Ich bin gerade am Überlegen welche langen (!) Sachen (Hemd und Hose) ich mir zum radeln zulegen sollte. Lang müssen sie sein wegen UV Schutz und aus Rücksicht gegenüber den Menschen in islamisch geprägten Ländern.
Zielgebiet: Pamir- und Karakorum Highway

Ich persönlich finde ja Klamotten aus Kunstfaser meist angenehmer zu tragen da sie sich nicht so voll saugen und auch vergleichsweise schnell trocknen (im Hochgebirge ist heiß und kalt oft nicht so weit voneinander entfernt) und auch nicht sofort zu sehen ist dass die Klamotten durchgeschwitzt sind.
Allerdings habe ich (z.B. in diesem sehr alten Faden: Welche kleidung für Wüstendurchquerungen? ) jetzt schon von einigen gelesen die dicke Baumwolle bevorzugen.


Was meint ihr, lieber
- Baumwolle oder Kunstfaser,
- dicker oder dünner Stoff,
- glatter oder rauher Stoff?

Hat jemand nen guten Tip für eine langärmlige Oberbekleidung zum radeln bei hitze die möglichst zivil und unauffällig aussieht?

Also, meine Erfahrung bezieht sich auf nette 7 Wochen in Somalia und Djibouti, allerdings nicht mit dem Rad, sondern Blue Tours Travel, allerdings schon zum Schwitzen und Arbeiten.

Da hatten wir auch Funktionsklamotten bekommen, nur meine passten nicht wirklich, also habe ich mir noch einiges so besorgt und auch die "normalen" Baumwollsachen mitgenommen. Meine Erfahrung war, man hat so oder so geschwitzt wie sonstwas, egal ob angezogen oder nicht. ABER die Kunstfaserklamotten schienen sich schon fast mit der Haut zu verschmelzen, waehrend man bei der Baumwolle irgendwo immer noch ein ertraegliches Gefuehl hatte. Gerade auch bei heftigerem Wind, leichten Sandstuermen, .. also ueberall da, wo nicht nur Hitze, sondern auch Dreck und Wind zusammen kamen, fand ich Baumwolle IMMER angenehmer. Es mag aber sein, dass sich die Funktionsklamotten in den Jahren seit ich dort war auch weiterentwickelt haben.


In den letzten Jahren bei hiesiger Hitze (35° + .. das war unten schon der kuehle Abend ) fand ich ein Hemd von Schoeffel toll, Funktionsfaser, am Ruecken Lueftungsschlitze und auch etwas festeres Material.


Bei Hosen mag das was anderes sein, weil ich mag mir jetzt meine Baumwollhosen aus Somalia lieber nicht auf dem Rad vorstellen muessen.

Ich hatte letztes Jahr in Kaschmir ein 3/4 lange Radhose von Gonso mit, die locker anliegt. Kritisch an den Beinen ist nur der Oberschenkel, die Waden bekommen bei der senkrechten Sonne kaum Sonnenbrand. 3/4 und locker und schwarz ist auch islamverträglich.
Eine lange Trekinghose von JW aus einer Baumwoll-Kunstfaser-Mischung hatte ich auch mit, für Flug und sonstige Zivilangelegenheiten (Abends beim Essen im Restaurant und beim rumspazieren im Dorf) Fahren kann man damit nicht bei über 20°, man geht in der Hitze echt ein, lange Hosen sind aussichtslos bei Hitze, vergiss es, man kann nicht alles haben.

Prinzipiell ist Baumwolle bei Hitze gut, aber wenn du höher kommst und die Abende kühl werden ist sie nicht so gut, falls sie durchgeschwitzt ist.
Bei Kunstfasern gibt es erhebliche Unterschiede. Das raue Material der üblichen Fahrradtrickots ist eher schlecht geeignet. Es gibt aber Kunsfaserkleidung für Hitze, ich habe davon ein Hemd von JW mit sehr glattem Kunstfasermaterial (Poliester+Poliamyd), das sehr angenehm kühlend wirkt. Am Rücken befinden sich Lüftungsöffnungen und es sieht mit Kragen ordentlich aus. Ich nutze es für Zivilangelegenheiten und Fahren bei Hitze. Allerdings ist es kurzarm, vielleicht gibt es das auch mit langarm. Beworben wurde auch der UV-Schutz.
In extremer Mittagssonne ziehe ich anfangs meine Windstopperjacke drüber, die schützt die Arme und läßt sich durchlüften, aber es ist trotzdem weit unangenehmer als mit kurzen Armen. Sobald sich die Haut an die Sonne gewöhnt hat fahre ich kurzärmlig.

Die Erfahrungen die du hier schilderst decken sich ganz gut mit meinen eigenen. Wenn 3/4 Hosen "islamverträglich" sind (nur schwarz?) wär schonmal viel gewonnen da bei Schrittlänge 90cm die Auswahl an technische Hosen doch sehr begrenzt ist...
Baumwollmischgewebe geht bei sommerlichen Temperaturen garnicht klar.


Hab ich auch, leider ebenfalls kurzarm. (66% Polyester, 34% Viskose, schön glatter Stoff)
Nun hab ich mir ein Hemd mit ähnlicher Materialzusammensetzung bestellt was leider ziemlich rauh ist (fasst sich genauso an wie mein Baumwollhemd). Ich denke ich werde es zurückschicken und so ein Hemd suchen wie mein Kurzarmhemd, nur halt mit langen Ärmeln.

Die Frage ist wie sich das Hemd dann Abends und am nächsten Tag trägt.
Du konntest wahrscheinlich abends duschen und immer frische Klamotten anziehen?
Das wird bei mir zumindest nur sehr selten funktionieren...

Die lange Oberbekleidung kannst Du Dir sparen - sofern Du männlich bist. Was die Hosen betrifft, so hab ich die langen in TJK schnell wieder ausgezogen, schließlich hatten die Leute dort teilweise selbst kurze Hosen an, normale natürlich, keine Radlerhosen. Pakistan könnte ein bißchen konservativer sein, war leider noch nicht da. Im Iran bin ich gut mit einer ganz normalen, sehr dünnen Trekkinghose hingekommen.

Dirk

Duschen meistens, nicht immer ... Klamotten wechseln, wir hatten tlw. eher unzuverlaessigen Waescheservice also gelegentlich die Arbeitshemden 2 - 3 Tage hintereinander anzuziehen. Aber beides sicher deutlich komfortabler als bei Dir, daran habe ich echt nicht gedacht

wie, ab 20°C schon? Habe mir gerade letzte Woche eine ebensolche schön robuste Hose aus Polyester-Baumwollmischgewebe zum Wandern im Sommer gekauft. Eigentlich ist sie auch für Radtouren im Frühjahr/Herbst in Südeuropa gedacht. Weil ich den Stoff ganz angenehm fand, überlege ich grad, ob ich mir noch so eine als Zipp-Off Variante kaufe. Sind die Dinger wirklich so ungeeignet im Sommer?

Vorschläge zu langärmeliger, aber trotzdem hitzegeeigneter Oberbekleidung mit gutem UV-Schutz würden mich auch interessieren. Vor allem solche, die man auch als schlanker Mensch tragen kann und die nicht wie ein Kopfkissenbezug mit angenähten Ärmeln geschnitten sind und auf dem Rad zum Bremsfallschirm mutieren.

@Stocki: bei Stadler gibt es gerade die Vaude Bodensee Zipp Off für 60,-€ im Angebot. Ist aus sehr angenehmen Supplexnylon, luftiges Tragegefühl. Habe sie zurückgeschickt, da für mich zu lang und Kürzen wäre wegen der unteren Klettverschlüße etwas umständlich gewesen. Eine separate gepolsterte Innenhose ist auch dabei.

Mach es wie die Inder, zieh ein Kurta Pajama an!
Die fahren alle damit Rad und der Körperbau der Inder ist ja eher schmal und lang.

Olivier

Zum Wandern finde ich die Hosen ganz OK, zum Radfahren, vor allem wenn es wärmer ist, nich so doll weil halt schnell durchgeschwitzt und klebt dann am Hintern und Oberschenkeln. Mit reinen Kunstfaserhosen habe ich beim Tragekomfort deutlich bessere Erfahrungen gemacht, wobei es da bei der Abriebsfestigkeit herbe Unterschiede gibt!


dito!

Weiß-, Braun- und Beigetöne sind auch unauffällig.
In Kashmir tragen junge Männer sehr oft Hemden mit kurzen armen und es gibt auch welche die rosa oder grüne Hemden tragen, wie ich gerade auf meinen Fotos sehe.
Wenn man mit dem Rad und Gepäck unterwegs ist, läßt sich eine gewisse Aufmerksamkeit nicht vermeiden.

Es gibt übrigens Langarmhemden bei denen sich die Ärmel hochmachen und oben befestigen lassen, da hat man beide Optionen.

Ohne damit selbst Erfahrungen zu haben würde ich sagen, dicke Baumwolle ist nur anzuraten wenn man sich ausschliesslich in der Wüste aufhält.

Ich bin auch gerade am Überlegen was ich für Südostasien anziehe - weniger aus Rücksichtnahme, Sportlern lässt man auch in vielen Islamischen Ländern oft zweckmässige Kleidung durchgehen, sondern vielmehr um der Dehydration vorzubeugen. Ich werde auf jeden fall ein leichtes langärmeliges Hemd aus Baumwolle oder Mischgewebe mitnehmen (Trekkinghemd o.ä.) und dazu eine kurze Hose tragen. Als Hose hatte ich lange Zeit eine billige Jogginghose aus so ner Art Ballonseide mit Netzinnenhose. die konnte ich Winters wie Sommers tragen.




Aber auch an Trekkinghosen kann man sich bzgl. Tragegefühl gewöhnen. Nachdem die Jogginghose definitiv hinüber war hab ich meine Trekkinghose angezogen. In Rot-China war es zwar nicht so heiss, aber jeden Tag 1500-2000Hm - da kommt man auch ins Schwitzen. Eine "Active" damals bei Karstadt für 35€ - Stoff super robust, leider taugte das verwendete Nähgarn nicht viel.

Grundsätzlich würde mir da nicht soviel Gedanken machen und schon gar nicht extra überteuerte Funktionsklamotten kaufen, sondern das nehmen was ich hätte und unterwegs vielleicht mal ein Hemd, T-Shirt oder dann in Pakistan ein Shalwar Kameez kaufen. Der Pamir ist kleidungstechnisch eher unkritisch und oben auf dem Kunjerab ist es wahrscheinlich erstmal kühl, also lange Hose + Jacke, und es geht tendenziell bergab. Es gibt nämlich auch viele Radler die einfach mit normalen Klamotten unterwegs sind.

Also in Thailand/Laos/Kambodscha/Vietnam kümmert sich nach meiner Erfahrung kein Mensch drum, mit welcher Kleidung du unterwegs bist. Wir waren im Vorjahr ziemlich zur heissesten Zeit dort und mit normaler (Renn)Rad-Kleidung (kurzes Radleibchen, Trägerhose, beides natürlich aus möglichst dünnen Stoff) war es halbwegs angenehm - und das Zeug trocknet schnell (was auch beim Wäschewaschen von Vorteil ist).

Das Radler-Outfit wurde (überraschenderweise) auch bei den Tempelbesuchen problemlos akzeptiert. Wir haben in Laos auf der Landstraße einen Franzosen getroffen der (lt. eigener Aussage) schon Monate in SO-Asien unterwegs war - er hat überhaupt nur eine (knapp geschnittene) Turnhose und Sandalen angehabt.

Gute Fahrt wünscht Gerold

Ist schon richtig - war er auch in den muslimischen Gebieten im Süden entlang der malayischen Grenze (da wo Touris nicht hin sollen)? Allerdings würde ich da auch mit kurzen Hosen durchfahren, genauso wie in Malaysia und Indonesien.

Glaub ich nicht das er scohon dort war aber auf den Weg dorthin (er kam von China nach Laos und wollte Richtung Malaysia weiter).

Ich glaube es gibt nur wenige Landstriche auf der Welt wo durch kurz/kurz-Radeln ernsthafte Probleme entstehen könnten - der Durchschnittsbürger in (auch islamischen) Entwicklungsländern sieht uns Radler doch a) als totale Spinner und b) als reisenden Geldschrank, an dem sich was verdienen lässt.

Man muss schon an wahre religiöse Fanatiker gelangen um schlechte Erfahrungen zu machen - der Touristenpreis heilt viele kulturelle Wunden...

Gute Fahrt wünscht Gerold

Ja, wahrscheinlich ist es wirklich am klügsten sich lokal landestypische Bekleidung zu kaufen - für den Geldbeutel auf jeden fall.
Trotzdem wäre es ganz toll, wenn ich ein (bezahlbares) langärmliges Funktionshemd finden würde was ich universell anziehen könnte.
Hosen sind erstmal nicht so kritisch, da habe ich eine 3/4 und eine Lange Kunstfaserhose.

Im LP Pakistan steht jedenfalls ganz klar drin, dass auch Männer so wenig Stellen wie möglich unbekleidet lassen sollte und die Art der Kleidung recht starke Auswirkung darauf hat wie man von den Menschen vor Ort wahrgenommen wird.

Ich war ja kürzlich in Marokko und hatte mir mal so einen Berberumhang angezogen. Das Teil aus grober Wolle wiegt wahrscheinlich 10kg. Wenn man langsam mit den Schafen rumspaziert ist das wahrscheinlich OK, radeln damit unmöglich. Auch das leichtere Wüstenmodell war nicht zum radeln geeignet, aber ansonsten OK.
Ganz gut war dagegen der Wüstentueregturban. Allerdings hat er stark gerochen von der Farbe und als ich ihn zu Hause vorsichtig in der Dusche abgespült habe, kam literweise blaue Farbe raus. Wohl auch nicht ganz gesund.
Mein Outdoorhemd habe ich seit 2002, es war auf allen großen Reisen mit dabei, es ist sehr funktionell, jedes Detail passt und es läßt sich gut waschen und sehr schnell trocken.
Über den langen Lebenszeitraum ist es preiswert und umweltfreundlicher als die Ramschware, die man meist vor Ort bekommt.


Diese Aussagen beziehen sich vor allem auf klassisch Reisende.
Zusammen mit einem Rad wird man anders wahrgenommen, als der Reisende der mit Bus von Ort zu Ort fährt.

hallo,
ich habe langärmlige hemden aus funktionsstoff für meine sommertour durch südfrankreich/spanien(pyrenäen) gehabt mit uv schutz von schöffler, die fand ich in der hitze super, aber sobald es kühler wurde, habe ich gefroren. aber in der hitze klasse, leicht zu waschen und auch beim doppelten tragen prima. mit funktions t-shirt drunter sogar super, dann ist die möglichkeit des öffnens gegeben ohne dass es schwierig wird. siehe bilder www.silkraod-project.eu sommer 2009. vernünfitge farben sind eher das problem. hosen habe ich auch aus dem stoff als uv-hosen, super zum radfahren. warum man in hitze nix um die beine will verstehe ich nicht, stoff kühlt durchaus

für unsere tour ab august werde ich mir aber leinen-hemden zulegen, weil sie mehr möglichkeiten bieten
grüße
gunda