Hallo allerseits!

Nachdem ich bisher so viel von den Erfahrungen und Anregungen aus dem Forum profitiert habe - v.a. bei der Zusammenstellung meines Reiserades - hier als feet bag ein Testbericht über die einzelnen Komponenten, die mich auf fast 9.500 km in Westkanada und Alaska (davon knapp 1.500 km ohne Asphalt) begleitet haben:

Rahmen und Gabel:
Der (ungefederte) 21´er „Redbull Stiffee“ - Rahmen hat sich auch vollbeladen bei flotten Abfahrten (bis ca. Tempo 60) nicht aus der Ruhe bringen lassen. Trotz vorzüglichem Geradeauslauf (wahrscheinlich dank des langen Radstandes) war die Fuhre immer noch ausreichend wendig. Zusammen mit der ChroMo-Ahead-Starrgabel von Rotor kommt auch mit Lowridern und Lenkertasche kein Pendeln oder Flattern auf. Die Rahmengeometrie mit dem sehr langen, leicht abfallenden Oberrohr hat sich für mich als ein angenehmer Kompromiss aus Sportlichkeit und Komfort herausgestellt.

Schaltung:
Die Rohloffnabe mit Schaltbox und Kettenspanner hat bis auf das zweimalige Schmieren der Schaltsechskantschraube und dem einmaligen Wechseln eines gerissenen Schaltzuges keine Wartung und Reparatur erfordert.
Abgesehen von der klassischen Falle zwischen 7. und 8. Stufe sind die Gänge nur selten nicht sofort eingerastet. Lediglich nach einer knackigen Frostnacht dauerte es einige Schaltversuche, bis die Nabe wieder langsam ihren Dienst antreten wollte.
Der unglücklich geformte und schwergängige Schaltgriff hat anfangs für einen schmerzenden rechten Unterarm gesorgt; mittlerweile hab ich mich dran gewöhnt - wie auch an die beeindruckende Geräuschkulisse und den schwarzen rechten Daumen als Erkennungszeichen eines Rohloffianers.
Mit dem deutlich schlechteren Wirkungsgrad gegenüber einer (im direkten Vergleich nebenherradelnden) Kettenschaltung kann man sich hingegen nur schwer abfinden. Testweises paralleles Bergabrollen (kaum Wind, vergleichbarer Luftwiderstand, ähnliche Bereifung) ergab nämlich eine Differenz von mehr als einem angeschalteten Seitenläuferdynamo (Nordlicht), selbst bei Tempi über 30 km/h. Das ist schon sehr deutlich, und ich weiß nicht, ob dieser Unterschied im belasteten Zustand beim Treten besser wird. Nun, dafür schont eine derartige Schleppbremse die Bremsbeläge (s.u.) und erhöht die eigene Fitness.

Übriger Antrieb:
Nachdem die Shimano IG nach schon ~ 2000 km ziemlich ausgelutscht war, bin ich bei den nächsten Ketten auf Billigmodelle umgestiegen und habe deren drei verschlissen. Durch den rechtzeitigen Austausch habe ich zumindest das vordere TA-Blatt geschont, hinten muss wohl das Ritzel gewendet werden, nachdem die letzten beiden Ketten direkt nach dem Aufziehen für etliche Kilometer mit großem Krachen durchgerutscht sind.
Die Übersetzung von 46/17 hat sich für mich bei etlichen Anstiegen als zu lang herausgestellt. Der neidvolle Blick auf das muntere Treten der (meist vorweg fahrenden) 22/32-Kettenschaltungskombi bedeutet für die nächste große Tour ein Umsteigen auf ein 42er-Blatt.
Die Hussefeltkurbeln nebst ISIS-Lager haben unauffälig gearbeitet und mussten nicht nachgestellt werden.

Laufräder und Bereifung:
Den 721er Mavics zusammen mit den DT-Swiss Speichen (vorne Alpine III, hinten Champion) und den selbstsichernden Nippeln haben das Gesamtgewicht von bis zu 130 kg und die Schotterpisten nix anhaben können: kein Speichenbruch, kein Nachzentrieren und keine tiefen Riefen in der Felgenflanke.
Mit den Marathon XRs gabs nur einen einzigen Platten. Vorne ist noch reichlich Profil, hinten bildet sich allmählich ein Semislick.

Bremsen:
Die Avid Arch Rivals in Verbindung mit den Single Digit 7 Hebeln haben bei jeder Witterung kräftig, verlässlich und gut dosierbar zugepackt - und das ohne jegliches Quietschen. Außer dem gelegentlichen Nachspannen der Züge war kein Nachjustieren nötig. Die Originalbelege waren dank Parallelogrammfühung gleichmässig abgenutzt und haben fast 8000 km gehalten. Beim Wechseln der Belege habe ich allerdings (für mein Gefühl ohne übermäßige Krafteinwirkung) ein Gewinde der filigranen Justierschrauben für die Federspannung überdreht - für eine Bremse dieser Preisklasse unverständlich und ärgerlich. Entweder eine typspezifische Schwachstelle oder ein prinzipielle Problem von V-Bremsen (wie ein kanadischer Radhändler meinte).

Sattel und Stütze:
Die Thudbuster LT ist äußerst komfortabel, spricht fein an und bügelt auch heftige Unebenheiten aus. Es gab keine Wartungsarbeit, und die Elastomere scheinen immer noch OK zu sein. Die hintere Feststellschraube für den Sattel ist jedoch schwer zugänglich, so dass der leicht abrutschende Schlüssel den Innensechskant rund zu drehen droht.
Der Gelsattel mit Lederbezug von Selle hat das Anlehnen an harte Oberflächen nicht übel genommen und dank schlanker Form und der guten zusätzlichen Dämpfung meinem (über)sensiblen Hintern nur wenig Druck- oder Scheuerstellen beschert.

Vorbau und Lenker:
Die Kombination aus winkelvertellbaren Extreme-Vorbau (mit Vierpunktbefestigung), Speedlifter und Brezellenker mit Schaumstoffgriffen hat sich als sehr stabil und wegen der vielen Griffmöglichkeiten als ausgesprochen komfortabel herausgestellt. Wegen des oben erwähnten empfindlichen Pöters habe ich den Speedlifter allerdings selten auf Chopperhöhe herausgezogen. Ich werde aber wohl auf einen leicht gekröpften klassischen Lenker mit großen Hörnchen und extrem kurzen Vorbau umsteigen, da das jetztige Ensemble eine Verlängerung des Klickfix-Adapters erfordert (mit dem unvermeindlichen Verrutschen der beladenen Lenkertasche) und eine schlechte Führung der Bremszüge sowie eine unergonomisch hohe Stellung der Bremshebel bewirkt.

Träger und Taschen:
Logo und Duo haben die ruppigen Lufttransporte ohne Macken überstanden und die Zuladung (vorne etwa 2 x 5 kg), hinten bis rund 25 kg) problemlos verkraftet, auch auf rauherem Untergrund.
Die Ortlieb Bike Packer vorne und die vaude Transalp plus hinten sind zwar vom Material her sehr robust, bei den vaudes ist jedoch ein Klettverschluss der kleinen Außentasche und ein Tragegriff abgerissen. Außerdem ist bei überraschenden Schlaglöchern ein paar mal eine der vier Befestigungskrallen aufgesprungrn. Alle (Deckelverschluss-)Taschen sind nicht 100% wasserdicht - wahrscheinlich, weil ich sie sehr hoch bepackt sowie in (halb-)leerem Zustand bei Regen nicht sorgfältig verschlossen habe.

Sonstiges:
Auch den sks-Schutzblechen haben Transport und Schotterwege nichts ausgemacht.
Der Extreme -Hinterbauständer hat dem großen Gewicht nicht standgehalten (Alu-Standbein abgebrochen und später eine Befestigungsschraube aus dem Gewinde gerissen), hat aber dank der Aufrüstung mit einer Stahlgewindestange als Standbein bis heute überlebt.
Der d+d - Rückspiegel hat sich als überaus nützlich erwiesen: steht nicht weit ab und hat ein sehr großes Blickfeld.

Bis auf den Bremsenkummer und die durchwachsenen Eigenschaften der Nabe also ein überaus positives Fazit.
Herzlichen Dank nochmals an das Forum, ohne das ich sicher nicht so tolle Komponenten ausgewählt hätte.
In diesem Sinne grüßt

Manfred