Hallo zusammen!
Ich bin im letzten Jahr auf meine erste mehrtägige Fahrradtour aufgebrochen. Mehrtägig ist vielleicht etwas untertrieben, da ich tatsächlich über sechs Monate unterwegs war und über 11000 Kilometer gefahren bin, alleine. Tour d'Europe habe ich die Tour genannt. Das stimmt natürlich nicht. Der ganze Osten und Norden fehlt, Spanien und Portugal auch. Aber ich arbeite dran
Zu Beginn, war ich garnicht so sicher, ob ich überhaupt mehr als eine Woche unterwegs sein würde, und habe es mir auch offen gelassen, die Tour abzubrechen, falls es mir wirklich keinen Spaß macht. Aber das hat es! So sehr, dass ich auch in diesem Jahr einige längere Touren plane.
Die Reise war sehr lang und wirklich detailliert auf alle Etappen einzugehen würde hier zu weit gehen. Ich habe aber alle Tagesberichte, inklusive Karten, Distanz, Aufstieg, Geschwindigkeit, Unterkünften und Bildern in Wochenberichten aufbereitet. Ich werde diese verlinken, so dass ihr gerne weiterlesen könnt.Der Plan war in Brindisi zu starten, und von dort die EuroVelo 5 Richtung Norden zu fahren. Die Anreise mit dem Zug, von Fulda, war eigentlich sehr angenehm, hat sich aber über drei Tage gezogen. Ich wollte keinen Stress und habe daher zwei Zwischenstops eingelegt, der Vorteil wenn man sehr viel Zeit hat.
Besonders beeindruckend fand ich das Fahrradabteil im EC von München nach Bologna. Ich bin Ende Februar losgefahren, deshalb waren keine andere Fahrräder an Bord und ich hatte ein ganzes Abteil für mich.
EuroVelo 5 in Italienhttps://staunchy.com/de/routen/eurovelo-5Der erste Tag der eigentlichen Tour war gemischt, sehr gemischt. Während die Landschaft sehr schön war und der Radweg auch gut befahrbar, wurde ich an diesem Tag mehrmals recht heftig von Hunden angegangen. Irgendwann war ich fast wie gelähmt und habe überall Hunde gesehen. So ging es nicht weiter... Nach einigen
Überlegungen, habe ich mich dazu entschieden, den Zug nach Rom zu nehmen und von dort wirklich zu starten. Im Endeffekt eine gute Entscheidung. Pizza in Neapel und ein paar Zugfahrten haben mich abgelenkt und ich konnte frisch starten.
Kleine Notiz, ich denke nicht, dass es unbedingt an Puglia lag. Ich würde gerne in Zukunft mal eine Tour zu machen, ich bin sicher, dass es super werden würde.
Ab Rom ging es richtig los. Die EuroVelo 5 hatte einiges zu bieten! Tolle Aussichten, vor allem in der Toskana, meinen ersten Pass,
Passo della Cisa, und viele sehenswerte Dörfer und Städte. Siena und Lucca waren definitiv Highlights.
Mein Surly Disc Trucker in Siena. Am Lenker ein Sträußchen Mimosen, es war Frauentag.
Am Passo della Cisa angekommen
Wunderbarer Blick auf toskanische Hügel
Ein kleiner Anstieg in die Berge von Pietrasanta
Manchmal waren die Straßen aber auch einfach nur grausam, die schlimmste war eine antike Straße Richtung
Montefascione. Danach habe ich mich hauptsächlich an die Via Cassia gehalten, bin also nicht unbedingt der offiziellen Route gefolgt, auch auf Anraten lokaler Radfahrer, die mir öfters eine alternative Route vorgeschlagen haben.
Grausame Straße, einfach nur grausam
Zusammenfassungen der ersten drei Wochen:https://staunchy.com/de/phasen/woche-1-es-geht-loshttps://staunchy.com/de/phasen/woche-2-ich-rolle-jetzt-echthttps://staunchy.com/de/phasen/woche-3-berge-hochkletternEuroVelo 8https://staunchy.com/de/routen/eurovelo-8In Pavia habe ich die EuroVelo 5 verlassen und bin die EuroVelo 8 westwärts gefahren. Als ich in Frankreich ankam, war ich recht froh! Zum einen wurde es langsam wärmer, zum anderen spreche ich ein bisschen Französisch. Und dann natürlich all die Leckereien, die überall und günstig zu kaufen sind.
Auf dem Weg von Sanremo nach Frankreich ist ein toller
Fahrradtunnel, absolut empfehlenswert! Und die Küstenstrassen nach Nizza sind spektakulär. Bergig und Kurven. Solche Straßen fahr ich am liebsten. Auch fernab der Küste gab es wahnsinnig tolle Straßen. Ein Highlight war die kleine Straße von Peymeinade nach Grasse. Grasse liegt zwar nicht auf der offiziellen Route [link map 8], ist aber eine Dufthauptstadt, daher habe ich einen kleinen Umweg gemacht und es absolut nicht bereut. Weiter westlich wurde die Landschaft von den Lavendelfeldern geprägt. Und obwohl es März war und die Lavendelbüsche noch nicht geblüht haben, lag der Duft in der Luft.
Der Fahrradtunnel nahe Sanremo
Calypso-Straße
Lavendelfeld in der Provence
Im April war es dann endlich soweit, die Campingplätze wurden geöffnet. Im März habe ich hauptsächlich in
Bed and Breakfasts geschlafen. Da es absolute Nebensaison war, waren die Preise ok. Aber unendlich konnte und wollte ich das natürlich nicht machen. Und Zelten ist natürlich auch viel schöner. Da ich immer etwas besorgt um die Sicherheit meines Fahrrads war, habe ich eine spezielle Technik entwickelt
Ich nenne es: Security by obscurity
Nach einigen Tagen radeln bin ich in der Camargue angekommen und habe mich dazu entschieden, eine kleinere Tour ohne Gepäck zu machen. Das war wunderbar, so gute 30kg sind schon ein ganz schöner Ballast...
Zusammenfassungen der Wochen auf der EuroVelo 8:https://staunchy.com/de/phasen/woche-4-ciao-italienhttps://staunchy.com/de/phasen/woche-5-oh-l%C3%A0-l%C3%A0-c%C3%B4te-dazurhttps://staunchy.com/de/phasen/woche-6-dieser-wind-hat-mich-fast-umgehauenVon Bézier nach MorlaixIn Bézier angekommen, bin ich weiter westwärts gefahren. Viele Landstraßen, recht wenig los und tolle Landschaften. Zumindest bis es auf den Canal du Midi ging, und später auf den Canal de Garonne. Ich weiss nicht, wie es euch geht, aber ich finde das Fahren entlang eines Kanals ermüdend. Am Anfang ist es toll, keine Autos, keine Steigung und, zumindest in Frankreich, sehr gute Fahrwege. Aber nach einigen Tagen wird es etwas langweilig. Was ich immer besonders schade fand, dass der Kanal oft nicht durch einen Ort ging, sondern knapp vorbei.
Mohnblumen am Rand eines Weinbergs, oder Weinfelds
Canal du Midi. Kanal, Radweg, Autobahn.
Als es wieder Richtung Norden fuhr war auch die Zeit des Kanals vorbei. Stattdessen viele Hügel, sehr ländliche Gegend und super viel grün. Aber dann ging es nach Nantes wieder zurück auf den Kanal. Ich war recht froh, als ich Morlaix erreicht habe. Endlich wieder eine Küste!
Zusammenfassungen der Wochen durch Frankreich:https://staunchy.com/de/phasen/woche-7-von-der-see-ins-hinterlandhttps://staunchy.com/de/phasen/woche-8-hunde-und-regenhttps://staunchy.com/de/phasen/woche-9-m%C3%BCll-crepes-und-ein-kanalEuroVelo 4 nach Calaishttps://staunchy.com/de/routen/eurovelo-8Und die Vorfreude wurde absolut erfüllt! Die Nordküste der Bretagne, atemberaubend! Es hat mich oft and Nordkalifornien erinnert, besonders dann, wenn es morgens noch etwas nebelig war. Besonders die Strecke zwischen Plougasnou und Saint Malo hat es mir angetan! Dort würde ich jederzeit wieder Radfahren.
Aussicht am Pointe de Bihit
Mein Rad, geparkt an der Küste von Plouézec. Ich liebe diese gelben Sträuchern. Später in Schottland waren sie omnipräsent
Saint Malo to Mont St Michel war etwas langwierig. Man sieht Mont St Michel sehr bald, aber in der Ferne. Und arbeitet sich langsam ran. Gerade bei Gegenwind etwas ermüdend. Zum Glück ist dies aber auch eine Austernhochburg, und man kann sich alle paar Kilometer mit Austern belohnen. Kurz vor dem Ziel hatte ich leider einen kleinen Unfall. Viele Touristen, Fußgänger und Radfahrer gemischt. Ein Radfahrer hat jegliche Verkehrsregeln ignoriert und dabei auch noch in der Weltgeschichte rumgeschaut, und nicht auf die Fahrbahn. Resultat, sein Lenker hat mir ein ordentliches Stück meiner linken Hand abrasiert...
Die nächsten Tage waren etwas getrübt durch die Verletzung und ich war froh, als ich meine Familie für ein paar Tage getroffen habe. Ab Dieppe ging dann der Endspurt nach Calais los. Ich war schon sehr aufgeregt, endlich in England Rad zu fahren. Und endlich wieder richtig mit Menschen kommunizieren zu können. Mein französisch ist ok, aber auf englisch kann ich plaudern, ohne mich gross anzustrengen.
Die letzten Kilometer nach Calais, nach Boulogne-sur-Mer. Ein surrealer Traum. Links sieht man in der Ferne die Klippen von Dover, rechts Rapsfelder, gemischt mit Wiesen. Es sieht aus wie Teletubby-Land, nur besser.
Falls es gegen die Richtlinien verstößt, lösche ich es
Mont Saint Michel. Natürlich
Austern und Weißwein trösten über einiges hinweg. Pommes auch.
Zusammenfassungen meiner Zeit auf der EuroVelo 4:https://staunchy.com/de/phasen/woche-10-sch%C3%B6nheit-und-ekelhttps://staunchy.com/de/phasen/woche-11-das-erste-motivationstiefhttps://staunchy.com/de/phasen/woche-12-eine-pause-und-besucherLand's End to John o'GroatsWährend ich auf dem europäischen Festland meistens auf EuroVelo-Routen gefahren bin, war ich nicht so angetan von der EV12. Mit ein bisschen Googeln bin ich dann auf das Konzept des LEJOG gestossen, das hörte sich gut an! Von dem südwestlichsten Zipfel Englands zur nordöstlichsten Ecke Schottlands. Also nach der Fähre kurz mit dem Zug nach London und dann weiter nach Penzance, Land's End.
Bevor ich in England ankam, hatte ich einige Bedenken bezüglich des Linksfahrens und der Autofahrer. Links zu fahren war ich nicht gewohnt, und in jeglichen Foren wurde ich vor den Autofahrern gewarnt. Die Bedenken wurden schnell aus dem Weg geräumt. Mittlerweile bevorzuge ich es fast, links zu fahren. Und die Autofahrer, zumindest auf den kleinen Straßen waren (fast) alle vorsichtig und freundlich. Sie haben mich sogar oft gegrüßt, in dem sie kurz die Hand hoben. Das hatte ich in Frankreich und Italien nie! Ich habe eine Theorie entwickelt. Da die rechte Hand beim Linksfahren Richtung Straße zeigt, ist es viel leichter und natürlicher zu grüßen. Nur eine Theorie.
Cornwall war ein Traum! Aber auch sehr sehr anstrengend. Es sind nicht die Alpen, aber diese kurzen, steilen Anstiege haben es in sich. Aber wie man vielleicht schon merken konnte, ich liebe Anstiege! Man hat eine Herausforderung, erschöpft sich leicht und wird meistens mit einem tollen Ausblick belohnt.
Abwärts nach Land's End
Was für ein toller Stadtname!
Ganz alleine auf dem tollen Campingplatz von St Winnow
Cornish pasty
Freilaufende Schafe in Minions
England war der einzige Ort an dem ich regelmäßig, oder eigentlich immer, eine Warnweste getragen habe. Ich fuhr meistens auf sehr kleinen, kurvigen Landstraßen, mit Hecken. Mein Rad und ich wären ohne Warnweste in den Hecken verschwunden, deshalb wollte ich den Autofahrern zumindest eine Chance geben, mich zu sehen.
Die Landstraßen in England waren durchweg toll. Was aber mein Albtraum war? Fahrradstraßen. Fast immer in desaströsem Zustand, und oft mit Wegsperren. Diese Sperren waren wahnsinnig kreativ, jedesmal anders, und oft nur schwer passierbar mit einem voll beladenen Rad. Besonders die Strecke zwischen
Liverpool und Manchester war einfach nur grausam.
Eine tolle Gegend, wieder mit kleinen Landstraßen, war die Ecke
in und
um die Yorkshire Dales. Dorthin will ich auf jeden Fall nochmal zurückkehren!
Blick auf die Yorkshire Dales
In den Yorkshire Dales
Ok, wow!
In Schottland angekommen! Eins der ganz wenigen Bilder von mir auf der Tour.
Zeltplatz. Könnte definitiv schlimmer sein
Dann kam ich in Schottland an. Endlich! Der erste Tag war landschaftlich super, aber die Straße, etwas furchteinflössend. Der Radstreifen war oft kaum befahrbar und die Laster, die dort fuhren, sehr, sehr gross. Holztransporte. Die nächsten Tage wurde es aber deutlich besser.
In Schottland, bin ich etwas von der geplanten LEJOG-Route abgewichen und Richtung Osten gefahren. Ich war mit einer Freundin in Inverness verabredet und war etwas zu früh dran.
Zusammenfassungen der Zeit auf dem LEJOG bis Inverness:https://staunchy.com/de/phasen/woche-13-%C3%BCber-den-teich-den-kleinenhttps://staunchy.com/de/phasen/woche-14-was-ein-ausblickhttps://staunchy.com/de/phasen/woche-15-oh-hi-bonnie-scotlandhttps://staunchy.com/de/phasen/woche-16-gelbe-b%C3%BCsche-und-m%C3%BCll## North Coast 500
https://staunchy.com/de/routen/north-coast-500-by-bikeAb Inverness gab es wieder eine kleine Abweichung von LEJOG. Anstatt einfach weiter Richtung Norden zu fahren, habe ich die North Coast 500 eingeplant. Diese Strecke war mein absoluter Favorit, wenn ihr die Möglichkeit habt, fahrt sie. Einfach nur gewaltig! Es sind aber, leider, viele Wohnmobile unterwegs. Da die Straßen sehr eng sind, können sie aber nur sehr langsam fahren. Am Beginn war ich so genervt von ihnen, irgendwann habe ich mich aber an sie gewöhnt und habe die Passing Places genutzt, zumindest bei den Auffahrten, um kleine Verschnaufpausen einzulegen.
Jeder Tag auf der Route war ein Highlight, aber der
Bealach Na Ba war nochmal extra besonders. Anstrengend, wirklich anstrengend. Der Blick auf die Isle of Skye war die Anstrengung aber wert. Als ich am Abend zuvor die Route auf mein Garmin geladen habe, war ich entsetzt. Ein Aufstieg von gut 600m, dann 400m bergab und wieder 400m bergauf. Alles auf 14km Länge. Dementsprechend war ich etwas nervös. Aber unbegründet. Zum einen habe ich es geschafft, zum anderen muss ich bei der Routenplanung mit Komoot einen Fehler gemacht haben. Es gab nur einen Aufstieg. Ich denke, dass ich eine Highlightstrecke zur Route hinzugefügt habe, die aber in die andere Richtung ging. Ich war fast ein bisschen enttäuscht.
Aber an Anstiegen hat es auch die nächsten Tage nicht gemangelt. Oft sehr steil, aber sie waren es alle absolut Wert. Ab Strathy wurde es wieder flacher, aber auch weniger spektakulär. Meine Ankunft in John o'Groats war etwas unspektakulär. Ein Touristenort, wo alle Fotos mit dem Wegweiser machen... Aber ich hatte LEJOG geschafft.
Bealach Na Ba
KitKat Boot
Blick auf die Kylesku Brücke
Und mitten in der Natur steht ein Haus mit rotem Dach
Ich habe Stunden in dieser Haltestelle verharrt
Wohlverdienter Blick auf Little Loch Broom
Von dort habe ich die Fähre zu den Orkney Inseln genommen, dort zwei Tage gefahren und dann auf die Shetland Inseln. Die letzten Wochen hatte ich wahnsinnig Glück mit dem Wetter! Während es ab und an mal etwas geregnet hat, war es eigentlich immer schön. Das änderte sich aber auf den Shetland Inseln. Es war recht brutal, so viel Regen, so viel Wind. Teilweise musste ich stoppen, da es sich beim Fahren so angefühlt hat, als würden Tausende kleine Nadeln in meine Augen stechen.
Schön war es trotzdem
Kurzum, ich war auf den Inseln nicht so glücklich. Zum einen das Wetter. Zum anderen fühlte ich mich etwas gefangen. Die Shetland Inseln sind sehr schmal, und es gibt nicht viele Straßen. Ich musste also Straßen oft zweimal fahren, hin und wieder zurück. Wenn man die Inseln erkunden möchte, dann ist das sicherlich nicht so schlimm. Ich war aber etwas anders unterwegs und war darauf getrimmt Strecke zu machen. Das ging hier nicht, ich fuhr gefühlt im Kreis. Ausserdem hatte ich das Ziel meines bisherigen Narratives erreicht, die Shetland Inseln. Wo also als nächstes hin? Ursprünglich hatte ich die Äußeren Hebriden geplant. Inseln. Mein Interesse war etwas erlöscht. Dann nach Irland, also die Fähre nach Aberdeen genommen, den Zug nach Inverness, um dann meine Tour fortzusetzen.
Notiz. Die Shetland Inseln waren wunderschön, auch wenn es dort keine Bäume gibt. Die Äußeren Hebriden müssen spektakulär sein. Sie waren nur nicht passend für diese Tour. Ich denke aber, dass ich in Zukunft eine kürzere Tour planen werde, und mich nur auf sie fokussieren werde.
Etappen auf der NorthCoast500:https://staunchy.com/de/phasen/woche-17-double-troublehttps://staunchy.com/de/phasen/woche-18-langsam-gehts-voranhttps://staunchy.com/de/phasen/woche-19-ein-bisschen-verlorenUnd nun?Die nächste Woche war schwierig. Ich hatte mein Ziel verloren, bzw. es erreicht. Und war hin un her gerissen, was ich als nächstes machen sollte.
Die Highlands in Schottland (Inverness nach Glasgow) waren absolut sehenswert, aber dann fing ich wieder an zu zweifeln, wo ich als nächstes hin soll. Von Glasgow habe ich den Zug nach Carlisle genommen und bin einige Tage durch das Lake District gefahren. Wunderschöne Gegend! Aber immer noch diese Frage, wohin als nächstes. Letztendlich habe ich mich dazu entschieden, nicht nach Irland zu fahren, sondern zurück nach Dover und dann nach Frankreich. Die Wettervorhersage bezüglich Regen war nicht vielversprechend, und irgendwie hat es mich Richtung Süden gezogen. Die Tour um Irland herum muss fantastisch sein, ich wollte sie voll geniessen. Deshalb habe ich sie auf dieses Jahr verschoben, im April geht es los.
Mit dem Entschluss nach Frankreich zu fahren, war auch der Entschluss verbunden, nach Köln zu fahren. Meine Neffen wurden eingeschult, da wollte ich einen Überraschungsbesuch abstatten. Die Route, die ich genommen habe war darauf abgestimmt, pünktlich in Köln anzukommen. Von Calais, nach Basel, nach Fulda, nach Köln. Um ehrlich zu sein, es war nicht meine Lieblingsstrecke. Ich war mittlerweile auch sehr verwöhnt. Es waren aber oft auch sehr geradlinige Strecken, entlang von Flüssen, ohne Steigung. Ich fuhr relativ weite Tagesstrecken, teilweise über 150km und habe es ein bisschen als Transitstrecke gesehen.
In Fulda und Köln habe ich etwas pausiert, um dann weiter zu fahren. Richtung Alpen. Das war mein neues Ziel. Die Pausentage taten gut, danach hatte ich aber starke Rückenschmerzen. In Belgien, Luxemburg, Deutschland und Frankreich bin ich daher sehr wenige Tageskilometer gefahren. Richtig fit und aufgeregt war ich aber als ich Basel passiert hatte. Die Alpen warteten!
Etappen durch England, Frankreich, Deutschland, Belgien und Luxemburg:https://staunchy.com/de/phasen/woche-20-nach-irland-oder-nichthttps://staunchy.com/de/phasen/woche-21-endlich-sommerhttps://staunchy.com/de/phasen/woche-22-schnell-alles-flachhttps://staunchy.com/de/phasen/woche-23-deutschland-das-erste-malhttps://staunchy.com/de/phasen/woche-24-5-eine-pausehttps://staunchy.com/de/phasen/woche-26-so-viele-sprachen-und-l%C3%A4nder## Die Alpen!
In der Schweiz angekommen, waren sie endlich wieder da. Die Berge! Zunächst die Ausläufer des Jura Gebirges. Nicht zu unterschätzen und eine gute Vorbereitung auf die richtig großen Berge. Diese erschienen am zweiten Tag am Horizont. Ich war mir immer nicht sicher, ob es eine Wolke war, oder ein Berg. Meistens war es ein Berg. Nach Luzern fuhr ich entlang des Vierwaldstättersees. Und da war es wieder, dieses Grinsen im Gesicht. Es war so wunderschön dort!
Fahrradweg entlang des Vierwaldstätter See
Blick auf den Vierwaldstätter See
Fähre über den Vierwaldstätter See
Von Sisikon ging es dann zum Klausenpass. Ich habe die Strecke in zwei
Tage aufgeteilt, da die Wettervorhersage nicht besonders war und ich keine (bezahlbare) Unterkunft kurz nach dem Pass finden konnte. Schweiz... Es hat sich als eine gute Entscheidung herausgestellt. Kurz nachdem ich in meinem Hotel angekommen war fing es an zu blitzen und donnern. Und bei einem Gewitter bin ich lieber nicht auf einem Fahrrad im Gebirge. Am nächsten
Tag war das Wetter wieder wunderbar und es ging weiter. Auf dem Weg zum Klausenpass habe ich einen älteren Herrn getroffen, der ohne Motor hochgefahren ist. Wir haben uns immer gegenseitig überholt. Ich war schneller, habe aber immer kurze Pausen gemacht, in denen er mich dann wieder überholt hat. Auf solchen Pässen ist es immer schön, wenn man so einen spontanen Begleiter hat.
Wow! Blick auf Flüelen
Klausenpass
Klausenpass
Die nächsten Tage wurde wieder sehr viel Regen angekündigt, und auch deutlich niedrigere Temperaturen. Ich wollte über den Albulapass, der auf über 2300m liegt. Daher habe ich ein paar Tage pausiert, um auf besseres Wetter zu warten. Auch hier, gute Entscheidung, wie ich in den nächsten Tagen am Inn sehen konnte. Der Wasserstand dort war teilweise immer noch sehr hoch und die Straßen waren teilweise gesperrt, so dass ich garnicht durchgekommen wäre.
Aber zurück zum Albula. Meine Gastgeberin hatte Zweifel, dass ich es schaffen würde. Große Zweifel. Das hat mich natürlich etwas verunsichert und ich habe geschaut, ob ich im schlimmsten Fall einen Zug nehmen könnte. Konnte ich, brauchte ich aber nicht. Langsam, aber kontinuierlich habe ich mich hochgearbeitet. Teilweise führte die Straße an tiefen Schluchten vorbei, ich konnte kaum hinschauen. Aber es hat Spaß gemacht. Pässe zu fahren, ist für mich wie meditieren. Man denkt an nichts anderes als die nächste Kurve und konzentriert sich einfach darauf, in die Pedale zu treten. Die Landschaft war spektakulär, die Aussicht auch und ich war froh bei der Abfahrt, dass ich kurz vor der Auffahrt noch meine Bremse habe reparieren lassen.
Der nächste
Tag war recht entspannt, die Aussichten aber nicht weniger spektakulär.
Über die Norbertshöhe ging es dann nach Volders und auf dem Via Claudia Augustina nach Glurns. Diese Abfahrt war einfach nur wunderbar. Fahrradweg, Apfelbäume und eine tolle Landschaft. Wie auch die nächsten Tage in Südtirol. Das fühlte sich an wie Urlaub! Tolles Wetter und endlich wieder bezahlbare Preise.
Es geht tief runter an manchen Stellen des Albulapasses
Angekommen!
Und wieder bergab!
Wunderschöne Aussicht auf dem Weg nach Scuol
Das war surreal...
Mein letzter Pass war der Brenner. Die italienische Seite, ein Traum! Wieder eine tolle Fahrradstraße. Das änderte sich aber sehr schnell. Auf dem Brenner angekommen, gab es keine Fahrradstraße mehr. Sondern nur noch eine sehr stark befahren Hauptstraße. Die ganze "Abfahrt" nach Innsbruck war sehr sehr anstrengend. Es ging immer bergab, um dann wieder bergauf zu gehen. Ich liebe Aufstiege, wenn man aber mental auf eine Abfahrt eingestellt ist, können sie recht zermürbend sein.
Aber gut, am Abend wartete eine Flädlesuppe auf mich! Ich war entschädigt.
Am Ende der Alpen hatte ich erneut mein Ziel erreicht. Das Spiel wiederholte sich und ich war etwas unmotiviert. Ich war dem geplanten Ende der Tour schon sehr nahe. In München dachte ich schon kurz daran den Zug nach Fulda zu nehmen. Die Strecke war aber schon gesperrt. Letztendlich habe ich mich in Thierhaupten dazu entschieden, die Tour zu beenden. Ich brauchte keine tolle Zieleinfahrt und es fühlte sich an, als sollte die Reise enden.
Und das tat sie. Meine Familie war sichtlich erleichtert, dass ich in einem Stück zurück war und ich wurde mit gutem Essen und Sekt empfangen.
Das passiert, wenn man total cool sein will, und sein voll beladenes Rad alleine aus dem Zug hebt...
Angekommen!
Etappen in den Alpen:https://staunchy.com/de/phasen/woche-27-die-alpen-im-blickhttps://staunchy.com/de/phasen/woche-28-regen-und-der-albulapasshttps://staunchy.com/de/phasen/woche-29-berge-berge-bergehttps://staunchy.com/de/phasen/woche-30-finale-ein-kleinesFazit. Ich bin so froh, dass ich diese Tour gemacht habe. Es hat so viel Spaß gemacht, ich habe so viel gesehen und erlebt. Ich kann es nur jedem empfehlen! Ich kann nicht warten, die nächste Reise zu starten. Im April geht es los, einmal um Irland.
Auch wenn der Bericht schon sehr sehr lang ist, konnte ich nicht auf viele Details eingehen. Falls ihr Fragen zur Strecke oder zur Reise habt, lasst es mich wissen. Wenn ich kann, beantworte ich sie gerne!