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#1006980 - 19.01.14 13:07 Neuseeland - Die Nordinsel
bikeload
Mitglied
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 48
Unterwegs in Deutschland

Dauer:13 Tage
Zeitraum:3.12.2013 bis 15.12.2013
Entfernung:950 Kilometer
Bereiste Länder:nzNeuseeland
Externe URL:http://bikeload.blogspot.com/2014/01/neuseeland-die-nordinsel-dezember-2013.html

Kompletter Artikel mit allen Fotos unter www.bikeload.com

Am 3. Dezember lande ich nach einem langen Flug (San Juan / Costa Rica über San Salvador und Los Angeles) in Auckland, der größten Stadt Neuseelands. Aufgrund der Überschreitung der Zeitzone bin ich auf dem Papier 2 Tage unterwegs gewesen! Neuseeland soll nach der „radlosen Zeit“ in Ecuador und Costa Rica wieder eine Bike-Etappe werden! Auf diese Etappe freue ich mich ganz besonders, denn Neuseeland wird unter Reiseradlern als eine absolute Traumdestination gehandelt. Mächtige Berge, raue, zerklüftete Küsten mit wunderschönen Stränden, klare Flüsse, einsame Straßen, Gletscher und eine ausgezeichnete Infrastruktur für Radfahrer mit jeder Menge Möglichkeiten irgendwo sein Zelt aufzuschlagen. Zudem sind die Neuseeländer bekannt für ihre Freundlichkeit. Trotz offensichtlicher Gemeinsamkeiten unterscheiden sich die Nord- und die Südinsel insbesondere was die Bevölkerungsdichte und die Landschaft angeht; Dinge, die nie ohne Einfluss auf die Bevölkerung bleiben und letztendlich auch bestimmte „Menschentypen“ zum Bleiben bewegen. Ich teile meine Reise durch Neuseeland daher auch in 2 Etappen auf: Einen Nordinsel- und einen Südinselpost.

Die Nordinsel hat insgesamt ca. 3,6 Millionen Einwohner, wovon allein in Auckland mehr als 1,3 Millionen leben. Mit einer Bevölkerungsdichte von weniger als 30 Einwohnern pro Quadratkilometer ist die Nordinsel vor allem im Vergleich z.B. zu Deutschland (226 Einwohner pro Quadratkilometer) sehr dünn besiedelt. Trotzdem ist die Nordinsel im Vergleich zur Südinsel der deutlich geschäftigere Teil und wird als das wirtschaftliche Zentrum des Landes verstanden.
An diesem frühen Morgen weiß ich nicht so recht nach welcher Uhrzeit ich mich jetzt eigentlich fühlen soll. Jedenfalls bin ich müde und mir ist klar, dass ich diesen Tag einfach überstehen muss, wenn ich nicht Ewigkeiten im Jetlag-Tief festhängen will. Das Inspizieren des Gepäcks am Zoll ist sehr gründlich und gleichzeitig von einer erfrischenden Freundlichkeit (geht also auch!). Mein sauberes Zelt (Wichtig: Die Heringe sollten blitzblank sein; vor allem ohne Erdanhaftungen!) und die weitere Campingausrüstung gehen ohne Beanstandungen durch den Zoll. Dann stehe ich am Ausgangsgate und habe alles beisammen. Wie gesagt bin ich ohne Rad gereist, denn das hatte ich schon vor einem Monat direkt von Calama / Chile zu meinem Freund Jeremy nach Auckland geschickt und der hatte mir dessen Ankunft auch bestätigt. Wenig Lust habe ich jetzt mit dem Bus zu fahren. Ich gönne mir daher de Luxus eines Taxis und lasse mich in einer, fast eine Stunde dauernden Fahrt im morgendlichen Berufsverkehr direkt zu einem Café im Stadtteil Saint Heliers fahren. Jeremy, bei dem ich in Auckland bleiben werde, will mich hier etwas später treffen. Ich bestelle mir erst einmal ein Frühstück, starken Kaffee und richtete es mir mit meinem Laptop und Internet gemütlich ein. Und plötzlich steht Jeremy dann vor mir. Wir kennen uns von unserer Arbeit in der Telekommunikationsbranche, wo wir beide vor mehr als 11 Jahren als Inhouse-Juristen im selben Unternehmen gearbeitet haben (er in London, ich in Frankfurt). Seitdem haben wir uns nicht mehr gesehen und doch ist alles direkt wieder wohltuend vertraut und unkompliziert. Es gibt einfach Menschen, die, auch wenn man sie Ewigkeiten nicht gesehen hat, dies nicht einleitend zu einem Vorwurf formulieren (auch nicht an sich selbst gerichtet) und mit denen man auf wundersame Weise entspannt wieder dort anknüpft, wo man vor einer gefühlten Ewigkeit aufgehört hat.

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Bei Jeremy, seiner Frau Jackie und den Kindern verbringe ich 2 Nächte und kann mich hier von der Strapazen der Reise gut erholen, während es draußen in Strömen und ohne Unterlass regnet. Ich nutze die Zeit auch, um ein bisschen Equipment einzukaufen (neuen Gaskocher) und plane die weitere Reise per Rad (welches übrigens zum Glück heil angekommen ist; auch Dank Unmengen von Luftpolsterfolie). Etwas überfällig repariere ich eine abgebrochene Schraube am Gepäckträger und ziehe einen neuen Schwalbe Marathon-Mantel (den mir Anita aus Deutschland mitgebracht hatte) auf die Hinterradfelge. Ein paar tausend Kilometer mit voll beladenem Rad über viele Schotterpisten haben an dem Mantel ihre Spuren hinterlassen ...

5. Dezember 2013 - Auckland nach Thames (129 km)
Am Tag meiner Abreise von Auckland fällt die ins Auge gefasste Morgenfähre von Auckland nach Coromandel aufgrund einer Sturmwarnung aus. Es regnet weiter in Strömen und das Herausfahren aus Auckland verspricht unter diesen Umständen kein Spaß zu werden. Ich entscheide mich daher für die ersten 110 Kilometer für eine Fahrt mit dem Bus des Unternehmens Intercity (www.intercity.co.nz) und erreiche die Kleinstadt Thames am unteren Ende der Halbinsel Coromandel am frühen Nachmittag desselben Tages. Das Mitnehmen des Rades war unkompliziert; ich habe nur das Vorderrad rausgenommen und die Kette verkleidet, damit das restliche Gepäck nicht verschmutzt wird. Gebucht hatte ich den Trip telefonisch um sicherzustellen, dass das Rad mitgebucht wird. Auf der Fahrt über die stark frequentierte Hauptstraße regnet es nach wie vor ohne Unterlass und ich bin froh im trockenen Bus zu sitzen!
In Thames checke ich im am Stadtrand liegenden „Sunkist International Backpackers“ ein. Viel zu unternehmen gibt es in dem Städtchen mit Goldsuchervergangenheit (dieses Thema scheint meine Weltreise auf mystische Weise zu durchziehen) nicht. Die Museen haben bereits alle geschlossen. Der Gastwirt plaudert ein wenig und lässt durchblicken, dass die Anzahl der Touristen in Neuseeland aus seiner Sicht in den vergangenen ca. 6 Jahren deutlich abgenommen habe. Er geht davon aus, dass dies mit der Weltwirtschaftskrise zusammenhänge. Tatsächlich soll ich dieses Statement auf meiner Reise durch Neuseeland noch öfter hören und bis auf die sehr stürmische Zeit an Weihnachten und Silvester habe ich auch nie Probleme, spontan und ohne Reservierung eine Unterkunft zu bekommen. Berichten aus der Presse zu dem Thema entnehme ich, dass eine Verlagerung vom Rucksacktouristen / Abenteuertouristen hin zum eher luxuriösen Pauschalurlauber stattfindet. Davon haben "Backpacker-Unterkünfte" natürlich nicht ganz so viel.

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In der Unterkunft kann ich die Versorgung mit WLAN-Internet als Paket dazukaufen. Ich lasse mich davon überzeugen, dass der Provider „Tomizone“ überall in Neuseeland zu finden sei und kaufe mir für EUR 30 einen 30 Tage-Voucher mit dem guten Gefühl, mich in Neuseeland nun gut mit Internet versorgt zu sehen. Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß: Der Internetmarkt in Neuseeland wird von einer Vielzahl von Providern versorgt und fast jedes Hotel, Café hat seine eigene individuelle Lösung. Meinen Voucher von Tomizone werde ich bis zum Rest meines Neuseeland-Trips keiner Anwendung mehr zuführen können ... Überhaupt habe ich bisher noch kein Land erlebt, in dem Hotels und Cafés ihren Kunden so zurückhaltend Internetzugang gewähren. Mein oftmals vorgetragenes Ansinnen, ob ich denn als (zahlender) Kunde auch Zugang zu dem offensichtlich vorhandenen WLAN (weil auf meinem Gerät angezeigt) erhalten könne, wird mir oft mit einem erstaunten Gesichtsausdruck verweigert. Dabei dreht sich der Neuseeländer leicht ab, bekommt riesige Augen und wenn man näher kommt hört man ihn mit einem Kehllaut krächzen ...“Mein Schaaaaaattzz ...“ ;-) Oft bekomme ich Voucher über ein bestimmtes Datenvolumen. Mein negativer Spitzenplatz: Ein Café in Westport rückte (etwas zögerlich) einen Voucher über ein Datenvolumen von 10 MB heraus. Beim Betrieb eines Smartphones wird es da ganz schnell wieder dunkel. Positiver Spitzenplatz: Ein Hotel gibt mir einen Voucher über 1 GB und als ich sage, dass ich 2 Endgeräte habe, direkt noch einen zweiten Voucher über 1 GB.

Zurück nach Thames: Es ist Abend und mangels großer Alternativen entscheide ich mich für einen entspannten Kinobesuch. "Captain Phillips"! Tom Hanks spielt die Hauptrolle aus meiner Sicht grandios. Spannend gemacht. Ansonsten ein typisch amerikanisch-glorifizierendes Heldentum und der Traum von der perfekten Kriegsmaschine USA, die klinisch sauber und sehr gründlich dem Bösen ein schnelles Ende bereitet.

6. Dezember 2013 – Thames nach Coromandel (65 km)
Nach einem kompletten Monat Radpause geht es heute nach dem gesunden Müslifrühstück mit Yogurt wieder auf das vollgepackte Rad. Die ersten paar Meter kann ich kaum glauben, dass ich dieses Gewicht in Bolivien auf über 4.000 Metern Höhe bewegt habe. Zum Glück sind die ersten paar Kilometer auf der nach Norden führenden, traumhaften Küstenstraße sehr flach, so dass ich langsam „in den Tritt kommen“ kann. Immer wieder halte ich an, um Fotos von der Küste, dem smaragdblauen Wasser und den hier ansässigen Vögeln zu machen.

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Zum Ende eines ca. 40 km währenden, flachen Einstiegs kommen dann doch noch ein paar ordentliche Höhenmeter. Die Straße windet sich steil die Berge hinauf und dies nach einer rasanten Abfahrt gleich noch einmal. Im ruhigen Coromandel checke ich dann in einem Minizimmer in einem Backpacker Place (Anchor Coromandel) ein. Am Abend besuche ich die Bar eines historischen Hotels auf einen Absacker und verbringe den Rest des Abends mit der Sicherung meiner Fotos und Videos auf einer neuen, schockgeschützen externen Festplatte, die ich mir in Thames gekauft habe.

Interessante Werbung, die in manch anderem Land eine Flut von Klagen und spontane Protestmärsche auslösen würde...

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7. Dezember 2013 - Coromandel nach Pauanui (70 km)
Am Morgen schließe ich die Sicherung aller Fotos und Filme ab und futtere währenddessen mein Müsli. Dann breche ich auf. Meine Fahrt findet schon nach ca. 3 km ein Ende. Ich habe den Schildern, die auf eine Straßensperre hinweisen, keine weitere Beachtung geschenkt, weil ich bisher mit dem Rad immer einen Weg gefunden habe. Nicht so dieses Mal: Aufgrund eines Erdrutsches ist die gesamte Straße zugeschüttet und der Baustellenwärter will mich auch nach einigem Drängen nicht durchlassen. Am frühen Nachmittag sähe das wahrscheinlich schon besser aus. Ich entscheide (nach einem Blick auf die Karte), nach Coromandel zurückzufahren und setze mich dort in ein Café. Auf diese Weise bekomme ich doch noch meinen Cappuccino und kann gleichzeitig die erste "Christmas Parade" meines Lebens beobachten: Erwachsene und Kinder haben sich als Piraten, Engel und was weiß ich noch verkleidet und schreiten oder fahren mit großem Hallo durch die Straßen. Es werden Bonbons geworfen und kleine Sträuße verteilt, bei deren Übergabe man sich schöne Weihnachtsfeiertage wünscht. Eine nette, fast schon familiäre Atmosphäre schwebt über allem. Ein bisschen wirkt das Ganze wie eine Kombination von Karneval und Weihnachten!

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Um 14:30 Uhr stehe ich wieder an der Straßensperre. Keine Änderung und die vom Ordner kommunizierte Aussicht, die Sperre könnte noch "a couple of hours", also ein paar Stunden, andauern lässt bei mir wenig Hoffnung aufkommen. Ich will jetzt fahren! Dann eben doch einen Umweg nehmen und einen Teil des nördlichen Teils der Halbinsel auslassen! Nach ca. 8 km zurück Richtung Süden auf der Hauptstraße Richtung Thames geht es links ab. Schon nach einigen hundert Metern ändert sich der Straßenbelag. Da ist sie wieder: Meine geliebte Schotterpiste! :-) Sie lässt sich allerdings hervorragend fahren! In vielen Kehren geht es durch den dichten Urwald. Verkehr ist so gut wie nicht vorhanden!

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Nach der Überquerung der Berge, die mir wieder einige Höhenmeter abfordern, treffe ich wieder auf die Hauptstraße. Ich entscheide mich, nach Süden zu fahren, weil ich den Großteil meiner 5 Wochen in Neuseeland auf der (sehr viel größeren) Südinsel verbringen möchte und es bis dahin noch ein recht weiter Weg ist. Die Strecke bis nach Pauanui, welches in einer Bucht geschützt an der Ostküste liegt, führt durch saftig grünes Hügelland. Nur der zunehmende Verkehr ist jetzt wieder etwas störend. In Pauanui checke ich für NZD 110 in einem Motel direkt an der Bucht ein und gehe nebenan in einem Restaurant ein hervorragendes Fischrisotto essen. Der dabei zu beobachtende Sonnenuntergang über der Bucht ist wunderschön.

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8. Dezember 2013 - Pauanui nach Waihi (73 km)

Nach meinem Müsli auf der Terrasse des Motels mache ich mich am Morgen zu einer kurzen Wanderung auf den Hausberg auf. Auf verschlungenen Wegen, in Bögen um die Häuser herum, geht es knapp 175 Höhenmeter aufwärts. Von oben habe ich dann eine umwerfende Rundumsicht auf die Bucht und die Pazifikküste. Der Aufstieg hat sich gelohnt!

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Wieder zurück im Motel lasse ich es gemütlich angehen, esse in dem nahe gelegenen Restaurant noch zu Mittag und nehme dann erst um 12 Uhr die Fähre, die mich für NZD 4 in 5 Minuten auf die andere, südliche Seite der Bucht bringt. Auf diese Weise werden mich die ersten ca. 15 km der heutigen Tagestour über eine Nebenstraße führen statt über die stark befahrene Hauptstraße. Das Wetter spielt mit und so geht es über eine mäßig befahrene Straße ständig auf und ab. Immer wieder wird der Blick auf das Meer und schmucke Häuschen freigegeben, die sich begüterte Neuseeländer hier errichtet haben. Entlang der Strecke ist alles in ein sattes Grün getaucht. Riesige Schaf- und Rinderherden haben mehr als genug Platz und scheinen (bis zum Ende ...) ein recht gutes Leben zu haben. Eine Notwendigkeit für enge Mastställe scheint es aufgrund des riesigen Platzangebotes nicht zu geben.

Zurück auf der Hauptstraße überholen mich immer wieder riesige Trucks (alle mit einem wohlwollenden Sicherheitsabstand), beladen mit gewaltigen Baumstämmen. Der reiche Baumbestand von hoher Qualität war auch das, was den ersten Ankömmlingen aus Großbritannien sofort auffiel. Während der nachfolgenden Kolonialisierung wurde der Baumbestand erheblich gemindert und auf eine Neupflanzung zunächst wenig Wert gelegt. Das ist heute anders. Die Neuseeländer haben den Umweltschutz längst als eine ihrer vornehmsten Angelegenheiten entdeckt, trennen den Müll und versuchen an allen Ecken und Enden ökologisch nachhaltig und behutsam vorzugehen. Aus meiner jüngsten Erfahrung drängt sich mir der Gegensatz zu dem Vorgehen mancher Menschen in Alaska & Yukon auf, die die Natur dort als eine unerschöpfliche, sich immer wieder selbst erneuernde Quelle betrachten, an der man sich ohne Rücksicht bedienen kann. Ein Schweizer, der mehrere Monate im Jahr in Alaska verbringt, erzählte mir bei einem Treffen in Moosecreek / Yukon mit Entsetzen im Gesicht, dass sein Nachbar Dieselöl in den riesigen Teich auf seinem Gelände gekippt habe, weil dies den Mücken die Ansiedlung und Vermehrung erheblich erschwere... Auf die erhebliche Umweltbelastung hingewiesen habe der Nachbar gesagt, dass er dann eben woanders hinziehen würde, wenn es gar nicht mehr ginge. Land gäbe es ja genug! ....

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In einem kleinen Surferstädchen (Whiritoa) mache ich Mittagspause und komme dann am Abend in Wahihi an. Meine erste Wahl der Unterkunft, das historische "Rob-Roy-Hotel" direkt an der Hauptstraße des 4.000-Seelen Ortes, öffnet seine Tore nicht, obwohl ich heftig klopfe und eine freundliche Mitarbeiterin des gegenüber liegenden SUBWAY-Stores vergeblich versucht, den ihr bekannten Besitzer zu erreichen.

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Macht aber nichts, denn knapp 250 m weiter entdecke ich eine andere, von gerade erst zugezogenen Asiaten geführte Unterkunft, bei denen ich für schmale NZD 30 (EUR 17) ein sauberes Zimmer bekomme.

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Als ich um 21 Uhr das leere Restaurant an der Hauptstraße betrete und nach einem Abendessen frage, ist der Besitzer eher amüsiert. "You are a tourist, right!?" fragt er mich mit einem Kennerblick. Klar, woher sollte auch sonst ein so seltsames Ansinnen kommen, an einem Sonntagabend um 21 Uhr noch etwas essen zu wollen… Sein Vorschlag, zu SUBWAY zu gehen, gefällt mir nicht. In einem historischen Gebäude finde ich dann ein neu eröffnetes, indisches Restaurant. Dort genieße ich als einziger Gast die volle Aufmerksamkeit des freundlichen Personals, die den liebevoll ausgestatteten Speisesaal für mich komplett ausleuchten und mir ein gutes Abendessen servieren. Der riesige, begehbare Tresor, den mir der Besitzer stolz zeigt, wird jetzt für die Lagerung der edlen Spirituosen verwendet ;-)

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9. Dezember 2013 - Waihi nach Taupo (241 km)
Gestern Abend hatte mir der Besitzer des indischen Restaurants erzählt, dass sich kürzlich ein Pärchen aus Deutschland in Waihi niedergelassen und eine kleine Bäckerei an der Hauptstraße eröffnet habe.
Um 9 Uhr sitze ich in dem sehr hübsch eingerichteten Café „The German Bakery“ und treffe Ronny, den Besitzer, mit dem ich ins Plaudern komme. Mich interessiert, was ihn hier nach Waihi gebracht hat. Er setzt sich zu mir und erzählt mir seine Geschichte: Vor ein paar Jahren habe er seine deutsche Frau Annika in Portugal kennengelernt als beide im selben Restaurant arbeiteten. Ohne dass die beiden jemals zusammen in Deutschland gelebt hätten, wären sie dann gemeinsam unter anderem in Wien und in Australien gewesen um dort in der Gastronomie zu arbeiten. Letztendlich hätten sie sich vor kurzem in Neuseeland, im beschaulichen Waihi niedergelassen. Der Weg dahin war, so erzählt Ronny, alles andere als gradlinig. Er hätte nach der Schule zunächst eine Lehre als Büchsenmacher gemacht, weil die Eltern einen Waffenladen hatten. Irgendwie erschien alles klar und der Weg vorbestimmt. Dann entdeckte er für sich die Lust am guten Essen und Kochen und als er, wie so viele andere über ihre Reisen eine verbreiterte Sicht auf Alternativen, flexible Wege und Lösungen bekam, schlug er dann mit der Ausbildung zum Koch eine ganz neue Richtung ein. Als Jahre später ihre erste Tochter in Australien geboren wurde und die dauerhaften Hürden für eine Aufenthaltserlaubnis in Australien das Leben und die weitere Lebensplanung erschwerten, entschieden seine Frau und er sich für ein Weiterziehen nach Neuseeland. Er empfand den dortigen Prozess der Erteilung einer Aufenthaltsgenehmigung und Arbeitserlaubnis wesentlich menschlicher und persönlicher. Ronny erzählt weiter, dass er in seinem ersten Job als Koch auf Neuseeland nur wenige Stunden täglich arbeiten musste und dabei in seinem Leben noch nie so wenig verdient hatte. Gleichzeitig sei er sehr dankbar gewesen, dass er mit seinen (inzwischen) 2 Töchtern und seiner Frau morgens und abends so viele Stunden gemeinsam verbringen konnte. Die Entscheidung ,die Kinder hier aufwachsen zu sehen, war endgültig gefallen und deshalb hätten sich die beiden dann auch für knapp über NZD 200.000 d.h. circa EUR 120.000 relativ günstig ein Traumhaus mit 2.000 Quadratmeter großem Garten gekauft (ich habe in den lokalen Anzeigen selbst freistehende Häuser für unter NZD 100.000 im Angebot gesehen). Vor knapp 2 Wochen haben sie dann die Bäckerei eröffnet, die in Waihi begeisterten Anklang findet. Ronny findet, dass sie eine wunderschöne Work-Life-Balance haben und lobt ausdrücklich die freundlichen Neuseeländer, die es ihnen leicht machen würden, sich hier wohl zu fühlen. Allein in der Zeit, in der ich in der „German Bakery“ sitze, hat Ronny mehrere Begegnungen mit freundlichen Bewohnern seiner neuen Heimat. Ein Mann bringt (Ronny hat ihn nie vorher gesehen!) Zitronen von seiner Frau, weil Ronny in einer vorherigen Unterhaltung mit der wohl erwähnt hatte, dass er für Zitronen noch eine gute Quelle suche. Dann kommt noch ein, ebenfalls jüngst zugezogenes französisches Pärchen herein und kauft, welche eine Adelung seiner Backkunst, ein Baguette!

Ronny:

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Mir gefällt die Geschichte, weil sie für mich Ausdruck der Freiheit ist, selbst zu entscheiden, welches Leben man mit seiner Familie führt und dass weder eine angebliche berufliche Bestimmung, eine empfundene Pflicht zur Betriebsfortführung, eine Erstausbildung in einem ganz anderen Beruf und eigene Kinder hier faktische Grenzen für die eigene Entwicklung und den Aufenthaltsort setzen. Es ist viel und fast alles möglich, wenn Talent, Wille und Abenteuerlust zusammenkommen!

Mittags gehe ich ins noch ins interessante Museum von Waihi und schaue mir die riesige Goldgrube der Newmont Ltd. aus den USA an, die hier allein 300 bis 400 Mitarbeiter aus dem Dorf beschäftigt und sehr an Aufklärung und PR interessiert ist. Wenn man die vielen Infoanzeigen liest, könnte man glatt glauben, dass die Umwelt ohne die umfangreichen Goldsucharbeiten schlechter dran wäre ...

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Am Nachmittag nehme ich den Bus (mit dem etwas seltsamen Namen "NakedBus") nach Taupo und checke dort in ein Zimmer im Chelmswood Motel Taupo (www.chelmswood.co.nz) ein. Das große Zimmer bietet einen wunderbaren Blick auf den See. Die NZD 130 liegen ein wenig oberhalb meines für Neuseeland gesetzten Limits von NZD 100 (Naja, bei den vorherigen NZD 30 hatte ich ja auch gespart ;-) aber das gönne ich mir heute! Die Gastgeber Brian und Janice sind supernett und waschen sogar kostenlos meine Wäsche, so dass ich hier meine Zeit nicht in einem Waschsalon verschwenden muss ;-)

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10. Dezember 2013 - Taupo nach Whakapapa Village (104 km)
Am Morgen bekomme ich auf meiner Terrasse Besuch von 2 putzigen Enten, deren Gier nach Futter deutlich größer ist als ihre Scheu vor Menschen. Ich bestärke sie in ihrem Vertrauen und geben ihnen etwas von meinem Müsli ab ... ;-)

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Mit frischer Wäsche im Gepäck mache ich mich recht spät auf und stoppe an einer kleinen Surferbude direkt am See nochmals für ein Sandwich und einen Cappuccino. Um 12 Uhr geht es dann endlich los. Auf recht breiten Seitenstreifen geht es den See entlang. Die Sonne scheint und ich bin froh, dass ich mein langärmliges Merino-Unterhemd unter dem Radshirt trage (auch wenn dieses angeblich nur mit einem LSF von 15 ausgestattet ist - erstaunlich, dass die Sonnencreme auf der Haut einen deutlich höheren Schutzfaktor zu haben scheint als dieses angeblich sehr dicht gewebte Kleidungsstück ...).

Kurze Zeit später sehe ich von links kommend einen großen Schwarm und denke zuerst, dass es Mücken seien. Tatsächlich fahre ich dann mitten in einen Bienenschwarm (oder besser: der Schwarm fliegt in mich hinein ...). Ein paar Bienen bleiben auf mir sitzen und eine verfängt sich summend in den Lüftungsschlitzen meines Helms. Vollbremsung! Dann nehme ich behutsam den Helm ab und warte bis sich auch die letzte Biene wieder fliegend von dannen macht ... Puhh, Glück gehabt!

Die Infrastruktur ist nun erheblich dünner und so ergreife ich die Gelegenheit für ein kurzes Mittagessen als ich kurz vor Turangi ein Café entdecke. Dort werden mit interessanten Kaufanreizen ("save trees!") kuschelige Opossum - Pelze verkauft.

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An Turangi selbst fahre ich vorbei und dann geht es über die gut ausgebaute Nebenstraße Nr. 46. Über 20 km kommt jetzt erst einmal keine Versorgungsstation mehr. Und auch auf dem Campingplatz, kurz nach dem Abbiegen auf die Nr. 47, gibt es keine Versorgung. Das Café ist geschlossen! Freundlicherweise bekomme ich hier Wasser. Man rät mir, hier zu bleiben, da die von mir angestrebte Wanderung über den Vulkan Tongariro hier beginne und nicht in Whakapapa Village, welches noch knapp 25 km entfernt läge. Ich sorge mich etwas um die kulinarische Versorgung. Darauf hin bietet man mir an, ich könne heute Abend Spaghetti Bolognese für NZD 15 bekommen. Für mich als frisch gebackenen Vegetarier (Jetzt schon 4 Monate!) keine echte Option. Es ist 19 Uhr und um 20:30 Uhr wird es dunkel. Irgendwie gefällt mir der Platz nicht und nach einem Blick auf die Karte glaube ich die Sache mit dem Ausgangspunkt für die Wanderung auch nicht. Und schon gar keine Lust habe ich heute Hackfleisch zu essen und mich die kommenden 1 1/2 Tage von Schokolade (Das ist nämlich alles was sie im Angebot haben) zu ernähren. Ich fahre also weiter...

Die Strecke ist jetzt richtig einsam und führt über eine sehr hügelige Strecke immer höher hinauf, bis ich kurz nach Einbruch der Dunkelheit endlich das Chateau Tongariro im Nebel erblicke. Nach 104 km und über 1.700 Höhenmetern Tagespensum ist es geschafft und ich stehe um 21 Uhr im kleinen Bistro des Chateaus.

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Dort signalisiert mir die freundliche Bedienung, dass die Küche auf jeden Fall gleich zumachen werde und auch sonst im Dorf "so spät" sicher nichts mehr aufhabe... Ich bestelle sofort, denn nach diesem Tag ohne Essen ins Bett zu gehen ist keine schöne Vorstellung! Das Zimmer im Chateau für NZD 190 muss nicht sein und so fahre ich schnell zum nahe gelegenen Skotel Hotel. Man verweist mich zunächst auf den "eigentlichen" Preis von NZD 145 pro Nacht; bietet mir das Zimmer dann aber sofort für NZD 100 an. Nach freundlichem Nachfragen, was der Preis denn bei 2 Übernachtungen wäre, da ich an einer Wanderung auf den Vulkan Interesse hätte, lande ich bei NZD 80, also ca. EUR 43 pro Nacht. Done! Interessant, was in der Nebensaison so alles geht!
Schnelle bringe ich die Packtaschen ins Zimmer und fahre dann zum Bistro zurück. Dort warten leckere Nudeln mit vegetarischer Sauce, ein Salat, Apfelkuchen und lokaler Rotwein auf mich. Todmüde falle ich anschließend ins Bett meines kleinen Zimmers im hölzernen "Saunastil" und freue mich, dass ich nicht auf dem Campingplatz geblieben bin.

11. Dezember 2013 - Wanderung über den Tongariro Vulkan
Für heute habe ich die Wanderung über den Tongariro Vulkan gebucht. Das soll ein absolutes Highlight der Nordinsel sein! Im Paket enthalten sind der Transfer zum Anfang des Tracks und der Bus, der die Teilnehmer wieder zurück ins Hotel im Whakapapa Village bringen wird. Um 8 Uhr steht der Bus vor dem Hotel und ist mit mir bis auf den letzten Platz besetzt. In ca. 15 Min werden wir dann an den Anfang des Wanderwegs gefahren. Der Wanderweg ist gut ausgeschildert und unmöglich zu verfehlen. Auf dem Weg gibt es außerdem zahlreiche, ebenfalls gut ausgeschilderte Abzweigungen z.B. zum Gipfel und letztendlich wandern hier so viele Mitstreiter, dass man immer nur dem Strom folgen muss. Es ist leicht bedeckt, was für die ca. 15 km lange Wanderung mit einigen Höhenmetern optimal ist. Unterwegs treffe ich Mike (Pensionär aus Neuseeland mit eigener Schokoladenfabrik) und Karin (aus der Schweiz) mit denen ich von nun an plaudernd den Rest des Weges gemeinsam zurücklege. Die Ausblicke sind phantastisch und der Gedanke, dass es hier jederzeit wieder einen Ausbruch geben kann (Das letzte Mal am 21. Dezember 2012) ein wenig spannungserhöhend. Es dampft an vielen Stellen aus dem Boden. Die Umgebung ist schroff und wirkt wie von einem anderen Planeten. Besonders beeindruckend sind die smaragdgrünen, hochgiftigen Seen.

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Die Wanderung empfinde ich, insbesondere nach der gestrigen Radtour, als ziemlich anstrengend. Das Laufen bin ich irgendwie auch nicht gewöhnt. Am Ende bin ich richtig platt und lege mich nach der Rückkehr im Hotel erst einmal eine Stunde aufs Bett.

Am späteren Nachmittag schaute ich mir im Chateau noch die Zimmer an, die weder im neuen Block noch im historischen Teil sehr beeindruckend sind. Da habe ich mehr erwartet als Furniermöbel und Bäder im 80er- Jahre-Schick. Die knapp EUR 110 empfinde ich als unangemessen. Dafür ist der Speisesaal des Chateaus sehr beeindruckend und prunkvoll. Hier buche ich für den Abend einen Tisch und genieße dann zum Ausklang des Abends vorzüglichen Fisch, Nachtisch und Wein.

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12. Dezember 2013 - Whakapapa Village nach Whanganui (139 km)
Am Morgen steht während des Frühstücks die weitere Planung der Reise an. Einerseits möchte ich möglichst schnell auf die Südinsel, anderseits will ich wesentliche Attraktionen der Nordinsel nicht verpassen (so wie z.B. die gestrige Wanderung, die von meinem Wandergesellen Mike zurecht als eines der absoluten Highlights Neuseelands bezeichnet wurde). Mir erscheinen die knapp 5 Wochen in Neuseeland inzwischen als viel zu kurz. Zeit bei Australien "wegnehmen" durch ein Verschieben des Fluges möchte ich aber auch nicht. Ich entscheide mich am heutigen Tage noch einmal mit dem Rad ordentlich Kilometer "zu machen" und dann am nächsten Tag mit dem Bus von Whanganui nach Wellington zu fahren. Das Busticket buche ich wieder telefonisch bei der Busgesellschaft "Intercity" weil sich online das Rad nicht mit buchen lässt. Die Fährpassage von Wellington (Nordinsel) nach Picton (Südinsel) buche ich online bei http://www.bluebridge.co.nz (NZD 66) für den kommenden Samstag. Dann reserviere ich für den Abend noch ein günstiges Hotel in der Innenstadt von Whanganui (nur knapp 500 m von der Busstation entfernt). Nach dem Fertigstellen von ein paar Tagesberichten, Skypen mit den Lieben zu Hause und dem Beantworten einiger E-Mails ist der Vormittag dann schnell vorbei, so dass es bereits 11 Uhr ist als ich aufbreche.

Bei herrlicher Sonne führt mich die Strecke an endlosen Wiesen und Feldern vorbei, auf denen Rinder und Schafe weiden. Auf der hügeligen Straße komme ich recht gut voran. Nach ca. 50 km mache ich Halt in Raetihi, einem kleinen, ausgestorben wirkenden Dorf. Zum Glück hat hier, in direkter Nachbarschaft zu vielen, geschlossenen Läden, ein neues Café aufgemacht und bietet leckeres Früchtemüsli und Omelett an. Dies soll die einzige Möglichkeit auf der knapp 138 km langen Strecke bleiben, sich mit Essen und Trinken zu versorgen!

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Den nachtaktiven und extrem seltenen Kiwi sehe ich nur auf Schildern:

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Als ich an einer Wiese Fotos von den Schafen mache, hält gegenüber ein Auto. Es ist Jill G., Lehrerin aus Whanganui, die sich hier vor nicht allzu langer Zeit mit ihrem Lebensgefährten einen Lebenstraum verwirklicht hat: Den Kauf und Betrieb einer echten Farm auf dem Land mit allem was dazugehört. Sie erzählt, dass dies schon immer ihr Traum gewesen wäre. Lange habe sie diesen Traum aber aufgeschoben, weil die 2 Töchter lieber in der Stadt leben wollten. Dann ergaben sich die Dinge, die Töchter waren inzwischen erwachsen, eine Erbschaft kam sehr passend hinzu und jetzt ist sie, und es ist ihrem strahlenden Gesicht anzusehen als sie es ausspricht, sehr glücklich. Aus meiner Sicht ein schönes Beispiel dafür, dass Träume nicht aufgegeben werden müssen nur weil man denkt es sei "zu spät" und man sei "zu alt". Das ist aber vielleicht auch etwas, das in ihrer Familie liegt. Denn erzählt sie mir auch, dass sie vergangenen Sommer mit ihrer 92jährigen Mutter noch auf die polynesischen Inseln geflogen sei und ihre Mutter dort unter anderem glücklich war, endlich wieder schnorcheln zu können! zwinker

Knapp 30 km vor Whanganui geht es noch einmal richtig den Berg hinauf. Als ich kurz Pause mache, höre ich es neben mir im Gras rascheln. Aus einiger Entfernung sehe ein Opossum, welches sich schon zu einem Viertel kopfüber ins Heu eingegraben hat. Als ich näher komme verschwindet auch der Rest und es ist nur noch der buschige, schwarze Schwanz zu sehen. Das Opossum geht tatsächlich davon aus, auf diese Weise perfekt versteckt zu sein! Irgendwie kann ich nicht anders: Ich gehe näher ran und zwicke das Opossum kurz in den buschigen Schwanz. Aber statt sich jetzt tiefer ins Gras zu graben, knurrt es nur leise zwinker

Am Abend komme ich nach knapp 138 km und 1.100 Höhenmetern in Whanganui im "The Grand Hotel" an. Ich bestelle zuerst das Essen und nehme dann schnell meine Dusche. Die Runde durch das Dorf fällt aus. Um 21 Uhr ist die Stadt wie ausgestorben.

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13. Dezember 2013 - Whanganui nach Wellington (230 km)

Nach einem schnellen Frühstück im angeschlossenen Café des Hotels packe ich am Morgen meine Sachen zusammen und rolle die knapp 500 m zur Busstation hinüber. Nach einem unkomplizierten Check-in und schnellem Einladen geht es um 8:20 Uhr los.

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Ich bin froh, die nun folgenden, knapp 230 km mit dem Bus zurückzulegen, da die Strecke selbst nicht sonderlich attraktiv wirkt. Gegen Mittag erreiche ich dann Wellington. Es nieselt leicht und so setzte ich mich erst einmal ins Café des Ibis Hotels. Das Zimmer für NZD 200 erscheint mir übertrieben teuer. Ich wähle mich ins freie WLAN der Stadt ein (muss alle 30 Minuten erneuert werden, ist aber an erfreulich vielen Stellen zu empfangen) und buche ein Studioapartment direkt um die Ecke (Quest Serviced Apartments, Johnson Street) für NZD 99. Schon besser schmunzel

Nach Bezug des Apartments verschiebe ich meine Fährabfahrt um einen Tag auf Sonntag und buche mein Zimmer gleich noch für eine weitere Nacht. Dann geht es in die Stadt. Mit dem Cablecar fahre ich auf den Hausberg und wandere dort durch den wunderschönen, botanischen Garten. Er bietet eine großartige Vielfalt von Pflanzen und Bäumen ; es gibt sogar einen kleinen Regenwald!

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Deutscher Stahl als Beute aus der Beteiligung am 1. Weltkrieg:

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Den Abend beschließe ich mit dem Kinofilm "The Hobbit", der gerade angelaufen ist. Wenn nicht hier, wo dann?

14. Dezember 2013 – Wellington
Nebenan frühstücke ich im gemütlichen Café T-Bird und schreibe die Tagesberichte der vergangenen Tage während die Band "Rag Poets" schwungvolle Musik spielt. Es ist Samstag und die Besucher sind in Wochenendlaune!
Beim anschließenden „Shoppen“ lege ich mir noch ein langärmliges, leichtes Unterhemd mit einem besseren UV-Schutz zu (25 statt 15) und gehe anschließend ins riesige, kostenlose Te Pappa Tongarewa Museum (unter anderem mit einer Erdbebensimulation in einem kleinen Haus und einer interessanten Darstellung der Historie von Neuseeland). Den Abend beschließe ich mit einem Besuch des Circa-Theaters im Hafen: Charles Dickens "A Christmas Carol" wird lebhaft gelesen und im angeschlossenen Restaurant des Theaters kann man sehr gut essen.

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15. Dezember 2013 – Die Fähre Wellington nach Picton
Um 6:30 Uhr klingelt mein Wecker (bzw. spielt die wundervolle Melodie "Si tu vois ma mère" von Sidney Bechet). Der Pier der Fährgesellschaft von Bluebridge ist nur knapp 400 Meter von meiner Unterkunft entfernt. Ich muss nur die Bestätigung meiner Buchung auf dem Handy vorzeigen und kann an Bord gehen. Um 8 Uhr legt die Fähre zur knapp vierstündigen Überfahrt nach Picton ab. Auf der Fähre lerne ich Helge aus Stuttgart kennen. Er hat gerade sein Abi und das soziale Jahr hinter sich gebracht und fährt seit knapp 1 1/2 Monaten, ebenfalls mit dem Fahrrad (welches er sich hier für knapp EUR 120 gekauft hat, wie er erzählt) durch Neuseeland. Er hat noch bis April 2014 Zeit und übernachtet aufgrund seines sehr kleinen Reisebudgets so gut wie ausschließlich in seinem Zelt. Letzte Nacht hat er nur knapp 2 Stunden im botanischen Garten geschlafen wie er erzählt. Wir verabreden mit der Ankunft in Picton dort gemeinsam zur Touristeninformation zu fahren um die weitere Reise auf der Südinsel zu planen. Und dann sehe ich sie auch schon: Die Küste der Südinsel Neuseelands. Davon wird mein nächster Post handeln.

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Mein Tipp für (die Nordinsel) Neuseelands:
Falls für dich Erreichbarkeit und regelmäßiger Internetzugang wichtig sein sollten: Besorge dir sofort bei Ankunft eine neuseeländische SIM-Karte für dein Smartphone mit einem vernünftigen Datenpaket (Vorsicht: Wenn du "always online" bist und im Hintergrund GoogleMaps ordentlich Kartendaten lädt, dann sind ein paar Gigabyte im Monat schnell verbraucht!). So ersparst du dir die ständige Suche nach Internetspots und kannst auch auf das kostenlose Internetangebot der rosa „Telecom“-Telefonhäuschen in vielen Städten zurückgreifen, dessen Nutzung eine australische oder neuseeländische Mobilnummer voraussetzt.
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#1007981 - 22.01.14 09:46 Re: Neuseeland - Die Nordinsel [Re: bikeload]
grenzenlos
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Hallo,
schöner Bericht, herrliche Fotos!
Gruß Wi grenzenlos
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#1008042 - 22.01.14 12:30 Re: Neuseeland - Die Nordinsel [Re: bikeload]
indomex
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Hi, das sind schöne Bilder und ein interessanter Bericht. Viel Spaß noch, viele Grüße, Peter
Leben und leben lassen
Liebe Grüße, Peter
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#1009708 - 26.01.14 18:25 Re: Neuseeland - Die Nordinsel [Re: bikeload]
panther43
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Unterwegs in Kanada

Schöner Bericht, macht Lust mal wieder hinzufahren schmunzel
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