Hallo zusammen,

mich interessiert, wie eure Erfahrungen mit "gemischten" (s.o.) längeren Touren sind: Radeln Frauen eher hinterher oder gibt es keine Unterschiede hinsichtlich Ausdauer und Tempo? Und (nicht ganz uneigennützig ) verteilt ihr das Gepäck genau gleich oder übernimmt der Mann von Welt z.B. auch mal das Zelt alleine?

Danke für Meinungen und viele Grüße

Antje

Hallo Antje,

ich kann das gemischte Duo nur empfehlen. Ich bin mit meiner Lebensgefährtin im Frühjahr drei Monate von Adelaide nach Darwin geradelt (ca. 4.800 Km). Für meine Liebste war es die erste Australientour und für mich schon die vierte. Allerdings ist es in der Tat sehr wichtig, dass man auch "reisemäßig" zusammen paßt. Ich hatte Glück, da mein Liebste eher zu den Schnellfahrerinnen zählt und null zimperlich ist. Nur am Berg und bei Gegenwind bin ich deutlich schneller. So konnten wir in der Regel zwischen 20 und 23 Km/h fahren, was im Outback ganz zweckmäßig ist. Wenn die Leistungsunterschiede groß sind, kann es allerdings Komplikationen geben, da dann einer (oder beide) schnell gefrustet ist (sind). Im Zweifel würde ich im Vorfeld eine mehrwöchige Probetour machen.

Ach und das liebe Gepäck! Wann immer es ging, habe ich den übewiegenden Teil unseres Wasservorates (21,5l) mitgebuckelt, so dass ich des öfteren mit ca. 45 Kg Gepäck "losgedüst" bin (wegen Bushcamping). Zudem hatte ich das Kochgeschirr, Werkzeug und Zelt dabei. Irina hatte allerdings dann auch schon so 20 Kg (inkl. 1,5 l Wasser) dabei. Einmal hatte sie auch noch 16,5l Wasser dabei, also auch ca. 35 Kg insgesamt.

Es war eine fantastische Reise und wir würden es beide jederzeit wieder machen. Wenn ihr allerdings nicht aufpaßt, dann seid ihr nachher zu Dritt :-).

Have a lot of fun

outbikingalex

hallo antje!

fuer das wichtigste halte ich - unabhaengig vom geschlecht - die grundeinstellung und die erwartungen zu/an eine radreise. um es ueberspitzt auszudruecken: wenn eine/r die reise von der sportlichen seite sieht und moeglichst viel kilometer und hoehenmeter schaffen will und der/die andere/r an land und leute, begegnungen und ueberraschungen interessiert ist, dann wird das nicht gut gehen. je laenger und extremer eine radreise ist, desto mehr spielt dieses "an-einem-strang-ziehen" eine rolle.
wenn man diesbezueglich ungefaehr auf einer linie liegt und sich gut versteht dann duerfte ein unterschiedliches leistungsnieveau nur eine untergeordnete rolle spielen. und um auf deine eigentliche frage zurueckzukommen - du brauchst keine angst zu haben - fast selbstverstaendlich nimmt ER das meiste gepaeck und wartet dann noch geduldig am strassenrand bis SIE aufkreuzt...
entschuldige meinen sarkasmus, aber ich war auf meiner trans-tibet tour 3 monate mit einer frau unterwegs, und es war ingesamt eher grausam. das entscheidende ist eigentlich: man muss sich vertragen, aushalten, das gleiche ziel haben, etc., dann gibt es eigentlich keine hindernisse. aber die gepaeckaufteilung die outbikingalex schildert ist wohl eher die regel...
und was outbikingalex weiters im letzten absatz andeutet soll nicht unerwaehnt bleiben, wenn ihr ein paar seid - (hoffentlich) null problemo - aber wenn nicht, dann kommt bei "gemischten" paaren noch das gewisse "extra" dazu, das muss nicht negativ sein, aber bei "einseitiger anziehung" kann auch das zum problem werden.
viel spass beim radeln

uli

Hallo, Antje,
ich habe unterschiedliche Erfahrungen diesbezüglich gemacht. Mit Mann und Frau. Für mich schwierig war eine Tour mit einer Frau, die um einiges weniger trainiert war als ich. Obwohl ich sehr viel Gepäck übernommen hatte (Zelt, Kocher, Lebensmittel) mußte ich ganz langsam fahren. Sie war unzufrieden und ich nach einigen Tagen auch. Auf einer anderen Tour war der Trainingszustand zwar ähnlich, mein Begleiter war aber nicht der überzeugte Fahrer, sprich den ganzen Tag, Tag für Tag, fahren hielt er nicht aus. Ich denke, zunächst muß die innere Einstellung übereinstimmen: will man Strecken zurücklegen oder will man hauptsächlich die Gegend erkunden, oder mixt man. Da sind Kompromisse schwierig. Die Kondition muß in etwa zusammenpassen. Auf meiner diesjährigen Tour war es (ausnahmsweise) mal umgekehrt. Jeder hatte sein eigenes Gepäck bei sich. Mein Begleiter mußte häufiger auf mich warten, z.B. bei Bergetappen. Dafür hielt ich es länger im Sattel aus. Bei Gegenwind habe ich Windschatten fahren dürfen. Das war gut. (Hallo, Tom!) Wir konnten uns, denke ich, gut ergänzen. Wenn bei einem mal der Elan fehlte, sprang der andere ein und umgekehrt. Ich möchte zum Beispiel nicht allein so lange Touren machen.
Bin mal gespannt, wie Ihr anderen das so seht.
Grüße aus dem hohen Norden!
Andy

Hallo Antje,

Endlich mal ein richtig "wichtiges" Thema!
Aaaalso, mein Mann und ich sind schon etwas unterschiedlich trainiert, will sagen, er ist ziemlich starkbeinig, während ich vielleicht eher zu den normalen Freizeitradlern zähle. Bei unseren Touren zieht er allerdings immer den Anhänger mit den Kindern (das Zelt nehme ich dann) und hat es deswegen etwas schwerer.
Bei unserer ersten langen Tour vor zwei Jahren (Thüringer Wald und Harz) war ich noch ziemlich hintenan und er mußte sowohl oben als auch unten immer auf mich warten.
Dies Jahr war ich etwas trainierter und hatte ein besseres Rad, so daß er nur noch unten auf mich warten mußte - ich mag eben nicht mit 50 Sachen den Berg runtersausen *brrr*.
Ansonsten waren wir aufgrund des Anhängers etwa gleich schnell. Mein Mann nimmt ganz gern etwas mehr Gepäck, weil ihn das Warten ja auch nervt und ich bin drum nur froh.
Etwas blöd war für ihn höchstens noch, daß ich bei jeder unbekannten Blume anhalte und so doch wieder etwas stoppe.;-)

Viele Grüße,

Tanja

Vielen Dank für eure Eindrücke. Vor dem ab morgen anstehenden (insgesamt 4. gemeinsamen) längeren Urlaub tröstet es mich zu hören, dass ich nicht die einzige Frau zu sein scheine, die am Berg manchmal etwas hinterherhängt oder bei starkem Gegenwind nur noch im Windschatten gut mitkommt. Ansonsten würde ich halt auch das "gemischte Doppel" empfehlen, nur bei "extremeren" Bedingungen kommt es zwischen uns, die wir im Normalfall einigermaßen gleichschnell unterwegs sind, doch zu Tempounterschieden und in der Folge zu Reibereien nach dem Motto: "Wieso hängst Du denn jetzt aufeinmal nur wegen des Berges hinterher?" Vielleicht werde ich heute abend beim Packen dochmal eine ungerechtere Gewichtsverteilung anregen !

Bis die Tage!

Antje

Hallo Antje
Schwieriges Thema
Die Frauen, mit denen ich bislang unterwegs war, waren alle etwa gleicher Kondition wie ich, haben aber in den Bergen Schwierigkeiten bekommen oder wurden im letzten Drittel von den Kräften verlassen. Einmal übernimmt mann dann schon mal die schweren Brocken und fährt dann auch mal ein paar Tage den Wind weg. Wichtig ist ja nicht, daß bis auf Gramm alles gleich ist, sondern daß man als Team Freude an der Geschichte hat. Ich würde im umgekehrten Falle die gleiche Rücksicht oder Kameradschaft oder Solidarität erwarten

Grüsse

Ako

Hallo Antje,

man kann im Vorfeld ja schon abklären, welche Erwartungen/Zielsetzungen man hat. Ich bin seit 6 Jahren jeden Sommer für ein paar Wochen zusammen mit meiner Frau auf Radreise und das "Zusammen" ist das Wichtigste. Normalerweise hat jeder seine starken und schwachen Momente und wir richten uns immer nach dem Leistungsvermögen des momentan Schwächeren, das schafft abends auch noch eine gute Stimmung im Zelt. Da meine Frau um einiges kleiner ist als ich versteht es sich von selbst, dass ich mir einen grösseren Anteil des Gepäcks aufs Velo schnalle. Ich denke es geht darum, dass beide zufrieden sind und Genuss dabei haben.

Also, viel Spass weiterhin

Martin

Moin!
Der Königsweg heißt Tandem! Probier es! Aber Vorsicht, das Suchtpotential ist hoch!

Aber nur, wenn beide ein superharmonisches Duo sind !

Harmonien* potenzieren sich auf dem Tandem, Disharmonien** aber auch ....

Sagt man/frau im (tandemerfahrenen) Freundeskreis. Ich selbst habe keine eigenen Tandemerfahrungen.

O.k., es gibt wahrscheinlich noch andere Meinungen dazu.

Gruß aus HH, dem heute frühlingshaften Venedig des Nordens,

HeinzH


*Denn man(n)/frau kann miteinander während der Fahrt reden....,
**aber das ist ja das Problem..... !

Hi,
das wichtigste ist, daß man als Team gleichberechtigt zusammenarbeitet, und einigermaßen gleiche Vorstellungen und Interessen hat. Ob Mann oder Frau spielt dann nicht so die Rolle. Es sollte halt nicht einer sagen wo's lang geht und der/die andere fährt halt dann nur "mit".
Die Sache mit dem Gepäck ist dann nur nebensächlich und wird auf jeden Fall etwas ausgeglichen, wenn die unterschiede groß sind. Wir verteilen da eher gleich. Und wer sagt, daß Frauen am Berg langsamer sind: bei uns ist das eher umgekehrt.
Wichtig neben der körperlichen "Stärke" und Kondition ist zumindest bei extremeren Touren eine gewisse "mentale" Stärke beider Partner (z.B. wenn es vier Wochen gegen den Wind geht, durch den Sand, große Höhen, Berge, Hitze mit Wassermangel, etc.), so daß nicht ständig über den "Sinn" der Tour diskutiert werden muß, oder der/die eine vom anderen ständig zum weiterfahren bewegt werden muß. Vielmehr sollte man sich aufeinander verlassen können, und sich an anstrengenden Tagen eben gegenseitig motivieren (und dabei den Humor nicht verlieren...).
Klappt bei uns jedenfalls ganz gut.

Frohes radeln,

Mehrtägige Fahrradreisen habe ich bisher entweder allein oder mit Freunden gemacht.

Insofern ist dies hier für mich ein spannendes Thema.

Spannend insofern, als daß z.B. die Diskussion über die richtige Navigation in der (deutschen) Pampa selbst unter Männern (meine beiden Gefährten waren gerlernte Skipper, aber ich hatte die Karten) manchmal recht lautstark und aufgeregt war.

Na ja.....


Ein nachdenklicher HeinzH.

Hi,

ich habe bisher alle Radtouren zusammen mit meinem Mann gemacht, davon die meisten auf dem Tandem. Der Königsweg Tandem kann funktionieren, wenn die grundsätzlichen Ziele gleich sind. D.h. auch wenn ein sehr gut trainierter Partner dem anderen sicher eine ganze Menge abnehmen kann, müssen sich trotzdem beide einig sein, wieviele Stunden sie täglich im Sattel verbringen wollen, ob sie auch bei Regen weiter machen etc. Beim Tandem kommen natürlich Abstimmungen dazu, die man sonst nicht hätte, wie z.B. die gemeinsame Trittfrequenz.
Auch muss der stärkere Partner natürlich bereit sein zu helfen. Wenn er die ganze Zeit frustriert ist, weil er sich ausgebremst fühlt, führt das auch zu nix.

Bei uns klappt das gottseidank ganz gut, unsere Leistungsfähigkeit und -bereitschaft ist auch nicht sooo extrem unterschiedlich.

An alle, die mit dem Gedanken an ein Tandem spielen zwei Warnungen vorweg:

- Ihr werdet deutlich weniger Raum für Gepäck haben

- ein Tandem, das eine Tour mit Gepäck aushält, ist *wirklich* teuer. Im Ernst, bei einem Billigtandem gehen Teile kaputt, von denen Ihr noch nicht mal gewusst habt, dass es sie gibt. Und Ersatz gibt es auch nicht an jeder Ecke. D.h. ein Tandem verlangt schon etwas mehr an Überlegung und Einsatz.

Aber der Spass, den ihr haben werdet, macht das alles wieder wett.

Martina

Logo, Frauen bekommen mehr Gepäck, sie müssen ja den Trainigsrückstand aufholen!

Zusammen macht es am meisten Spass und ist auch für die Partnerschaft meist von Vorteil (je tiefer man zusammen in [zensiert] steht, umso mehr bindet das..). Natürlich sollte die Leistungsbereitschaft in etwa die gleiche sein und auch die Kondition nicht zu unterschiedlich sein. Und sonst kann man ja auch die Ziele etwas weniger hoch stecken. Gefährlich wird es nur dann, wenn einer der Teilnehmer am Abend so geschafft ist, das ihm/ihr das Radfahren verleidet.