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#469719 - 25.09.08 10:00 Durch die Hügellandschaften Siziliens
Tumaisch
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abwesend abwesend
Beiträge: 78
Dauer:18 Tage
Zeitraum:16.6.2008 bis 3.7.2008
Entfernung:810 Kilometer
Bereiste Länder:itItalien
Externe URL:http://fuchs-on-tour.ch/joomla/index.php?option=com_content&task=view&id=130&Itemid=110

17.06.2008 Palermo Aeroport - Isola delle Femmine - Piana 60 km
Nachdem wir gestern Abend erst gegen 21.00 Uhr den Aeroport Palermo verliessen, waren wir erstaunt, dass es bereits ziemlich gedunkelt hatte. So fuhren wir ohne gross die Gegend war zu nehmen zunächst auf einer kleinen Nebenstrasse gleich neben der Autobahn, später entlang des Meeres zu einem Campingplatz bei Isola delle Femmine. In dieser Dunkelheit machten wir dann bereits erste Bekanntschaften mit "kleffenden" Hunden, die auf der Strasse aber auch in den eingezäunten Innenhöfen der Häuser ihr Bestes gaben. Als wir den Campingplatz dank freundlicher Hilfe zweier junger Sizilianer gefunden hatten, war es bereits kurz nach 23.00 Uhr. Müde von der langen Reise mit Zug und Flugzeug und der anschliessenden Fahrt hierher gings in eine ruhige und erholsame Nacht.
Heute morgen starteten wir gemütlich gegen 09.30 Uhr Richtung Palermo. Von dort wollten wir dann Richtung Süden ins Landesinnere fahren. Trotz viel Verkehr kann ich von der Fahrweise der Sizilianer noch nicht viel erzählen. Wir machten jedoch eine erste Bekanntschaft mit einem Radrennfahrer, welcher mit uns durch die Stadt fuhr und bereits mich bereits ein erstes mal in italienischer Sprache forderte. Nachdem wir Palermo praktisch problemlos durchfahren hatten, begann bereits ein ungemüthlicher, extrem starker Wind aus Süden. So flog uns viel Staub, Abfall, Sand und sogar einige Spielsachen von den Ständen entgegen. Der Kampf uns auf dem Fahrrad zu halten begann... Ausserhalb der Stadt, bei immer noch stürmischem Gegenwind, begann dann der eigentliche Aufstieg Richtung Süden. Bei über 35 Grad kämpften wir jedoch vorwiegend mit dem Wind. Auch viele Vespafahrer mussten ihre Fahrt immer wieder abbrechen. Da ein Fahren häufig unmöglich bzw. gefährlich war, stossten wir teilweise das Fahrrad. So ging es zig km lang hinauf, leider zu weit, denn wie wir merken mussten, hatten wir im letzten Städtchen Altofonte (350 m.ü.M.) eine Abzweiger Richtung Piana verpasst, so dass wir einen teil des "erkämpften" Weges wieder hinunter fahren mussten. Viel Zeit war bereits vergangen, der Tourstart misslungen. Doch auf der korrekten Strasse wurde es dann glücklicherweise wesentlich windstiller. Der Aufstieg ging jedoch weiter hinauf Richtung Piana (720 m.ü.M.), wo wir dann kurz vor dem Städtchen ein schönes Waldstück fanden, welches ausnahmsweise mal nicht umzäunt war. So konnten wir um 18.30 Uhr unser Zelt aufstellen und uns vom Tag erholen. Wir stellten schnell fest, dass wir heute (und auch schon am gestrigen Reisetag) viel zu wenig gegessen hatten. Wir sind beide völlig ausgepowert und hoffen auf einen besseren Tag mit weniger Wind morgen.


18.06.2008 Piana - Corleone - Ciancia 102 km
Die heutige Nacht war extrem stürmisch, wir haben das Gefühl dass wir nicht wirlich viel geschlafen haben. Um 07.10 Uhr starteten wir trotzdem. Die Route führte uns ab Piana weiter in passähnlichen Steigungen, vorbei am Lago die Piana, mit kaum Verkehr und inmitten wunderbarem Bergpanorama. Dank dem kleinen Frühstück nähe Piana konnten wir unser Energie-Defizit der letzten Tage etwas verringern. Doch nahmen wir uns vor, heute wieder mal richtig viel und gut zu essen. Nach einer schönen Abfahrt bogen wir dann auf die wohl schönste Querstrasse (Strasse 118) ein, hin zur alten Mafia-Zentrale Corleone, wo wir bereits um 11.00 Uhr (als einzige Gäste) mit einer Spaghetti Bolognese verwöhnt wurden. Diese Mahlzeit erlöste uns nach einiger Zeit von unserer Kraftlosigkeit. Nach einer knapp 3 stündigen Siesta im Restaurant und draussen im Schatten gings dann aber merklich besser. Wir fuhren dann weiter, erneut entlang eines Sees Richtung Prizzi. Glücklicherweise führte uns die Strasse jedoch zum auf dem Berggipfel gelegene Dorfzentrum auf 966 m.ü.M. Ein Strassenpass, der Portella Mola mit seinen 902 m.ü.M. folge jedoch etwas später. Die Route führte uns weiter durch die sehr hübschen Dörfer Santa Stefano (730 m.ü.M.), Bivona (503 m.ü.M.) und Alessandria. Eindrücklich wars, wie viele Kinder und Jugendliche draussen auf der Piazza spielten und auch vor den Restaurants viele kleinere Gruppen von vorwiegend älteren Männern miteinander diskutierten. In Alessandria gönnten wir uns ein weiteres Menue im Restaurant: Pizza und Spaghetti pomodore und viel, viel Cola. Mit nun gut gefülltem Magen gings dann bei bereits beginnender Dunkelheit Richtung Ciancia (390 m.ü.M), wo uns auf Nachfrage bei einem Landwirt ein Plätzchen gleich neben einem beleuchteten Helikopterlandeplatz zum campieren angeboten wurde. Die Route heute war sehr schön, Hunde erlebten wir, aber allesamt ungefährlich. Die Sonne brannte, die Siesta heute Mittag tat uns entsprechend sehr gut. Bis auf 1 Velofahrer konnten wir hier im Bergland keine Menschen auf 2 Rädern entdecken. Ein dickes Lob gilt den Autofahrern und den bisher sehr freundlichen und offenen Sizilianern.


19.06.2008 Ciancia - San Leone 55 km
Mit dem Ziel, heute möglichst früh die Südküste Siziliens zu erreichen, starteten wir heute bereits um 06.00 Uhr ab Ciancia. Zunächst genossen wir eine längere, kühle Abfahrt, doch dann gings schon wieder passähnlich bergauf. Das ganze wiederholte sich weitere zweimal, bevor wir nach 30 km das Dorf Raffadali auf 420 m.ü.M. erreichten. Wir waren dabei froh, so früh gestartet zu sein, denn erneut wurde es sehr heiss. Heute machten wir, v.a. Rebekka Bekanntschaft mit einem herummirrenden Hund; leider waren wir gerade an einem Aufstieg, als uns der Hund erblickte und ihr etwa 30 m lang bellend folgte. Dann schien bei ihm die Luft draussen (bei ihr der Adrenalinspiegel hoch. Von Raffadali gings im hügeligen Stil weiter bis Agrigento (230 m.ü.M.). Dieser grössere Ort, von wo auch div. Busgesellschaften in verschiedene Regionen Siziliens fahren, ist vor allem durch seine griechischen Tempel bekannt. Das Meer vor Augen, zog es uns jedoch zügig hinunter nach San Leone, wo wir bereits um 11.00 Uhr für 20 Euro / Nacht einen Campingplatz direkt an der schönen Südküste fanden. Hier erholen wir uns nun 1,5 Tage am Meer und geniessen unser sehr "chicer" Zeltplatz in einer Nische unter Sträuchern und zwischen einem Bambushag. Die Nord- Süd Durchfahrt Palermo - Corleone - San Leone war sehr schön und ist jederzeit eine Empfehlung wert. Wir sind gespannt wie es weiter geht...


21.06.2008 Ragusa - Vizzini 55 km (bis Ragusa mit Bus)
Im Sinne etwas gemütlicher Ferien mit Pausen und ohne Zeitdruck entschieden wir uns, die Küstenroute San Leone - Gela auszulassen und dafür mit dem Bus von Agrigento nach Ragusa zu fahren. Der Aufstieg von San Leone nach Agrigento (230 m.ü.M.) blieb uns jedoch nicht erspart. Für 10 Euro fuhren wir dann die Route nach Raguse und wir konnten getrost feststellen, dass wir wirklich nichts verpasst hatten. So fuhren wir um 15.00 Uhr in Ragusa (502 m.ü.M.) los und staunten zunächst mal über die alte Barock-Stadt Ragusa-Ibla (UNESCO). Auf der Strasse 194 fuhren wir dann Richtung Norden, hinein ins Gebirge der Monti Iblei. Wir waren extrem positiv überrascht von dieser schönen Route. Nebst schöner Landschaft hatte es auch kaum Verkehr, einfach genial. Es viel auch auf, dass das Gebiet hier viel grüner ist, was wohl nicht nur am sehr schönen Lago Di Rosalia liegt. Dem Tal entlang fuhren wir nach Giarratana (520 m.ü.M.) und Monterosa (691 m.ü.M.) Hier faszinierte uns die extrem kurvenreiche, langgezogene Transversierungen im Berghang, glücklicherweise häufig leicht abwärts. Begleitet wurde die Fahrt durch die vielen Kakteen entlang der Strassen. Zum Schluss lag dann ein erneuter Aufstieg nach Vizzini (586 m.ü.M.) vor uns, wo besonders die grosse Kirche aber auch das wieder mal prägende Bild einer Stadt auf dem Berggipfel heraus stachen. Etwa 10 km nach Vizzini haben wir ein Feld zum übernachten entdeckt, von wo aus wir morgen Richtung Etna fahren. Die Route heute hat uns wieder sehr begeistert, es hatte auch auffällig mehr Wasserreserven hier (Seen, Bäche, Brunnen) als bisher und landschaftlich zeigte sich doch ein verändertes Bild. Die Möglichkeiten zum wild campen sind hier ebenfalls auffällig grösser. Es hat wieder alles geklappt heut, spannend war es...


22.06.2008 Vizzini - Nicolosi 80 km
Erneut starteten wir am heutigen Sonntag um 06.00 Uhr Richtung Etna. Die Route zwischen Vizzini und Militello blieb weiter schön zu befahren. Ab Militello verloren wir dann stetig an Höhe, dabei erblickten wir zeitweise den Lago die Lentini sowie ein paar bewusst von Einheimischen gesetzten Kleinbrände auf den Feldern. Nach dem wir die Tiefebene (ca. 100 m.ü.M.) westlich von Catania erreicht hatten, begann der weniger schöne Routenabschnitt mit einigen Industriegebieten, grösseren Abfallmengen und allgemein wenig schönen Landschaften. Dies besserte sich erst wieder beim Aufstieg nach Motta Sant'Anastasia (275 m.ü.M.). Von da an gings stetig aufwärts, den Etna schon lange in Sichtweite, via Belpasse (551 m.ü.M.) nach Nicolosi (700 m.ü.M.) am südlichen Zugang zum Etna. Die morgendliche Hitze von bereits über 30 Grad im Schatten forderte uns beim Schlussaufstieg nochmals. Und dann war der erwartete Campingplatz nicht im Dorf, sondern erst gute 2 km bzw. 200 Höhenmeter aufwärts Richtung Etna zu finden. Doch nun sind wir bereits seit 14.00 Uhr hier auf dem gemüthlichen Campingplatz und überlegen uns, wie wir morgen auf den Etna gehen sollen. Möglichkeiten sind per Bike, Miete Roller oder andere? Mal sehen was der morgige Tag bringen wird.


23.06.2008 Ruhetag auf dem Etna
Das war heute ein super Highlight: Der Parco dell'Etna mit seiner riesigen Fläche Lavawüste, mit den 4 aktiven Gipfelkratern sowie ca. 350 Nebenkratern gilt er als grösster aktiver Vulkan Europas. Für dieses Erlebnis standen wir um 07.00 Uhr auf und bemerkten rasch 2 jüngere Personen, welche sich eben zur Abfahrt mit dem Auto bereitmachten. Wir kamen ins Gespräch und es stellte sich heraus, dass die 2 Amerikaner (Sonja und Will) Richtung Etna fahren werden. Welch ein Zufall und Glück! Wir fuhren also zu viert die bereits eindrückliche und kurvenreiche Etna-Hochstrasse auf 1915 m.ü.M. hinauf zur Rifugio Sapienza. Riesige schwarze Lavazungen und verschüttete Häuser zeigten sich neben der Strasse und deuteten auf die Kraft und Aktivität des Vulkans hin. Bei der Rifugion Sapienza war dann Endstation für normale Fahrzeuge. Zu Fuss oder per Seilbahn konnte man nun hinauf zur Bergstation auf 2520 m.ü.M. kommen. Wir nahmen für den Hinweg die Seilbahn (12 Euro/Person) und wanderten dann von dort in der riesigen Lavawüste hinauf zur Rifugio Alpino auf 2900 m.ü.M. Auf dem Weg dorthin entdeckten wir viele Marienkäfer auf den Lavagesteinen, die angeblich bis auf die Höhe von 3000 m in riesigen Kollonien heimisch sind. Aber auch kleine Schneebrocken und natürlich viele mit Touristen besetzten Offroad-Busse begeneten uns auf dem Aufstieg. Auf der sandigen Unterlage war die dünne Luft gut spürbar, doch die eindrückliche Landschaft nahm uns in ihrem Bann. Auf praktisch 3000 m Höhe umrundeten wir einen der Krater; der Schwefelgeschmack gegenwärtig, spürte man an einzelnen Stellen die heisse, leicht dampfende Erdoberfläche. Aus dem Krater selber rauchte es beträchtlich. Von dieser Höhe entdeckte man noch weitere Krater, welche teilweise eine eindrückliche farbliche Vielfalt zeigten (Lavasteine in gelber, grüner, brauner, grauer und rötlicher Farbe). Einzigartig! Zum höchsten und zur Zeit aktivsten Zentralkrater des Etna auf ca. 3340 m gelangt man nur an gewissen Tagen und dann auch nur mit einem Bergführer (ca. 50 Euro). Wir waren aber bereits vom Gesehenen angetan und machten uns nun zu Fuss querfeld durch die Lavagesteine auf den Rückweg hinunter auf 1915 m.ü.M. Um 14.30 Uhr waren wir zurück auf dem Campingplatz, wo wir uns nun noch etwas für die morgige Weiterfahrt um den Etna herum erholen.


24.06.2008 Nicolosi - Letojanni 110 km
Um 06.00 Uhr starteten wir mit der Absicht, nach dem gestrigen 3000er heute wieder die Meereshöhe zu erreichen. Das Ziel hiess Letojanni bei Taormina an der Ostküste. Für die Umrundung des Etna wählten wir die längere, jedoch angeblich schönere Route auf der Strasse 284 westlich um den Etna herum. Von Nicolosi (700m) starteten wir also via Belpasse (551 m) nach Santa Maria di Locodia (442 m), um dann anschliessend wieder aufwärts nach Adrano (560 m), Bronte (760 m) und Maletto (Strasse auf 1025 m) zu fahren. Dabei erlebten wir nebst gewohnt sonnig heissem Wetter (25 Grad um 07.15 Uhr) etwas überraschend viel morgendlicher (stinkender) Werksverkehr in den Städtchen. Noch überraschter waren wir allerdings, als wir in den engen Gassen aufwärtsfahrend plötzlich von einem galoppierenden Pferd mit Wagen überholt wurden. Den Etna fast die ganze Fahrt im Blickfeld, konnten wir gut beobachten, dass der Vulkan heute viel aktiver war als gestern. Meterhohe Rauchgase verliessen den Krater stossweise zum Himmel. Ab Maletto gings dann vermehrt abwärts. Da wir die "Gola d Alcantara" (Schlucht) des einzigen Flusses welcher ganzjährig nicht austrocknet besichtigen wollten, wählten wir die sehr schöne Route via Randazzo (765 m) nach Castiglione entlang des Flusses Alcantara. Dabei erblickten wir nebst gewohnt vielen Kakteen auch Palmen und Zitronen- Orangenbäume. Dann, etwa 100 m vor dem Haupteingang zur Schlucht (gratis-Zugang), welchselten wir unsere Bike-Schuhe gegen wasserfeste Trekking-Sandalen und stiegen etwa 100 m die Treppe hinunter zur sehr schönen Schlucht. Wir konnten auf einer Länge von über 100 m durch das bis hüfttiefe Wasser laufen, was uns eine willkommene Abkühlung war. Während der dortigen Essenspause erlebten wir erneut die Gesellschaft der auf Sizilien in Vielzahl vorhandenen Eidechsen. Nach der Pause fuhren wir weiter hinunter nach Giardini Naxos, vor uns erhöht auf dem Berg das bekannte Taormina. Das Meer, direkt an den steilen Hängen der Berge, ist hier extrem klar und sauber. Nun geniessen wir 2 Ruhetage und sind froh, dass wir in Letojanni erneut einen Campingplatz direkt an der Küste gefunden haben. Je nach Witterungs- und Lichtverhältnissen sieht man sogar auf das italienische Festland. Nun ist Erholung angesagt.


27.06.2008 Letojanni - Lago di Ancipa (Stausee) 105 km
Nachdem wir 2 wunderbare Ruhetage mit Besichtigung des Touristenortes Taormina (204 m.ü.M.) mit Theatro Greco, engen Gassen, grosser Piazza, schönen Restaurants und feinen Gelateria's sowie einem Sonnenaufgang um 05.45 Uhr am Strand geniessen konnten, erlebten wir heute wieder einen schönen, aber anspruchsvollen Fahrrad-Tag. Zunächst mussten wir von Letojanni (Meereshöhe) wieder fast 50 km zurück auf der bekannten Route nach Randazzo (765 m.ü.M.) fahren. Wolken zeigten sich bereits am Himmel, doch mit leichtem Rückenwind (!) folgten wir der Strasse 120 entlang bis nach Cesaro (1150 m.ü.M.). Bereits seit längerer Zeit konnten wir Blitze und Donnerlärm aus der Ferne entnehmen, doch erst wenige km vor Cesaro begann es ganz leicht zu regnen. In einem Restaurant wollten wir uns verköstigen und das Witterungsverhältnisse abwarten und prompt; schon nach wenigen Minuten schüttete es etwa 1 Stunde lang aus vollen Kübeln. Nachdem wir die Zeit zu einer Partie Schach und Essen genutzt hatten, fuhren wir gegen 15.30 Uhr weiter in den südlichen Teil des Nebrodi Gebirges. Wir entschieden uns dabei für die ruhige Nebenstrasse 162 via San Teodoro. Die Route war äusserst schön und führte durch einsame Landschaften, teilweise in wäldlichen Gebieten mit praktisch keinem Verkehr auf den sehr schmalen Strassen. Einzig das ständige auf und ab, teilweise mit sehr knackigen Aufstiegen sorgte nach den bereits vielen Steigungen für grösseren Kräfteverzehr. Nerven brauchten wir allerdings nur einmal, als wieder mal ein Hund von einem Haus hervorgeschossen kam und uns bellend ca. 20 m die Strasse rauf jagte. Dann war sein Wachinstinkt jedoch erloschen. Lustig war dagegen, als wir uns einmal 100 m durch eine riesige Schafherde auf der Strasse durchkämpfen mussten. Zum Glück kam uns da ein anderes Fahrzeug zu Hilfe... Mit dem Ziel, noch den Stausee Lago di Ancipa zu erreichen, kämpften und genossen wir die vielen Kurven, Steigungen und Landschaft. Endlich, gegen 19.00 Uhr war es geschafft, ein wunderbarer Blick auf den See, herum schöne Berge, doch weit und breit kein Platz zum wild campen... Leicht enttäuscht nahmen wir die nächste Steigung auf uns und erblickten gerade noch einen Bauern, welcher auf seinem Stück Land eben ins Auto steigen wollte. Auf die Frage ob wir hier mit herrlichem Blick hinunter zum See für eine Nacht campen dürfen, antwortete er mit einem selbstverständlichen ja. Herrlich diese Freundlichkeit und der tolle Ausblick in einsamer Natur mit Blick auf See und Berge. Nachdem wir unsere Spaghetti gekocht und gegessen hatten, genossen wir noch den Augenblick hier oben und gingen dann schlafen.


28.06.2008 Lago di Ancipa - Cefalu 120 km
Nach einem kleinen Frühstück mit Seeblick starteten wir unsere Tour gleich wieder mit einem kurzen 2 - 3 km langen Aufstieg. Wir verliessen anschliessend die einsame Nebenstrasse und kamen wieder auf die Strasse 120. Nach einer ersten herrlichen Abfahrt furht wir wieder bergaufwärts Richtung Cerami (970 m.ü.M.). Dort machten wir erneut Bekanntschaft mit gleich 2 aggressiv verhaltenden Wachhunden, welche uns kleffend fast 30 m verfolgten, dann aber wie immer die Verfolgung abbrachen. Die Route zeichnete sich weiter aus durch viele Steigungen aber auch vielen tollen und vor allem langen Abfahrten. Via Sperlinga (750 m.ü.M.) fuhren wir bei stärkerer Bewölkung auf das Städtchen Gangi (1011 m.ü.M.) zu und waren froh, dass wir nicht wie zunächst befürchtet hinauf auf den Berg (sprich ins Zentrum) fahren mussten. Nun endlich waren wir in der bekannten und schönen Gebirgsregion der Madonie angekommen. Einsame Gebirgsstrassen, bewaldete Hänge, Berge von fast 2000 m Höhe, schmucke Bergdörfer und einige Castles (Sperlinga, Castelbuono etc) gespickt mit Aufstiegen und Abfahren in wunderbarer Landschaft. Die Madonie gehörte sicherlich zu den landschaftlichen Highlights unserer Tour. Nach Gangi wechselten wir auf die Route 286 und überquerten dabei die Portella del Bafurco (1120 m.ü.M.). Via Castelbuono (423 m.ü.M.) erreichten wir schliesslich Cefalu an der Nordküste Siziliens. Im Zentrum sichteten wir dann 2 andere Touren-Biker (einen jungen Belgier sahen wir in Taormina) welche wir natürlich gleich ansprachen. Wie es der Zufall so will ein Schweizer pensioniertes Ehepaar aus Neuenburg, welche seit Mai die ganze italienische Küste herunterfuhren und ebenso mit dem Fahrrad wieder zurück nach Neuenburg wollen. Sie und einen anderen Schweizer (kein Biker), welchen wir bereits in Letojanni kennenlernten, sahen wir dann auf dem Campingplatz wieder. Gleich nach Ankunft gönnten wir uns eine Abkühlung in der herrlichen, kleinen Bucht direkt am Campingplatz. Dies war die letzte Berg- und Inlandetappe. Wir sind leicht erschöpft von den intensiven letzten 2 Tagen. Mit unserer Routenwahl sind wir jedoch super zufrieden. Nun machen wir 2 Tage Pause, bevor wir die letzte Etappe entlang der Küste nach Palermo in Angriff nehmen.


29. + 30.06.2008 Zwei Ruhetage in Cefalu
Das waren nochmals 2 schöne Ruhetage kurz vor Ferienende. Uebers Wochenende durften wir erleben, was auf den Campingplätzen während der Hauptsaison etwa los sein könnte. Der Campingplatz und der dazugehörende Strand war praktisch voll und der "Lärmpegel" entsprechend hoch aber nicht unangenehm. Doch schon heute Montag ist schon wieder Ruhe eingekehrt, die Wochenendaufenthalter sind weg. Gestern genossen wir mehrere Stunden am Strand. Das Wasser in der Bucht ist angenehm warm und heute zeigten sich sogar viele bis ca. 10 cm grosse Fische direkt an unseren Beinen und Oberkörpern. Die Besichtigung des Touristenortes Cefalu haben wir bereits gestern vorgenommen. Eine schöne Strandpromenade, viele enge Gassen mit unzähligen Einkaufsmöglichkeiten, wunderbare Restaurants mit Terrassen direkt zum Meer, Stände und viele Menschen aus ganz Europa gibts hier. Auch die Kathedrale mit schöner Piazza davor , die Besichtigung eines alten Waschhauses oder der herrliche Sonnenuntergang gehörten zu den Highlights von Cefalu. Des weiteren haben wir hier auf dem Campingplatz noch ein weiterer reisefreudiger Biker kennen gelernt. Dieter aus Freiburg (D) fuhr mit dem Fahrrad von Freiburg bis nach Sizilien. Heute morgen führte ihn seine Tour weiter nach Palermo, wo seine Tour dann endet. Der Austausch mit ihm aber auch mit anderen Biker über bereits erlebte Touren (Länder) oder künftigen Zielen läd immer wieder zum Träumen ein. Doch für uns heisst die Realität morgen Palermo. Wir werden erstmals entlang der Küste fahren und sind natürlich gespannt auf die Route und den Verkehr. Hoffentlich werden wir nochmals einen schönen Fahrtag erleben.


01.07.2008 Cefalu - Isola delle Femmine 105 km
Heute starteten wir um 07.00 Uhr zu unserer letzten Etappe. Auf der Hauptstrasse 113 fuhren wir vorwiegend zwischen dem Meer (Nordseite) und den steilen Gebirgshängen (Südseite). Kleinere Steigungen und kurze Abstecher ins Landesinnere ergänzten die Küsten-Route. Diese Route, auf Strassenkarten als "lohnenswert" beurteilt, hat dies wohl vor allem dank der Nähe bzw. dem Blick zum Meer verdient. Im Allgemeinen fanden wir die Routen im Landesinneren bzw. in den Bergen landschaftlich reizvoller. Das etwas befürchtete hohe Verkehrsaufkommen an den Küstenstrassen hielt sich stark in Grenzen, nur entlang der prallvollen Strandbäder und schönen Stränden bei Mondello (nördlich Palermo) war einiges mehr los. Dieser Ort gilt angeblich als Nobel- und Vergnügungsort bei Palermo, was sich mit unserer Wahrnehmung durchaus deckt. Was wir auch teilweise in den Inlandrouten sahen, prägte auch nähe Palermo teilweise das Strassenbild: überfüllte, übelriechende Müllhalden. Schade. Sonst konnten wir das Zentrum von Palermo praktisch umfahren, indem wir die küstennahe Strasse durch Palermo wählten. Dabei entdeckten wir sogar Stücke der alten Stadtmauer von Palermo. Etwas ausserhalb von Palermo überholte uns dann ein Radrennfahrer mit der Begrüssung "Ciao Svizzero"! Diese Stimme, dieses Gesicht.. Genau dieser Velofahrer hatte uns bereits am 17.06.2008 durch Palermo begleitet. Welch ein Zufall! Um 15.00 Uhr sind wir dann auf dem altbekannten Campingplatz in Isola delle Femmine angekommen. Die gleich anschliessende kühle Dusche unter freiem Himmel war dann eine extreme Wohltat. Dies war nun die letzte richtige Etappe. Es bleibt nun noch 1 Ruhetag für die Besichtigung von Palermo, bevor wir übermorgen die letzten 18 km hinaus zum Flughafen fahren und die Heimreise antreten müssen.


02.07.2008 Ruhetag in Palermo und Monreale
Für unseren letzten Ferientag nahmen wir uns vor, nebst Palermo auch noch der bekannte Dom im Städtchen Monreale (7 km entfernt von Palermo) anzusehen. Für 3.50 Euro nahmen wir eine Bus-Tageskarte und fuhren für die 18 km ins Stadtzentrum 1 Stunde (!) lang im dichten Verkehr von Palermo. Um den Bus zu wechseln, stiegen wir einmal um und warteten dort an der Bushaltestellte ca. 80 Minunten (!) auf den Bus. Eigentlich würde er ja jede Stunde fahren, aber in diesem Verkehr wurde es halt etwas später... Trotzdem gelangten wir auf das hoch über Palermo gelegene Monreale und besuchten dort den wunderschönen Dom Santa Maria la Nuovo mit den prachtvollen Mosaiken an Böden, Wänden und Decken. Nach der Besichtigung fuhren wir zurück nach Palermo und besichtigten die Sehenswürdigkeiten von Palermo wie die Kathedrale, den Normannenpalast und das Teatro Massimo. Die im Stil einer Moschee erbaute Kirche San Giovanni degli Eremiti (mit rosaroten Rundkuppeln) konnten wir wegen Restaurationsarbeiten leider nicht besichtigen. Trotzdem führte uns der selbsterwählte Weg dorthin durch enge Gassen und Seitenstrassen und zeigte uns die vielfach baufälligen, zerbröckelnden Häuser abseits der "Touristenroute". Von den bekannten Wochenmärkten gefiel uns der "Ballaro" gar nicht, der "Capo" mit vielen Lebensmitteln und Textilien dagegen sehr. Die wohl makaberste Sehenswürdigkeit war jedoch das Convento dei Cappucini (Kapuzinerkloster) mit 8000 in Kleidern hergereichteten Mumien (Totenschädel). Gegen Abend begaben wir uns (nach 40 min. Wartezeit) mit dem Bus zurück nach Isola delle Femmine und erlebten dort gleich noch das grosse jährliche Fest zu Ehren der Mutter Gottes . Ein Volksfest mit grossem Markt, Blasmusik, Prozession und grossem (und vor allem sehr lauten) Feuerwerk. Den Abschluss des Festes bildete dabei das Schlussfeuerwerk um 24.00 Uhr, als wir bereits wieder schlafend im Zelt waren... Dies war der letzte Tag auf Sizilien, morgen früh fliegen wir um 09.15 Uhr ab Palermo nach Milano, von wo wir wieder mit dem Zug nach Basel fahren. Schade dass die Tour nun vorüber ist.


Rückblende...
Postiv überrascht hat mich nebst den fast überall guten Strassenzuständen auch die Fahrweise der Sizilianer. Ausserhalb der grösseren Städte erlebt man sehr rücksichtsvolle Automobilisten, die sich zeitweise kaum zu überholen getrauen. Ein vorsichtiges Hupen drückt dabei bloss aus, dass sich ein Fahrzeug nähert und ist keinesfalls negativ gemeint. Auf vielen Strassen in den Gebirgen hat es zudem nur sehr wenig Verkehr, was das Fahrradfahren zu einem besonderen Erlebnis macht. An den Küsten muss man gerade in den Sommermonaten mit mehr, teilweise viel Verkehr rechnen. Unsere Route führte uns jedoch vorwiegend durch die wunderschönen Landschaften im Landesinneren, wo die Hügel, Berge, Wälder und Seen zu einem eindrücklichen Erlebnis werden. Einziger Makel auf Sizilien fallen mir nebst allfälliger grosser Hitze und einiger überfüllten Müllhalden einzig die vielen freilaufenden Hunde ein. Von schlapp zahm bis festgekettet aggressiv und dann eben noch jene, die frei herumlaufen und durchaus mal kleffend 10 - 20 m hinter her rennen... Es gibt auf Sizilien alle Sorten von Hunden und sicherlich kann jeder Velofahrer seine Geschichten davon erzählen. Glücklicherweise sind die Hunde in dieser Hitze schnell k.o; jedenfalls haben wir jeweils keine Kratzer abbekommen. Mit durststillenden Gewässern kann man auf Sizilien nicht gross rechnen. Fast alle Flüsse sind in den Sommermonaten ausgetrocknet, höchstens einige wenige Brunnen in den Höhenlagen können da Abhilfe schaffen oder natürlich der nächste Supermarkt. Als weitere sehr positive Erfahrung muss die enorme Freundlichkeit, Offenheit und Hilfsbereitschaft der (häufig männlichen) Sizilianer hervorgehoben werden. So was habe ich in anderen Ländern bisher kaum erlebt. Ob dies allerdings generell so ist oder vielleicht auch ein bisschen mit der Anwesenheit einer weiblichen Person zu tun hat, kann ich nicht beurteilen. Noch etwas zum Wetter: Das schlimmste war der extrem starke Wind am ersten Tag in Palermo, der bliess uns fast um und brachte uns an unsere Grenzen. Sonst aber war der Wind eher angenehm (kühlend) als bremsend. Wegen der Hitze starteten wir jeweils bereits gegen 06.00 Uhr morgens und legten je nach Hitze gegen Mittag eine Siesta irgendwo im Schatten ein, welche wir zur Essens- und Flüssigkeitszufuhr nutzten. Wer sich für Geschichte interessiert ist, ist wie auch auf dem Festland Italiens, auch auf Siziliens am richtigen Ort. Viele Castle's, Kathedralen, Kirchen und Tempel, aber auch barocke Palazzi verleihen der Insel ein unverwechselbares Gesicht. Bezüglich wildem campen lässt sich sagen, dass viele Felder durch einen Haag abgegrenzt sind (je nach Region) oder aber die Pflanzen so hoch sind, dass ein campen kaum möglich erscheint. Und trotzdem: im Inland findet man m.E. immer ein brauchbares Plätzchen, sofern die Ansprüche nicht zu hoch sind. Wir machten auf Sizilien die positive Erfahrung, dass die Bauern / Bewohner sehr hilfsbereit und freundlich sind, wenn man sie direkt bezüglich campieren auf Ihrem Feld anspricht. Trotzdem ist es wichtig zu wissen, dass wild campen auf Sizilien eigentlich verboten ist! An den Küsten und beim Etna übernachteten wir immer auf Campingplätzen, welche im Juni noch praktisch leer waren (Preise 13 - 20 Euro für 2 Personen + Zelt), sich dies aber angeblich ab Juli (auch preismässig) stark verändert. Sizilien hat für praktisch jeden Geschmack etwas zu bieten, es lohnt sich davon selber zu überzeugen.

Geändert von Tumaisch (25.09.08 10:06)
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