Liebe Forumsmitglieder mit Kubaerfahrung,

sind die kubanischen Straßen problemlos mit einem 28" Treckingrad zu befahren, auch wenn man mal etwas abseits der Hauptrouten fahren will? Oder gibt es da viele Schotter-/Schlaglochpisten?

Ich bin ab Mitte März für etwa 4 Wochen auf Kuba unterwegs (West und Ost) und bin mir nicht sicher, welches Rad das Richtige für diese Reise ist. Ich habe sowohl ein 28" Trecking- als auch ein 26" Stadt-/Reiserad. Das 26" Rad ist zwar sehr stabil (mit Marathon XR 57mm), aber auch recht träge und schwer (fast 18 Kg mit Lowrider) und hat nur eine 2x8 Alfine Schaltung (8-Gang Nabe mit Umwerfer), die für die Berge im Osten nicht gerade üppig ist. Das 28" Treckingrad dagegen ist etwas leichter und hat eine XT-Schaltung, aber doch recht schmale Laufräder (622-37 Marathon XR), die bei Schotter und schlechten Pistenverhältnissen problematisch sein könnten, zumal das ganze Fahrrad zwar top gepflegt, aber nun doch schon 15 Jahre alt ist (angeblich ermüden die Speichen auch bei geringer Nutzung mit den Jahren).

Wer war schon mal länger auf Kuba unterwegs und kann mir mit der Entscheidung zwischen diesen beiden Alternativen weiterhelfen?

Vielen Dank für Eure Tipps,

Arnold

Hallo,
Du kannst mit einem Liegerad seeehr gut in Cuba radeln. Ob nun mit 2x20 Zoll oder 20/26 Zoll oder anderen Radgrößen, mit Liegerad (nicht nur in Kuba) radelt es sich ausgezeichnet.

Viel Spass dort.

MFG
Roland

Hallo Arnold,

die Straßen auf Cuba sind überwiegend ordentlich asphaltiert, vor allem die (vom Verkehr her durchaus auszuhaltenden) Fernstraßen, teilweise sind es auch Betonplatten. Nur auf manchen Nebenstracken stammt der Asphalt noch aus der Batista-Zeit, sollte aber mit einem Trekkingrad zu machen sein. Wenn du nicht gerade von Trinidad nach Topes de Collantes hinauf willst oder im Osten zur Gran Piedra solltest du auch mit deinen 16 Gängen hinkommen. Wenn du Angst um deine Speichen hast, dann nimm Ersatz mit und einen Abzieher; wenn du sie nicht selber wechseln kannst, wirst du in jedem Dorf einen finden, der dir weiterhilft; die Cubaner radeln selbst recht viel und sind begnadete Bastler

Eins musst du aber beachten: Ersatzteile für 28-Zoll-Trekkingräder findest du auf ganz Cuba mit Sicherheit nicht! Wir hatten vor einigen Jahren an einem unserer Trekkingräder einen Gabelbruch, da war die Tour beendet (kannst du auf unserer Seite www.bikeamerica.de nachlesen). Schon aus diesem Grund würde ich, wie übrigens in ganz Lateinamerika, heute nur noch mit einem reisetauglichen 26er-MTB auf Tour gehen.

Suerte, viel Spaß!

Gruß Thomas

Prinzipiell schon richtig. Ob es aber für 559er Ersatzteile gibt, ist eher zweifelhaft. Immerhin könnten sich Reifen besorgen lassen. In Havanna habe ich mich mal in so einem Radladen, der auch Räder verlieh -gleich in der Nähe des Barcadihauses- umsehen können. Die vorhandenen Ersatzteile waren dem Eindruck nach zumeist Ergebnis des Ausschlachtens alter Räder: Lager, Naben, Konen, Tretlagerwellen, Speichen...

Aber wie gelegentlich schon geschrieben, ist das Rad fahren auf Kuba nicht so hart für das Material. Das ist oben zutreffend beschrieben.

Moin,
Also die Strecke zwischen der Schweinebucht nach Trinidad, der Küste entlang war für mein 28'' eine Tortour. Nur noch mit 26 ''.
Gruss, Jakob

Hallo Arnold

wir sind gerade von einer zweimonatigen Radreise quer durch ganz Cuba zurückgekommen, 2400 km auf Haupt- und Nebenstrassen. Ca. 5% waren recht gut zu befahrende Erdpisten, knapp 10% eher ermüdende asphaltierte "Flicken und Löcherteppiche", der Rest problemlos zu befahrende asphaltierte Strassen. Wir haben zwei 14 Jahre alte 26" Trekkingräder, Reifen Schwalbe Marathon 26x1,75 mit Strassenprofil, XT Schaltung mit 24 Gängen. Wir hatten während der ganzen Reise nicht eine Panne. Wir sind auch über La Farola, Topes de Collantes und die Berge nach Vinales. Das sind die einzigen sehr steilen Abschnitte wo man ohne MTB Uebersetzungen ev. schieben muss.
Wir haben andere Radfahrer getroffen die gleiche Strecken wie wir gefahren sind und Speichenbrüche wie auch defekte Reifen hatten. Nur, die hatten Billigsträder vom Discounter und wollten sie am Ende der Reise verkaufen. Ich meine, so ausgerüstet muss man das Problem beim Fahrer orten, nicht bei den Strassen.....

Trotzdem solltest Du Ersatzteile mitnehmen denn Du kannst Dich nicht darauf verlassen etwas passendes zu finden. Hilfe beim flicken und improvisieren, wie Thomas auch schreibt, findest Du jedoch in jedem Dorf. Wir hatten eine ganze Velotasche nur mit Ersatzteilen und Werkzeug gefüllt und haben unterwegs immer wieder etwas verschenkt. Ueberall gibt es Räder die mangels Ersatzteilen nicht mehr fahrbar sind und die Freude die wir mit unserer Hilfe bereiten konnten, das sind unvergessliche Erlebnisse.

Falls Du die Südostküste von Santiago nach Niquero (diese Strecke ist wunderschön!) befahren willst und man Dir sagt die Strasse sei unbefahrbar, dann stimmt dies nur für Touristenautos. Die Strasse ist von den letzten Stürmen teilweise schwer beschädigt: zwei Brücken teilweise eingestürzt, mehrmals mehrere hundert Meter Strasse nicht mehr vorhanden. Last- und Geländewagen kommen aber durch und für Fahrräder ist die Fahrt problemlos. Man muss nur 1-2 Mal das Rad ein kurzes Stück schieben. Dafür hat es null Verkehr, einfach traumhaft.

Viel Spass und Gruss
Fredy

Liebe Forumsmitglieder,

vielen Dank für die Tipps. Nachdem anscheinend in fast jedem Dorf jemand ist, der eine gebrochene Speicher ersetzen kann, werde ich wohl doch eher zu der 28'' Alternative greifen und eine Handvoll Ersatzspeichen mitnehmen. Selbst habe ich noch nie eine defekte Speiche ersetzen müssen, daher habe ich da keine Erfahrung.

Fredy: Hast Du vielleicht noch ein paar Tipps für ein paar schöne, kleinere und etwas abseits gelegene Routen und Ziele auf Kuba? Und wie sieht es im Allgemeinen mit den Verwüstungen durch den letzten Hurricane aus? Welche Gebiete sind denn am stärksten davon betroffen?

Viele Grüße,

Arnold

Hi Arnold,

poste mal Deine geplante Route. Das macht die Sache mit den abseits gelegenen Routen leicher - (obwohl die wiederum eher was für 26" sind...)

Gruß
Thomas

Hallo Arnold


Generell: der Osten hat uns am besten gefallen, landschaftlich und Leute am herzlichsten. Wir würden aber auch den Zentralen wie den westlichen Teil wieder bereisen. Die für uns schönsten Strecken waren:
- Moa - Baracoa - Boca de Yumuri und Baracoa - La Farola - Guantanamo
- Santiago - Niquero
- Trinidad - Topes de Collantes - Hanabanilla (wenn dir das in einem Tag zu streng ist, kannst du es in zwei Tagen machen. In Topes de Collantes gibt es mehrere Hotels)
- San Diego de los Banos - La Palma - Vinales (einige km vor La Palma die Nebenstrasse mehr bei den Bergen, parallel zur Carretera North nehmen, viel schöner und gut zu befahren)
- 5km nördlich von Soroa gibt es eine asphaltierte Strasse die nicht auf der Karte ist nach Ciro Redondo - Niceto Perez. sehr schön durch die Berge.



Am stärksten betroffen und wo man es jetzt noch sieht sind der Nordosten, und der Westen. Beschädigte Häuser, kaputte Wälder. Im Südosten kaputte Strasse aber für Velo kein Problem. Es ist je nach Region mehr oder weniger schwierig Früchte zu bekommen. Wenn Du Dich in der Casa verpflegst dann haben die immer etwas für Dich. Provinz Pinar del Rio hat es mit zwei Hurricane mit Spitzen bis 340km/h am schlimmsten erwischt. Es gibt keine Bananen, keine Zitrusfrüchte. Ananas haben Stürme überlebt. Die schönen tropischen Wälder sind total zerzaust. Als Tourist hatten wir auf unserer Reise aber keine Einschränkungen. Elektrischen Strom z.B. gab es überall, Leitungen etc ist bereits alles wieder repariert. Kein Grund irgendwo nicht hinzugehen, im Gegenteil, die Leute schätzen jeden Besuch.

Gruss Fredy

sinnige entscheidung. an deiner stelle würde ich aber vor der tour in einen guten radladen gehen und dort neben der general-inspektion die speichenspannung mit hinblick auf dein vorhaben überprüfen lassen (je höher die spannung, natürlich im tolerablem bereich, desto besser). die wahrscheinlichkeit, dass du dir damit recht viel ärger ersparst ist groß.

Hallo,hört sich ja gut an-aber sind die Unterkünfte entlang der Strasse "in Betrieb"? Gruss von Carlo,bald "drüben", an Arnold!

Hallo Fredy,

vielen Dank für Deine Routentipps! Das kling gut und liegt alles in Ecken, in die ich auf jeden Fall sowieso hin will.

Habt Ihr im Osten auch Erfahrungen mit kleineren Strecken über die Berge gemacht - ich hatte da z.B. an die Strecke Baracoa-La Calabazas-Bernardo-La Jaiba-Sagua de Tánamo gedacht oder an laut Nelles Karte kleinere Wege in der Sierra de Cristal nördlich von Guantánamo(z.B. San Luis-Chamaretta-Arroyo Seco)? Sind solche Nebenstrecken vernünftig fahrbar?

Was die Wirbelstürme anbelangt, hat man als Tourist ja anscheinend v.a. bei der Obstversorgung Einschränkungen zu erwarten. Ich bin gewappnet, ein großes Ananasmesser steht jetzt auf der Packliste!

Viele Grüße,

Arnold

Hi Thomas,

ich habe keine richtige Routenplanung erstellt, Details entscheide ich eher spontan. Festgelegt habe ich mich nur darauf, von meinen 3,5 Wochen zunächst für maximal eine Woche von La Habana aus Richtung Vinales/Pinar del Río zu fahren und dann mit dem Viazul Bus nach Holguín. Von dort wollte ich dann den Südteil der Insel umrunden oder auch mal quer über die Berge fahren und dann sehen, ob die Zeit noch reicht, um bis Trinidad hochzuradeln.

Bei den kleineren Strecken etwas abseits der Routen hatte ich vor allem an auf der Nelles Karte nur noch als einfacher roter Strich eingezeichnete Nebenstrassen in den Bergen nördlich von Guantánamo gedacht (Beispiele siehe meine Antwort an Fredy). Oder an den laut Karte kleinen Weg zwischen Puerto Esperanzas und Playa la Manuel Sanguily an der Nordküste der Provinz Pinar del Río)sowie evtl. in Camaguey das Sträßchen von Amancio nach La Jagua und dann über Cándido González , La División, El Congo etc. nach Ciego de Ávila.

Aber ich weiß nicht, ob sich solche Abstecher lohnen oder ob die kleinen Routen dann doch oft nur "Zeitfresser" sind, bei denen man auf schlechten Pisten durch nicht allzu schöne Landschaften gurkt. Hast Du Erfahrung mit solchen Strecken?

Viele Grüße,

Arnold

Hi,

eigentlich kaum - nur Topes de Collantes nach Cienfuegos. Der Straßenbelag wird schlechter, die Versorgung dünner. Schau Dir mal die Online-Kuba Karte im Radreise Wiki an, die ist besser als die Nelles Karte. Strecken mit (!) würde ich mit 28" meiden. Orientierung ist auf den Strecken schwieriger (keine Schilder, Kreuzung wo man nicht erkennt, wo die "Hauptstraße" verläuft)

Ansonsten bist Du im Osten (Holguín - Niquero) landschftlich gut bedient, wenn Du auf den Hauptstraßen bleibst. Das Teilstück von Guantanamo - Santiago war das einzigste, welches etwas "langatmig" war.

Gruß
Thomas

Hallo Arnold

wir waren mit der Nelles Karte unterwegs. Haben ausschliesslich Fernverkehrs-, Hauptstrassen (rot-gelb-rot) und Nebenstrassen (rot-weiss-rot) befahren. Zustand siehe weiter oben. Nur einmal sind wir bei einem Ausflug südöstlich von Baracoa auf einer in der Karte als roter Strich gezeichneten Strasse gefahren. Haben nach 10km umgekehrt weil es zu mühsam wurde.

Wenn Du solche Nebenstrecken befahren willst musst Du berücksichtigen, dass praktisch keine Verpflegungs- und Unterkunftsmöglichkeiten vorhanden sind. Ob es landschaftlich mehr bringt als auf den Hauptstrassen ist fraglich. In der Provinz Pinar del Rio ist von den zwei letzten Hurican's viel zerstört, die Landschaft nicht mehr so beeindruckend wie sie war. Ich würde dort nicht allzuviel Zeit verlieren und mich mehr auf den Osten konzentrieren.

Gruss Fredy

Das einzige, was mich mit meinem Roubaix hätte zermürben können, war das Rütteln durch die Asphaltflicken auf den ansonsten überwiegend akzeptablen Hauptstrassen. Deshalb werde ich das nächste mal überlegen, eine gefederte Sattelstütze zu montieren.