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#876765 - 30.10.12 16:25 Was bleibt von einer Radtour?
JoMo
Mitglied
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 5.471
Serus,
habe ich mir kürzlich so überlegt, während ich am Einscannen alter Dias war.
Technisch war die Ausstattung vor über 30 Jahren Hercules 10-Gang-Rad, 2-Mann-Zelt vom Hertie für DM 49,--. Das beste war der Schlafsack.
Salewa, Daune und die Kamera, Nikon FM.

Überraschend war auf den alten Bildern, daß z.B. Essen eine rein zweckorientierte Sache war. Satt werden. Jeden Tag mußte ein anderer in der (z.B.) Vierergruppe einen großen Laib Brot kaufen. Was man dazu essen wollte und die Getränke kaufte sich jeder individuell, bevor man das Nachtlager (wild) suchte.
Was da immer gegessen wurde, daran kann ich mich so gut, wie gar nicht mehr erinnern.
Heute spielt dagegen das Essen am Abend eine sehr große kulinarische Rolle, was ja auch nicht schlecht ist.

Was aber unauslöschlich in Erinnerung geblieben ist, das sind die Erfahrungen mit den Menschen, die man unterwegs geroffen hat. Andere Radler, Leute, die einem einen Platz für die Übernachtung boten (Bauern, Leute mit Garten...), alte Menschen, die einem wehmütig erzählten, daß sie früher auch mit dem Rad gewandert sind. Erfahrungen mit Menschen eben.

Sicher ist ganz gewiß, daß man diese praktisch kostenlosen und intensiven Erfahrungen auch heute noch machen kann. Ziemlich unabhängig von der verwendeten Technik.

Manchmal erscheint es, daß man die live gemachten Eindrücke hinter technischen Firlefanz vergißt. Kürzlich auf einem Konzert gesehen. Vor lauter hochgehaltener Smartphones, die mit zweifelhafter Bild- und Tonqualität die Band aufzeichneten, konnte man fast die Band vorne nicht mehr sehen. Auch irgendwie krank.

Was bleibt bei euch von einer Radtour ?

jomo
when life gives you lemons make lemonade
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#876767 - 30.10.12 16:32 Re: Was bleibt von einer Radtour? [Re: JoMo]
inga-pauli
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 3.922
So viele tolle Erinnerungen und Fotos, die nur in meinem Kopf abgelegt sind - viel zu viel um das hier zu schildern.

Höchstens mal nach und nach (wenn ich da nur an die Englandreise von vor ca. 30 Jahren denke mit viel Regen und Sturm, mein damaliger Freund nur mit so'm ollen Damenpetter ohne Gangschaltung mit ner BW-Persenning den Berg raufschiebend - oh jemine grins)

Das wird bestimmt endlich mal ein toller Faden - danke JoMo!
Ingrid ***


Geändert von inga-pauli (30.10.12 16:35)
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#876769 - 30.10.12 16:48 Re: Was bleibt von einer Radtour? [Re: JoMo]
Hummel
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 249
Begegnungen mit Menschen. Manche sind unauslöschlich noch nach Jahren sehr lebendig in Erinnerung.
Bilder von Landschaften. Diese können sich förmlich bei mir "einbrennen".
Intensität. Egal, ob ich alleine oder zu zweit unterwegs bin.
Harald
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#876789 - 30.10.12 17:40 Re: Was bleibt von einer Radtour? [Re: JoMo]
kettenraucher
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
abwesend abwesend
Beiträge: 1.567
Tolle Frage und eine ebenso tolle Einführung von Dir. Ich traue mich gar nicht, irgendetwas dazu zu sagen, aber es kribbelt irgendwie in den Fingern. Du hast wohl einen zentralen Nerv bei mir getroffen. Spontan und ohne darüber nachzudenken, sind mir bleibende Erinnerungen – jedenfalls für die Variante, dass ich alleine unterwegs bin/war:

Die Mischung aus Neugier, Unverständnis und Bewunderung bei den nicht radelnden Menschen, auf die man unterwegs so trifft

Im Gegensatz zum vorgegebenen Alltag und seiner Fremdbestimmung, das Gefühl ständig freie und eigene Entscheidungen über existenzielle Dinge treffen zu können, ja zu müssen. Das trifft mich immer wieder mit kolossaler Wucht und einer Mischung aus Sorge und Euphorie

Das Gefühl, etwas Ungewöhnliches zu tun, das nur von Wenigen geteilt wird, verbunden mit meinem Bedauern über diese Tatsache

Das Gefühl, körperlich von Tag zu Tag fitter, athletischer und leistungsfähiger zu werden

Das völlige Unverständnis über den gesellschaftlichen Mainstream

Das Gefühl, mich ständig um alles und jede Kleinigkeit selbst kümmern zu müssen

Das Gefühl, ein unverbesserlicher Romantiker und Außenseiter zu sein

Das Gefühl, dass es keine bessere Gelegenheit zum klaren Denken gibt, als auf Radreise zu sein

Das Gefühl, dass mich dieses klare Denken davon wegführt, gesellschaftliche Normen und ihre Irrationalitäten anzuerkennen

Das Gefühl, unendlich glücklich und stolz zu sein und dass meine Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in einem Hier und Jetzt miteinander verschmelzen

Das Gefühl und die Sicherheit, zu wissen, was wichtig ist für mich und was nicht

Das Gefühl der tiefsten Liebe, Sehnsucht und Dankbarkeit zu meiner Frau

Die Klarheit der Gefühle und des Denkens, die ich im Alltag wegen dem ganzen Schrott nicht realisieren kann

Die tief empfundene Freude an mir selbst, meinem Rad und der Welt, in der ich lebe

Die tief empfundene Dankbarkeit, dass ich bislang nicht hungern oder übermäßig leiden musste

Das Gefühl, unendlich stark zu sein und alles zu können, auch wenn es unüberwindlich erscheint

Das Gefühl, dass es viel klüger wäre, mehr - oder wenigstens öfter - unterwegs zu sein

Das Gefühl, mir ganz gewaltig den Arsch abzufrieren und den ganzen Kram gehörig zu verfluchen

All das vermisse ich, wenn ich nicht auf Radtour bin. Oder mit anderen Worten: All das bleibt von Radreisen als Erinnerung in mir
Allen gute Fahrt und schöne Reise.
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#876793 - 30.10.12 17:51 Re: Was bleibt von einer Radtour? [Re: kettenraucher]
inga-pauli
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 3.922
....
und das Gefühl, wie es ist, wenn mir der Wind so unendlich sanft (mehr oder weniger) um die Nase weht. Dann weiß ich, warum ich Radfahren so liebe ...
Ingrid ***

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#876798 - 30.10.12 18:16 Re: Was bleibt von einer Radtour? [Re: inga-pauli]
Lighning Phantom
Nicht registriert
Bei mir sehr viele Erinnerungen, lustige Erlebnisse und das Gefühl mit jeder Tour ein kleines Stück leistungsfähiger und schneller zu werden.
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#876799 - 30.10.12 18:19 Re: Was bleibt von einer Radtour? [Re: JoMo]
Stephan_CR
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 217
In Antwort auf: JoMo
Was bleibt bei euch von einer Radtour ?


Interessanterweise ist einer der bleibendsten Eindrücke von meinen Radtouren (besonders der nach Norwegen) der Anblick des Himmels, der sich weit vor mir in die Ferne erstreckt mit Wolken, die sich all die fernen Orte, an die ich noch radeln will, schon angucken können schmunzel

An manchen Tagen wenn ich zur Arbeit fahre und der Himmel mich mal wieder besonders hoch und nordisch in die Ferne zieht, habe ich Lust einfach weiterzufahren...

Gruß
Stephan
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#876803 - 30.10.12 18:28 Re: Was bleibt von einer Radtour? [Re: JoMo]
silbermöwe
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 345
Hallo Jürgen,
bei mir bleiben die Erinnerungen und Fotos im Kopf.
Aber Kettenraucher hat es so beschrieben, dass dem nichts mehr hinzuzufügen ist.
Gruß
Dirk
(demideTira)
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#876816 - 30.10.12 19:14 Re: Was bleibt von einer Radtour? [Re: JoMo]
Jaeng
Nicht registriert
Was bleibt von einer Radtour?
Ganz viele Dias, Papierbilder und digitale Dateien, die in der Versenkung, im Keller, in den Tiefen der Festplatte verschwinden und die ich mir gar icht mehr oder nur noch selten ansehe.
Was immer lebendig bleibt, sind die Erinnerungen an die Radtouren, an Situationen wie die 1977 in Irland, als im Sommerregen die Bremsen bergab nicht verzögern wollten, als mir in einer engen Kurve ein Wohnwagengespann entgegen kam. Solche Erlebnisse werde ich nie vergessen. Meine erste Brockenauffahrt mit Gepäck. Meine erste Harzradtour als Schüler mit Rad mit Dreigangnabe. Das Leihfahrrad auf Samos mit F&S Duomatic-2-Gangnabe. Und ... und ...

Geändert von Jaeng (30.10.12 19:15)
Änderungsgrund: Jahreszahl
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#876821 - 30.10.12 19:27 Re: Was bleibt von einer Radtour? [Re: JoMo]
natash
Moderator Übernachtungsnetzwerk
abwesend abwesend
Beiträge: 7.683
In Antwort auf: JoMo


Was bleibt bei euch von einer Radtour ?






schöne Erinnerungen, die mich als innere Diashow gerade dann aufrichten, wenns im leben mal besonders garstig ist. Und viel Stoff zum träumen...:)
Unerfreuliches wird im nachhinein immer ein wenig geglättet, mit Annekdoten gespickt und abgeschwächt. Ich kann sie aber immer noch fühlen, die beim ersten hohen Berg vergossen Schweißmengen, das erste "abgesoffene" Zelt, die eiskalten Nächte.
Schöne Erinnerungen aber überwiegen: der Tanz einer Libelle beim bergauffahren neben dem Rad, laue Sommernächte unterm Sternenhimmel, lebhafte Diskussiionen in allerlei Sprachen, die schillernden Farben der Schmetterlinge und das Surren der Reifen auf Asphalt und das Holpern auf Schotter.
LG Nat
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#876822 - 30.10.12 19:29 Re: Was bleibt von einer Radtour? [Re: kettenraucher]
Hansflo
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 3.858
schön geschrieben, Kettenraucher, bravo!!!

H.
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#876825 - 30.10.12 19:39 Re: Was bleibt von einer Radtour? [Re: JoMo]
FordPrefect
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 3.231
Unendlich viele lebendige Bilder blieben (von den meisten Urlauben gibt es keine Photos) im Gedächtnis - Gespräche - Begegnungen - Wind und Regen......

Mittlerweile teile ich diese Freuden mit meiner Frau schmunzel

Was immer bleibt ist die Sehnsucht, diese Freiheit und Weite wieder zu erfahren.....



Viele Grüße / Micha



-------------------------------------------------------
Always look on the bright side of life !

Geändert von FordPrefect (30.10.12 19:40)
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#876829 - 30.10.12 20:13 Re: Was bleibt von einer Radtour? [Re: JoMo]
RobRoll
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
abwesend abwesend
Beiträge: 598
Kompliment Kettenraucher.
Ich würde das Gefühl wen der Gegenwind aufhört noch dazunehmen. schmunzel

Gruss
Roberto
Hole im Leben mehr Luft und gebe dafür weniger Gas. (Harry Ramelli)
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#876848 - 30.10.12 21:41 Re: Was bleibt von einer Radtour? [Re: RobRoll]
pushbikegirl
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 1.583
Unterwegs in Ghana

Diese wahnsinns Freiheit die man genießt, weit weg von der Heimat keinen Druck zu verspüren und die Welt so zu erleben wie man es für richtig hält.
www.pushbikegirl.com
Fahrradweltreise Mai 2013 - Dez 2017
Afrika - seit Aug.2018
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#876865 - 30.10.12 22:43 Re: Was bleibt von einer Radtour? [Re: JoMo]
Hasenbraten
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 689
Die Meisten von euch werden es wahrscheinlich nicht verstehen, aber ich liebe Gewitter!
Deshalb fällt mir spontan folgende Erfahrung ein.
Im Sommer 1979 geriet ich am Chiemsee in ein schweres Gewitter und wurde nass bis auf die Haut. Ich hatte ein 200 DM-Rad von Karstadt, bei dem die Felgenbremsen bei Nässe praktisch jede Wirkung verloren. Die Heimfahrt war abenteuerlich, ich habs aber unfallfrei geschafft...
Ansonsten bleiben natürlich die vielen Begegnungen mit netten Leuten in Erinnerung.

Grüße Gregor
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#876871 - 31.10.12 00:14 Re: Was bleibt von einer Radtour? [Re: kettenraucher]
Daddy Langbein
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 160
In Antwort auf: kettenraucher
Sorge und Euphorie

Bingo!
Das gehört für mich auf Radreisen zusammen und ist nicht einzeln zu haben.
In der Erinnerung ergeben sich durch diesen gewahrsamen Tunnelblick, dann häufig zunächst unscheinbare Momente als das Salz des Erlebten.
Wie sagt man heute: Leider geil.
Groetjes, niels

"Magic is sometimes very close to nothing at all." Zinedine Zidane
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#876873 - 31.10.12 06:20 Re: Was bleibt von einer Radtour? [Re: JoMo]
Juergen
Moderator
abwesend abwesend
Beiträge: 14.307
".......komme ich durch Kappel-Grafenhausen. Hier endete vor drei Jahren der erste Tag meiner ersten Radreise nach 38 km. Fast wäre ich in der Hitze damals vom Rad gefallen und völlig fertig entstand an diesem Tag in meinem Kopf der Titel "Soll ich mich quälen, oder.....?" Ich radle etwas wehmütig durch diesen Ort. Es hat sich viel getan bei mir, und heute von hier noch nach Emmendingen zu fahren, würde mir jetzt keinen Stress mehr machen. Ich bin froh, ein Reiseradler mit neu gewonnener Lebensqualität geworden zu sein........"

Hallo Jürgen,
so schrieb ich auf meiner Tour zum Forumstreffen 2012. Das Reisen auf und mit dem Fahrrad hat mein Leben auf ein Niveau gebracht, das ich nicht mehr missen möchte. Die Intensität eines Tages habe ich selten so nachhaltig erlebt, wie auf dem Fahrrad. Die Gründe hat Stefan wunderbar beschrieben. Dazu möchte ich noch ergänzen, dass ich mich auf dem Rad im Getriebe dieser Erde oft schwach und hilflos fühle, aber willkommen bin.

Vielen Dank für den Faden
Gruß
Jürgen
° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° °
Reisen +
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#876882 - 31.10.12 07:33 Re: Was bleibt von einer Radtour? [Re: JoMo]
Martina
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 17.704
In Antwort auf: JoMo

Manchmal erscheint es, daß man die live gemachten Eindrücke hinter technischen Firlefanz vergißt.


Ach ich weiß nicht, ich würde das nicht so pessimistisch sehen. Ehrlich gesagt habe ich mir sogar manchmal schon gewünscht, auch die akkustische Seite eines Urlaubs dokumentieren zu können, diese Eindrücke sind mir als nicht optisch veranlagtem Menschen mindestens genauso wichtig wie anderen die otpischen. Schlechte Qualität stört mich sowohl bei Musik als auch bei Fotos erstaunlich wenig, weil mir die Eindrücke als solche bedeutender sind als das Medium. Die m.E. immer mehr um sich greifende (Un-)Sitte, nur noch perfekte Qualität überhaupt zur Kenntnis zu nehmen halte *ich* für technischen Firlefanz. zwinker

Aber ich schweife ab. Was bleibt von einer Radtour? Es sollte genau das bleiben, was ich mir unter einem geglückten Urlaub vorstelle, nämlich mich vom Alltagstrott zu erholen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Ich wechlse im Urlaub gerne häufig den Ort, dass ich das mit dem Fahrrad tue ist *für mich* eher nachrangig, ich könnte mir (auch auf die Gefahr dass ich jetzt ausgeschlossen würde) auch einen Urlaub mit Auto oder Motorrad vorstellen...

Martina


Geändert von Martina (31.10.12 07:33)
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#876883 - 31.10.12 07:48 Re: Was bleibt von einer Radtour? [Re: Martina]
StephanZ
Nicht registriert
In Antwort auf: Martina
In Antwort auf: JoMo

Manchmal erscheint es, daß man die live gemachten Eindrücke hinter technischen Firlefanz vergißt.


Ach ich weiß nicht, ich würde das nicht so pessimistisch sehen. Ehrlich gesagt habe ich mir sogar manchmal schon gewünscht, auch die akkustische Seite eines Urlaubs dokumentieren zu können,

Man könnte auch diesen technischen Krimskrams als eine Art Gedächnisstütze sehen. Ich sehe die Umgebung anders, wenn ich sie nach guten Photos "scanne". Die Überlegungen, wie ich das Bild gestalte, prägen die Situation mehr ein. Die Photos werden dadurch eine Art Erinnerungsanker.
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#876884 - 31.10.12 07:54 Re: Was bleibt von einer Radtour? [Re: JoMo]
Joan24
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 95
Ist eine Radtour nicht jedes Mal die perfekte Art dem Alltag zu entfliehen? Wir lassen unseren gewohnten Trott, unsere lieben Kollegen, unsere Autos, unsere Home-Cinemas und Ledersitzmöbel zurück und begeben uns - freiwillig - in ein mehr oder weniger chaotisches Leben. Schöne Nebeneffekte bleiben nicht aus: interessante Leute treffen, Freiheit geniessen, schöne Landschaften erfahren, Wetter hautnah erleben und und und.
Autocamper nennen dafür übrigens ähnliche Gründe.
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Off-topic #876887 - 31.10.12 08:21 Re: Was bleibt von einer Radtour? [Re: Joan24]
StephanZ
Nicht registriert
In Antwort auf: Joan24
-freiwillig - in ein mehr oder weniger chaotisches Leben.

Du kannst gerne mit mir zusammenziehen.
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#876891 - 31.10.12 08:30 Re: Was bleibt von einer Radtour? [Re: JoMo]
Wegekuckuck
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 741
In Antwort auf: JoMo
Was bleibt bei euch von einer Radtour ?


Moin
Es gibt bei mir oft Augenblicke, die ich lange nicht vergessen werde. So z.B. erst am letzten Freitag, morgens um 9 Uhr, als ich mein Fahrrad am Bahnhof von Garmisch die Treppe herunter trug.
Ein älterer Herr sprach mich an.
Er: Wo soll es denn hingehen?
Ich: Nach München.
Er: Das geht nicht, wir werden Nachtfrost bekommen.
Ich: Macht doch nichts. Ich komme doch noch im Hellen in München an.
Er: ungläubiger Blick, zu keiner Antwort mehr in der Lage. grins

Oder die Begegnung 2010 mit einem Pilzsammler in Bulgarien. Ok, das war auf einem etwas längeren Brevet, aber das ca. 10 minütige Gespräch mit ihm, werde ich wohl noch lange in guter Erinnerung behalten.

So habe ich viele schöne Erinnerungen an Radtouren, oder auch andere Urlaube. Landschaftliche Highlights sind auch dabei.
Es sind bei mir meistens die kurzen Eindrücke die hängen bleiben.
Gruß Knut
Mein Freund wenn es mal länger dauert
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Off-topic #876894 - 31.10.12 08:34 Re: Was bleibt von einer Radtour? [Re: ]
Joan24
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 95
In Antwort auf: StephanZ
In Antwort auf: Joan24
-freiwillig - in ein mehr oder weniger chaotisches Leben.

Du kannst gerne mit mir zusammenziehen.


... danke für das Angebot, ständig im Chaos leben zwinker ? Soweit bin ich noch nicht bäh .
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#876917 - 31.10.12 09:32 Re: Was bleibt von einer Radtour? [Re: JoMo]
HeinzH.
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 10.998
In Antwort auf: JoMo
(.....) Was bleibt bei euch von einer Radtour ?
jomo


Gewisse schöne Radreise-Erinnerungen bleiben besser unveröffentlicht... unschuldig
Bis später,
HeinzH.
Demokratie lebt davon, daß sich die Bürgerinnen und Bürger aktiv einbringen...
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#876927 - 31.10.12 09:49 Re: Was bleibt von einer Radtour? [Re: kettenraucher]
Ente
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
abwesend abwesend
Beiträge: 807
Nett geschrieben, ich fahr dann gleich mal los... schmunzel

Gruß
Andreas
"Schlechtes Benehmen halten die Leute doch nur deswegen für eine Art Vorrecht, weil keiner Ihnen aufs Maul haut." - Klaus Kinski


Geändert von Ente (31.10.12 09:49)
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#876937 - 31.10.12 10:25 Re: Was bleibt von einer Radtour? [Re: kettenraucher]
JoMo
Mitglied
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 5.471
Servus Kettenraucher,

da kommt bei jedem Punkt ein Bild oder ein Gefühl hoch. Das ist wie ein "Geschmacksverstärker" für Erlebnisse. Gut beschrieben grins

jomo
when life gives you lemons make lemonade
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#876975 - 31.10.12 12:55 Re: Was bleibt von einer Radtour? [Re: JoMo]
veloträumer
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
abwesend abwesend
Beiträge: 17.202
In Antwort auf: JoMo
Sicher ist ganz gewiß, daß man diese praktisch kostenlosen und intensiven Erfahrungen auch heute noch machen kann. Ziemlich unabhängig von der verwendeten Technik.

Manchmal erscheint es, daß man die live gemachten Eindrücke hinter technischen Firlefanz vergißt. Kürzlich auf einem Konzert gesehen. Vor lauter hochgehaltener Smartphones, die mit zweifelhafter Bild- und Tonqualität die Band aufzeichneten, konnte man fast die Band vorne nicht mehr sehen. Auch irgendwie krank.

Was bleibt bei euch von einer Radtour ?

Tiefe Erfahrungen ohne Technik bleiben, aber neue Techniken verändern eben auch die Wahrnehmung und den Erlebnischarakter. Das kann das urspüngliche Gefühl verdrängen oder schwächen, es kann aber auch die Erlebnisse verstärken, wie das StephanZ gesagt hat ("Erinnerungsanker"). Früher habe ich mit weniger Fotos (und fremd entwickelt) weit weniger intensiv die Reisen aufgearbeitet als heute - quasi als Selbstentwickler mit den Reisen allein fototechnisch schon Wochen oder sogar Monate beschäftigt. Auch das Schreiben über die Reise wikrt im Nachhinein nochmal Erlebnis-stärkend.

Was ich erstaunlich finde: Blättere ich in meinem Erinnerungskasten, dann reduzieren sich Reisen meist nur auf wenige Erlebnisse. Es sind nicht 5 Wochen Reise, sondern nur wenige Momente davon. Versuche ich das eine oder andere genauer aus dem Gedächtnis zu holen, bleibt vieles verloren. Auch hier hilft mir die moderne Vielfotografierei über manche Erinnerungslücke hinweg. Es ist also auch ein Trugschluss, das jedes aktive Erleben uns so nachhaltig prägt, es sind eben nur wenige Momente. Dennoch galube ich, dass auch die vielen vergessenen Momente irgendwo in uns sind - nur können wir sie nicht mehr später aufarbeiten. Es wäre also falsche, eine Radreise nur an Erinnerungen zu messen.

Ein weiteres Phänomen sind die schwindende Genauigkeit der Erinnerung. Es gibt immer mehr Erlebnisse, deren Details verwischen - zuweilen hilft sich das Gehirn mit Interpretationen die sich bei mancher Prüfung als falsch erweisen. Die Erinnerung betrügt also auch immer - deswegen sind "Lebendige" Erinnerungen auch so wunderbar, weil sie zu Geschichten werden. Die nackte Realität der Vorfälle wäre selten einer solchen Radl-Geschichte würdig gewesen. Radlerlatein ist nicht nur gewollte Überzeichnung, manchmal ist sie einfach nur die natürliche Degeneration der Erinnerung.

Das Beispiel mit Konzerten ist mir auch geläufig - doch spielt hier anderes rein: Wenn du mit Musikkritik beschäftigt bist, sogar selbst viel dazu geschrieben hast, wird ein Konzerterlebnis auch gefühlsärmer, man beginnt alles im Kopf zu zerlegen - der Genuss weicht der Analyse. Lässt sich nur schwer verhindern. Eine Methode neuen Zugang zu finden ist bei mir mittlerweile eine relativ starke Blockade gegenüber Konzerten und CDs - dafür versuche ich die wenigen Male gezielt auszusuchen und intensiver wahrzunehmen (Zeit nehmen). Ungewöhnliche Konzertorte empfinde ich da auch hilfreich, um das "Gewohnte" zu durchbrechen. Im laufenden Jahr habe ich mir einige Konzertereignisse "erarbeitet", indem ich dort hingeradelt bin.

Anderes: Nehmen wir einmal das Beispiel Mobiltelefon oder gar das Smartphone mit Facebook-Option etc. Ermöglicht häufige Rückmeldung bei Lieben und Bekannten. Die Distanz der Ferne vermindert sich, das Allein-Gefühl (mehrere solcher Gefühle hat Kettenraucher gut beschrieben) nimmt ab, aus Einsamkeitswahrnehmungen werden tägliche Talkminuten. Auch die Risiken vermindern sich, wenn man "hold the line" mitradeln lässt. Das verändert die Gefühle des Triumpfes, des Machbaren, des Erlebten. Aus dem ICH-Erlebnis wird eine ICH-Show für andere, beziehe andere ein in die laufende Reise, die Selbstreflektion vermindert sich. Denkbare Maßnahme (bei mir so): Kein Kontakt mit der Heimwelt. Ich vermeide zudem TV und Zeitungen mit dem Weltgeschehen, weil ich die Reise auch als eine Zeit des Ausstiegs erleben möchte. Nur Ich und das Rad und meine Reiseumgebung. Bei Fussball-WMs kann man leider die Medien nicht immer ausblenden - man bekommt ja förmlich die Ballerei aufgezwungen (soweit in Fußballländern unterwegs).
Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings!
Matthias
Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen
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#876977 - 31.10.12 13:06 Re: Was bleibt von einer Radtour? [Re: veloträumer]
Martina
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 17.704
In Antwort auf: veloträumer
Wenn du mit Musikkritik beschäftigt bist, sogar selbst viel dazu geschrieben hast, wird ein Konzerterlebnis auch gefühlsärmer, man beginnt alles im Kopf zu zerlegen - der Genuss weicht der Analyse.


Das Phänomen kenn ich gut, auch ohne mit Musikkritik beschäftigt zu sein. Meistens kann ich den Kritikermodus aber bewusst abschalten.


Zitat:

Anderes: Nehmen wir einmal das Beispiel Mobiltelefon oder gar das Smartphone mit Facebook-Option etc. Ermöglicht häufige Rückmeldung bei Lieben und Bekannten. Die Distanz der Ferne vermindert sich, das Allein-Gefühl (mehrere solcher Gefühle hat Kettenraucher gut beschrieben) nimmt ab, aus Einsamkeitswahrnehmungen werden tägliche Talkminuten.


Auch wenn du es noch so oft wiederholst, das halte ich für eine unzulässige Verallgemeinerung. Ich bin noch nie auf die Idee gekommen, tägliche Talkminuten mit den Lieben zu Hause zu halten. Früher hab ich ab und zu ne Telefonzelle gesucht oder das Hoteltelefon genutzt, dann mit dem Handy telefoniert, seit die lieben Eltern auch wissen wie man die liest schreib ich SMS. Das finde ich persönlich eher entlastend, weil es asynchron möglich ist und die aus meiner Sicht nervigen Pflichttelefonate vermeidet. Wenn nicht in Gebrauch ist das Handy ausgeschaltet, d.h. ad hoc erreichbar bin ich eh nicht.

Zitat:

Auch die Risiken vermindern sich, wenn man "hold the line" mitradeln lässt. Das verändert die Gefühle des Triumpfes, des Machbaren, des Erlebten.


Ich finde es zutiefst merkwürdig, sich bewusst vermeidbaren Risiken auszusetzen, nur um hinterher das Gefühl des Triumphes zu haben.

Zitat:

Aus dem ICH-Erlebnis wird eine ICH-Show für andere, beziehe andere ein in die laufende Reise, die Selbstreflektion vermindert sich.


Daraus schließe ich, dass du auch noch nie Ansichtskarten geschrieben hast. Das wäre genau die gleiche ICH-Show.

Martina
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#876980 - 31.10.12 13:22 Re: Was bleibt von einer Radtour? [Re: veloträumer]
JoMo
Mitglied
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 5.471
Zitat:
Ich vermeide zudem TV und Zeitungen mit dem Weltgeschehen, weil ich die Reise auch als eine Zeit des Ausstiegs erleben möchte


Das habe ich bisher auch immer so gehalten. Es kommt immer wieder vor, daß ich nach langer Zeit in einem Gespräch erfahre, daß z.B. irgendein Politiker verstorben oder irgendwas anderes passiert ist und ich keine Spur Kenntnis davon habe. Es geschah einfach während meiner letzte Radtour. 3 Wochen ohne aktuelles Tagesgeschehen und es fehlt einem tatsächlich nichts. Immer wieder faszinierend (es ist sowieso eins der größten ungelöste Rätsel, daß täglich genau so viel passiert, wie in die Zeitung paßt).

Das mit den Gedächtnisanker funktioniert bei mir auch. Nicht mal so sehr über Fotos, sondern auch über Musik und Gerüche.

jomo
when life gives you lemons make lemonade
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#876984 - 31.10.12 13:26 Re: Was bleibt von einer Radtour? [Re: JoMo]
iassu
Mitglied
anwesend und zufrieden anwesend
Beiträge: 24.844
In Antwort auf: JoMo
3 Wochen ohne aktuelles Tagesgeschehen und es fehlt einem tatsächlich nichts.
Na da vertraust du aber sehr aufs St.Floriansprinzip. Denn das ist dir sehr wahrscheinlich nur egal, wenn das, was passiert ist, weit weg von deinem Zuständigkeitsbereich war. Im Frühherbst 2002 kam ich von der Radtour heim und ein Jahrhundertunwetter hatte bei uns auf der Berghöhe (!) für Sturmschäden und überschlammte Keller gesorgt.
...in diesem Sinne. Andreas
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