Das Tourenradlertreffen des Radreiseforums fand dieses Jahr in Northeim, nördlich von Göttingen, statt. Toller Platz und gut organisiert, an dieser Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön!
Da ich dort mit voll bepacktem Rad war und Darina geschäftlich in Irland weilte, war es eine einfache Entscheidung, nach Belfast zu radeln um sie zu treffen, und von da soweit wie es geht Richtung nach Hause, um rechtzeitig zu ihrer Rückkehr in St. Gallen zu sein.
Es begann mit einem Pling. Als ich das Fahrrad im Zug nach Göttingen vom Haken nahm, war die erste Speiche auf dieser Reise gebrochen. Sie wurde von vier von euch ersetzt (ich hatte Ersatzspeichen am Rahmen befestigt) und ich konnte die Gesellschaft und die Ausflüge in die Umgebung von Northeim geniessen (auch euch nochmal ein Dankeschön). Einen Tag später gabs dann ein zweites Pling. (und leider auch noch lange nicht das letzte) Ich beschloss, so lange zu fahren, bis ich einen Mechaniker traf, der Zeit für die Arbeit hatte.
Die Route führte mich durch das schöne Einbeck (wo das Bockbier erfunden wurde),
Cheers
das ebenso malerische Höxter an der Weser,
dann vorbei an den Städten Paderborn und Lippstadt ins Ruhrgebiet.
Da versteckt sich ein Hundertwassser im Grünen.
Dort, in Duisburg, besuchte ich Freunde und zwischen Gesprächen und Ausflügen wurde meine kaputte Speiche ersetzt. Das letzte Highlight in Deutschland war das Museum der Römerstadt Xanthen. Die Gebäude sind zwar rekonstruiert, geben aber dennoch einen guten Einblick in das damalige Alltagsleben.
Kapitel 2: Die Niederlande
In Deutschland ist die Infrastruktur für Radfahrer meist sehr angenehm, in den Niederlanden ist sie auf dem höchsten Niveau, dass man sich vorstellen kann.
Eigene Strassen und Brücken sorgen dafür, dass man mit dem motorisierten Verkehr überhaupt nicht in Berührung kommt. Kein Wunder ist das Radfahren so beliebt da. Nach einem kurzen Spaziergang durch das Zentrum von Arnheim gabs auch hier wieder ein schon fast familiär gewordenes Pling. Am beeindruckendsten war die Fahrt durch Amsterdam, vorbei an all der ikonischen modernen Architektur
und dann durch die Altstadt auf einer Fahrradstrasse. Kurz darauf war ich in Ijmuiden.
Von da gings nach dem Nachtisch mit der Fähre nach
Kapitel 3: England
Am nächsten Morgen kam ich in Newcastle an. Begrüsst von Regen. Aber was erwartet man denn?! Ich folgte der Küste bis Sunderland (hat ja immerhin Sun im Namen) und nahm dann den C2C-Radweg durch Nordengland.
Nun, der Kontrast war schockierend! Nach den Niederlanden war dies ein Paradebeispiel dafür, wie man es nicht machen sollte. Die C2C wird als „die beliebteste Fahrradroute Englands“ bezeichnet (es war niemand da) und ist der Beweis dafür, dass alle fähigen Ingenieure das Land verlassen haben. Die Vorrichtungen, die den motorisierten Verkehr fernhalten sollen, sind so fahrradunfreundlich, dass das Fahren auf einer stark befahrenen Strasse eine echte Alternative darstellt. Nun ja, Strassen und Radwege haben eines gemeinsam: Sie werden von Autofahrern gebaut.
Für diese 500m lange Schikane brauchte es sogar Bagger!
Genug geschimpft, auf ruhigen Landstrassen ist das Fahren zwischen den Regenschauern sehr angenehm, und die Auswahl an Ales (Bieren) in den Pubs hat mich wieder glücklich gemacht.
Ale
Fry up = Frühstück
Oben in den Pennine Hills wurde es wirklich kalt und sehr nass, aber der nächste Pub zündete für mich ein Feuer an
und kochte Steak Pie,
so dass ich mich auch von innen aufwärmen konnte. In Penrith beschloss ich, direkt durch den Lakes District hinunterzufahren,
anstatt auf dem C2C zu bleiben. In Ambleside wurde meine gebrochene Speiche von einem freundlichen Mechaniker ausgetauscht, dazu erstand ich auch noch ein paar wasserdichte Socken. Von Ambleside nach Windermere gibts nur eine stark befahrene Strasse aber danach wurde es wieder angenehm ruhig bis Heysham.
Ein 99
Da warteten schon hunderte von Motorrädern
In Unterzahl!
auf eine Überfahrt nach
Kapitel 4: Die Isle of Man
Was ich nicht auf meinem Radar hatte war, dass ich am Start der ersten Trainingswoche für die berühmten TT-Motorradrennen ankam. Diese Rennen werden auf einer 50 km langen Rundstrecke auf öffentlichen Strassen ausgetragen, und bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von über 200 km/h kann man verstehen, warum die Strecke für das Training und die Rennen gesperrt werden.
Oldtimer
Ich fuhr südlich an der Küste entlang nach Castletown, sah mir die Burg an,
Castletown
schlenderte durch das Museumsdorf auf dem nächsten Hügel, (der Film „Waking Ned“ wurde da gedreht, sehr empfehlenswerte Komödie), besuchte eine neolythische Grabstätte
und trank ein herrliches Bier am Strand von Port Erin. Was für ein toller Tag.
Strand von Port Erin
Nasse Küste
Überwachsene Steinmauern
Der zweite Tag war wieder sehr nass und kalt, aber ich schlenderte durch die Ruinen von Peel Castle und fuhr einen Teil der Rennstrecke entlang. Die wenigen Strohsäcke an den Laternenpfählen würden nicht ausreichen, um Motorradfahrerfahrer oder die Laternenpfähle zu schützen. Aber ich muss zugeben, dass es etwas Besonderes war, die Rennen auf der großen Leinwand hinter meinem Pint zu verfolgen. Eine über 40-jährige institution ist das Gruseleck.
Gruseleck
4 Freunde fuhren da mal hin um die Rennen zu sehen. Wild Campieren ist ja eigentlich nicht erlaubt auf Man, aber in der Zwischenzeit bringen die Nachbarn Brennholz und Bier, die Polizisten kommen auf einen Schwatz vorbei und wenn's wirklich mal zu arg regnet sind da auch 2 Hausschlüssel von Nachbarn... Leider ist von den 4 Freunden nur noch einer übrig, aber er wird diese Tradition solange es geht weiterziehen. Falls ihr mal da vorbeikommt, Grüsst ihn von mir (er spricht auch mit Radlern). Ein weiteres altes Grab und das grösste Wasserrad (das Wasser aus einer Bleimine pumpt) waren die Attraktionen auf dem Rückweg zum Hafen von Douglas.
Laxey Wheel
Manx Railway
Die BeeGees kamen hier zur Welt
Und dann war es schon wieder Zeit in See zu stechen nach
Kapitel 5: Irland
Die Ankunft gegen Mitternacht in Belfast war viel einfacher als erwartet. Zwischen dem Hafen und der Stadt gabs um die Zeit kaum Verkehr. Hier verbrachte ich ein kurzes Wochenende mit Darina und Freunden.
Was mich am meisten erstaunte, war, wie kosmopolitisch Belfast geworden ist.
Belfast
Der Zustrom von Menschen aus der ganzen Welt hat die Frage, wo der Norden hingehört, verwässert. Diese Menschen sind viel mehr darauf bedacht, sich selbst ein gutes Leben zu schaffen, als anderen das Leben schwer zu machen. Probleme kann man verdünnen!
Als nächstes stand ein Besuch bei Darinas Familie in Longford auf dem Programm: Zweieinhalb Tage radeln. Es ist hauptsächlich Land, dass von den Gletschern der letzten Eiszeit geformt wurde. «Dank» dieser Endmoränen war die Fahrt über Monaghan und Cavan nur selten flach. Das Wetter war typisch für Irland: Wenn es dir nicht gefällt, warte fünf Minuten und wenn es dir gefällt, freue dich nicht zu sehr 😉 .
Fish & Chips
kann man auch runterspühlen
Aber ich muss zugeben, dass ich einen herrlichen Tag hatte, als ich Longford auf dem Weg nach Trim verliess. In Irland ist der Sommer normalerweise an einem Mittwoch, muss er aber nicht – dieses Jahr fand er an diesem Samstag statt!
Trim Castle
In Trim Castle habe ich gelernt, woher das Wort „Shitstirrer“ kommt (man hat mich schon Schlimmeres genannt; ich kann mich nur nicht mehr erinnern, wann 😉 ) - die Erklärung gibt es im Video. Und, bevor ich es vergesse, ich habe mir noch eine Speiche gebrochen und beschlossen, so weit zu fahren, wie das Rad mich lässt. Inzwischen hatte ich zu Hause ein neues Hinterrad bestellt, mit 80'000 km auf der Nabe lohnt sich eine Reparatur einfach nicht mehr. Die historische Bedeutung von Tara ist viel höher als der Hügel, auf dem es liegt. Erdwälle und ein altes Grab konkurrieren mit der Aussicht auf die Wicklow-Berge. Für mich ist es ein Unentschieden. Ich verbrachte eine Nacht und ein paar Stunden in Dublin,
Etwas Dublin
Tschüss
dann gings mit der letzten Fähre nach
Kapitel 6: Frankreich
Auf dem Weg nach Cherbourg ist es nicht nötig, eine Kabine zu buchen. Ich habe einfach meinen Schlafsack und die Matte in den Aufenthaltsraum gebracht und mich auf den Boden gelegt. Hätte auch eine Augenklappe gegen das Licht mitnehmen sollen... Auch in Frankreich war es immer noch frisch, aber immerhin näher an 15°C als an den 10°C, die ich in Irland hatte. Und ich war wieder in einem Land mit Fahrradinfrastruktur. Die meiste Zeit war ich auf voie vert's (grünen Wegen, meist alte stillgelegte Eisenbahnstrecken) und Gemeindestrassen unterwegs.
Die längste Strecke von der Nähe des Mont St. Michel bis Versaille fuhr ich auf oder in der Nähe der Veloscenic-Route.
Der QR Code bringt euch auf die website.
Veloscenic
Ich kam an beeindruckenden Städten wie Coutances,
Alençon und
Chartres vorbei, was mir wieder einmal klar machte, dass man sich in Europa ein paar Städte aussuchen kann, diese dann mit einer Linie auf der Karte verbindet, und schon hat man eine fabelhafte Reise geplant.
Etwas unverarbeiteter Hopfen
Zwei weitere Speichen brach ich auf dem Weg nach Versailles, wo ich einen wunderbaren Tag damit verbrachte, das Schloss und die Gärten mit ein paar tausend anderen Touristen zu bewundern.
Und schon wars Zeit mit dem Zug Via Paris (wo ich zwischen 2 Bahnhöfen eine weitere Speiche brach) nach Hause zu fahren. Als ich schliesslich in St.Gallen ankam, schob ich das Rad die letzten 300 Meter nach Hause. Als letztes Geleit fürs Hinterrad...
Hallo Bastian Danke für die Rückmeldung Zu den Gedenktafeln: Die spärlichen Schutzvorrichtungen entlang der TT-Rennstrecke schützen weder Fahrer noch Mäuerchen... und für Fahrfehler ist bei diesen Tempi einfach kein Platz. Da muss man schon einen Experten überzeugen nur um zum Training zugelassen zu werden. Und trotz allen Sicherheitsvorkehrungen starb auch dieses Jahr wieder ein Fahrer. Meine Welt ist das nicht.
PS: Ein Danke auch dem guten Geist der meinen Tippfehler korrigierte.