Hallo Zusammen,

ich möchte diesen Sommer von Salzburg aus nach Bosnien (Brcko) fahren.
Der erste Teil der Strecke von Salzburg nach Villach ist ja sehr gut dokumentiert. Es finden sich im Internet zahlreiche Vorschläge. Doch für alles weitere gibt es nur spärliche Informationen. Vielleicht weiß ja jemand von euch näheres.

Direkt nach der Slowenischen Grenze nach Villach entspringt ja die Save. Diese führt direkt an meinem Haus in Brcko (Bosnien) vorbei. Das erweckte in mir den Wunsch, diese Strecke mal mit dem Fahrrad abzufahren.

Hat von euch jemand Infos, ob, und wie man diese Route befahren kann?

Optimal wäre es, wenn dies mit einem Rennrad machbar wäre, da es eine enorme Kraftersparnis darstellen würde(Auch wenn mir klar ist, dass ein Rennrad kein optimales Gefährt für eine solche Tour darstellt). Ansonsten habe ich aber auch ein Trecking Rad

Liebe Grüße

Daniel

Hallo Daniel!

Deine Route ist leicht machbar. Es gibt auch viele interessante Routen am Weg nach Brcko.
Deine Idee, der Save nach zu fahren, ist sicher eine ausgesprochen interessante.

Bis Villach hast du schon eine Route gefunden. Von dort kannst du weiter auf einem Radweg nach Tarvis radeln. Der Radweg von dort nach Slowenien ist, soweit ich mich an Berichte erinnern kann, schon fertig. Auf dem radelst du über Kranjska Gora nach Mojstrana. An sich sollte der Radweg weiter über Jesenice nach Radovljice führen, ich habe den netten Umweg über die Radovna und den See von Bled etwas südlich davon genommen.
Ab Radovna führt der Radweg auf einem netten Forstweg (mit dem Rennrad machbar, aber wahrscheinlich nicht besonders angenehm) südlich der Autobahn nach Globoko. Dort wechselt man am besten die Flussseite und radelt auf ruhigen Nebenstraßen bis Podnart. Ab da sollte wieder die Talseite gewechselt werden. Der Weiterweg nach Kraijn ist etwas kniffliger, aber gut machbar.
Aus Krajn am besten am linken Flussufer hinaus und immer der alten Straße durch die Dörfer folgend über Valburga nach Tacen, den nördl. Vorort Ljubljanas.
Am linken Ufer kommt man großteils auf ganz ruhigen Nebenstraßen nach Kamnica, wo die Seite gewechselt werden kann.
Rechts nach Litija, ab dort links der Save nach Sava. Das nächste Stück Hauptstraße ist nicht vernünftig zu umfahren. Wo diese Hauptstraße links nach Hrastnik abbiegt, geradeaus nach Radece. Wieder auf die andere, die linke Seite und über Krsko nach Brezice. Dort wechselst du wieder auf die andere Seite und radelst nach Bregana.
Der Grenzübergang ist dort lästig, aber machbar.

Wenn dich Zagreb interessiert, auf Nebenstraßen hinein (Radweg entlang der Sava), sonst am besten im Süden durch die Dörfer außen herum, bis du wieder die Save-begleitende Straße durch die Dörfer nach Sisak findest.
Ab Sisak am nördl. Ufer über Cigoc mit seinen Störchen (das wirst du wahrscheinlich kennen)nach Jasenovac.

Den Weiterweg kenne ich nicht, sehe aber viele interessante Straßen, sowohl auf kroatischer wie auf bosnischer Seite. Aber da kennst du dich wahrscheinlich selbst gut aus.

Ob du besser das Rennrad oder das Trekkingrad nimmst, musst du selbst entscheiden. Ich habe meine ersten langen Radtouren mit dem Rennrad gemacht, das war aber ein stabiles Ding mit ziemlich unverwüstlichem Stahlrahmen. Ob dein modernes Rennrad den Anforderungen gewachsen ist, weiß ich nicht. Mit dem Rennrad können auch längere Schotterstrecken gefahren werden, wenn es stabil genug ist. Ob dir danach der Hintern schmerzt, ist eine andere Sache.

lg!
georg

Hallo Daniel,
darauf ist schwer eine Anwort zu finden, weil du kaum Meilsensteine nennst. Auf einer solchen Strecke ergeben sich zu viele Alternativen. Die Frage ist auch, ob du eine möglichst direkte Linie suchst oder doch liebr ein bisschen mehr die Lande erkunden willst - und wenn ja, welche. Zur Vorauswahl würde ich auch mal einen Blick in einen guten Reiseführer zu BiH oder Kroatien werfen - insbesondere, die das Hinterland auch behandeln (bei Kroatien nicht selbstverständlich. Blicke auf Karten eröffnen Schluchten, Flussrouten u.ä. Eine der einfachsten Lösungen wäre der Drau zu folgen via Maribor, Ptuj, Varazdin usw., womit auch schon attraktive Städte genannt sind. Ggf. kann das sogar dann auf Serbien als Teilbereich hinauslaufen. Da sollte man aber auch die weitere Umgebung kennen, z.B. das Weingebiet bei Ormoz oder die Burgenregion bei Varazdin, wo sich Abstecher von der direkten Linie lohnen. Eine Alternative zur Drau-Route in Österreich wäre noch die Südsteirische Grenzstraße (via Soboth). Das ist dann bergiger, an der Drau ist aber der Radweg teils kritisch zu werten. Interessantes zur Region zwischen Klagenfurt und Ormoz findest du in meiner Ostalpentour 2010, dort insbes. Kap. 5 & 6.

Eine Variante südlicher könnte man über Ljubljana legen (vgl. oben Empfehlung von irg), dann weiter zum Grenzfluss Kupa/Kolpa vorrücken, durch die Region Ogulin (viele einsame, aber gute Radrouten), über Plitvice (Zeit nehmen), via Bihac den Grenzfluss Una als Orientierung nehmen (geht nicht immer am Fluss). Weiter südlich führen hübsche Routen über Jajce und Travnik eher Richtung Sarjevo - da müsstest du abwägen, wie direkt es nach Brcko gehen soll. Du könntest einen noch südlicheren Bogen fahren über Livno und die alte Königsstadt Tomislavgrad, Jablanica, Sarajevo. Ich da habe da überall mal geplant, bin aber nicht dort gefahren. Nicht ganz abwägig dann die kroatische Seite mitzunehmen, die ich allerdings via Knin und Cetina-Oberlauf genauer kenne. Das kann mann dann recht gerade über Imotski (Schwarzer See), nach Mostar überführen und von dort nach Sarajevo. Vielleicht ist daher sogar meine Via Dinarica für dich interessant, dort dann die Kapitel zu Kroatien und Herzegowina. Nicht zuletzt solltest du dir dann auch Gedanken über deine Unterkunftsabsichten machen, da steht auch einiges Grundlegendes drin, auch Reiseführer sind erwähnt.

Am letzten Wochenende gab es bei den Öffentlich-Rechtlichen (Phoenix, EinsPlus, 3sat oder Arte) eine Themenserie zu unbekannnte Regionen in den Ex-Jugoslawien-Ländern, so eine halbtouristische Perspektive, aber nicht nur (auch BiH oder Serbien dabei). Die Beiträge waren sehr gut gemacht. Vielleicht findet sich was davon in den Mediatheken der Sender.

Zumindest in Kroatien rate ich davon ab. Entlang der Drau in Kroatien war der für mich wahrscheinlich langweiligste Abschnitt dieser Tour.

Wow, danke für die tollen Infos bisher.

Ich habe keine Meilensteine vorgegeben, da ich im Grunde erstmal den direktesten Weg von Salzburg nach Brcko suche. Es soll mehr eine körperliche Erfahrung werden, als eine Sightseeing Tour, denn die Sehenswürdigkeiten und die Natur hab ich in diversen Schulferien als Kind und jugendlicher schon ausgiebig bewundern können. Mir geht es somit primär darum, um meine physischen und psychischen Grenzen zu entdecken.

Die bisherigen Infos werde ich mir mal genauer auf der Karte anschauen und mit meinem Vater durchgehen. Er kennt das alles (zwar mit Auto) wie seine Westentasche

Liebe Grüße

Daniel

Ich muss dazu sagen, dass ich noch keine Erfahrung habe mit Radreisen auf Routen ohne Radwegen. Meistens eher sowas wie die Donau entlang in Deutschland o.ä. Ich kenne Bosnien und Kroatien und vermute, dass es da keine Radwege (oder nur wenige) gibt. Sucht ihr euch dann einfach etwas weniger befahrene Straßen durch kleine Ortschaften und überland und fahrt dann auf der Straße? Das wäre jetzt meine Idee, oder gibt es da praktikablere Ansätze?

Willst Du nicht auf der Straße fahren? Bosnien und Kroatien sind ziemlich radwegfrei, doch das habe ich bisher nicht als Problem empfunden. Städte sind eigentlich auch kein Problem. Sie werden erst dann eins, wenn Planer auf die Schnapsidee kommen, Bestandsstraßen zu Autobahnen umzuwidmen. Ein vergleichsweise unangenehmer Fall ist die Ehrenrunde über Solin, die man mit dem Fahrrad zwischen Split und den Kaštelas Richtung Trogir machen muss.

Hallo!

Wenig befahrene Straßen durch die Dörfer sind dort, wo es keine Radwege oder Radrouten gibt, die ideale Wahl. Selbst fahre ich ziemlich selten auf Tour auf richtigen Radwegen. Ich liebe es, die Nase in neue Ecken zu stecken und beim Radeln auch immer etwas zu entdecken.

Mit einem bisschen Übung bekommst du bald ein gutes Gefühl, welche Nebenstraßen interessant oder brauchbar sein dürften.

Zu den anderen Notwendigkeiten wie Ausrüstung findest du später in anderen Thread genug. Das ist alles keine Hexerei. Auch bei der Ausrüstung kannst du perfektionistisch ausgesuchte und optimierte Teile besorgen, oder pragmatisch zusammenstellen, was du leicht bekommen kannst und damit fahren. Die gesamte Bandbreite ist möglich.

Was ich im Beitrag oben zu erwähnen vergessen habe ist, dass du natürlich auch ganz andere Routen für dich suchen kannst. Das hängt einfach von dir ab. Die von dir ins Spiel gebrachte und von mir beschriebene Route ist nur eine von vielen möglichen.

lg!
georg

Das ist sogar explizit das, was in Kroatien zu Radrouten gemacht wird. Es gibt keine expliziten Radwege, aber doch ein auch ausgeschildertes Radroutennetz, das eben über weniger stark befahrene Straßen verläuft. Ein Teil der Radrouten läuft aber auch über nicht asphaltierte Pisten. Wenn du crossfähige Rennradreifen hast, kannst viele dieser Strecken aber auch mit Rennrad absolvieren. Je nach Region findest du unterschiedlich gut bestückte Infos im Web (vgl. dazu Anm. in der o.a. Via Dinarica). Aktuell entdecken die Kroaten durchaus den Radler als Touristen ebenso wie den Binnenlandtouristen (so gemäß Messepräsentation). Nochmals zur Strategie: Vergiss nicht, die Infrastuktur für Schlafen und Essen mit einzubeziehen. Da gibt es in HR/BiH durchaus recht langatmige "tote" Ecken, auf einsamen Strecken gibt es auch entsprechend weniger Verpflegungsmöglichkeiten und Tankstellen sind nicht immer als Ersatzsupermärkte wie bei uns zu betrachten.

Diesem Vorschlag möchte ich mich anschließen. Außerhalb der blauen Banane und einigen extraordinär großen Städten ist aus meiner Sicht die Fixierung auf Radwege in Europa im Regelfall weder notwendig noch sinnstiftend. Ein wesentlicher Vorteil beim Verzicht auf unkalkulierbar verlaufende und sich verirrende Radwege ergibt sich außerdem dadurch, dass man auf GPS verzichten und die Hinweisschilder der jeweils örtlichen Sraßenverkehrsbehörde nutzen kann.

Ja, exakt so, (mach´ ich das).

Ihr seid echt super. Viele Infos.

Meine Frage zu den Radwegen war sehr wertneutral gemeint. Ich habe keine Probleme damit auf normalen Nebenstraßen zu fahren. Ich wollte damit nur erfragen, ob ich irgend ne Idee übersehe.

Ich werde jetzt erstmal ausklügeln, wie die Route sein sollte, und werde damit nochmal herkommen und schauen, ob ihr gute Ideen habt.

Ich kenne viele Menschen und habe viele Verwandte verstreut in Kroatien und Bosnien. Vielleicht kann ich die Route auch so legen, dass ich meistens bei Freunden und Verwandten übernachte. In Österreich hoffe ich auf Jugendherbergen o.ä.

Vielen Dank nochmal für die Anregungen