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#1546764 - 18.03.24 19:26
Dauphiné Provençale: Diois & Baronnies
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Beiträge: 17.383
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Dauer: | 11 Tage |
Zeitraum: | 16.7.2023 bis 26.7.2023 |
Entfernung: | 652 Kilometer |
Bereiste Länder: | Frankreich
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Dauphiné Provençale: Diois & BaronniesMit provenzalischem Flair durch die südwestlichen Dauphiné-Voralpen zwischen La Drôme, Mont Ventoux und der Rhone im Rahmen der Gesamtreise „Rhône-Alpes – Occitanie – Catalunya – Provence“ (2023) 16.-26.7.2023 | 11 Tage* 652 km | 10.175 Hm (barometrische Messung)* Topo-Index: 1561 Hm/100 km* * Ungefähre Daten, ein halber Tag liegt außerhalb der beschriebenen Region Digi-Track (am PC erstellt, kein GPS-Tracking!): Dauphiné Provençale: Diois & Baronnies Imponierende Schlucht mitten im Diois: Die Gorges de 30 Pas als Auffahrtskulisse zum Col de la SausseInhaltsverzeichnisALP-2023-AOC-06 Re: Dauphiné Provençale: Diois & Baronnies (Reiseberichte)Dauphiné-Voralpen V: Das verwinkelte, einsame Diois en detail (Die – Rémuzat) ALP-2023-AOC-07 Re: Dauphiné Provençale: Diois & Baronnies (Reiseberichte)Dauphiné-Voralpen VI: Die Baronnies und Monts de Vaucluse im nördlichen Schattenwurf des Mont Ventoux (Rémuzat – Roche-St-Secret) ALP-2023-AOC-08 Re: Dauphiné Provençale: Diois & Baronnies (Reiseberichte)Dauphiné-Voralpen VII: Noch eine Runde Diois zum Alpenausklang (Roche-St-Secret – Montélimar) Perle der Baronnies mit römischer Geschichte und viel Sinn für die Kunst: Vaison-la-RomaineKurz erklärtMeine Sommertour 2023 erstreckte sich von den Alpen am Genfer See bis vor die Tore Barcelonas und retour durch Küstenbergland, am Meer entlang und durchs erweiterte Rhone-Tal bis zur bekanntesten Südfrankreichgrenze in Valence. Für die verwinkelte und weitestgehend anspruchsvoll bergige Reiseroute mit einem kleinen Nachlauf im Oberrheingraben und Kraichgau-Stromberg-Strohgäu auf rund 6200 km bei 107.000 Hm nahm ich mir ca. 3 ½ Monate Zeit. Eine allgemeine Übersicht der Tour mit Anmerkungen zur geografischen Einordnung, zu Essen & Trinken, zu ein paar Nachtgeschichten, zu Pannenvorfälllen, zu einigen generellen Beobachtungen in den Ländern und zur Klimaentwicklung findet ihr im Gesamtbericht auf meiner Website: Rhône-Alpes – Occitanie – Catalunya – Provence (Landschaftsperlen und Kulturschätze in den französischen Voralpen, dem südlichen Massif Central, den Pirineus Cataláns, der Serralada Prelitoral, der nördlichen Costa Brava, dem Golfe du Lion, der Basse-Provence und den Côtes du Rhône (Genève – Montserrat – Valence) – 2023) In regionsspezifischen Teilberichten präsentiere ich die Reise hier im Forum in Wort und Bild noch detaillierter. Aufmerksame Leserinnen und Leser werden sich bereits an mehrere Berichte erinnern. In einigen Regionalberichten habe ich die 2023er Tour mit entsprechenden Teilbereichen der 2022er Tour zusammengelegt, weil sich beide Touren in gewissen Teilen überschnitten und einander ergänzt haben. Hiermit bewege ich mich erstmals südlich des Umkehrpunktes der 2022er Reise, sodass ich hier ausschließlich die Spuren der 2023er Tour aufgreife. Trotzdem ist auch dieser nunmehr letzte Alpenteil der 2023er Tour eine gewisse Fortsetzung der Reisegebiete aus dem Vorjahr, ein logischer Anschluss sowohl zum Vercors als auch zum Pays du Buëch. Selbst das Vorjahresmotto „Alles fließt in die Rhone“ würde auch noch für diesen Berichtsteil gelten, wie ja auch Teile meiner großen Schweiz-Tour im Jahre 2021. Ein langer roter Faden, der sich über 3 Jahre gesponnen hat. Steter und majestätischer Begleiter in der Baronnies, hier vom Col d’Aulan aus gesehen: Der mythische Mont VentouxWenn du den Alpenvorlauf dieser 2023er Tour nochmal nachzeichnen möchtest, bringen dich folgende Berichte zum Ausgangspunkt dieser Region in Die an der Drôme bzw. an der Südflanke des Vercors: • Alles fließt in die Rhone II: Alpes Savoie (Reiseberichte)• Alles fließt in die Rhone III-b: Vercors (Reiseberichte)In Diois und Baronnies spielt auch das Schlusskapitel meiner Reise nochmal hinein. So bilden die Côtes du Rhône einen hügeligen Auslauf des Diois-Massivs bzw. der Drôme-Berge. Zum Finale erreiche ich zudem noch einmal die teils identische Ausfallstraße aus dem Diois zur Nougathauptstadt Montélimar hinunter, wo sich der einzige Schnittpunkt meiner Reiseroute über einige Kilometer hinweg ergibt. Da ich die beiden Schlussregionen meiner Tour ebenfalls bereits genauer berichtet habe, findest du die entsprechend sinnvolle Ergänzung daher auch hier: • Mediterranée Costa Brava – Côtes du Rhône (Reiseberichte)Neben älteren Alpentouren in den Westalpen ergeben sich weitere Regionsüberschneidungen mit einem östlichen Streifen des Diois insbesondere zu meiner 2022er Reise in folgenden Reisebericht, dort das letzte Kapitel ALP-2022-TdF-17: • A.f.i.d.R. III-a: Au cœur du Dauphiné (Reiseberichte)Lebendges Örtchen mir viel Kunsthandwerk im äußerst westlichen Diois: DieulefitUm Diois und Baronnies einzuordnen, müssen wir wieder einen Blick in die Alpenklassifizierung anhand dieser Karte gemäß der SOIUSA werfen. Die Dauphiné-Alpen unterscheiden sich in Hoch- und Voralpengruppen, wenngleich mit „Dauphiné-Alpen“ oft nur die entsprechende Hochalpenregion gemeint ist. Aber auch Dévoluy, Bochaine, Vercors, Diois und Baronnies sind noch Teile der Dauphiné-Alpen, sprich Dauphiné-Voralpen. Gemeinhin wird im Sinne der historischen Landschaft auch schlicht von dem oder der Dauphiné (alt: Dauphin) gesprochen (frz. Le Dauphiné). Nach dem Vercors bleibe ich zwar in den westlichen Dauphiné-Voralpen, jedoch überschreite ich nunmehr eindeutig auch die Grenze nach Südfrankreich – zumindest in ihrer gebräuchlichsten Definition. Oliven sind das flüssige Gold der Baronnies (Route über Propiac)Das Diois als historische Verwaltungs- und Landschaftsregion beginnt bereits im Vercors nördlich des Flusses Drôme, das Diois-Massiv als Alpengruppe beschreibt aber den Gebirgsstock nur südlich der Drôme bis zum Fluss Eygues, wo die Baronnies als geologischer Sockel beginnt. Ein südlicher Teil des Diois sowie ein Teil der Baronnies (insgesamt südlicher Teil des Departments Drôme) wird auch als Drôme Provençale bezeichnet und ist durch eine typisch provenzalische Vegetation mit Lavendelfeldern, Olivenhainen und Aprikosenplantagen geprägt. Tatsächlich folgt der Begriff Drôme Provençale nicht einer klimatischen oder floralen Zuordnung, sondern den historischen Herrschaftsstrukturen. Die Provence besaß einst mehrere Exklaven im historischen Dauphiné, was auch bis heute zur nicht genau definierten Grenze zwischen Dauphiné und Provence beiträgt. Ferner verwirrt noch, dass der heutige Parc naturel régional des Baronnies Provençales nach Norden bis ins Diois-Massiv hineinreicht – also die geologische Trennlinie überschreitet. Zwischen den Departments Drôme und Vaucluse verläuft formal die Grenze zwischen Dauphiné und Provence, tatsächlich sind die historischen Grenzen komplexerDie Grenze der Baronnies nach Süden bilden die Flüsse Jabron und Toulourenc – zumindest in den meisten Interpretationen (näherungsweise auch Grenze der Departments Drôme und Vaucluse). Damit steht man zwar bereits im Naturpark Mont Ventoux, bleibt aber nördlich vom Ventoux-Massiv. Die Monts de Vaucluse sind wiederum doppelbedeutend für ein gleichnamiges Bergmassiv südlich vom Mont Ventoux im engeren Sinne einerseits, umfasst aber andererseits allgemeiner als Alpengruppe auch das Ventoux-Massiv selbst. Meistens werden die Bergmassive einzeln genannt, sodass man nicht verwirrt sein sollte, wenn die Monts de Vaucluse ohne das Ventoux-Massiv gemeint sein sollten. Zwar habe ich den Mont Ventoux nicht nochmal erklommen, dennoch überschritt ich die Grenze zu den Monts de Vaucluse (als Alpengruppe) nach Südwesten hin für kurz und damit auch die Grenze vom Dauphiné zur Provence. Dieser Ausreißer ist ein ganz besonderer und weithin weniger bekannter Zipfel mit einer sehr kleinen, aber erstaunlich konturenreichen Gipfelkulisse. Formal gesehen also Teil der erweiterten Monts de Vaucluse, sind die kalkreichen Dentelles de Montmirail eine der westlichsten Exponenten der Alpen überhaupt. Noch westlichere Ausläufer des Diois sind hingegen weit weniger markant. Lavendelblau durch und durch bei St-Nazaire-le-Désert am nördlichen Rand der Drôme ProvençaleAus dieser etwas unsicher schwammigen Grenze zur Provence kehre ich nochmal ins Diois zurück, sodass ich dort auf insgesamt 2 ½ verwinkelte Durchfahrten komme. Dass ich damit immer noch nicht alle Straßen und Orte erschlossen habe, zeigt die eher unbekannte Vielfalt dieses so beschaulichen Spiegelbilds der meist trubeligeren Provence. Dauphiné Provençale und Provence verhalten sich etwa so wie die Marken zur Toskana, nur insgesamt deutlich geringer besiedelt. Gemeinhin kann man die Gesamtheit der hier beradelten Region auch als Drôme-Berge klassifizieren. Diese schließen im Norden aber den gesamten Vercors ein und reichen im Süden bis zur Durance einschließlich des Luberon. Entsprechend wäre diese Alpeneinteilung hier nicht hilfreich. Die Bezeichnung liefert aber einen guten Hinweis auf die ähnlichen Bergstrukturen im Vercors und Diois, andererseits unterscheiden sich die Berge in der Baronnies und den südlicheren Bergmassiven der Provence doch deutlich von den so typischen Drôme-Bergen nördlicher. Stattdessen habe ich hier mit „Dauphiné Provençale“ einen Oberbegriff formuliert, der weitgehend eine treffende Schnittmenge des provenzalischen Flairs und der historischen Bezeichnung für die Region unterstreicht. Es würde mich freuen, wenn einige Kenner der Region gefallen an diesem neuen Begriff finden würden. Ich könnte mir auch vorstellen, diese Bezeichnung noch auf das Pays du Buëch auszuweiten. Exponierter Westalpenausläufer der Monts de Vaucluse mit Rebhängen und gespitzten Gipfelstiften: Dentelles de Montmirail
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Geändert von veloträumer (20.03.24 22:13) |
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#1546818 - 19.03.24 19:09
Re: Dauphiné Provençale: Diois & Baronnies
[Re: veloträumer]
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ALP-2023-AOC-06 Dauphiné-Voralpen V: Das verwinkelte, einsame Diois en detail (Die – Rémuzat) In Fortsetzung meiner Vercorsquerung habe ich soeben diesen verkarsteten Alpenblock hinter mir gelassen, mit den Serpentinen des Col du Rousset im Rücken und einem kleinen Lavendel-bestückten Schotterpass sowie einer letzten kleinen Schlucht. Das Städtchen Die sollte mir diesmal nur kurz der Versorgung dienen, sprich ein Besuch beim auswärtigen Supermarkt. Der schließt aber gerade seine Tore breits am Mittag, weil Sonntag ist. Es reicht nur noch für einen schnellen Durchlauf für die nötigsten Sachen. „Husch, husch“ werde ich vom Personal durch die Regale gejagt. (So 16.7.) Vassieux-en-Vercors – Col de St-Alexis (1222 m) – Col de Rousset (1254 m) – Chamloc – via Piste – Col de Romeyer (617 m) – Romeyer – Die – Pontaix – D157/D135 – St-Benoit-en-Diois – Gorges de l'Escharis – Pennes-le-Sec70 km | 885 Hm Zum Auftakt der provenzalischen Stimmung stecke ich mir erstmal einen Lavendelstrauß in den Lenker. Duftend und bei großer Hitze erreiche ich über das linke Ufer der Drôme das hübsche Örtchen Pontaix. Von hier an treibt das Nebensträßchen weiter vom Fluss weg und wogt etwas auf und ab. Aus den Weinbergen wird der recht bekannte Schaumwein „Clairette de Die“ gekeltert und komme so auch bei einem Premiumhersteller vorbei. Ein Crémant ist aber weder mein Geschmack noch radreisetauglich für den Transport – also spare ich mir auch eine Verkostung. Die Flussuferzugänge für ein Bad sind zuweilen etwas schwierig zu bewältigen, weil die Drôme und einmündende Nebenflüsse ein breites Kiesbett ausbreiten, über dessen Stein nur schwer zu laufen und zu schieben ist. So komme ich erst wieder am Frühabend in Schwung, um die nunmehr landeinwärts führende Route durch das Vallée de la Roanne anzugehen. Hier wird es gleich schattiger und bald staune ich über die eindrucksvolle Schlucht Escharis, die aber ebenso schnell wieder verflogen ist. Hier hätte es eigentlich die schöneren Badestellen als an der Drôme – wie weiß man das vorher? Eigentlich fühle ich mich etwas erschöpft und mit den Fußschmerzen schlecht gerüstet für einen steilen Anstieg. Schließlich entscheide ich doch auf Kurs zu bleiben und gehe die Rampe zum Col de Pennes an. Die offenen Kehren sind zunächst recht erbarmungslos, bieten eine gute Aussicht, wenngleich die Landschaft nicht mehr so spektakulär ist wie unten in der Schlucht. Nach einer Waldpassage erreiche ich einen Abzweig zu Pennes-le-Sec, einem kleinsten Bergdorf mit wenigen Häusern und doch auch einem Kirchlein. Überraschend gibt es sogar eine Auberge mit Campingplatz. Fürs Essen ist es zu spät, bekomme aber noch ein Bier zu meinem Proviantpicknick. Verwunschener kann ein Platz kaum sein. In der steilen Hanglage ist gerade mal wenig Platz für ein paar ebene Stellflächen. So klein es hier auch ist, alle essentiellen Einrichtungen sind vorhanden und auch recht gepflegt – nur die Insekten machen einem die Dusche etwas streitig. Ansonsten bin ich der einzige Gast und das mitten im Juli. Wer hierhin findet, kennt das unbekannte Frankreich wirklich! Mit noch einem Kaffee zahle ich für alles schlichte 10 Euro als Pi-mal-Daumen-Preis des Wirtes. (Mo 17.7.) Pennes-le-Sec – Col de Pennes (1040 m) – Aucelon – D 140/D 135 – Col de Tavard (557 m) – Pradelle – St-Nazaire-le-Désert – Col des Guillens (802 m) – Col du Portail (805 m) – Volvent/Col de la Vache (887 m) – Col des Roustans (1028 m) – Col de la Croix (893 m) – Col de Chamauche (1037 m) 53 km | 1250 Hm Die Strecke wird nun attraktiver mit aufrückenden Berggraten, die auch mal gelöchert sind. Kiefernwald verhindert aber noch großartige Ausblicke, die sich dann später auf der Gegenschleife ergeben. Die Steigung bleibt nun eher moderat. Am Pass treffe ich noch einen Rennradler, der von der Gegenseite kam und sich in die gleiche Abfahrt wie ich begab. Für die Passhöhe muss man etwas weiter als den Abzweig über Aucelon fahren und retour fahren. Würde man den Col de Pennes durchfahren, könnte man den Kreis nach Die wieder schließen oder auf die Passrouten ins Pays de Buëch wechseln. Fährt man hingegen über Aucelon retour zum Roanne-Tal, erschließt sich ein berauschender Talkessel mit immer wieder neuen Perspektiven. Leider erwischt mich hier eine Reifenpanne, ein Kantenschlag der Straße oder eines Gegenstands sorgt für prompten Luftabfall im Pneu. Das Bergland entlang der Roanne ist nun etwas offener, ermöglicht da und dort Anbau von Obst und Gemüse. Obwohl auch St-Nazaire-le-Désert noch an der Roanne liegt, muss man zwischenzeitlich einen ziemlich leichten Pass überwinden. St-Nazaire ist ein wunderbares Kleinod mit ein wenig Basisinfrastruktur, zu einladend war mir schließlich die örtliche Lokalität auf der schattigen Gastterrasse, um ein guten Burger zu verspeisen. Von nun an bin ich in der Drôme Provençale und streife durch zahlreiche kleine Lavendelfelder, die sich über die Hänge ziehen. Die Orte und Weiler sind beschauliche, bäuerliche Flecken mit nur wenig Besiedlung. Um den nächsten belebten Ort zu finden, müsste ich nach La Motte-Chalancon komplett abfahren. Ich wähle aber einen weiteren Einsamkeitskurs, sodass ich mit einer wenig zum Rasten geeigneten Passhöhe für die Nacht vorliebnehmen muss. Indes schweift das Auge zum diesigen Sonnenuntergangshorizont. Ein Ort so still wie das Nichts.
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#1546819 - 19.03.24 19:10
Re: Dauphiné Provençale: Diois & Baronnies
[Re: veloträumer]
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#1546828 - 19.03.24 20:34
Re: Dauphiné Provençale: Diois & Baronnies
[Re: veloträumer]
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ALP-2023-AOC-07 Dauphiné-Voralpen VI: Die Baronnies und Monts de Vaucluse im nördlichen Schattenwurf des Mont Ventoux (Rémuzat – Roche-St-Secret) (Mi 19.7.) Rémuzat – Col de Soubeyrand (994 m) – St-Saveur-Gouvernet – Col de Peyruergue (820 m) – St-Auban-sur-l'Ouvèze – D 546/D 359 – Col d'Aulan (845 m) – Aulan – Montbrun-les-Bains54 km | 1135 Hm Rémuzat erreichte ich bereits bei Dunkelheit, sodass ich erst morgens die besondere Lage erkannte. Steile Felswände ragen empor und drohen den Ort fast zu erdrücken. Tatsächlich befindet sich hier das bedeutendste Geier-Revier Frankreichs. Doch fehlen am Morgen wohl noch die Aufwinde. Ohne Geierstation, aber mit Kaffeefrühstück nehme ich weiteren Kurs auf zu einer besonders schöne Passroute über den Soubeyrand. Gleich eingangs der Passbasis wartet ein Obst- und Lavendelölproduzent, in dessen Lagerschuppen auch alles erdenkliche Flohmarktgerümpel umherliegt. Dazu gehören auch alte Postkarten der Region. Manches scheint zum Verkauf gedacht, anderes scheint der Liebe des Bauern geschuldet. Neben Nussöl, Oliven und Kirschen erwerbe ich hochkonzentriertes Lavendelöl, das sich als wirksame Waffe gegen Mücken bewähren soll. Nach der Bergroute mit Lavendelfeldern öffnet sich das Tal zu einem weitreichenden Obstanbaugebiet, das auch als Pays de l’Abricot bezeichnet wird. Massenhaft fliegen ihr oft überreife Aprikosen auf den Boden – genug auch noch für eine Mundraubration. Die Aprikosenbauern kommen kaum noch mit der Ernte nach, überall warten leere Kisten noch gefüllt zu werden. Ein Gedenkstein erinnert an einen Radler namens Henri Sauvan, der 1991 wohl zu Schaden gekommen ist. Näheres lässt sich aber für mich nicht rausfinden. Jenseits von St-Auban drängt sich die Straße in einen engen Durchbruch des Charuis-Flusses. Dem folgt eine verschwiegene Hochebene mit dem unauffälligen Col d’Aulan, weithin sichtbar der Mont Ventoux. Das eigentliche Highlight folgt hier in der weiteren Abfahrt unterhalb. Das recht steil über der Straße liegende Château d’Aulan eröffnet die Aulan-Schlucht, die von dem Fluss Toulourenc gebildet wird und den wir uns noch vormerken können für die Folgetage. Die Schlucht verengt sich zu einem wahren Felskamin, in dem sich zahlreiche Gumpen finden, die teils per Treppe zugänglich sind. Ideal für eine Zeltnacht, dachte ich zunächst, wollte aber doch noch einen Ort erreichen und mangels Proviants doch irgendwo zum Essen einkehren. So erreichte ich noch Montbrun-les-Bains, der nur schwer als Bäderort zu erkennen ist. Umso mehr bekleidet sein altes Ortszentrum eine steile Hanglage, wo sonst Wein und Obst angebaut wird. Als ich in der Pizzeria des Ortes mit meinen Fußschmerzen etwas kämpfen muss, werde ich von einem niederländischen Ehepaar angesprochen. Sie bieten mir an, in ihrer Zweitresidenz zu übernachten. Wegen des Velos bedurfte es zwei Fuhren. Etwa die Hälfte des Jahres verbringen die Niederländer in ihrem Haus außerhalb von Montbrun. An Geld fehlt es beiden offensichtlich nicht, elegant wie ein nobles Hotel und mit Swimmingpool. Das Haus hat zahlreiche Zimmer, die auch immer wieder von den bereits erwachsenen Kindern mit eigenen Familien belegt werden. Noch wichtiger für mich war, dass der Zenit der Fußschmerzen erreicht war. Sie sollten zunehmend abklingen, wenn auch das Problem nicht völlig verschwinden konnte. (Do 20.7.) Montbrun-les-Bains – Barret-de-Lioure – Col de Macuègue (1068 m) – Col de l'Homme Mort (1212 m) – Ferrassières – Aurel – Reilhanette – Savoillan – Col des Aires (634 m) – Col de Fontaube (655 m) – Eygaliers – Le Moulin de Cost – Col St-Michel (347 m) – Mollans-sur-Ouvèze74 km | 915 Hm Den sehenswerten Ortsteil konnte ich mir so erst am Morgen anschauen. Der unaussprechliche Col de Macuègue überzeugt schon zur Westseite mit Ginstergelb und verschlungener Führung vorbei an einigen markanten Felsen. Schließlich endet er auf einem Hochplateau, das noch weiter ansteigt. Es öffnet den Vorhang zu einer der bekanntesten Lavendelgebiete Frankreichs, dem Plateau d'Albion, das sich westlich und nordwestlich von Sault eröffnet. Weithin reichen sich die linear geordneten Büschel aneinander und ergeben ein apartes Streifenmuster, auch wenn die Sträucher schon abgerntet sind. Kornfelder, oft das hier wiederbelebte Épeautre (Dinkel) setzt goldene Farbkontraste.
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#1546829 - 19.03.24 20:35
Re: Dauphiné Provençale: Diois & Baronnies
[Re: veloträumer]
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Fortsetzung ALP-2023-AOC-07 (Teil 2) Das offene Plateau endet erst bei Reilhanette, wo ich wieder auf den Toulourenc treffe. Sie bilden eine teils wild verbuschte, teils offene Aue am nördlichen Fuße des Ventoux-Massivs. Für Bademöglichkeiten und den Flusswanderabschnitt mit Schlucht muss man aber weit nach Westen vorfahren. Alternativ gibt es hier aber auch mehrere Auffahrtsvarianten, um ins Tal der Ouvèze zu wechseln, was ich gegenüber der durchgehenden Talroute dan doch bevorzugte. Statt Badeplatz finde ich eine erfrischenden Brunnen in Savoillan. Der Fontaube-Pass bietet dann immer wieder Ausblicke zum Mont Ventoux. Zwischen Tal und Bergroute liegt das in den Hang hineingepresstes Brantes, ebenso wieder einer der versteckten Schätze der Baronnies, beusch eden ort aber nicht. Ich erreiche entlang der Ouvèze mir schon bekannten Ort Mollans, wo gerade ein Fest mit Muschelessen stattfindet. Es dauert etwas, bis ich verstehen konnte, wie das Prozedere verlaufen sollte. Getränke wurden direkt bei den Lokalen abgerechnet, für die Muscheln mit umgrenztem Nachschlag gab es aber eine eigene Bestellkompanie. (Fr 21.7.) Mollans-sur-Ouvèze – Col de Veaux (386 m) – Gorges du Toulourenc – Col des Astauds (463 m) – Malaucène – Col de la Chaîne (478 m) – Col de Suzette (440 m) – Lafare – (teils via Piste) – Col du Cayron (396 m) 42 km | 980 Hm Soweit ich in Mollans mindestens doch noch einen Bäcker finden musste, verblieb ich im erweiterten Ortsbereich der Rebenfelder. So genoss ich nochmal ein Frühstück im Ort, der über einen der schönsten Dauphiné-Brunnen verfügt, in den die Besucher gerne Münzen für erfüllendes Glück und sich hoffentlich erfüllende Wünsche werfen. Über einen kleinen Pass nähere ich mich erneut dem Mont-Ventoux-Massiv, zu dessen Füßen die Straße wieder zum Toulourenc abfällt, wo sich einer der beiden Ausgangspunkte für eine Fluss- und Schluchtwanderung findet. Leider konnte ich mir eine längere Wanderung auf solchem steinigen Untergrund nicht leisten und musste daher in der Nähe der Straße zum Baden verbleiben, während die eigentliche Schlucht davon weiter entfernt liegt. Das Gedöse an den heißen Tagen machte wie so häufig auch diesen Tag wieder recht kurz. Mittel anspruchsvoll windet man sich aus dem Toulourenc-Tal ebenso durch feuchten Wald wie trockenes Karstgestein, bis man einer der Basisorte des Mont Ventoux erreicht, das radverrückte Malaucène. Radverrückt uch deswegen, weil es hier eine dicht getaktete Meile von Radläden bzw. Läden mit Radkleidung gibt, die alle vom radlerischen Mont-Ventoux-Mythos profitieren wollen. Bei genauer Betrachtung ist es mehr ein Fake. Dahinter stecken wenige Anbieter mit vielen Läden. Das daher eher uniforme Sortiment wendet sich an Rennradtouristen, die gerne viel Geld ausgeben und nicht unbedingt Praktisches oder Besonderes suchen. Die angeboten Fahrradtechnik und Räder sind weitgehend zum Verleih gedacht und ebenfalls recht eindimensional. Echte Radfreunde haben an diesem aufgeblähten Veloshopping also nur wenig Grund zur Freude. Ich sollte nicht verschweigen, dass Malaucène trotzdem ein atmosphärisch wunderbarer Ort ist, wenngleich es rummelig sein kann. Umso mehr Idylle wartet aber westlicher. Das Stichwort heißt Dentelles de Montmirail, ein markantes Gebirgsmassiv am Westrand der Alpen, gleichzeitig ein besonders vielfältiges Weinbaugebiet mit unterschiedlichsten Trauben, bekannt aber besonders für seinen Muscat. Die Route verläuft zunächst durchschnittlich hübsch bis zu einer Passhöhe, wo sich das Panorama auf die Gipfel und Weinberghänge erschließt. Die schönste Lage am gesamten Bergmassiv darf wohl Suzette für sich verbuchen. Da scheint es kein Zufall, dass hier freudige Reanissance-Musik über die sommerlichen Weinhügel weht, während sich andere in gedimmt bunt beleuchteten Gartenlokalen an Cuvées und leckeren Gerichten ergötzen. Da bekomme ich wieder Zweifel, ob das Spardosenreisen so wirklich gutes Reisen ist. Weitere Hochgefühle warten dann auf mich in diesem Gebirge der gespitzten Felsstifte zu Genüge, nur muss ich dafür noch etwas weiterkämpfen. Die Querung des Gebirges ist auf Asphalt nicht möglich, eine vermutet gute Schotterpiste und mit weitreichendem Asphalt zu beiden Seiten soll aber über den Col du Cayron führen. Den Aufstieg erlebe ich zwischen Blauer Stunde und Dunkelheit. Das verunsichert auf Schotter besonders, Rippen und Steine kann ich nicht mehr erspähen und die Route wird so im letzten Abschnitt zur Tortur. Schon zuvor muss ich auf Asphalt Steigungsgranaten von über 15 % überwinden, wenngleich nicht sehr lang. Es gab allerdings nirgendwo einen Rastpunkt, sodass ich bis zur Passhöhe durchhalten musste, wo es aber auch kaum eine gute Stellfläche gibt. (Sa 22.7.) Col du Cayron – Gigondas – Sablet – Vaison-la-Romaine – Faucon – Mérindol-les-Oliviers – Col de Propiac (526 m) – Propiac – Col de Perponcher (460 m) – Buis-les Baronnies50 km | 650 Hm Was ich zur Nacht nicht sehen konnte, sehe ich eben morgens – bizarre Felsgrate, unterlegt von gelbgrünen Rebstöcken. War der Schotter am Vorabend mehr ein Problem auch wegen der Dunkelheit, ist die Westflanke objektiv eher ruppiger auch bei Tageslicht. Der Asphalt lässt aber nicht lange auf sich warten. Die Weinregion unterstreichen die vielen Winzershops in Gigondas, das erst langsam erwacht, sodass ich auf einen Kaffee verzichte, um nicht noch schlafende Wirte zu stören.
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#1546830 - 19.03.24 20:37
Re: Dauphiné Provençale: Diois & Baronnies
[Re: veloträumer]
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Fortsetzung ALP-2023-AOC-07 (Teil 3) Gigondas ist hier einer der Aussichtsbalkone über der Ebene, zu denen sich noch weitere an dem Gebrigsrand gesellen. Ich bleibe aber auf der unten liegenden, eher verkehrsreichen Zufahrtstraße nach Vaison-la-Romaine, wo Symbole und steinerne Zeugen auf die römischen Vergangenheit des Ortes verweisen. Ohne diese näher zu studieren, begebe ich mich gleich ins Zentrum des sehenswerten Ortes, der allerdings an einem enormen Besucherstrom leidet. Die Shoppingmeile ist dann auch von viel Kitsch und verzichtbarem Souvenirgut übersät. Fährt man über die pittoreske Postkartenbrücke zur Altstadt hinauf, wird es erstaunlich ruhig. Offenbar sind manchen Touristen diese Wege schon zu steil. Gleich hinter dem Stadttorbogen stoße ich auf die besondere Malkunst von Léon Zanella, die hier in seiner eigenen Galerie auf Besucher wartet. Sein provenzalisch farbenreicher Pinselstrich entfacht ein wahres Leuchtfeuer des Lichts. Fast vermutet man Lumineszenztricks, doch entspringt die dreidimensionale Lichtgebung seinem persönlichen Farbaufstrich – dick, kräftig und doch von emotionaler Sensibilität. So wandelt man noch weiter an Kunstgalerien vorbei, in Nischen verbergen sich ein Theater und besinnliche Plätze zum Träumen. Ein hochpreisiges Eis kann man sich hier mal gönnen, nur um die Atmosphäre einzuatmen. Die Nebenroute über Propiac wandelt durch einige unterschiedliche Landschaften mit Burgruine, bewanderbaren Pinienhainen, Weinbergen, Mergelhügeln und schließlich Olivenplantagen in Richtung Buis-les-Baronnies. In Buis laufe ich wiederum zur Blauen Stunde ein. Anfangs scheinbar verlassen, kristallisiert sich das gut besuchte Ausgehviertel mit Arkaden und Platanenplatz in der Nähe des Ouvèze-Ufers heraus. Zum Picknickproviant genehmige ich mir noch ein Ausschankbier. (So 23.7.) Buis-les Baronnies – D546/D108 (Gorges d'Ubrieux) – Col d'Ey (718 m) – Sainte-Jalle – Curnier – Les Pilles – Nyons – via D538 – Novezan – Rousset-les-Vignes – Roche-St-Secret – Parking dev. de la Ruche/D53862 km | 720 Hm Soweit schon außerhalb des Ortes, wache ich zwischen Olivenhainen auf. Olive ist auch das Thema für den größten Teil des Tages. Vor den ausgeweiteten Olivenbaumhängen zum Col d’Ey hinauf, taucht die Straße am Fuß nochmal in eine Schlucht ein. Die Gorges d’Ubrieux soll einst auch Hannibal auf dem Weg nach Rom gequert haben. Elefanten der antiquarischen Auspuffklasse habe sich hingegen auf dem Col d’Ey versammelt. Ein Oldtimerrallye formiert sich gerade für eine sonntägliche Paradefahrt. Auf der Auffahrt durch Oliven überrascht ein etwas seltsames Holzhäuschen mit Schornstein an der Straße. Es stellt sich als nachhaltige Trockentoilette heraus, ein derzeit in Frankreich verbreiteter Trend vor allem für Toiletten in ländlichen Gebieten. Nur wenig weiter finde ich den Eingang zum Camping wieder, wo ich einst mal zelten wollte. Aus dem FKK-Camping mit rustikalem Flair ist mittlerweile ein Textilcamp mit Luxuspreisen geworden. Die offene Landschaft führt zur Eygues runter. Man kann sich zunächst alternativ zur Hauptstraße am linken Ufer entlang hangeln. In Les Pilles muss man dann zur Hauptstraße wechseln, die aber auch nicht so viel befahren ist. Les Pilles ist ein Kleinod vor mächtigen Felsen, dass typisch für viele kleine Dörfer an der Eygues steht – eine wahre Kette von kleinen Ortsperlen, pittoresk und poetisch, aber auch auch gezeichnet von Landflucht. Eine Wiederkehr nach Nyons endet fast zwangsläufig im Ölshop. Die alte Ölmühle bei der Spitzbogenbrücke enthält auch ein Museum, dass man auf Nachfrage bedingt besuchen kann. Das Speiseöl gibt es in lichtgeschützten Aluflaschen zu gewiss hohen Preisen, nach den jüngsten Inflationsschüben kommt es einem fast schon wieder billig vor. Neben Oliven und ihrem goldenen Extrakt findet man auch besondere Hautpflegeprodukte aus einer lokalen Manufaktur. Für die Saisonzeit hätte ich noch mehr Betrieb erwartet, die meisten Besucher zieht es wohl immer noch ans Wasser bei der Brücke. Die letzten Kilometer des Tages führen mich zurück ins Diois. Die Strecke mischt historisches Gemäuer samt Burgen mit rötlichen Sandsteinsockeln oder Felsrippen, dazu weitläufige Wiesen und Weiden. Bei der letzten Flaschenfüllung aus dem Brunnen von Roche-St-Secret befrage ich noch einen einheimischen Radler zu Rastmöglichkeiten, der aber seine Gegend nicht so gut kennt. Dem Zufall wieder ergeben, finde ich einen guten Picknickplatz am Straßenrand nebst Parkplatz.
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#1546879 - 20.03.24 22:09
Re: Dauphiné Provençale: Diois & Baronnies
[Re: veloträumer]
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ALP-2023-AOC-08 Dauphiné-Voralpen VII: Noch eine Runde Diois zum Alpenausklang (Roche-St-Secret – Montélimar) (Mo 24.7.) Parking dev. de la Ruche/D538 – Col du Serre (498 m)/Le Serre de Turc – Montjoux/La Paillette – via D130 – Col de Valouse (735 m) – Les Granges Basses – D130/D70 – Gorges de 30 pas – Col de la Sausse (791 m) – Bouvières – Crupies – Col de l'Homme (616 m) – Vesc – Col de Vesc (725 m) – Comps – Bourdeaux – Bézaudun-sur-Bîne – D156/Ravin de Gourdelioux62 km | 1145 Hm Quasi fernab aller Orte warte ich gespannt auf eine kleine Einkaufsquelle. Über den Col du Serre könnte man schnell Dieulefit erreichen, doch beradle ich den Pass nur als Stichstraße. Ein Gastronom hat auf der Passhöhe ein Herz für Radler und eine Trinkbrunnen bewusst an Wanderer und Radler adressiert – auch wenn sie nichts konsumieren. Eine Alleestraße hinunter, gibt in La Paillette immerhin einen kleinen Laden und ein Café/Restaurant. Bevor es zum Col de Valouse hinauf geht, steigt aus einem Hof dicker Rauch auf, als würde nasses Holz verbrannt. Tatsächlich wird der Rauch frei bei der Produktion von Lavendelöl, das auch an der Straße verkauft wird. Besticht der Col de Valouse noch mit seinen Lavendelfeldern, beginnt auf der Gegenseite der Aufstieg zum Col de l Sausse mit einer weiteren aufregenden Schluchtfahrt, die Schlucht der 30 Schritte, wie sie seltsam heißt. Zur Nordseite dann wieder Lavendel und weit verstreute Kegelberge. Mehr und mehr geht die Strecke in eine Wiesenhochweide über, wie sie den Col de Vesc umgibt. Die große Talmulde mit Hügelbergen wird wieder mit Bourdeaux erreicht, das erstaunlich verlassen wirkt. Schloss und Burg verstecken sich weitgehend, wenn man im Ortskern verbleibt. Nochmal lasse ich mich zu einer Bistro-Einkehr locken, sodass ich aber wieder in die Dunkelheit gerate, als ich den Ort verlasse. Da die Wetterlage instabil scheint, ist mir etwas bange, wo ich rasten soll. Die Möglichkeiten an der Strecke sind auch nicht günstig. In einem Kurvenauslauf mit Bach finde ich eine knappe Fläche. Nachts weckt mich metallisches Geräusch. Tatsächlich hat eine Ratte Gefallen an meinen Speichenrädern gefunden. Bis sie vertrieben ist, muss ich einige Wurfgeschosse und Lichtsignale abfeuern – die Tiere sind zäh und gar nicht furchtsam. (Di 25.7.) D156/Ravin de Gourdelioux – Col de Gourdon (953 m) – Col de la Chaudière (1047 m) – Saillans – via D164B – Piégros-la-Clastre – Aouste-sur-Sye (D 164/D 70) – Pas de Lauzens (416 m) – Saou – Pont-de-Barret – Félines-sur-Rimandoule61 km | 990 Hm Die feuchte Ecke erforderte ein Zelttrocknung, die mich etwas aufhielt. Die Passfahrt blieb indes etwas durchschnittlich, exponierte Drôme-Berge näherten sich dem Weg aber mit zunehmender Höhe. Die Varianten der Bergformen nimmt zur Gegenseite zu, sodass man sich wie in einem offenen Museum für Bergarchitekten fühlt. Die lange geschlängelte Passüberfahrt endet schließlich an der kiesbettgeplätteten Drôme in Saillans. Da gibt es sogar einen Radladen, wenngleich mit spartanischem Sortiment. Der Kauf eine Sonnenradbrille scheiterte am Versuch, die angeblich wechselbaren Gläser zu tauschen, weder der Käufer noch ich konnten erkennen, wie das gehen sollte.
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#1546880 - 20.03.24 22:09
Re: Dauphiné Provençale: Diois & Baronnies
[Re: veloträumer]
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Fortsetzung ALP-2023-AOC-08 (Teil 2) In das bereits im Vorjahr besuchte Aouste muss auf meinem Kurs nicht mehr besuchen, denn die nächste Passstraße zweigt am linken Ufer jenseits der Besiedlung ab. Auch hier leitet eine Schlucht mit einer kurzen, engen Klamm zur Passhöhe. Nur wenig hinunter, fährt man in ein Plateau ein, wo ein geädertes Quellgebiet zwischen Felsen Urwaldatmosphäre verströmt. Kaum aber hat sich das Felsentor geöffnet, weitet sich der Blick in eine riesige Bergarena mit einer breiten Ebene, an dessen Rand sich der beschauliche Ort Saou befindet. Hier wird gerne getöpfert und entsprechende Keramik verkauft. Das Kulissenspiel setzt sich zunächst noch fort, endet aber bald im engeren Flusstal Richtung Pont-de-Barret. Dieses Örtchen schält sich eng eingeschlossen etwas gestaffelt heraus. Sogleich steigt dort recht steil eine weitere Einsamkeitsroute auf, die dann auf einer gewellten Zwischenebene mündet – Lavendel, Weizenfelder, ein kleiner Ort in der abfallenden Talmulde. Zur Nacht finde ich eine Lost-place-Ruine, das gefürchtete Gewitter blieb aber auch hier wieder aus. (Mi 26.7.) Félines-sur-Rimandoule – Col de Pascalin (642 m) – Les Magnats – Col de Boutière (654 m) – Col de Ventebrun (637 m) – Col du Pertuis (626 m) – Dieulefit – Le Poët-Laval – La Bégude-de-Mazenc – Col d'Aleyrac (484 m) – D9/D24 – Serre Colon (433 m) – Espeluche – Montélimar68 km | 750 Hm Es gibt wohl zwei Möglichkeiten, die nächste Hochebenenstufe zu erreichen. Ich bleibe auf der Randroute mit Panoramasichten, ohne in das Örtchen Félines abzutauchen. Der Felderhöhe folgt eine Waldpassage zu einer Hochebene stufe Ferienlager hin, wo sich dann die Straße nach Norden (Bourdeaux) und Süden (Dieulefit) teilt. Über weites Weideland erreiche ich so Dieulefit, einer der lebendigsten Orte im Diois, aber auch schon wieder eher in Randlage. Zahlreiche Läden bieten unterschiedliches Kunsthandwerk an, Textil, Leder, Korbgeflecht, Glaskunst, Keramik, Holzschnitzerei u.a.m., sogar exotisches Design aus Asien oder Lateinamerika findet eine Bühne. Le Poët-Laval wirft ein hochgestaffeltes Ortsbild ab, geprägt von einer Burg, die in den Religionskriegen zwischen Katholiken und Protestanten mehrmals zerstört wurde. Glauben heißt wohl auch immer prügeln. Gleichwohl hat sich der Ort heute zu einem friedlichen Künstlerort entwickelt. Die folgende Strecke verebbt nun immer unauffälliger. Mit dem Col d’Aleyrac quert man einen kaum erkennbaren Plateaupass, einzig weithin sichtbare Windräder machen die Höhenzüge sichtbar und zeigen, dass man sich noch deutlich über dem Rhone-Niveau befindet. Umso überraschender bekommt man nochmal eine flotte Abfahrt geschenkt, die in Grignan enden würde (siehe Schlusskapitel dieser Reise). Zuvor kann man aber eine recht gerade gestreckte Route zu einer Passhöhe mit Windrädern erklimmen. Zur Gegenseite fällt die Straße dann zunächst steiler über Serpentinen ab, dehnt sich dann aber ebenso, sodass die Rhone-Ebene bei Montélimar erst kurz vor den Stadttoren bzw. bei der Autobahnumfahrung erreicht wird. Entsprechend erhält man kaum ein Stadtpanorama auf Montélimar. Die Nougatstadt macht ihrem bekannten Mandelsüßigkeit alle Ehre mit zahlreichen Skulpturen, spezialisierten Verkaufsläden und Museen. Aber auch die Calissons – eigentlich eine Mandelköstlichkeit aus Aix-en-Provence – findet sich als Skulptur im Straßenparcours. Zwar erreiche ich den Stadtkern noch bei Helligkeit, bleibe aber bei einem Sommerfest stecken. Dabei lerne ich einen Franzosen aus der Stadt kennen, der mir schließlich anbietet im Umbau befindlichen Restaurant unter seiner Wohnung zu nächtigen. So war ich in der Stadt und konnte am nächsten Tag diese noch etwas besichtigen. Ohne Ratte verlief die Nachtruhe hier aber auch nicht. Anders hätte ich die Stadt zur Via Rhona verlassen müssen, wo sich einige gute Rastmöglichkeiten finden würden. Ich schließe hier mit dem Abend ab, obwohl ein paar Bilder von Montélimar noch ausstehen. Sie sollen dann bereits Teil des nächsten Teilberichts der 2023er Reise sein, die ich dann im Zentralmassiv – genauer zunächst in den südlichen Monts d’Ardèche fortsetzen sollte. Im Gegensatz zu den Alpen steigen diese zur anderen Uferseite der Rhone gleich recht steil über eine markante Abbruchkante an. Hiermit ist nun auch der letzte Alpenteil der 2023er Reise abgeschlossen, wie schon zuvor im Vercors-Bericht auch der Alpenteil der 2022er Reise. Das Tor steht nun also offen für ganz neue Regionen und Eindrücke. --- Ende ---
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#1546906 - 21.03.24 11:29
Re: Dauphiné Provençale: Diois & Baronnies
[Re: veloträumer]
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Lieber Matthias, Deine Touren und die zugehörigen Reiseberichte finde ich jedes Mal beeindruckend und extrem "motivierend". Ich habe ja immer schon Ziele im Auge, die ich "erradeln" will, aber Deine Bilder bringen solche Pläne ins Wanken. Fest steht aber, dass ich Deine Berichte sicher noch einmal als Grundlage für eine eigene Tour machen werde. Jetzt müsste ich mich nur auch wieder selber aufraffen, für eine meiner letztjährigen Touren einen Bericht zu verfassen. Meine Arbeit lässt mir aber leider immer zu wenig Freiraum, den ich dann lieber nutze, um andere Berichte anzusehen, eigene Touren zu planen und so viel als möglich selber auf dem Rad zu sitzen. Dieses Jahr ist die Tour für mich fix. Der Balkan lockt mich erneut (Griechenland -> Albanien -> Montenegro -> Kroatien, Bosnien-Herzegowina -> Slowenien -> Ungarn -> Slowenien -> Österreich -> Deutschland). Nächstes Jahr wollte ich eigentlich den Norden (Finnland und Baltikum) ins Auge fassen, aber Deine Berichte lassen mich "schwanken" .
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Gruß, Arnulf
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Off-topic
#1546933 - 21.03.24 21:25
Re: Dauphiné Provençale: Diois & Baronnies
[Re: Keine Ahnung]
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Hallo Arnulf, Balkan wäre eigentlich längst mal wieder fällig. Ich dachte, ich könnte ein 10-Jahresrhythmus fahren - 2003, 2013, 2023. Dann wurde es doch wieder der Westen. Die Zukunft ist wieder unklar. Wahrscheinlich schon östlich, aber wohl eher mehr in der Nähe.
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