Dies ist Teil 1 dieses Berichtes, Teil 2 (Kirgisistan) braucht noch viel Arbeit.
Kasachstan
Dies war unser dritter Versuch in Zentralasien. Covid beendete den ersten und der grenzüberschreitende Konflikt zwischen Kirgisistan und Tadschikistan machte dem zweiten Plan einen Strich durch die Rechnung. Und obwohl Kirgisistan die eigentliche Attraktion war, hatten wir gute Gründe, die Reise in Kasachstan zu beginnen.
Almaty: Eine sanfte Landung
Almaty, Kasachstans ehemalige Hauptstadt mit 2 Millionen Einwohnern, ist eine blühende Stadt mit breiten, von Bäumen gesäumten Boulevards, weitläufigen Parks, Fussgängerzonen, Fahrradwegen, unzähligen Brunnen und trendigen Cafés. Mit den schneebedeckten Gipfeln des Tien-Shan-Gebirges, der Architektur im sowjetischen Stil und der kyrillischen Schrift könnte man meinen, man befinde sich in Sofia, Bulgarien. Es war ein perfekter Ausgangspunkt für unsere erste Fahrt in Zentralasien.
Ortodoxe Katedrale
Die grosse Moschee
Kyrillische Speisekarte
Süssigkeiten im grünen Markt
Platz für uns
Und für dein nächstes Quiz: Kasachstan ist der grösste Binnenstaat der Welt und Almaty (Alma-Ata) bedeutet "der Grossvater der Äpfel" und ist der Ursprungsort der Äpfel!
Äpfel gibst auch als Strassenmöblierung
Nachdem wir uns mit Vorräten eingedeckt hatten, fuhren wir aus Almaty heraus in Richtung Osten und trafen nach 35 km Stadtverkehr und stark befahrenen Strassen auf eine schöne ruhige, weil gesperrte, Nebenstrasse entlang des Almaty-Kanals.
Vorräte
Almaty-kanal
Zelten am Kanal
Die war Ideal zum Radfahren, mit endlosen Campingmöglichkeiten und einer konstanten Wasserversorgung. Die Temperaturen bewegten sich um die 30°, so dass selbst Darina mit dem frühen Start zufrieden war!
Kokpek-Schlucht
In der Kokpek-Schlucht
Als wir auf die A351 fuhren, erwartete uns die Kokpek-Schlucht und einige steile Anstiege. Die Autofahrer waren auf dieser stark befahrenen Strecke respektvoll und wo es Platz gab grasten Pferde zaunfrei vor sich hin. Aber es war eine andere besondere Schlucht, die uns dazu veranlasste, in diese Richtung zu schweifen ...
Der Charyn Canyon.
Der eigentliche Grund für den Start unserer Reise in Kasachstan war ein 12 Millionen Jahre altes Naturwunder: Der Charyn Canyon. Dieser wunderschöne Canyon aus rotem Sandstein, zu dem auch das Tal der Burgen gehört, ist klein, aber beeindruckend und vor Ort als Kasachstans Grand Canyon bekannt. Den kurzen Abstecher lohnt sich auf jeden Fall!
Tal der Burgen von oben
und von unten
Das letzte Stück in Richtung der kirgisischen Grenze
Pferde
Baktrische Kamele
Die Berge gehören schon zu Kirgisistan
Essen Schmackhafte Suppen, Salate, Nudeln und Knödel dominieren die Speisekarten in Kasachstan und die Portionsgrössen sind radlertauglich. Pferd, Rind und Lamm sind die typischsten Fleischsorten im Angebot.
Ausserhalb von Almaty gab es (leider für Kurt) nur wenig Bier,
Cheers Tee wardas bevorzugte Getränk, und Darina bekam etwas Neues zu probieren: einen milchigen Panikgras-Tee, der an den japanischen Mugicha (Gerstentee) erinnerte.
Tee mit Süssem
Unterkunft Wir haben in Almaty viel Geld ausgegeben (60€) und hatten von unserem Zimmer im Kazakhstan Hotel (Doppelzimmer ensuite mit mega Frühstücksbuffet) einen wunderbaren Blick auf das Tien Shan Gebirge.
Ein Ausschnitt des Büffets
Unser einfaches Zimmer in Kegen kostete ca 10€ .... Dazwischen gabs reichlich Möglichkeiten zum Wildcampen.
Fazit Unsere kurze Fahrt durch diesen winzigen Teil Kasachstans brachte uns in eine lebendige Stadt, abwechslungsreiche Landschaften, leckeres Essen und sehr freundliche Menschen. Wir würden gerne ein andermal wiederkommen, um mehr von diesem riesigen Land zu sehen.
Eure hier gezeigte Route kenne ich gut; ich kam damals über Kegen ins Land, besuchte ebenfalls den Charyn Canyon (ist die Zufahrt zum Canyon immer noch so eine furchtbare "Wellblech"-Piste?) und kam über die Kokpek-Schlucht, ein Stück Autobahn und den Kanal bis nach Almaty. Mich hat die Stadt fasziniert, da ich nach Wochen im Steppen- und Bergland, verschlafenen Dörfern und Städtchen nicht mit so einer modernen Metropole gerechnet hatte. Danke für Bilder und Bericht.
Hallo Peter Freut mich deine Erinnerungen aufgefrischt zu haben Ja, Almaty hat uns auch positiv Überrascht. Wie eine Spanische Stadt im Schachbrettmuster angelegt, nur das die Quadrate riesig sind, da kann man lange fussen um von A nach B zu kommen... Die Zufahrtstrasse zum Charyn Canyon ist gut geteert bis zum Touristenzentrum. (komplett mit gutem & teuren Restaurant und Übernachtungshäuschen gibt's auch) Wild zelten ist problemlos, man kann auch seinen ganzen Kladeradatsch eine Treppe runterschleppen und unten am Fluss campieren. Unten gabs als wir da waren keine Verpflegung, aber immerhin WCs. Hoch geht's dann halt auch mit schleppen, deswegen haben wir oben hinter einem Hügel campiert. Liebe Grüsse Kurt
Die Zufahrtstrasse zum Charyn Canyon ist gut geteert bis zum Touristenzentrum. (komplett mit gutem & teuren Restaurant und Übernachtungshäuschen gibt's auch)
Echt jetzt? Was habe ich damals geschimpft...
In Antwort auf: qrt
Wild zelten ist problemlos
Ja, das habe ich damals auch genutzt, denn ein "Touristenzentrum mit Restaurant und Übernachtungshäuschen" waren noch nicht vorhanden (von entsprechenden Plänen sprachen sie allerdings bereits). Ich habe ebenfalls oben in einer Mulde gezeltet; ich wollte auch nicht so viel schleppen. Die einzigen Radler, die ich damals getroffen habe, kamen übrigens aus Belarus.
Kasachische Grenze - Karakol – Issyk Kul See – Tosor Pass – Narin – Kaserman ... Jalalabad – Osch – Papan – Peschtschera-Schlucht – Osch
566km geradelt Juli-August 2024
Noch was zu:
Visabestimmungen & Anreise
EU- und Schweizer Staatsbürger benötigen für Aufenthalte von bis zu 60 Tagen kein Visum in Kirgisistan. Wir flogen mit Pegasus nach Almaty in Kasachstan und radelten von dort aus die 300km bis an die nordöstliche kirgisische Grenze unweit von China. Pegasus fliegt auch von Zürich über die Türkei nach Bischkek und Osch.
"Wohin gehst du?" War die häufigste Frage die wir gestellt bekamen.
Ungezähmte Berglandschaften, Almwiesen, grasbewachsene Steppen, Gletscher und Seen locken seit Jahren Wanderer und Biker nach Kirgisistan.
Es war nicht nur schieben, dazwischen radelten wir auch durch Edelweiss-Wiesen
Das ehemalige Mitglied der Sowjetunion ist von China, Kasachstan, Usbekistan und Tadschikistan umschlossen, hat sieben Millionen Einwohner und ist etwa fünfmal so gross wie die Schweiz. In einer Jurte zu schlafen ist seit Jahren ein Traum von Darina und Kirgisistan würde helfen, dieses Kästchen zu erfüllen!
Erste Eindrücke
Nach unserer gemütlichen Radtour in Kasachstan wurden wir prompt in Kirgisistan eingeführt. Die Landschaft schien viel grüner zu sein als das, was wir auf der anderen Seite der Grenze gesehen hatten, und die Berge ragten deutlich höher empor. Wir wurden mit Regen begrüsst und unsere Reifen blieben im Schlamm stecken. Schon an unserem ersten Tag mussten wir einen steilen Schotterhang hinaufzuschieben. Das war nur der Anfang!
Landschaft, Tag 1
Karakol Wir fuhren nach Karakol, das während des zaristischen Russischen Reiches im 19. Jahrhundert als Garnisonsstadt gegründet wurde. Eine der Hauptattraktionen der Stadt ist die prächtige orthodoxe Holzkirche, die 1895 für die russischen Truppen in Karakol erbaut wurde.
Holzkirche
Die Dungan-Moschee ist nicht weniger beeindruckend. Es wurde 1910 von Dungan-Muslimen fertiggestellt, die vor der Verfolgung in China flohen. Anstelle eines Minaretts wird dieses einzigartige Holzgebäude von einer Pagode gekrönt und bei dessen Bau wurde kein einziger Nagel verwendet!
Moschee wie ein Koreanischer Tempel.
Auf dem Markt lernten wir, dass Pferdeherzen viel grösser sind als die der Kühe!
Verkehr
Die Ein- und Ausfahrt in Karakol bereitet wegen der schmalen Strasse, des schlechten Belags und des schnellen Verkehrs nicht viel Freude. Der Respekt vor Radfahrern hat in diesem Wegstück keine Priorität. Glücklicherweise konnten wir den Sandstreifen benutzen und haben das Ganze überlebt!
Ein Traum wird wahr!
Darina fühlte sich ein wenig angeschlagen und bestand auf ein paar Ruhetagen, sobald wir den wunderschönen Issyk Kul See erreichten. Und was gibt es Schöneres, als sich in einer traditionellen Jurte mit hausgemachten Mahlzeiten einzunisten. Das ganze ein paar Minuten vom See weg.
Jurte von innen
Issyk Kul
Mit einer Länge von 182 km und einer Breite von 60 km ist der Issyk Kul nach dem Lago Titicaca in Peru/Bolivien der zweitgrösste Bergsee der Welt. Hier auf 1600 m ü.d.M. bekamen wir die Ruhe und Entspannung, die wir brauchten, bevor wir die grosse Herausforderung der Reise in Angriff nahmen.
Nie wieder! 😝
Als wir die Ufer des Issyk Kul verliessen, lockten die schneebedeckten Gipfel des Tian Shan und der Weg schien durchaus machbar zu sein.
Erstes Camp am Tosor
So schön wars auch...
Zweites Camp am Tosor
Schieberei vor dem Pass
Fast da...
Als wir uns der 3.000 m ü.d.M. näherten, spürte Darina bereits den Mangel an Sauerstoff und unsere Zwei-Zoll-Reifen begannen, auf der Schotter-/Sandpiste die Traktion zu verlieren. Und als die schneebedeckten Gipfel in vollem Umfang zum Vorschein kamen, nahm das Gefälle deutlich zu. Jetzt brauchten wir zwei pro Fahrrad, um den Anstieg hinauf zu schaffen. 15 Sekunden lang schieben. stoppen und 30 Sekunden lang keuchen. Wiederholen. In unseren vielen atemlosen Pausen schworen wir uns, dass dies unsere letzte Expedition dieser Art sein würde. Nur ein Narr würde eine solche Tortur wiederholen...
Schwarze Wolken zogen auf und Hagel begrüsste uns kurz vor der Passhöhe. Als wir oben auf dem Tosor Pass (3.893 m ü.d.M.) ankamen, wars noch ein kalter Regen. Wir ratterten dann das Bachbett runter und genossen das grossartige Naturschauspiel. Unsere Belohnung war das wundersamste Tal mit rauschenden Bächen, mächtigen Gletschern, hoch aufragenden Bergen, wilden Blumenwiesen und umherstreifenden Pferden. 😍
Oben
Erst mal runterschieben...
Erstes Camp am runterweg, am Morgen kam die Sonne raus!
Alles vergeben? Sicherlich! und vergessen? Nie! Lektion gelernt: Es soll keine Offroad-Abenteuer mehr für uns geben... ohne 2,6-Zoll-Stollenreifen! 😉
Was für eine Fahrt!
Irgendwann muss man auch wieder runterkommen, oder? Nun, es war das Abfahrtsversprechen von 2.000 Höhenmetern, das uns auf dem Tosor weitermachen liess. Mit jedem mal schieben träumten wir davon, die ganzen 170km bis Naryn im Freilauf zu fahren! Und obwohl der Tian Shan andere Ideen hatte, entschädigte die spektakuläre Landschaft, in der wir uns befanden für die ruppigen Gegensteigungen. Mal hatten wir Flashbacks nach Norwegen, mal nach Island. Und dann fühlte es sich an, als wären wir nach Patagonien versetzt worden!
Nanu?
Brücken sind selten!
In dieser Schlucht gabs dafür mehrere.
Die Einheimischen Die nomadischen Kirgisen ziehen mit ihrem Vieh je nach Jahreszeit die Berge rauf und runter, trinken fermentierte Stutenmilch und leben in Jurten. Wir wurden täglich von freundlichen Hirten auf Pferden begrüsst. Sie ritten zeitweise neben uns her und/oder zeigten uns begehbare Furten. (Weiter unten gibts Brücken, aber oben liegen manchmal Betonröhren in der Landschaft und warten auf den Bach). Die Kommunikation war einfach, da unser Russisch und Kirgisisch minimal war und wir uns ohne Internet in dieser abgelegenen Region nicht auf Google Translate verlassen konnten. Als wir in Naryn ankamen, hatte unsere kreative Auszudrucksweise ein ganz neues Niveau erreicht!
Moschee in Naryn
Der Weg nach Kazarman
Auf Google Maps als die schönste Strasse des Landes bezeichnet, war als nächstes die Piste von Naryn nach Kazarman an der Reihe. Am 2ten Tag gings dann wiedewr richtig zur Sache. Wir verliessen den Naryn-Fluss auf 1.600 m ü.M. und kämpften uns lange durch trockenes, karges Gelände mit etlichen Hike-the-Bike-Abschnitten hoch. Bei der Überquerung des Passes auf 2.800 m ü. M. leuteten saftig grüne Hügel in der Abendsonne.
Da gehts hoch
Da gings hoch
Oben
Die "Abfahrt" war nicht ganz so schön (schon wieder Geröll) und Temperaturen von bis zu 38 Grad stellten uns auf die Probe. Kirgisistans herrliche Landschaft gibt es nicht umsonst!
Transport Die hohen Temperaturen und das Versprechen einer "schrecklichen Strasse" über einen weiteren 3.000er Gebirgspass haben uns nicht mehr gereizt. Wir entschieden uns für einen Transport nach Jalalabad, wo die Temperaturen 40 Grad Celsius erreichten. Unsere Räder wurden in einen Lieferwagen verladen, und wir fuhren in einem Taxi, dessen Motor auf die Probe gestellt wurde. Am Schluss war’s eine5 stündige Fahrt für die 150 km. Ich bereue diese Entscheidung absolut nicht! Diese Piste brauchte ich wirklich nicht mehr.
Unser Pilot
Wir feiern die Ankunft mit Honiglimonade. Ehrlich!
Jalalabad -Osch
Als wir Jalalabad verliessen, trafen wir auf Oleś, der mit dem Fahrrad von Australien nach Europa unterwegs ist. Als erfahrener reisender Musiker, der seine Gitarre auf dem Gepäckträger dabei hat unterschied er sich doch von den meist sportlichen Radlern die wir sonst traffen. Wir hatten das Glück, seine Gesellschaft und seine Ständchen jeden Abend für den Rest unserer Reise zu geniessen.
Viel besser wird's nicht mehr
Uni in Osh
Da wir durch den Transfer ein paar zusätzliche Tage zur Verfügung hatten machten wir eine Schleife in die Hügel südlich von Osch. Es zeichnete sich durch viel einfacheres Gelände, tolle Campingplätze, eine Fülle von lokalen Produkten, freundliche Leute und erstaunliche Gastfreundschaft aus.
Einheimischer Radler
Tolle Gastgeber in Papan
Peschtschera-Schlucht
Was für ein perfekter Abschluss einer Reise, die in vielerlei Hinsicht überzeugte und uns sicherlich an unsere Grenzen brachte! Fazit, Darina würde wieder hin, für mich ist es eher eine «einmal im Leben» Erfahrung.
Mir fällt auf, dass in den Berichte aus dieser Gegend immer sehr große Zufriedenheit der Radler steckt. Man spürt die Anstrengung aber auch das phänomenale Erlebnis in Euren Worten.
Da werden wirklich tolle Erinnerungen wach. Wir sind damals auch vom Isikul hoch zum Tosorpass „gefahren“ (geschoben - dein „nie wieder“ verstehe ich gut) - in umgekehrter Richtung, von Naryn kommend, wäre es sicher leichter gewesen. Ich finde, du hast mit deinen Bildern sehr gut eingefangen, was man auf einer Radtour in dieser Gegend sehen und erleben kann. Vielen Dank dafür.