Meine Erfahrung mit den Nelles Maps war sehr gut. Nur im Kashmir hat die Qualität nachgelassen. Meiner Meinung nach braucht man in solchen Ländern keine so detaillierten Karten wie in Europa, da es sowieso keine Radwege gibt und ich mich dort auch nicht über Feldwege ans Ziel kämpfen will.
Im allgemeinen stimmt das ja auch. Aber speziell in Indien (und auch anderen Teilen Asiens) ist der Verkehr auf den Hauptverbindungstrecken teilweise derart mörderisch, dass mir der Spaß am Radeln dort vergeht. Verschärfend kommt hinzu, dass diese Straßen oft in einem erbärmlichen Zustand sind und ich dann gezwungen bin am Rand durch die Schlaglöcher und Pfützen zu rumpeln und dabei noch den ganzen Dreck und Staub schlucken darf, den die anderen aufwirbeln. Da rumple ich lieber gleich über die kleinen Dorfverbindungsstraßen und habe dafür meine Ruhe. Gratis gibt es dann von Tourismus und Moderne noch fast unberürte Orte mit sehr interessanten Bewohnern.
In der Tat ist es so, dass Indien genügend Nebenstraßen aufweist, um darauf quer durchs ganze Land zu radeln. Idylle pur, wenn da nicht die Wegfindung wäre. Und genau deshalb bräuchte man dort sehr viel bessere Karten, die man aber als Ausländer nicht ohne weiteres bekommt, und von manchen Gegenden überhaupt nicht. Der Survey of India gibt flächendeckend Kartenserien bis 1:50 000 aus, die man in Delhi kaufen kann, wenn man indischer Staatsbürger ist. Ausgenommen sind Grenzgebiete. Leider sind diese was Infrastruktur angeht nicht auf dem neuesten Stand und hinken gut 20 - 30 Jahre hinterher. Immerhin stehen da Ortsnamen von all den Nestern drauf, die heute meist über befahrbare Wege oder Straßen verbunden sind, so dass man sich durchfragen kann, von Dorf zu Dorf. Einladung zum Tee nicht ausgeschlossen...
Noch älter sind die 1:250 000 vom US Map Service, meist 50er bis 60er Jahre und ohne nennenswerte Infrastruktur, weil es damals wohl kaum welche gab.
Weiterhin liegen für den nördlichen Teil im Maßstab 1:500 000 die sowjetischen Generalstabskarten aus den 70er Jahren online vor (auf dem tschechischen Map-Server unter 'Central Asia'), für andere Gegenden müsste man sie sich wohl bestellen.
In Teilen tut sich was, so sind z.B. für Ladakh im Verlag Olizane brauchbare Satellitenbildkarten erschienen.
Und zu guter letzt gibt es natürlich auch noch eine Fülle von indischen Werken, meist miserabel und oft genug in den Grenzbereichen zensiert/verfälscht, die aber dennoch den einen oder anderen Hinweis auf eine fehlende kleine Verbindung liefern können. Manchmal sind diese "Verbindungen" allerdings auch mehr der Phantasie entsprungen, man muss damit also sehr defensiv umgehen und sich dies immer von der lokalen Bevölkerung bestätigen lassen. Diese beharrt jedoch beim Anblick eines Fahrrades oft darauf, dass es zwar einen Weg gebe, mit dem Rad sei es aber "impossible". Manchmal ist es so, meist haben die Leute aber einfach keine Ahnung wo man mit dem Rad überall hinkommen kann.
Es gehört also eine ordentliche Portion Abenteuerlust dazu, wenn man ursprüngliches Indien auf ruhigen kleinen Straßen erleben möchte. Man wird dafür aber auch überreichlich belohnt!
Grüße
zaher