Donnerstag, 17. Juli:
Auch ohne Wecker bin ich durch aufkommenden Wind früh wach geworden. Habe mich entschieden, gleich alles zusammenzupacken, da weiter im Süden aus einer Wolke Regen kam. Außerdem habe ich so die 09.00 Uhr Fähre nach Gryllefjord bekommen und Zeit zum Frühstück war auch noch genügend.
Die Fähre hatte eine gewisse historische Note, was mir natürlich sehr gefallen hat. Sogar dem Brückenpersonal konnte man über die Schulter sehen.
Für Leute mit empfindlichem Magen war die Überfahrt allerdings nix, da man selbst auf der relativ großen Fähre die lange Dünung bemerkt hat.
Die Einfahrt nach Gryllefjord, wie die Landschaft auf Senja überhaupt, ist wunderschön.
In dieses Loch geht es rein, denn da drin liegt Gryllefjord...
...gar nicht so klein wie zunächst vermutet.
In Gryllefjord habe ich nochmals in einem kleinen Laden meine Vorräte ergänzt. Dann ging es los. Zunächst war die Straße eben am Ford, welcher zu umrunden war. Doch schon von weitem ist auf der gegenüberliegenden Seite zu sehen gewesen, daß das nicht so bleiben sollte.
Ein kleiner Paß mußte gefahren werden, um diesen wunderschönen Fjord, zu verlassen. Ein letzter Blick auf Gryllefjord...
...was war das jetzt schon wieder? Es sollte doch nicht etwa regnen? Leider ja und ziemlich heftig wie man auf der folgenden Aufnahme gut sehen kann.
Zum Glück war es aber ganz und gar nicht kalt.
Eigentlich wollte ich heute in die Gegend von Finnsnes fahren und dort mal wieder in der Wildnis zelten oder notfalls auf den dortigen CP.
Doch was war das? Plötzlich gab es eine Abzweigung nach Botnhamn. Da wollte ich doch hin.
Habe erst mal angehalten und meine Unterlagen studiert. Botnhamn war richtig. Dort sollte die Fähre nach Brensholmen abfahren. Das würde meine letzte Überfahrt vor Tromsoe sein.
Hier hat mich dann eine Eigenart in Norwegen sehr geärgert. Ich hätte nämlich zu gerne gewußt wie weit es denn von meinem Standort nach Botnhamn ist. Aber auf den Schildern stand nur ganz selten die Entfernungsangabe. Noch seltener standen Schilder mit Entfernungsangaben neben der Straße. Vielleicht hat das ja strategische Gründe.
Dank GPS konnte ich aber sehen, daß ich, um nach Botnhamn zu kommen etwa 80-90km fahren mußte. Rätselhaft war mir lediglich wie man in dieser Richtung da durchkommen sollte. Weder auf meiner Papierkarte, noch auf der Karte im GPS gab es da eine durchgehende Straße. Wahrscheinlich haben die Norweger da unterwegs irgendwo einen neuen Tunnel gebaut, welcher in meinem antiquierten Kartenmaterial nicht verzeichnet ist. Diese Annahme sollte sich später als richtig herausstellen.
Egal, ich fuhr auf dieser Straße, welche zunächst erstmal unheimlich steil ziemlich weit nach oben anstieg.
Es ging durch einen Tunnel. Mitten im Tunnel welcher glücklicherweise im Gefälle lag, kam mir ein anderer Radfahrer entgegen und sagte mir, daß das Wetter an der anderen Seite wesentlich besser wäre.
Wesentlich war zwar zunächst übertrieben...
...aber es hat aufgehört zu regnen. Das war doch schon mal was.
Mein Mut zur unbekannten Strecke, würde ich nicht bereuen. Ganz im Gegenteil, die Strecke ist landschaftlich ein absoluter Höhepunkt.
Wenn man sich auf dem folgenden Bild mal die Größe der Häuser ansieht, bekommt man einen Eindruck von der unwahrscheinlichen Mächtigkeit dieser Landschaft.
Nach einem weiteren sehr neuen Tunnel, diesen gab es in meinen Karten nicht, schien sogar die Sonne. Es war nochmals eine Steigung zu überwinden. Bei der Auffahrt gab es mal wieder das bekannte Fliegenproblem
.
Ein letztes Bild von Senja...
... denn schon relativ kurze Zeit nach dieser Aufnahme, sollte ich den Fähranleger in Botnhamn erreicht haben. Es gab zunächst noch eine steile Abfahrt, dann ging es links ab nach Botnhamn, wieder ohne Entfernungsangabe, die gab es nur für Finnsnes, was mich aber überhaupt nicht interessiert hat.
Auf dem Weg vom Abzweig zum Fähranleger mußte ich noch eine Baustelle durchfahren. Da war ich wirklich froh über meinen Panzer. Mit meinem Crosser hätte ich dort schieben müssen. Andernfalls hätte es Bruch gegeben.
Am Kiosk an der Fähre habe ich mich erst mal mit Pölse und Kaffee sowie Kuchen gestärkt. Dabei bin ich mit Björn aus Tromsoe ins Gespräch gekommen. Er ist auch ganz im Süden gestartet und war nun auf dem Weg nach Hause.
Die Fährüberfahrt war kurzweilig und weil ich eben viel zu erzählen hatte, bzw. Björn ja auch, ist das Fotografieren etwas in den Hintergrund gerückt.
Schnell habe ich den Entschluß gefasst nach Ankunft der Fähre in Brensholmen, sofort mit Björn nach Tromsoe, zu fahren. Das waren dann noch 70km und ich würde mitten in der Nacht ankommen, aber das ist ja hier im Norden um diese Jahreszeit egal.
Die Fahrt zu zweit war sehr kurzweilig. Die Straße hatten wir für uns alleine und so konnten wir nebeneinander fahren und erzählen.
Die Zeit und auch die sehr schöne Strecke verging wie im Fluge.
Nach 23 Uhr waren wir in Tromsoe. Dort habe ich dann doch mal ein paar Bilder gemacht.
Hier auf der großen Brücke welche zum Flughafen führt...
...und nochmal mit Björn.
Dann über die zweite Brücke, das Zentrum von Tromsoe liegt auf einer Insel, erreicht man die
Eismeerkathedrale ...
...nur noch wenige Meter und ich war am CP und Ziel meiner eigentlichen Radreise angekommen.
Dort die große Überraschung, daß selbst mitten in der Nacht die Rezeption geöffnet hatte.
Im Sommer ist die 24h auf.
Wegen eines Musikfestivals war der Platz sehr gut besucht. Außerdem meinte die Dame bei Empfang, daß der ganze Zeltplatz ziemlich feucht sei und ich erstmal schauen sollte ob ich dort mit meinem Zelt unterkäme. Alternativ wäre noch eine Hütte frei gewesen, der Preis allerdings mein Ruin
.
Aber alles war nur halb so schlimm. Ich habe einen wunderbaren Platz gefunden. Hier würde mein Zelt bis Montag stehen. Habe dann eingecheckt und gleich alles bezahlt. Platz war nicht billig, aber dafür wurde einem auch einiges geboten. Duschen waren incl. wunderbare Küche mit Aufenthaltsraum, Fernsehraum, zahlreiche Sitzmöglichkeiten auch draußen und zuletzt die schöne Lage, direkt an einem Bach.
Ich bin ziemlich schnell sehr fest eingeschlafen. Ich hatte ja noch Defizit von der vergangenen Nacht.
162km, 1600Hm, Durchschnitt 18km/h, Fortsetzung folgt.
@Velotroll: Wir haben tatsächlich den gleichen Wal aufgenommen. Das ist an der Fluke eindeutig zu sehen. Es ist laut den Führern ein alter Bekannter, dort vor Andenes, weil er schon seit vielen Jahren dort auftaucht oder in unserem Falle abtaucht
. Dein Film ist toll. Bin gerade dabei, mein Material zu verarbeiten.
@ veloträumer:
bravobravobravo
So was wollen wir sehen!!!
Bist du dir da sicher? Das Foto ist hier im Rad-Forum doch total Off-topic, da ist ja nicht mal ein Fahrrad drauf.
Nein mal im Ernst ich freue mich gerade über diese Aufnahme riesig. Da gehört schon einiges Glück dazu, um die Fluke so erwischen zu können. Man muß da nah genug dran sein, der Winkel muß stimmen und außerdem muß auch noch die Technik im richtigen Moment mitspielen. Den Bildausschnitt genau zu treffen war bei den Bewegungen auch sehr schwer. Velotroll hat bei seinem Film noch etwas bessere Bedingungen gehabt. Auf seinem Film kann man gut sehen wie schnell das alles abläuft.