Start: Samstag 4. Mai
Rückkunft: Freitag 10.Mai
Teilnehmer:
Josef Aigner (leider doch nicht)
Werner Kladnik
Tag 0, Samstag 4. Mai, Anreise nach Travnik
Da Josef wegen seiner Achillessehne leider doch nicht mitfahren konnte starte ich alleine in dieses Abenteuer. Christl ist dieses Wochenende mit Studienkolleginnen unterwegs und so stelle ich noch einmal einen kleinen Blumenstrauß zum 29. Hochzeitstag auf den Tisch, sperre hinter mir zu und verlasse um 7:15 mit Sack und Pack Miesenbach Richtung Süden. DAS Wetter ist schlecht und ich fahre über Mariazell-Bruck-Graz-Spielfeld-Maribor-Ptuj-Zagreb-Gradiska (langer Grenzstau)-Banja Luka nach Jajce.
Dort besichtige ich die Altstadt und den Pliva Wasserfall (Vodopad)
Abbildung 1 - Pliva Wasserfall in Jajce
Einheimische Jugendliche marschieren mit traditionellen Trachten in einer Art Prozession
Abbildung 2 - Prozession in Jajce
Ich setze mich in ein kleines Lokal und speise Raznjici bevor ich um 17:45 weiter nach Travnik fahre. Das Wetter wird schlechter und feucht und ich vertraue meinem Navi, wie man am kürzesten Weg nach Travnik kommt. Mein inneres Gefühl hätte eine andere Richtung gewählt. Auf der M16 fahre ich nach Norden und dann östlich nach Dobretici. Die Straße ist zuerst noch recht gut ausgebaut, endet aber nach einer Weile in einer nicht asphaltierten Forststraße mit reichlich Schlaglöchern. Der Regen wird stärker und die Gegend immer unheimlicher.
Kurz nach einem Zusammentreffen mit einem Hirten und seiner Schafherde hat sich mein Rad vom Träger geschüttelt und wäre fast gänzlich heruntergefallen. Ich montiere im Regen wieder alles fest und fahre mit maximal 30 km/h weiter. Ich komme dann doch wieder auf eine normale Straße. Ca. 5 Kilometer nach Travnik an einer Straßenkreuzung im Nirgendwo steht das vorab gebuchte Hostel Tron. Für einen Stadtrundgang ist das definitiv zu weit entfernt also verstaue ich Auto und Rad und Gepäck und richte mich im recht sauberen und schönen Zimmer ein. Im Lokal ums Eck ziehe ich mir noch ein paar Karlovacko rein.
Da das Wetter für Morgen auch wieder schlecht angesagt ist, richte ich mir gleich die wetterfeste Kleidung her.
Von der langen Anreise gezeichnet schlafe ich bald ein.
Abbildung 3 - Übernachtung im Hostel Tron
Tag 1 Sonntag 5. Mai, Travnik – Sarajevo
Ca. 95 km
Das Wetter ist nebelig und diesig bei 8° also nicht wirklich einladend. Das Frühstück muss ich leider auslassen, da die im Hotel dafür vorgesehene Bakery heute aus unerfindlichen Gründen nicht aufsperrte. Also geht es erst mal hungrig los. Zuerst fahre ich wie geplant Richtung Süden und biege nach 18km rechts ab. Hier geht es nach Kiseljak (Heimatort von Beli, einem Stammgast des Cafe Mario). Kurz nach Kaonik kaufe ich mir bei einem kleinen Geschäft Brot, Paradeiser und Bananen. Vor dem Geschäft nehme ich hier mein Frühstück ein. Danach geht es weiter nach Kiseljak wo ich gegen 10:00 Uhr eine Rast im Park mache. Dort gibt es eine öffentliche Mineralwasser-Quelle wo sich jeder bedienen kann.
Abbildung 4 - Ad Fontem. An der Mineralwasserquelle in Kiseljak
Weiter geht es dann auf der M221 nach Visoko wo ich mir die parawissenschaftlichen Pyramiden aber nicht genauer ansehe, sondern weiter auf der R403 Richtung Süden fahre. In Visoko mache ich Zwischenrast in einem Cafe bei heißer Schokolade & Coke. Danach geht es weiter Richtung Sarajevo. Um die Mittagszeit sehe ich in der Nähe von Ilijas einen Friseur am Straßenrand und nehme diese Gelegenheit für den obligatorischen Urlaubs- Friseurbesuch wahr. Um 10 KM (1Konvertible Mark = 0,5 EUR) bekomme ich einen ordentlichen Kurzhaarschnitt.
Abbildung 5 - Ein Frieseurbesuch ist Pflicht bei Reisen in fremde Länder
Nun wird es trocken und die Sonne schaut sogar ein wenig heraus als ich mich die die Anhöhe vor Sarajevo hinauf plage.
Abbildung 6 - Sarajevo heißt mich willkommen
Von der letzten Anhöhe geht es mit einem Affenzahn runter ins Stadtzentrum. Die Unterkunft in Toplik (Toplik br. 5, 71000 Sarajevo) ist etwas versteckt, aber in Top Zustand und der Vermieter spricht sehr gut Englisch. ich mache mich frisch und genehmige mir ein kleines Nickerchen bevor ich zur Stadtbesichtigung aufbreche
.
Die Altstadt mit dem Basar ist sehr schön und ich benutze auch die etwas historische Straßenbahn, um ein wenig ins neues Sarajevo Richtung Olympisches Dorf zu fahren.
Nach meinem Rundgang setze ich mich in ein kleines Lokal im Basar und esse zu Abend. Danach gehe ich in die Unterkunft und schlafe gut ein.
Tag 2 Montag 6. Mai Sarajevo - Donja Dreznica
Ca. 105 km, Gemütliches Höhenprofil ohne große Steigungen
Das Wetter ist wieder kalt und feucht. Ich verlasse gegen 7:30 das Zimmer und verlasse ohne Frühstück Sarajevo Richtung Westen. Radwege gibt es hier nur streckenweise und es bedarf erhöhter Aufmerksamkeit, um unverletzt aus der Stadt zu kommen. Nach ca. 30 km mache ich bei Hadici an einer Raststädte Halt und bestelle mir ein großartiges Frühstück (Ei, Speck, Oliven, Käse, Brot, Tee um 11 KM). Stärker werdender Regen begleitet mich auf dem weiteren Weg
Auf der E73 fahre ich weiter nach Tarcin und mit einem massiven Anstieg bis km55 vor Podorasac. Dann geht es flott hinunter nach Konjic. Mein etwas mitgenommener Zustand veranlasst ein nette Frau mir den weiteren Weg zu weisen.
Abbildung 7 - Zwischenstopp in Konjic im Regen
Unermüdlich geht es weiter entlang eines Stausees, der bei schönerem Wetter sicher mehr Reize hätte. Bei km 73 biege ich südlich nach Jablanice ab. Dies ist ein berühmter Partisanenort (Brücke von Neretva). Ich habe aber wenig Sinn für Kultur und Geschichte, sondern wärme mich in einem Kaffeehaus bei einem Caj auf. Zuerst wäre ich gar nicht reingegangen, weil alles so dunkel ausgesehen hat. Eine nette Runde lädt mich an ihren Tisch ein und wir führen eine den Fremdsprachenkenntnissen entsprechende Unterhaltung. Sehr nette Leute und der Wirt lädt mich sogar auf meinen Tee ein. Die Schnapsrunden lehne ich aber höflich ab, damit das nicht noch schlimm endet bevor ich den Endpunkt der heutigen Tour erreiche.
Ein wenig erwärmt aber noch immer völlig durchnässt trete ich die letzten 20km zu meinem Etappenziel Donja Dreznica an.
Abbildung 8 - Motel Ondusak in Donja Dreznica
Die Lage am Fluss ist wirklich wunderschön aber um das zu genießen bräuchte es mehr Wärme. Es ist noch immer empfindlich kalt auch wenn die Regenwolken langsam verschwinden. Die Dusche liefert warmes Wasser aber die Heizung ist außer Betrieb.
Abbildung 9 - Ausblick vom Motel am Abend auf die Berge mit blauem Himmel
Nach der Versorgung meines Fahrrads und der nassen Sachen gehe ich hinunter in den Speisesaal wo ich einfach das bestelle was auch am Nachbartisch gegessen wird. Hühnerschnitzel Natur mit Pommes, 2 Bier und Caj Frutta.
Ich bezahle auch gleich noch für die heutige und morgige Nacht (ich komme am Rückweg wieder hier vorbei). Danach gehe ich aufs Zimmer schlafen.
Tag 3 Dienstag 7. Mai Donja Dreznica - Mostar – Blagaj - Donja Dreznica
Ca. 115 km
Heute meint es das Wetter besser mit mir. Es ist zwar noch empfindlich kalt und zuerst bewölkt aber bald wird die Sonne herauskommen. Um 7:30 geht es nach einem kleine Frühstück los. Nachdem ich das Seitental verlassen habe geht es der Neretva entlang auf der M17 Richtung Süden. Rückenwind treibt mich Richtung Mostar. Ein traumhaftes Panorama entlang des Flusses und einige Fischfarmen am Weg. In Mostar ist es bereits sonnig und halbwegs windstill. Im Konzum kaufe ich mir Speck, Brot, Bananen Schoko und Wasser. Dann klettere ich hinunter an das Ufer der Neretva unterhalb der berühmten Brücke von Mostar. Ein schöner ruhiger Platz der einen ordentlichen Abstand zu den touristenbevölkerten Cafes direkt oben bei der Brücke hat. Ich jausne und füttere auch ein paar Enten im Fluss.
Abbildung 10 - Am Fuße der Brücke von Mostar
Danach mache ich einen Rundgang durch Mostar durch die engen Gassen. Einige kleine Bäche fließen direkt durch manche Häuser und es ist sehr schön.
Abbildung 11 - Kleine Bäche fliessen durch die Gassen von Mostar
Ich werde später auf der Rückfahrt wiederkommen, fahre aber vorerst weiter Richtung Süden nach Blagaj zur Buna Quelle und dem Derwish Kloster wo ich gegen Mittag ankomme.
Hier mache ich auch ein wenig Kultur und sehe mir das Derwish Kloster mit Führung an.
Dort ist es wirklich wunderbar schön. Die Sonne scheint und man kann ganz nah am Fluss in Lokalen sitzen. Fasst auf selben Niveau fließt die Buna vorbei wobei manche Tische sogar im Wasser stehen.
In einem Lokal genehmige ich mir einen Tee und schaue dem Wasser zu, wie es knapp an meinen Füssen vorbeiströmt. Hier könnte ich wahrlich länger bleiben und das erste Mal auf der Reise vermisse ich Josef so richtig, um die Eindrücke mit jemanden teilen zu können.
Es hilft alles nichts und ich mache mich auf den Rückweg über Buna und Bovani und am rechten Ufer der Neretva nach Mostar auf. Hier finde ich auch die ersten ausgeschilderten Radwege, welche aber durch ein wenig ansehnliches Industriegebiet führen. Vom Gegenwind lasse ich mich nicht aufhalten da ja immerhin die Sonne scheint. In Mostar setze ich mich mit meiner Jause in einen kleinen Park zur Stärkung, bevor ich einige Sehenswürdigkeiten besuche. Die Karadozbegova Dzamija (Moschee) und das War & Genozide Museum sind schön, aber auch sehr bedrückend, wenn man daran denkt was hier noch vor wenigen Jahren im Bürgerkrieg passiert ist.
Emotional ein wenig mitgenommen überquere ich mit dem Rad noch einmal die Stari Most und setze mich in ein Cafe auf 2 Caj Turski im Glas.
Um ca. 17:15 trete ich den letzten Teil des heutigen Tages zurück nach Donja Dreznica an. Aus Mostar quäle ich mich wegen vieler Einbahnen und einiger gesperrten Straßen Richtung Norden hinaus. Am rechten Ufer der Neretva fahre ich auf kleinen Straßen und lasse die erste Möglichkeit zur Querung bei Potoci aus. In ca. 7km ist ohnehin die nächste Querung eingezeichnet. Die Straße wird zum Schotterweg mit 1000 Lacken und Schlaglöchern. Freilaufende Hunde bellen mir nach, aber es ist eine schöne Abenteuer Strecke. Ein Abweichen vom Weg erscheint aber nicht ratsam.
Abbildung 12 - Nicht vom Weg abweichen sonst wird es gefährlich
Biei der Überquerung stellt sich heraus, dass dies ein Kraftwerk ist, welches aber keine Möglichkeit des Durchgangs bietet. Scharfe Hunde bewachen das Areal und ein Wärter, der das Bauwerk bewacht kann zwar halbwegs Deutsch kann aber keine Ausnahme machen kann. Damit heißt es wieder zurück (dort wo die freilaufenden Hunde waren ;-) Die haben sich aber schon verzogen und ich komme wieder zurück zur M17. Es wird schon dunkel und ich muss kurz mein Rücklicht reparieren damit ich nicht zum Verkehrsopfer werde. Um 20:15 komme ich im Motel Ondusak an. 2 Bier beschaffen mir die nötige Bettschwere. Viel Streckenleistung, Naturschönheiten, Kultur und auch schönstes Wetter machen diesen Tag zum Highlight
Tag 4 Mittwoch 8. Mai Donja Dreznica - Gornji Vakuf – Travnik- Bugojno
Ca. 125 km und viele Höhenmeter
Heute begrüßt mich am Morgen bereits die Sonne, aber es ist empfindlich kalt knapp über 0° und das im Mai. Ich genehmige mir ein Frühstück mit Ham and Eggs und Caj. Im Speisesaal wird bereits eifrig geraucht und der Fernseher bringt herzzerreißende Schnulzen von lokalen Schlagersängern. Geheizt wird aber immer noch nicht. Der zweite Gast wärmt sich auf seine Art mit einem Schnaps zum Frühstück auf.
Frohgemut geht es los, weil nur 75km am Plan stehen, welche aber über einige Höhenmeter führen. Der erste Teil geht auf der mir schon bekannten M17 nördlich nach Jablanice. In Jablanice biege ich auf die M16.2 ab und folge der aufgestauten Neretva. Das ist eine wirklich schöne Landschaft und vorerst nur moderate Anstiege.
Abbildung 13 - Wunderschöne Ausblicke an der aufgestauten Neretva und nette Rastplätze
Das ändert sich, als ich nach Prozor über viele Serpentinen den Punkt Makljen mit 1200 Metern erklimme.
Abbildung 14 - Von hier ab ging‘s bergab
So langsam ich mich bergauf gequält habe, umso schneller (60 km/h) geht es auf der anderen Seite bergab. 12 km Abfahrt im Sausewind, dass es nur so eine Freude ist. In Gornji-Vakuf meinem ursprünglichen Etappenziel fühle ich mich frisch und es ist erst 15:15. Der Wetterbericht für morgen kündigt schon wieder schlechtes regnerisches Wetter an und so beschließe ich, gleich die morgige Kurzetappe anzuhängen. Auf der R439 geht es nach Nordosten Richtung Travnik wo mein Auto noch beim Hostel Tron steht. Die Straße verläuft sehr malerisch entlang eines kleinen Baches. Bald jedoch beginnt eine Baustelle da diese Straße gerade neu angelegt wird. Ich fahre daher kilometerlang über eine Schotterstraße die beständig wieder auf 1000 Meter hoch führt. Alles sehr schön aber auch anstrengend. Ich werde mit einer Abfahrt auf Asphalt bis runter zum Hostel Tron belohnt. Dort erwartet mich das „Löwen-Eingangstor“ zur Disco.
Abbildung 15 - Ende der Radreise im Maul des Löwen bei der Disco Tron
Im Kaffeehaus genehmige ich mir einen Caj und lade dann mein Fahrrad aufs Auto welches am Parkplatz hinterm Hostel brav auf mich gewartet hat.
Zurück mit dem Auto ca. 35km nach Bugojno wo ich im Hotel Genex-M ein Zimmer reserviert hatte. Wie immer ist das Hotel eher schmucklos an einer Durchzugsstraße aber der Wirt kann sehr gut Deutsch. Mit Pizza Genex und 2 Bier beschließe ich den anstrengenden Tag. Heute war ich wirklich knapp am Limit und Josef wird es mir danken, diesen Tag nicht miterlebt haben zu müssen ;-)
Tag 5 Donnerstag 9. Mai Rückreise nach Scheibbs
Am Morgen sehe ich, dass es gut war bereits gestern alles zu erledigen. Heute regnet es wieder und ich werfe mich ins Auto auf den Heimweg.
Auf der E661 geht’s Richtung Norden über Banja Luka (Jausenpause an der Tankstelle) nach Gradiska. Dort staut es sich aber endlos ohne irgendwelche Bewegung
Abbildung 16 - Stau an der Grenze in Gradiska
Nach einer Stunde bewegungslosen Verharrens folge ich einem anderen Fahrer, der die Gegebenheiten gut kennt und weiche nach Osten nach Jasenovac zum nächsten Grenzübergang aus. Viel Regen und buckelige Straßen, aber hier geht wenigsten was weiter. Am Grenzübergang Jasenovac erschienen auch nicht so viele Autos zu stehen, aber es geht trotzdem nur im Schneckentempo vorwärts. Eile hat hier niemand.
Nach 1,5 Stunden geht’s endlich weiter über Zagreb, Maribor und Graz nach Frohnleiten, wo ich eine Pause fürs verspätete Mittagessen mache.
Nach 12 Stunden Autofahrt komme ich müde und zufrieden in Scheibbs an.
Einen Tag habe ich Pause, bevor ich meine Arbeitskollegen auf der Testfahrt für unsere Colt Bike Ride von München nach Wien begleiten werde. Aber das ist eine andere Geschichte ....