yeah, das waren noch Zeiten! Beim hören von Oscar Peterson bist du aber nicht in den Graben gefahren, oder? Auf dem Rad immer ohne Musik - habe dann nur Natur- und Moped-Sound im Ohr oder was sonst noch am Wegesrand aufschreit.
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#1308402 - 30.10.17 13:54
Re: Neues vom Schwarzwaldboten
[Re: veloträumer]
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Auf dem Rad immer ohne Musik - habe dann nur Natur- und Moped-Sound im Ohr oder was sonst noch am Wegesrand aufschreit. Die Frage war auch nicht so ernst gemeint. Vor vielen Jahren hab ich mal auf dem Weg zur Arbeit mit Ohrstöpseln Radio gehört. Nicht in der Stadt, da wäre das verantwortngslos gefährlich, sondern auf dem Radweg neben der Landstraße. Nach dem zweiten Mal hab ichs sein gelassen; Windgeräusche zu stark, man schottet sich von der Umwelt ab, von der man beim radfahren doch gerade was mitbekommen will. Gut, das muss nicht unbedingt der Motorradlärm sein.
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#1308657 - 01.11.17 07:47
Re: Neues vom Schwarzwaldboten
[Re: veloträumer]
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Vielen Dank lieber Mathias, dein jährlicher Botenbericht ist wie immer eindrucksvoll und mit gekonnter Hand geschrieben. Und mit gejazzter Hintergrundmusik gefällt er umso mehr. Übrigends, ich habe bei deiner Beobachtung des Jägerhocks vermisst das Dir nicht aufgefallen ist das wir Jäger nur mit der linken Hand trinken (die rechte hält die Flinte sofern vorhanden bzw. bei einigen noch möglich). In diesem Sinne Petri Heil
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Gruss Markus Forza Victoria !
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#1308810 - 02.11.17 12:11
Re: Neues vom Schwarzwaldboten
[Re: cyclerps]
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Nach diesem Outing bist du zum Abschuss einer Wildsau für den gemeinsamen Grillspießabend beim nächsten Forumstreffen verdonnert.
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#1308815 - 02.11.17 12:47
Re: Neues vom Schwarzwaldboten
[Re: veloträumer]
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Auch noch eine Wildsau, das wird nicht einfach Hirsch oder Reh geht leichter.
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Cycling is an addiction, it can drive you quite insane. It can rule your life as truly as strong whiskey and cocaine. | |
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#1308817 - 02.11.17 12:55
Re: Neues vom Schwarzwaldboten
[Re: Deul]
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Kein Problem, ich nehme alles vom Jäger, auch Täubchen und Fasane. Rotweinsauce sollte ja mit den Getränkevorräten machbar sein, die da so angeschleppt werden.
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#1308834 - 02.11.17 14:55
Re: Neues vom Schwarzwaldboten
[Re: veloträumer]
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Ich schiess nur noch auf Mountainbiker die sich wie Wildsäue im Wald benehmen..... . Aber nach so lange Zeit würd ich nicht mal die mehr treffen. Geht auch eine Schlachtplatte von Feinkost Aldi? Zur Not lass ich bei meiner Biergartentour im Resterant was leckeres zusammen bauen.
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Gruss Markus Forza Victoria !
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Geändert von cyclerps (02.11.17 14:55) |
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#1382660 - 11.04.19 18:23
Re: Neues vom Schwarzwaldboten
[Re: veloträumer]
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SW-2016-1 Schwarzwald Süd „Hammer mit Herz, die Wasserspiele von Todtnauberg & der profane Dr. Fausten“Freiburg – via Großtal/Kappeler Stollen – Am Gießhübel – Notschrei – Todtnauberg – Trubelsbachtal – Münstertal – Staufen – Riggenbachtal – Ehrenkirchen – Bollschweiler Weinbergrunde – Opfinger See – Bötzingen – Kenzingen Digitale Nachzeichnung auf GPSies: Wasserspiele von Todtnauberg (die Wege insbesondere am Sonntag konnte ich nicht alle genau rekonstruieren) 3 Tage | 196 km | 3010 Hm Seit langer Zeit mal wieder ein kleiner Beitrag des Schwarzwaldboten, gleichwohl noch ein Stapel unsortierter Notizen in seiner Schatulle wartet. Das Jahr 2016 ward hier noch nicht bedacht, mit diesem einen Ausflug es auch schon wieder geschlossen werden kann, wenngleich der Bote auch mehrfach in dem Jahr in den dunklen Wäldern und leuchtenden Wiesen unterwegs war, doch diese Exkursionen ihm seiner Geschichten-Feder nicht würdig erschienen. Lesen und schauen wir also, welche Geister diese singuläre Jahresnotiz 2016 weckte. Fr 23.9. Stuttgart – Leonberg – Rutesheim – Weissach – Eberdingen – Enzweihingen – Vaihingen/Bhf. || 19:15 h per Bahn 22:02 h || Freiburg Hbf – Ebnet/Camping Hirzbach 46 km | 530 Hm Ü: C Hirzbach 13,40 € Der Prolog sollte noch ein Einsatteln erlauben, bevor der Zug nach Tief-im-Süden in der Nacht versinken musste. Es soll erwähnt sein, dass es sich mehr „offtopic“ um Strohgäu als Schwarzwald handelt, ein Art Vorhügelland desselbigen, hier im Strudelbachtal liebliche Schwünge durch Auen und Streuobstwiesen – so ganz verschieden dem Südschwarzwald wiederum nicht. In Vaihingen, der Feld-&-Wiesen-Bahnhof bereits deutlich über dem Enztal gelegen, warten Weinberge, schon mehr Rand des Stromberg-Naturparks, eine kleine Rebensaftlandschaft, die auf den letzten Tag der Reise vergleichbaren Geschmack machen könnte: Das farbenfrohe Markgräflerland, das Hügelvorland des Südwestschwarzwaldes und passender Anschluss zu SW-2015-3 mit Tuniberg und Kaiserstuhl. Nehmen wir es protokollgenau, war es nur wenig mehr als ein Tag Schwarzwald in Reinkultur – und doch ein erhebender Festritt in mild wärmender Herbstsonne. Sa 24.9. Freiburg-Ebnet – Kappel – via Großtal – via Schauinslandweg – via Stollenweg – via Ramselendobelweg – Holzschlägermatte (950 m) – Am Gießhübel (1064 m) – Wassergumpen (1168 m) – Notschrei (1121 m) – Muggenbrunn-Camping – via Schwarzwaldradweg – Todtnauberg – Todtnauer Wasserfall (Wanderung ~1 h) – Muggenbrunn-Camping – Trubelsbachtal – via Westweg – Jetzenwald – Münstertal – StaufenAE (Kornhaus): Maultaschen m. Sahnesauce/Schinken, Salat, Rw, Apfelstrudel m. Eis, Cafe 25,80 € Ü: C Belchenblick 17 € 72 km | 1635 Hm Kurz gesprochen waren es zwei Kernelemente, die das Erkundungsrevier der Reise befüllen sollten. Diese lagen sogleich im ersten Tag: die Todtnauer Wasserfälle und – gleich zur Morgenstunde – die x-te Variante eines Schauinslandaufstiegs über Großtal zur Holzschlägermatte an der Schauinslandstraße. Aus dem Dreisamtal fährt es sich gleich idyllisch nach Kappel ein, die ersten Höfe offerieren ihre Obstbrände. Schmal und lieblich windet sich das Kappeler Tal, bald geteilt nach Süden in ein großes und kleines, so auch benannt. Die letzten Siedlungshäuser laufen entlang des Reichenbaches aus, man muss hier zuvor den Abzweig links wählen – ja, man muss, so will es gesagt sein –, wo sich die Straße bald über den Häusern so arg erhebt, dass ich mich über den Lenker beugen muss, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Die Rampe grenzt an Hexenwerk, solches bekanntlich im Schwarzwald weit verbreitet, von bösen Besen gekehrt, hier aber noch geteert. Die Tortur ist geschafft beim erfrischenden Wasserbrunnen, auch zugleich am Kappler Stollen, genauer Leopold-Stollen. Hier grub man sich 800 Jahre lang durch den Berg, um Silber, Blei und Zink zu gewinnen. 1954 musste das letzte Zinkwerk schließen, wenngleich die Erze noch nicht erschöpft sind. Widersprüchlich beheimatet der Berg heute eine Trinkwasserquelle und zugleich am ehemaligen Zinkwerk eine verseuchte Altlast, die noch nicht beseitigt ist. Der unter dem Schauinsland nach Hofsgrund führende Leopold-Stollen bekam ergänzend den Namen Hebammenstollen, derweil früher in Kappel nur eine Hebamme lebte, die mit großer Zeitersparnis zu Geburten nach Hofsgrund eilen konnte, sowie von Kappler Kindern als abenteuerlicher Schulweg genutzt wurde. Nunmehr noch die Besonderheit zu beachten gilt, nicht dem Asphalt weiterzufolgen (Sackgasse zum ehemaligen, abgerissenen Bergwerk), sondern in einer weiten Schleife der guten Piste des Schauinslandweges (weniger steil, aber immer noch anspruchsvoll). Dieser ermöglicht wohl auch die Durchfahrt zum Gipfel des Freiburger Aussichtsberges, doch ward er heuer gesperrt und so bleibt mir die Beurteilung des Wegezustandes verwehrt – war aber auch nicht geplant. Sicherlich ist hier die bestmögliche Pistenführung über den abzweigenden Stollenweg zu finden, mit Zielrichtung Holzschlägermatte, wie ich auch erdacht hatte. Es lässt sich natürlich dort kürzer über die Schauinslandstraße zum Notschrei fahren, doch kann der Verkehr schon mal stärker sein und Radler genießen verächtlichen Rowdy-Status unter Autofahrern, wie ich einem Gespräch am Parkplatz entnehmen konnte. Mit dem Exkurs über Gießhübel umfährt man landschaftlich ansprechender den Schauinsland-Trubel, zurück nach Hofsgrund zur anderen Seite bietet sich Straße als auch Piste an. Am Notschrei wurde das Waldhotel sichtbar edel renoviert (ich war schon lange nicht mehr oben vorbeigefahren), das Rot-Weiß steht jetzt allerdings eher symbolisch für Wellnessgäste, die vermögen Schweizer Preise zu zahlen. Nun war und ist der Schwarzwald auch immer in seinen stillen Nischen eine diskrete Luxusecke, von den Kurschattenhüten in Baden-Baden bis zu den Schlemmerstuben von Baiersbronn – der Schwarzwald für die Welt des Geldes, nicht mehr „unser“ Schwarzwald. Immerhin, seinem Charme hat es nie geschadet – vielleicht sogar vermehrt. Meine Route bleibt kompliziert. Um Muggenbrunn – immerhin dort als Kontrast ein Camping zu finden – ziehe ich eine seltsame Schleife. Zu beiden Seiten gibt es Pistenwege, die ich auch beide einschlage – aber der Reihe nach. Zunächst gelange ich auf der Ostschleife auf den Schwarzwaldradweg – dieses undefinierte Gemisch aus Familienradweg und Mountainbikestrecke – hier eher in Teilen recht derb zu fahren, soweit man in der Talmulde des Holzschlagbachs recht steile, rumpelige Piste zu bewältigen hat. Man mag es kaum für Zufall halten, ist als Abzweig eine MTB-Übungsstrecke ausgewiesen. Was ist eine Übungsstrecke? Ich übe eigentlich nicht, ich mache immer ernst. Mal mit mehr Erfolg, mal mit weniger. Ich übe ein Leben lang den Ernstfall. Es gibt Varianten höher und aussichtsreicher gelegen, um Todtnauberg zu erreichen. Unweit dem Ort, naht auf der Waldroute Erlösung von einer Lourdes-Grotte, deren Segenswasser ich aber zur Seite liegen ließ (daher auch nicht weiß, ob dort sinnliche Damenskulpturen zu sehen sein könnten). Pilzskulpturen hingegen schnitzt jemand unten im Ort. Da finden sich auch „Schatzmonster“, „Schätzli“, „Maedli“ oder „Pfiffedeckel“, die Übersetzung aus dem Alemannischen ist im Preis inbegriffen. Eigentlich ist „unten“ falsch beschrieben, denn Todtnauberg zieht sich in einem weiten grünen Bergkessel weit hoch – von hoch bis höher – wie eine Panoramatreppe am Ende der Welt. Hammer mit Herz, unterlegt von grünen Hügeln, beschreibt das Tourismuslogo von Todtnauberg heute, als „L(i)ebenswertes Todtnauberg“ gepriesen, eine Abwandlung des Wappens, der Hammer als Zeichen des Silberbergbaus, die rot-weißen Farben als Zeichen der 450-jährigen Herrschaft des Habsburgerreichs im so auch benannten Vorösterreich bis in die Anfänge des 19. Jahrhunderts hinein. Gewiss, diese Perle des Südschwarzwaldes könnte auch irgendwo in der österreichischen Bergwelt vermutet werden wie z. B. in den Nockbergen oder der Steiermark. Hier wird übrigens philosophiert und Literatur vorgetragen, wie Veranstaltungen im späteren Herbst verkünden – nicht zuletzt suchte daselbst Martin Heidegger öfter denkende Ruhe vor dem lebhaftem Freiburg. Paul Celan widmete dem Ort, eher Heidegger und seiner Hütte, ein Gedicht – mehr aber noch eine Einladung zum Dialog, der der umstrittene wie störrische Heidegger nicht folgen wollte: … in der Hütte, die in das Buch – wessen Namen nahms auf vor dem meinen? –, die in dies Buch geschriebene Zeile von einer Hoffnung, heute, auf eines Denkenden kommendes Wort im Herzen …Die denkende Ruhe verrauscht schon mal, denn Stille ist nur eine Metapher für die meditative Kraft der Naturgeräusche, für den ungestörten Klang von surrenden Bienen und zwitschernden Vögeln, von Reibungen des Windes und dem Klatschen des Wassers. Ganz ungestört kann man die Todtnauer Wasserfälle wohl nur selten begehen, doch wird das kaum stören, denn das Wasser hört den Menschen weg. Mit insgesamt 97 m einer der höchsten Wasserfälle Deutschlands, nimmt der Stübenbach verschiedene Stufen und Fallhöhen in Angriff, überschwemmt Felsen und Moosflächen, lässt sich andernorts wiederum mutig ohne Halt hinabfallen. Die Kaskaden variieren so in Strahl, Farbe und Spreitzung, versprühen ein eingespieltes Ensemble von Wasserspieldompteuren, die sich an eine komplexe Symmetrie zu halten scheinen. Ein denk-würdiges Deutschlandwunder, Tropfen im Herzen. Der Zugang zu den Fällen ist von oben und unten möglich – unten der größere Parkplatz in einer Kurve und der einfachere Zugang. Von der Straße ist nichts zu sehen, absteigen nötig und eine vollständige Begehung empfohlen, gibt es oben auch versteckte Fallstufen. So berauscht hinunter ins Schönenbachtal, wartet nicht so weit oben erneut Muggenbrunn – der Kreis ist geschlossen. Zwar ist hier beim Camping der Abzweig ins Trubelsbachtal der richtige Weg, doch fand ich später bei den Verzweigungen nicht recht durch wie geplant. So landete ich später auf dem Westweg, der daselbst „umgeleitet“ ist – nur ein Wiesentrail. Um das Privatgelände eines Hofes mit Zäunen nicht zu queren, erreichte ich eine Nebentalstraße zur Straße über das Wiedener Eck nur über eine umständliche Umgehung mit wortwörtlicher Schiebung. Es gibt hier gewiss eine reguläre Pistenroute bis auf die Südseite der Wiedener-Eck-Straße. So etwas umständlich verirrt, mündet mein Weg bereits auf der Nordseite auf die Passstraße. Ausgerechnet auf dem einsamen Wiesentrail des Westweges wurde Party gefeiert – Hochzeitstag. Sekt im Wollgras, Stacheldraht der Kuhweiden – Treuekulisse für den Liebesschwur. Der Abschwung durchs Münstertal dann flott. Noch vor der Ortseinfahrt Staufen wartet der Camping Belchenwinkel, nicht so ganz günstig, aber kostenlose Benutzung des städtischen Hallenbades nahebei wäre inklusive. Die Gaststubenadresse Kornhaus am Staufener Marktplatz darf ich empfehlen, auch wenn ich mir eher einen urigen Faustkeller erhofft hatte und ein Gretchen als Bedienung. Den Teufel sah ich auch nicht. Die „Historia von Doctor Johann Fausten“ soll ja von diesem Pakt mit dem Mephisto erzählen, im Austausch der Seele um Wissenserkenntnis und Lustgewinn des Lebens. Doch der Urfaust kannte den Teufel zwar, aber noch nicht den Pakt mit ihm. Überhaupt scheint es doch, dass Faust weniger mehr Wissen suchte als eher ein Gretchen, schlicht eine Frau. Wäre Faust heute auf Tinder oder Parship unterwegs? Der echte Faust war ohnehin eher ein Blender, ein Prahler, ein Alchemist, der vorgab Gold zu erschaffen um Armut zu bekämpfen, doch solches Versprechen nicht einhalten konnte. Wenn man so will, war Faust vielleicht nur so eine Art Nigel Farage des Mittelalters. Und so einer machte Weltkarriere in der Literaturgeschichte! Eher ein Anti-Klischee vom Rand des Schwarzwaldes, besser im Kölsche Rheinland zu vermuten. Goethe wusste wohl nicht viel über den Schwarzwald, sonst hätte er sich nach einem anderen Stoff umgesehen. Aber es ist ja auch schon Markgräflerland, wo der sonnengeschwängerte Wein die Geschichten erzählt… So 25.9. Staufen – Dietzelbach – via Prälatenwald/Riggenbachtal (Thiloweg) – Kohlplätzle (665 m) – Norsinger Grund – Ehrenkirchen – via Weinberg – Bellenhöhe/Am Urberg – via Trimmdichweg – Bollschweil – Bollschweiler Weinbergrunde – via Schulbachweg – Lägersattel (402 m) – Ebringen – via Feld-/Radwege – Opfinger See – Waltershofen – Bötzingen – Bahlingen – Riegel – Kenzingen || per Bahn || Stuttgart78 km | 945 Hm DIe Geschichten sind erzählt, aber noch ein wrtet ein schöner Tag. Die Routen nicht alle logisch oder darstellbar. Eine Alternative zur Sonnenseite im Westen – flach durch Tabakfelder oder hügelig am Rand (kenne die schon) – kann man auch östlich mehrere Waldpisten durch den Prälatenwald und rund um die ehemalige Rödelsburg fahren. Der hier gewählte An- bzw. Einstieg bei Dietzelbach ist ratsam und wohl der komfortabelste, die Varianten ins gegenüberliegende südliche Hexental zu gelangen hingegen gleichwertig vielseitig. Die Pisten sind okay, aber es ist schattig. Der Aufstieg unten lichter Wald, oben dichter werdend, abwärts im Norsinger Grund schon fast urwaldfeuchte Mystik. Weinbergrouten machen Spaß, wenn die Farben des Herbstes sich andeuten, die Rottöne in ausbleichendes Grün eindringen, das Fest der Komplementärfarben beginnt, die jeder Grafikdesigner verhöhnen würde. Ich fuhr da und dort, probierte aus – auch Trauben. An den Rändern warten Waldpisten, die strapazieren das Zeitfenster. Baggerseen gibt es zwar viele, aber doch weit hin und nur flach möglich, Freiburg wollte ich meiden. Der muffelige Schwarzwälder ist hier noch lebendig, gibt es doch Streit unter zwei Badegästen, nicht zu laut zu sein. Der Streit also solcher macht es eigentlich erst laut und ungemütlich. Nach der Erfrischung am See beginnt der home run durch ein paar Kaiserstuhlorte, eine schöne Kulisse immer wieder, mir recht vertraut, wenngleich zu selten genossen. Von der südlichen Ortenau fuhr dann auch noch ein Zug zurück. Der Bote ist zurück und kommt wohl wieder. Was sonst auch, ein Pedal dreht sich ja auch im Kreis – für Schwarzwaldtouren im fortlaufenden Kurierbetrieb. Musik: Tobias Schwab, ansässig in der Freiburg-Region, entwickelte sich zu einem facettenreichen Quertreiber durch verschiedenste musikalische Genres, vom klassischen Minimal-Music-Komponisten über den Bühnen- und Filmklangbereiter bis zum verschmitzten Musikkabarett in dem Quartett Wilde Wälder, nicht zufällig den Schwarzwald dabei im Rücken: Wilde Wälder „Sliächt Gooht Us“ (2:41 min.). Mit Sascha Bendiks im Duo Die Halbe Wahrheit vertont er schon mal Christian Morgenstern: Die Halbe Wahrheit „Es ist Nacht“ (3:25 min.).Bildergalerie Tour SW-2016-1 (55 Fotos, bitte auf Bild klicken): Fortsetzung in der Ferne nicht ausgeschlossen
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Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings! Matthias Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen |
Geändert von veloträumer (11.04.19 19:47) |
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#1382690 - 12.04.19 05:56
Re: Neues vom Schwarzwaldboten
[Re: veloträumer]
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Fortsetzung in der Ferne nicht ausgeschlossen Lieber Matthias, immer wieder gerne! LG Jürgen, der schon länger über den radelnden und älter werdenden Eifelbauern nachdenkt
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° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° Reisen + | |
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#1382716 - 12.04.19 07:55
Re: Neues vom Schwarzwaldboten
[Re: veloträumer]
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Mathias und wie immer bei dir coole Bilder und Berichte.
Klaus
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jetzt wieder Stadtbewohner ;-) .Wenn du unten bist, geht`s nur noch bergauf.
Liegst du schon, oder buckelst du noch !
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#1498246 - 28.04.22 19:17
Re: Neues vom Schwarzwaldboten
[Re: veloträumer]
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Der Schwarzwaldbote meldet sich mal wieder, muss aber einräumen, dass sein Berichtswesen weitgehend zusammengebrochen ist. Viele der denkbaren Botenextrakte gelten zumindest vorübergehend als verschollen und wir müssen uns damit abfinden, dass die zeitlich Lücke gleich mehrere Jahre umfasst. Immerhin brachte die jüngste Ostereisuche wieder ein paar Notizen auf den Berichtsbogen, wenn auch nur kurz gefasst. SW-2022-1 Osterrunde Ortenau mit Nordschwarzwald feat. Gaishölle & Renchtäler15.-20.4.2022 (6 Tage) 419 km (70 km/d) 7930 Hm (1322 Hm/d) – barometrisch Topografische Schwierigkeit: 1893 Hm/100 km Angeregt von der Blütenzeit entschied ich mich für eine spontane Ostertour mit Schwerpunkt der nördlichen Ortenau. Im unteren Renchtal zwischen Oberkirch und Bad Petertal – renommiert für sein Mineralwasser - gruppieren sich einige kaum bekannte kleine Täler, teils mit steilen Rampen versehen, gleichwohl noch kein Hochschwarzwald und angelehnt an blütenreiche Streuobstwiesen. Am besten gefallen haben mir die Fahrten über Rinkhalde (Rinkenhof) von Ramsbach ins Allerheiligental und die Fahrt von Ibach über Rollwasen nach Bad Peterstal. Wer fauler ist, kann auch die drei happigen Anstiege um Bad Peterstal zu einem verkürzen, da es verbindende Höhenpisten gibt (Rollwasen, Braunberg, Hinterbästenbach) – auch darüberhinaus weiterführend. Schon mehr Obstplantagen beschreiben die teils flachen, teils noch hügeligen Randlagen um die Ortenauweinstraße. Ich stieß dabei einmal bis in die Oberrheinebene vor, um einen Baggersee bei Maiwald (Achern) zu besuchen, was sich aber kaum lohnte. Schon allein die deftigen Winde aller Tage (am Schlusstag der heftigste) vergällte einem Ruhepausen an ungeschützten Plätzen und Fahrten im Flachen. Immerhin war es meist sonnig und daher leuchteten die Blütenlandschaften wunderbar frühlingsgerecht. Recht trüb war es nur in der ersten Tageshälfte des Karsamstags über Grünhütte und Wildseemoor. In die Tour konnte ich noch ein paar neue Wasserfallansichten des Schwarzwalds einbinden – da zu nennen die vielstufigen Gaishöllwasserfälle bei Sasbachwalden (muss man zu Fuß begehen) und den Hollchenwasserfall auf dem Weg zwischen Freiersberg und Mülbensattel. Die dritte Wasserseite führte mich zu moorigen Karseen, die die Eiszeit im Schwarzwald hinterlassen hat. Das Kaltenbronner Wildseemoor und der Glaswaldseee waren mir zwar schon alte Bekannte, aber die Anfahrten neu wie z.B. über Grünhütte aus dem Enztal zum Wildseemoor. Den Glaswaldsee versuchte ich diesmal von oben zu erreichen, was mich zu einem etwas verwegenen Fußabstieg über einen Blocksteinweg verleitete, in umgekehrter Richtung mit Gepäckrad nicht machbar, aber auch abwärts nicht zu empfehlen (die Piste führt allerdings weit außen rum). Eigentlich hübscher und auch leichter zu erreichen ist hingegen der Ellbachsee, der sich unterhalb der Kniebishöhe bzw. Alexanderschanze befindet – allerdings nur über (gute) Pisten angebunden. Auf der An- und Rückfahrt konnte ich auch noch ein paar neue Anstiege einbauen, schon besagte Grünhütte (fuhr allerdings Piste statt die geplante Straße, viel Wald, wenig Aussicht), die Auffahrt Zainen aus dem Nagoldtal (bisher nur abgefahren), die Hundsbachtalanfahrt zum Hundseck (ebenso bisher nur abgefahren, relativ leicht) sowie einen kleineren Übergang vom Bühlertal nach Neusatz/Ottersweier, was mich unerwartet auch zur Burg Neuwindeck führt, während ich die ebenso naheliegende Mutterburg Windeck ausließ. Dort verzettelte ich mich etwas in einem Übergang nach Sasbachwalden über Hohritt, der mit Passagen von 25-30 % Steigung mich überforderte. Das Schieben des Velos sorgte schließlich für nachhaltig kritische Rückenschmerzen für ein paar Tage lang. Unterhalb hätte es einen einfacheren Übergang gegeben. Die Straßenanfahrt zum Mülbensattel ist samt dem Hollchenwasserfall eine schöne Sache, die Weiterführung als Piste Richtung Glaswaldsee aber reizwarm. Man könnte den Pass auch als Rundkurs mit Piste von/nach Peterstal fahren. Die Kniebisauffahrt von Bad Rippoldsau überzeugte mich mit der breiten Straße nicht so recht, ohnehin liegt der Reiz im Wolftal unterhalb der Verzweigung zwischen Kniebis und Freudenstadt. Eine kleine Entdeckung war hingegen das Stutzbachtal als Alternative zur Landstraße von Igelsberg hinunter nach Erzgrube (ein kurzes Stück aber raue Forstpiste). Landschaftlich bescheidender war eine Höhenalternative bei der Nagoldtalsperre über Grömbach. Hingegen wiederum lieblich blütenhübsch zeigte sich ein asphaltierter Weg durchs Naturschutzgebiet Mindersbacher Tal von Ebhausen (Nagoldtal) nach Mindersbach hinauf, final auch sehr steile Rampe. Alle Nächte waren frisch nahe an der Frostgrenze, die kälteste Nacht wohl in Kniebis. Den einzigen regulären Camping besuchte ich in Höfen an der Enz – die Duschräume waren sogar beheizt, was wohl auch den nicht wenigen Dauercampern zu verdanken ist. Bei Bad Peterstal wäre ich noch nahe an einem Campingplatz dran gewesen, entschied mich aber für eine etwas heikle Straßenrandlage an einer Steilrampe. Auch von Kniebis aus wäre ein Camping Richtung Freudenstadt gut erreichbar gewesen, der aber in einer mikroklimatisch ungünstigen Talmulde liegt. Die Gastronomie zeigte sich nicht gerade verlockend, die Servicezeiten scheinen wegen des verbreiteten Personalmangels wohl immer kürzer zu werden. Nach den Ostertagen war am Dienstag fast überall zu, nur ein Tankstellenbistro „rettete“ mich. Einige bessere Alternativen haben mittlerweile nicht nur inflationsbedingte Hochpreise und bieten keine einfachen Gerichte mehr an. Vielfach stehen hochpreisige Fleischgerichte mit viel gekünsteltem Speisekartensprech im Fokus. Gäste waren selbst an den Ostertagen eher wenige, sicherlich war ich nicht in den Hotspots. Mit schwarz verbrannten Panadenschnitzel und Tütensaucenpampe kann man aber kaum Gäste gewinnen. Da war das Schnitzelbrötchen in der Tankstelle Kniebis deutlich besser als die Schuhplatten im Landgasthof von Ödsbach. Die Etappen: (Fr) Stuttgart - Solitude - Leonberg - Rutesheim - Perouse - Hausen - Neuhausen - Unterhaugstett - Bad Liebenzell - via Beinberger Steige - Zainen (699 m) - Schömberg - Langenbrand – Höfen [65 km | 1110 Hm] (Sa) Höfen - Bad Wildbad - via Mittelbergsteige (Piste) - Stürmleslochhütte - via Pisten - Grünhütte (830 m) - via Piste - Wildseemoor (ca. 2 km Fußgang über Bohlenweg) - via Piste - Kaltenbronn - Schwarzmiss (933 m) - Reichental - via Radweg - Weisenbach - via Murgtalradweg Forbach - via Murgtalradweg - Raumünzach - Erbersbronn - Hundsbach - Hundseck (884 m) - Sand (831 m) - Bühlertal - Neusatzeck (487 m) - Neusatz - Ottersweier – Haft [85 km | 1745 Hm] (So) Haft - Lauf - Burg Neuwindeck - Lautenbächle - Hohritt (800 m) - via Brandmatt/Piste - Hörchenberg - Wanderung Gaishöllwasserfälle - Sasbachwalden - Achern - Großweier - Maiwald/Maiwaldsee - via L87 - Oberachern - Waldulm - Ringelbacher Kreuz (353 m) - Oberkirch - Ödsbach - Giedensbach Ferienhausweiler [69 km | 1190 Hm] (Mo) Giedensbach - Kalikutt (528 m) - via Steinbächle - Oppenau - Ramsbach - Rinkhalde (497 m) - Lierbach - Oppenau - Ibach - Rollwasen (618 m) - Bollenbach - Löcherberg - Braunberghütte (602 m) - Bad Peterstal – Bästenbach [43 km | 1295 Hm] (Di) Bästenbach - Hinterbästenbach (628 m) - Bad Peterstal - Hinterfreiersberg - Holchenwasserfall - Mülbensattel (700 m) - via Unteres/Oberes Seebenesträßle (945 m) - Fußabstieg zum Glaswaldsee - Vor Seebach - Bad Rippoldsau – Kniebis-Pass (930 m) - Kniebis-Dorf/Buchschollen [42 km | 1350 Hm] (Mi) Kniebis-Dorf/Buchschollen - teils via Waldpiste - Ellbachseeblick - via Piste - Ellbachsee - via Piste/Ellbachtal/Ellbachstraße - Mitteltal - Baiersbronn - Klosterreichenbach - Bengelbruch (781 m) - Igelsberg - via Stutzbachtal (meist Waldpiste, teils matschig gefurcht) - Erzgrube - Nagoldtalsperre (linkes Ufer) - via Piste - Erzgruber Straße (678 m) - Grömbach - Altensteig - Ebhausen - via Mindersbacher Tal (Radweg) - Mindersbach (571 m) - Emmingen - via Nagoldtal - Wildberg - Gültlingen - Deckenpfronn (600 m) - Dachtel - Aidlingen - Böblingen - via Römerstraße – Stuttgart [115 km | 1240 Hm] Noch mehr Bilder gibts in der Bildergalerie, wenn auch unkommentiert. Ein nochmals erweiterte Bildergalerie findet sich ferner auf meiner Facebook-Seite – dort sind die meisten Fotos auch kommentiert. Fortsetzung in der Ferne nicht ausgeschlossen
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#1498250 - 28.04.22 20:04
Re: Neues vom Schwarzwaldboten
[Re: veloträumer]
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