Hallo liebes Forum,
Lange hab' ich hier nicht reingeschaut, zu viel Arbeit, die mich von den "wichtigen" Dingen abgehalten hat
. Und dann waren wir ja Anfang des Jahres länger auf Tour, wovon ich hier berichten möchte
. Jedenfalls ist es doch ein seltsames Gefühl, wenn man im Frühling, wenn das Wetter hierzulande wieder fahrradtauglich wird, sich bewusst wird, dass der Jahresurlaub schon verbraucht ist...
Schon länger hatte ich mir nach einigen "kalten" Touren in großer Höhe gewünscht, einmal eine richtige Winter-Radtour zu unternehmen, so mit Schnee und Eis und allem was dazu gehört. Schnell kristallisierte sich das ideale Reiseziel für eine solche Wintertour heraus: der zugefrorene Baikalsee. Der Baikalsee ist auch im Winter in den letzten Jahren zu einem zunehmend beliebten Ziel von einigen Tourenradlern geworden. Die Region bietet tolle Landschaft, ist gut zu erreichen und auch eine gewisse touristische Infrastruktur ist vorhanden. Und wo sonst kann man im Winter radeln, ohne lästigen Autoverkehr, versalzte Straßen und ähnliches.
Wir hatten uns vorgenommen, ganz bequem mit der Bahn anzureisen, die ursprüngliche Idee, bereits in Deutschland in den Zug zu steigen haben wir dann jedoch schnell zugunsten eines Air-Berlin Fluges nach Moskau verworfen. Von Moskau aus ging es dann in einer 90-stündigen Fahrt nach Sewerobaikalsk am Nordende des Baikalsee. Wir hatten dann vor, irgendwie die gesamte Länge des Sees abzuradeln und die Tour am Südende zu beenden, wo wir dann wieder in den Zug zurück nach Moskau steigen würden. Die Route war nicht exakt durchgeplant, allerdings hatten wir und einige Ziele gesetzt, die wir gerne besuchen wollten. So wollten wir unbedingt zur "heiligen Nase", und auch die Insel Olchon durfte nicht fehlen, dabei war einerseits der Schamanenfelsen ein "muß", gleichzeitig reizte uns auch die einsame Ostküste der Insel. Als Zeitrahmen hatten wir für die eigentliche Radtour fünf Wochen veranschlagt, das war im nachhinein mehr als genug, und machte die Sache recht entspannt. Die Tagseetappen und genaue Routenführung richtete sich vor Ort nach den Eisverhältnissen, den Autopisten und dem Wetter.
Ein paar StichpunkteAnreise per Bahn: Keine Probleme, sehr entspannt. Man braucht aber viel zu lesen unterwegs, 90 Stunden sind schon recht lang... Fahrräder für den Zugtransport auseinandergelegt in Mülltüten verpackt, und für das Gepäck zwei extra Liegeplätze gekauft, das klappte dann problemlos. (Gepäckwagen gibt es zwar, aber dafür muss man sein Gepäck irgendwo aufgeben, ob und wie genau das funktioniert und wieviel das kostet habe ich nicht rausgefunden).
Nordbaikal: Sehr schneereich, wir hatten viel schieben müssen. Man ist auf die Autospuren angewiesen, da oft zu viel Schnee liegt um "frei" zu fahren. Landschaftlich ist die Kulisse der hohen Gebirge (Baikalgebirge und Bargusingebirge) fantastisch.
heiige Nase: immer noch viel Schnee, aber gute, teilweise geschobene Pisten zwischen den Dörfern. In Ust-Bargusin kann man einkaufen, übernachten, etc; ist ein nettes Städtchen.
Olchon: "Klassiker", im frühen Winter aber total verschlafen. Chushir, das Städtchen am Schamanenfelsen erweckte den Eindruck, als sei der Ort "geschlossen". Lebensmittel kann man natürlich trotzdem kaufen, aber das "touristische" Programm hält Winterschlaf. Entlang der wenig erschlossenen Ostküste der Insel zu radeln hat mir besonders gut gefallen. Hier sahen wir Wolfsspuren und es gab zahlreiche schöne, mit Eiszapfen bedeckte Felsen.
Westküste Baikalsee südlich der Insel Olchon: sehr abwechslungsreiche Landschaft, gut erschlossen (kleinere Ortschaften mit Lebensmittel-Läden, und bei Bedarf auch Übernachtungsmöglichkeiten). Tolle Eisbedingugen zum radeln.
Südbaikal, entlang der alten Baikalbahn: Wieder viel Schnee, also schieben... Eindrucksvolle Bauten entlang der historischen Baikalbahn. Es gibt zwar immer wieder Siedlungen, aber im Winter ist "nix los". Südende des Sees ist flach und unspektakulär.
Vom Baikal nach Irkutsk auf der Landstraße: kann man sich sparen, war jetzt nicht gerade das Highlight, zumal es Anfang März schon so warm war, dass der Schneematsch in flüssige Form überging und damit zur Sauerei wurde. Viel LKW-Verkehr bei anspruchsvoller Topographie (kurze, sehr steile Anstiege, ebenso steile Abfahrten)
Rückreise per Bahn von Irkutsk: Wieder sehr entspannt, diesmal nutzten wir die "offenen" Liegewagen. Gepäcktransport wie gehabt in Mülltüten bei zwei zusätzlich gekaufen Plätzen.
Alles in allem hat der sibirische Winter durchaus seinen Charme, und es kann gut sein, dass es uns mal wieder im Winter dort hin verschlägt. Den Baikalsee kann ich im Winter uneingeschränkt für kälteliebene Tourenradler empfehlen, wer sich gut vorbereitet hat, wird dort viel Spaß haben.
Ich werde in den nächsten Tagen nochmal einiges zu einzelnen Aspekten der Tour hier schreiben... Ist alles noch am Entstehen
Wer sich jedoch schon mal durch unkommentierte Bilder klicken will wird
hier fündig.