Hallo!
In einem ähnlichen Forum, welches sich explizit mit der liegenden Fraktion der Radfahrer beschäftigt, war vor vielen Monaten ein Link zu finden zu einem Video, welches bei einem Liegeradtreffen in Nivnice im Osten Tschechiens gedreht wurde. Das Abschlußbild zeigte einen Schriftzug, der vom nächsten Treffen dieser Art im Jahre 2006 in Prag kündete. Hm, Prag ist von uns nur reichlich 100km entfernt, das sollten wir uns nicht entgehen lassen. Im Frühjahr verkündete der Organisator des diesjährigen Treffens, daß es auf dem Campingplatz Valek (
http://www.campvalek.cz ) in Chrustenice 15km westlich von Prag sein würde. So fand es nun vom 15.9.06 -17.09.06 statt. Mit unserem Rücken-an-Rücken-Liegetandem machten wir, FlevoMartin als Käpt'n und ich als Stoker, uns am 14.09. kurz vor Mittag auf den Weg. Systemgewicht des Tandems inklusive Besatzung knapp eine Vierteltonne. Und das im Mittelgebirge. Egal. Von Olbersdorf ging es über den Grenzübergang Herrenwalde / Dolni-Podluzi nach Tschechien, um erst einmal an die Elbe nach Decin zu gelangen. Ab da auf dem Elbradweg rechtselbisch über Usti nad Labem und Litomerice.
Neulich hatte jemand hier erklärt, das sei ohne nennenswerte Höhenunterschiede. Naja, die Porta Bohemica ist schon ein ganz schönes Berglein, auch eine plötzlich im Elbradweg auftauchende Metalltreppe an der Schleuse Strekov ist für ein Tandem ein Hindernis, was man besser umfahren sollte. In Litomerice verließen wir den Elbradweg, überquerten die Elbe und fuhren weiter auf der Staatsstraße 608 an Terezin (Theresienstadt) und Roudnice vorbei bis Kralupy, von da über wunderschön bergige Nebenstraßen, Tursko, Tuchomerice, Dobroviz, Jenec, Uhonice waren einige weitere Ortschaften, die wir passierten. Zwischenzeitlich war es schon finster, ich hatte mich in der Streckenplanung doch etwas verkalkuliert. Unsere 6W- LED-Beleuchtung sorgte für eine relativ gut ausgeleuchtete Fahrbahn, das war auf den letzten Kilometern auch bitter nötig. Gegen 20 Uhr kamen wir nach fast 194km im Camp Valek an und wurden mit großem Hallo begrüßt. Eine wunderschöne Nichtraucherzeltplatzgaststätte lud zum Verweilen und Stärken ein. Schnell das Tandem abgeladen, uns angemeldet, das Zelt aufgebaut und schon fanden wir uns inmitten der tschechischen Liegeradfahrer wieder. Ein leckeres Abendbrot und ein paar nette Gespräche ließen den Abend ausklingen.
Freitag früh, 9 Uhr sollte eine Ausfahrt ins Landschaftsschutzgebiet Krivoklátsko stattfinden, wo die Namengeberin dieses Gebiets, die Burg Krivoklat (
http://www.bicycle-tours.cz/pics/krivoklat.jpg ) angesteuert werden sollte. Da kam dann aber die Gemütlichkeit der tschechischen Teilnehmer zum Tragen, die ganze Zeitplanung geriet ins Wanken und in Nižbor entschlossen wir uns nach dem Überqueren der Berounka, in Richtung Beroun zu fahren und dort zu speisen. Wir selbst hatten kurz zuvor nach einer langen, kurvenreichen Abfahrt unseren ersten Überhitzungsplatten zu verzeichnen, der aber ganz flott geflickt wurde, während die letzten Teilnehmer eintrudelten, waren wir auch schon wieder fahrbereit. Nun ging es erst einmal an der Berounka flußabwärts, um dann in Serpentinen aus dem Tal hinaus zu gelangen. Was in Deutschland schon fast ehrenrührig zu sein scheint, ein Teil der Liegeradfahrer lief fröhlich schwatzend, das Rad schiebend, die Serpentinen hinauf. Uns war das zu beschwerlich, wir fuhren rauf mit der Kraft der vier Beine.
(
http://lehokolo.com/img/chrustenice-2006/dsc_0077.html )
Hinab dann wieder in wilder Fahrt, immer ein Blick auf die heißen Felgen, mittlerweile war ich der Käpt'n, da unser Tandem immer mal wieder andere Stoker hatte, viele wollten sich das Erlebnis „BTB-Tandem hinten drauf“ nicht entgehen lassen. FlevoMartin mußte dann das frei gewordene Rad nehmen, er kommt mit anderen Rädern immer besser zurecht als ich, nicht zu unrecht heißt es: „Gib ihm ein Rad, er fährt damit.“In Beroun angekommen, ging es quer durch die beschauliche Stadt, die Fußgängerzone entlang, zu einer eigentlich riesigen Kneipe im Katakombenstil mit Biergarten, den wir auch gleich in Beschlag nahmen. Damit war wohl das Personal ziemlich überfordert, während die Getränke halbwegs flott kamen, zog sich die Essenslieferung erstmal 2 Stunden hin. Da hatten dann schon ein paar Teilnehmer hungrig die Kneipe verlassen, so daß der Kellner hilfesuchend nach den Bestellern die Fassung verlor. Wir trafen ihn qualmend vor einem kippengefüllten Aschenbecher wieder, nachdem wir eine Dreiviertelstunde auf die bestellte Rechnung wartend aufgestanden und bei einem anderen Kellner bezahlten hatten. Umgeben von Tellern mit Essen...
Dann gings an der Berounka entlang Richtung Chrustenice. Selbstverständlich stand ein Biergarten im Wege, der nicht unbesucht bleiben durfte. Schlußendlich erreichten wir das Camp doch wieder wohlbehalten. Der Abend endete mit Probefahren und einer Video-/Diaschau im Biergarten der Campingkneipe.
Der 16.09. stand im Zeichen einer Tour nach Prag. Mit dabei waren Kamerateams des tschechischen und des polnischen Fernsehens. Erst einmal gings zur Prager Burg, wo wir uns vor deren Eingang zu einem Gruppenfoto versammelten (
http://lehokolo.com/img/chrustenice-2006/dsc_0229.html ). Anschließend fuhren wir zum Letna-Hügel, wo wir bei schönstem Wetter einen Rundblick über die Altstadt von Prag genießen konnten. Auch da war ein Biergarten nicht weit.... Nachdem alle rundum zufrieden waren, ging es in langer Kolonne wieder Richtung Chrustenice. Die letzten Kilometer bis dahin nutzten wir noch einmal zu einer regelrechten Jagd, was das Tandem so hergibt. Dabei sahen wir bei Tageslicht, was wir am Donnerstag bei der Anreise bei Dunkelheit für eine „tolle“ Straße befahren hatten.
Dieser Abend endete ebenfalls mit Probefahren und einer Video-/Diaschau von Honza Galla (
http://www.eh-adventures.com/albanie2006.php ), der mit seiner Freundin im Sommer in Albanien, Monte Negro, Kosovo und Mazedonien unterwegs war. Das Probefahren mit dem Tandem wurde dann schon mit den tschechischen Kommandos: „Tri, dva, jeden, start!“ im Chor gestartet.
Sonntag nach dem Frühstück ging es mit dem vollbeladenen Tandem wieder Richtung Heimat. Während die noch anwesenden Teilnehmer einen Wettkampf, 100m mit fliegendem Start, fuhren, kämpften wir uns schon wieder die Hügel nordwestlich von Prag hinauf und hinunter. Diesmal wählte ich eine andere Route. Nördlich von Prag ging es nun am Flughafen Ruzyne vorbei Richtung Roztoky, wo wir mit der Fähre über die Moldau übersetzten. Weiter Richtung Nordosten gelangten wir auf die Staatsstraße 9 , die uns nun auf kürzestem Wege gen Norden führte. An Neratovice vorbei ging es über Melnik, Libechov, Ceska Lipa, Novy Bor nach Cvivkov, wo die Straße Richtung Lausitzer Gebirge und Grenzübergang Krompach/Jonsdorf abbiegt. Nach 6 Stunden und 150km kamen wir wieder zu Hause an.
Bilder gibt es u.a. hier:
http://lehokolo.com/view.php?cisloclanku=2006092101http://tr.xf.cz/Praha/base0.htmlhttp://www.acoma.cz/index.php?c=foto&...1ae04f930#00052