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#667929 - 09.11.10 20:11
Montenegro im Oktober 2010
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Beiträge: 1.134
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Dauer: | 15 Tage |
Zeitraum: | 10.10.2010 bis 24.10.2010 |
Entfernung: | 800 Kilometer |
Bereiste Länder: | Kroatien Montenegro
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1. Tag: Sonntag, 10.10.2010 Dubrovnik – Kotor: 72 km Pünktliche Ankunft um 7 Uhr am Flughafen Dubrovnik. Übermüdet warten wir auf unser Gepäck und die Räder. Alles ist komplett und unbeschädigt. Gerhard hat jedoch am Vorderrad einen Platten und zieht zuerst mal einen neuen Schlauch ein. Umziehen und dann noch vor dem Flughafen in der Sonne picknicken und schon sind unsere Lebensgeister wieder geweckt. Auf der Adria-Magistrale geht es ca. 500m Richtung Süden (Gruda). Dann biegen wir rechts auf eine kaum befahrene Straße ab. Alpenveilchen am Straßenrand, Feigenbäume und Zypressen bestimmen das Landschaftsbild. Nach 11 km finden wir in Radovcici eine Unterkunft für die letzte Übernachtung, wo wir unser Verpackungsmaterial für die Räder lassen können und mit Kaffee und Gebäck begrüßt werden. Als Wegzehrung bekommen wir noch mindestens ein Kilo leckere Trauben mit. Das Mittagspicknick mit Blick auf die Steilküste ist gerettet und wir sind echt froh über das Geschenk, so mal wir keine kroatischen Kuna haben. Danach treffen wir auf 4 englische Radfahrer, die ebenfalls nach Montenegro fahren. Nach 32 sehr hügeligen Kilometern haben wir den Grenzposten erreicht und der 2. kroatische Stempel wird für heute in meinen Pass gedrückt, danach öffnet sich die Schranke. Nach einem Kilometer stehen wir erneut vor einer Schranke und erhalten den 3. Stempel für heute. Erst dann öffnet sich die Schranke. Ein neues Land – Montenegro, wir kommen! Wir sind gespannt, was uns erwartet. Der erste Blick auf die Bucht von Herzog Novi ist ein wenig ernüchternd. Zwar ein schönes gebirgiges Hinterland, direkt an der Küste jedoch Massentourismus mit großen Hotelblocks. Wir fahren in die Stadt hinein und in der Hauptstraße haben alle Geschäfte auch am Sonntag geöffnet. In einer Bäckerei decken wir uns mit Teilchen ein. Gemütlich am Strand wollen wir eine Cola und einen Kaffe genießen. Auf der Cola steht zwar Coca Cola drauf, ist aber nicht drin – ein eklig chemisches Getränk und für mich ungenießbar. Erinnerungen an die grellen Limonaden Tadschikistans werden wach. Auch aufs Baden verzichte ich hier, da das Wasser trüb ist. Der netten Altstadt von Herzog Novi statten wir einen kurzen Besuch ab. Weiter geht es an der Küste, teils auf der Magistrale, teils direkt am Meer entlang. Kurz bevor wir auf die Fähre gehen, die die Fahrt nach Kotor etwas verkürzt sehen wir einen imposanten 5-Master auf die Adria hinaus fahren. Für Radfahrer und Fußgänger ist die Fähre kostenlos. Nun folgen wir der schmalen einspurigen Straße auf der anderen Seite des Fjords bis nach Kotor. Wir sehen Klosterinseln, kleine verschlafene Fischerorte mit netten Restaurants direkt am Wasser und winzig kleinen Häfen. In Prcanj bewundern wir die zweitgrößte Kirche des ostadriatischen Raumes. Nur die Kuppelkathedrale in Dubrovnik ist noch größer. In Kotor begeben wir uns direkt in die ummauerte Altstadt und beziehen ein Zimmer im Hotel Marija. Ums Eck finden wir eine typische Konoba fürs Abendessen und lassen uns gefüllte Kalamaris, Scholle mit Kapern und Reis mit Knoblauch, Kräutern und Kapern und den Wein dazu schmecken. Wir sind angekommen! Beim Bummel durch die Altstadtgassen gönnen wir uns noch ein Eis, das wir kostenlos bekommen, da die Eisdiele Ausverkauf macht. Bevor es zurück zum Hotel geht, lauschen wir noch einem Chorgesang in einer schön restaurierten Kirche. Nun fallen wir müde in die Betten. Das wunderbare Wetter, die schönen Eindrücke und die Sonne haben uns tagsüber wach gehalten. 2. Tag: Montag, 11.10. Kotor – Cetinje: 47 km Zuerst mal üppig frühstücken und gut gestärkt verlassen wir dann das Hotel. An den Marktständen am Stadttor decken wir uns mit dem Tagesproviant ein: Wasser, Brot, Käse, Oliven. Es ist bedeckt. Aus der Stadt heraus nehmen wir die serpentinenreiche Strecke nach Cetinje unter die Räder. Es sollen 32 Haarnadelkurven sein, bis auf über 1000 m Höhe der Lovcen Nationalpark erreicht wird. Je höher wir steigen, desto fantastischer die Ausblicke, bis wir 2 Fjorde unter uns sehen. Später kommt noch die offene Adria hinzu. Die Straße ist teilweise einspurig, kaum Verkehr, der Asphalt gut und die Steigung moderat. Nach 15 Kilometern beginnt es zu nieseln. Als der Regen stärker wird, entscheide ich mich doch für die Regenbekleidung. Kurz vor der Passhöhe geht es durch einen kleinen in den Kalkfels gehauenen Tunnel. Dann zum letzten Mal der Blick in die Tiefe, 1000m unter uns liegt Kotor. Selbst im Regen ist das beeindruckend. Hinter dem Pass kehren wir in einer urigen und gut geheizten Kneipe ein. Ich muss mir die Hände an einem heißen Tee wärmen und für die Abfahrt dann die Handschuhe anziehen. In Serpentinen geht es abwärts in eine kleine Polje. Hier in Njegusi (28 km ab Kotor) gibt es die unterschiedlichsten Übernachtungsmöglichkeiten und auch zahlreiche Restaurants, die für den hier hergestellten und in ganz Montenegro berühmten Schinken werben. Der Regen wird immer stärker und Windböen gesellen sich dazu. Schade, wir sehen fast nichts von der Landschaft. Es geht in Serpentinen erneut aufwärts und dann 12 km abwärts nach Cetinje. Erst mal mit heißen Getränken und einer Suppe aufwärmen! Ganz in der Nähe hier im Zentrum finden wir ein Zimmer mit Kochmöglichkeit. Wir gehen Einkaufen und machen uns noch einen gemütlichen Abend. Es regnet immer noch und wir haben keine Lust durch Cetinje zu bummeln, denn bei dem Wetter erschließen sich uns nicht die Schönheit und Sehenswürdigkeiten der ehemaligen Hauptstadt des Landes. Bilder des ersten und zweiten Tages
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Geändert von amarillo (09.11.10 20:21) |
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#668137 - 10.11.10 14:24
Re: Montenegro im Oktober 2010
[Re: amarillo]
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3. Tag: Dienstag,12.10. Cetinje – Murici: 72 km Um 7 Uhr morgens regnet es nicht mehr. Beim Blick aus dem Fenster hängen die Wolken aber noch sehr tief. Nach einem opulenten Frühstück sind wir um 9:30 Uhr startklar. Beim Herausfinden aus der Stadt habe ich ein wenig Probleme. Hier wäre ein GPS hilfreich gewesen. So muss ich kommunikativ sein und eine Frau nach dem Weg fragen. Auch ohne Serbischkenntnisse funktioniert es. Wir fahren einen Kilometer auf der Hauptstraße nach Podgorica, bevor wir rechts auf eine einspurige Straße abbiegen, deren Belag zwischen Schotter und Asphalt wechselt. Gleich haben wir an einem Restaurant eine fantastische Aussicht über unzählige Berge bis hinunter zum Skadarsee. An einer Kreuzung lassen wir uns dazu verleiten, rechts hinunter abzubiegen. In der kleinen Polje unten im Dorf treffen wir einen Mann, der uns jedoch wieder nach oben schickt. Die Straße soll entgegen unserer Karte als Sackgasse enden. Also fahren und schieben wir die steilen Serpentinen wieder nach oben, nehmen die rechte Straße und treffen nach einigen Kilometern auf eine Straße, die uns rechts abwärts in Serpentinen nach Rijeka Cernovica führt. Hier gibt es eine alte Bogenbrücke, die malerisch über den Fluss gespannt ist. Auf der zweiten Brücke treffen wir 4 österreichische Radfahrer, die in Belgrad gestartet sind. Wir nehmen die Straße links nach Virpazar und haben bald einen wunderbaren Blick auf die Mäander des Flusses. Bäume stehen im Fluss und ebenso sehen wir viele Wasserpflanzen. An einer aussichtsreichen Stelle picknicken wir. Ein Auto hält. Es ist der Eigentümer, des nebenan liegenden Weinbergs, der sich mit uns unterhält und uns herzlich willkommen heißt. Die Leute hier sind echt nett. Nun geht es in ständigem Auf und Ab nach Virpazar, wo wir zum Kaffee einkehren. Hier gibt es 2 Hotels und quasi in jedem Haus Zimmer zu mieten. Wir entscheiden uns jedoch für das Abenteuer und fahren an der Südroute des Sees weiter. In Murici soll es ein Restaurant und am See Bungalows zu mieten geben. Die Straße steigt und fällt dann wieder auf Seeniveau ab, bevor es endgültig in Haarnadelkurven nach oben geht. Fantastische Blicke auf den links unter uns liegenden Skadarsee mit seinen Gefängnis- und Klosterinseln haben wir. Die Gegend hier wirkt recht ärmlich, obwohl Wein angebaut wird. Es geht kräftig bergan. Die 4 Engländer vom Tag zuvor kommen uns nur mit Tagesgepäck entgegen. Endlich geht es bergab. Nach einigen Kilometern kommt der Abzweig nach Murici hinunter an den See. Es gibt kein Schild, das auf eine Übernachtungsmöglichkeit hinweist. Ein Auto hält auf mein Zeichen und ich frage nach einer Übernachtungsmöglichkeit (sobe). Man bestätigt mir, dass man ganz unten am See übernachten kann. Die Landschaft hat sich völlig gewandelt. Die vielen Ziegen und Schafe haben zu Überweidung geführt und es zeigt sich so die typische graue, fast vegetationslose Karstlandschaft. In steilen Serpentinen geht es hinunter zum See. Dort gibt es hunderte, überdachte Restaurantplätze im Freien und mehrere Holzhütten, in denen einfache Zimmer vermietet werden. Toiletten und Bad sind in einem separaten Gebäude zu finden. Im Sommer muss hier viel los sein. Außer uns sind noch 2 Amerikanerinnen hier. Gegen 20 Uhr ist endlich das Abendessen fertig. Es wir unter freiem Himmel gedeckt. Gut so, denn der Abend ist recht mild. Es gibt Karpfen aus dem See in rauen Mengen. Dazu Kartoffeln und Tomatensalat und eine Flasche Wein. Der Fisch schmeckt lecker. Zum Glück stellen die zahlreichen Hunde ihr Gebell ein und wir können gut schlafen. 4. Tag: Mittwoch, 13.10. Murici – Ulcinj: 63 km Um 8 Uhr frühstücken wir ausgiebig vor unserer Hütte. Danach bin ich noch auf der Suche nach Fotomotiven. Start ist bei bedecktem Himmel dann um 9:30 Uhr. Zuerst geht es wieder über die kurvenreiche Straße durch das Dorf und weiter nach oben zur Hauptstraße. Auch die Hauptstraße steigt ständig an und wir haben schöne Blicke auf den im Morgendunst unter uns liegenden riesigen See mit seinen Klosterinseln. Wir kommen in ein armseliges Dorf, dahinter befinden sich Kastanienwälder, wo die Frauen die Früchte der uralten Bäume sammeln. In den Bäckereien findet man in Montenegro auch oftmals Brot aus Kastanienmehl. Die Vegetation hat sich mal wieder auf wenigen Kilometern vollständig gewandelt. Nur von den kleinen armseligen Dörfern werden die Kastanienwälder unterbrochen. Bald geht es wieder abwärts bis nach Ostros, wo heute Wochenmarkt ist. Wir sind mal wieder zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Die Kneipen und Restaurants sind gut besucht. Der Markt hat hier offensichtlich auch noch eine soziale Funktion. Wir trinken einen türkischen Kaffee und Wasser dazu, für 50 Cent, kaufen noch ein und schlendern über den kleinen Markt, wo es von kleinen Campinggaskochern, die hier in Montenegro zur Zubereitung des Kaffees genutzt werden, Werkzeug, Fahrradmänteln über Bekleidung bis hin zu Tabak und Gemüse alles zu kaufen gibt. Ab Ostros steigt die Straße bis auf über 900 m an. Am Pass weht ein kühler Wind und an dieser Spitzkehre haben wir einen weiten Blick nach Albanien hinein. Schwarze Wolken und zuckende Blitze unten am Meer lassen uns hier nicht lange verweilen. Wir begeben uns auf die Abfahrt. Nach einigen Kilometern überholt uns ein auffallend langsam fahrendes Auto. Gerade an dieser Stelle liegt ein Restaurant mit Panoramablick. Wir entscheiden uns dazu, einzukehren, was sich in zweierlei Hinsicht als weitsichtig herausstellt. Erstens kommt das Auto nach wenigen Minuten wieder zurück, was unserer Meinung nach kein gutes Zeichen in dieser gottverlassenen Gegend ist und zweitens beginnt es dann heftig zu regnen, so dass wir den Tisch auf der Terrasse mit einem Tisch im Restaurant tauschen und erst mal eine Fischsuppe bestellen, auch übernachten könnte man hier. Wir müssen noch den Raki des Hauses probieren, bevor wir die Weiterfahrt nach Ulcinj in Angriff nehmen. In Serpentinen geht es abwärts, bis wir auf die Europastraße treffen, auf der es links nach Shkoder in Albanien geht. Selbst hier auf dieser Straße hält sich der Verkehr in Grenzen. Es geht wieder ein wenig bergauf, bevor wir durch eine Schlucht endgültig dem Meer entgegen fahren. Sechs Reiseradler kommen uns entgegen. Hier dominiert nun der Anbau von Zitrusfrüchten und die Erntezeit hat begonnen. Von Ulcinj sind wir enttäuscht: Kilometerlanger Kommerz für die Sommertouristen. Die Altsstadt ist verwaist und mit den Rädern wegen der vielen Treppen kaum zugänglich. Überall dominieren die schlanken Minarette der zahlreichen Moscheen die Stadt. Auf der Suche nach einer Unterkunft landen wir im Hotel Pino, das,wie sich später herausstellte, aber ein Erholungsheim für Pensionisten aus Podgorica ist. Wir bekommen das anscheinen letzte freie Zimmer, aber wenigstens stehen unsere Räder sicher unter dem Treppenaufgang. Bei so vielen hustenden, älteren Leuten suchen wir uns für das Abendessen eine Pizzeria in der Hauptstraße, die sich als Glücksgriff erweist. Bilder des 3. und 4. Tages
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#668406 - 11.11.10 18:01
Re: Montenegro im Oktober 2010
[Re: amarillo]
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5. Tag: Donnerstag, 14.10. Ulcinj – Bar: 33 km Seit gestern Abend hat es die ganze Nacht geregnet. Trotzdem sitzen wir schon um 7:15 Uhr am Frühstückstisch. Eine Bedienung weist uns einen nicht gedeckten Tisch zu, bringt von einem anderen dann Tassen und Brotkorb. Nun kommt sie mit 2 großen Kannen. Ich denke es ist Kaffe und Milch. Aber Fehlanzeige, denn in einem Erholungsheim wird der Kaffee durch Kräutertee ersetzt. Wir bestellen ein Käseomelett, was sich als gute Grundlage für einen Radtag erwiesen hat. Trotz des Regens packen wir und fahren los. Wir kommen jedoch nur einen Kilometer weit und beschließen erst mal einen Kaffee zu trinken. Es regnet nun stark und teils aus Frust, muss ein zweiter Kaffee her. Um 10 Uhr hört es auf zu regnen und wir fahren los. Zuerst einige Kilometer über die Magistrale, wo uns ein französischer Liegeradfahrer entgegenkommt. Nach 8 km biegen wir rechts auf eine schmale Straße ab. Es geht aufwärts in die Berge und plötzlich endet der Asphalt. Ich frage einen alten Mann, der bestätigt, dass es auf der Schotterpiste weitergeht. Nach kurzer Zeit verlässt die Piste den Wald und wir haben nach links schöne Ausblicke auf die Küste. Nach 7 Kilometern haben wir wieder Asfalt unter den Rädern. Hier ist die Gegend von Olivenbaumplantagen geprägt. Wir picknicken am Straßenrand, bevor es durch Dörfer oberhalb der Küste weitergeht. Bar liegt ausgedehnt unter uns. Wir fahren auf einer Nebenstraße oberhalb abwärts, zunächst bis zum ältesten Olivenbaum Montenegros. Geschätzte 2000 Jahre soll er alt sein und möglicherweise der älteste Baum Europas sein. Unsere nächste Anlaufstelle ist Stari Bar, die Ruinenstadt oberhalb von Bar. Steil führt die Straße hoch zu den Ruinen. Davor checken wir im Hotel/Konoba Kula ein und besichtigen danach die Ruinenfelder mit der Zitadelle, den wieder aufgebauten Kirchen und dem Aquädukt, das von den Türken erbaut wurde. Vor der Stadtmauer steht ein bepacktes Reiserad. Erstaunlich, dass wir zu dieser Jahreszeit hier täglich Reiseradler sehen oder treffen. Auf der Terrasse des Hotels machen wir bei ein paar seltenen Sonnenstrahlen den Plan für den weiteren Urlaub. Abends gibt es eine gute Pizza. Leider hat uns der Regen wieder eingeholt. 6. Tag: Freitag, 15.10. Bar – Podgorica (per Bahn) – Danilovgrad: 30 km Auch heute Morgen regnet es und wir lassen uns erst mal Zeit. Nach Virpazar, und somit in die Berge zu fahren, hat keinen Sinn, denn die Wolken hängen tief. Draußen rauscht das Wasser die steile Straße hinunter. Wir bleiben erst mal liegen und beschließen dann zum Bahnhof von Bar zu fahren, um den Zug nach Podgorica zu nehmen. In voller Regenmontur geht es hinunter in die Stadt Bar. Am Bahnhof hat der Schalterbeamte erst mal Pause und wir trinken einen Kaffee in der Bar gegenüber. Die Bahnfahrt kostet 2,40 € pro Person. Der Schaffner verlangt dann noch 4 € pro Rad, wofür auch eine Quittung ausgestellt wird. Radplätze gibt es in diesem alten Zug nicht und so stehen unsere beiden Räder am Ende und versperren zur Hälfte den Ein- und Ausstieg, was aber toleriert wird. Während der kompletten Bahnfahrt regnet es in Strömen weiter, wie auch bei der Ankunft in Podgorica. Es ist Mittagszeit und so zieht es uns zuerst in eine Konoba. Unser Plan ist jetzt, bis nach Danilovgrad zu fahren, wo es ein Hotel geben soll. Wir hoffen, dass sich das Wetter bessert, um von dort dann in die Berge zu fahren. Durch den Verkehr der Innenstadt von Podgorica, eine Fußgängerzone und über eine Fußgängerbrücke über den Fluss Mos geht es auf die Ausfallstraße nach Danilovgrad. Es regnet ohne Unterbrechung. Die Straße ist eng und der Verkehr mittelmäßig stark. Auf halber Strecke nach Danilovgrad halten wir an einem Café gegenüber einer Fabrik und wärmen uns am Holzofen und an einem Tee mit Rum. Weiter geht es auf flacher Straße nach Danilovgrad, wo ich im Zentrum einkaufe und nach dem Hotel frage. Ein freundlicher Montenegriner fährt mit seinem Auto vor, um uns den Weg zu zeigen. Das Hotel Perjanak liegt nördlich der Stadt an der Durchgangsstraße. Wir checken ein. Das Hotel bietet einen guten Service und ein gutes Preis-Leistungsverhältnis und vor allem eine Sauna, die wir ausgiebig nutzen. Das Abendessen nehmen wir im Restaurant ein und genehmigen uns eine Flasche Wein. Wir schlafen gut. 7. Tag: Samstag, 16.10. Danilovgrad – Bogetici: 31 km Als wir aufwachen, regnet es immer noch in Strömen. Das kann doch nicht wahr sein! Noch nie hatten wir so schlechtes Wetter auf einer Radreise. Also bleiben wir erst mal liegen, schauen Frühstücksfernsehen, um den Wetterbericht für die kommenden Tage zu erfahren, der aber kein besseres Wetter prophezeit. Um 9 Uhr packen wir dann unsere sieben Sachen und gehen um 10 Uhr zum Frühstück. Es gibt ein sehr gutes Frühstück à la carte, aber leider regnet es nach dem Frühstück immer noch Bindfäden. Gegen 11 Uhr entschließen wir uns, loszufahren und es hört sogar für eine Stunde auf zu regnen. Auf einer Nebenstraße fahren wir Richtung Niksic und wollen zum Kloster Ostrog, einem der wichtigsten Pilgerorte der orthodoxen Kirche auf dem Balkan. Die Straße ist kaum befahren, dafür überholen wir aber einen Mann, der auf seinem Esel reitet. Auch das ist Montenegro. Beim Abzweig zum Kloster Ostrog beginnt es wieder zu regnen. In steilen Serpentinen geht es aufwärts. Wir passieren eine Schlucht mit einem reißenden Bach und überqueren die Bahnlinie. Wieder geht es in Serpentinen aufwärts nun auf einer neuen breiteren Straße, auf der aber auch kein Verkehr herrscht. Wir fahren regelrecht in den Wolken. Die Sicht ist stellenweise nur 10 m und es regnet stark. Nachdem wir schon glauben oben zu sein, geht es noch dreimal hoch und runter. Bei diesem Wetter ist das schon deprimierend. Dann sehen wir die Klosteranlage vor uns. Eigentlich gilt unser Interesse kaum mehr den Fresken und Ikonen sondern vielmehr der Frage, wo es hier ein warmes Café zum Aufwärmen und Trocknen gibt. Am Rand der Klosteranlage werden wir fündig und würden am liebsten in den Holzofen kriechen. Nach ca. einer Stunde – es regnet immer noch in Strömen und die Sicht beträgt weiterhin nur 10 m - inspizieren wir die die einfachen Klosterunterkünfte: 4 Doppelstockbetten, also acht Personen in einem ungeheizten Raum. Dasmüssen wir bei diesem Wetter nicht haben und entschließen uns für die Weiterfahrt. Die Straße führt in Serpentinen abwärts und die Abfahrt im dichten Nebel ist nicht ohne, da diese schmale Straße wohl die Hauptzufahrt zum Kloster ist und hier reger (Bus-)Verkehr herrscht. Nach 8 kilometern taucht ein großes Restaurant mit einem kleinen neuen Hüttendorf auf. Ich frage nach einer Unterkunft und schnell ist eine der beheizbaren Hütten die Unsere. Abends lassen wir es uns in dem gemütlichen Restaurant gut gehen. Der Regen hat aufgehört, ein Stern und der zunehmende Halbmond zeigen sich. Hoffnung auf besseres Wetter ! 8. Tag: Sonntag: 17.10. Bogetici – Poscenje: 71 km Endlich! Kein Regen heute Nacht und heute Morgen und zum ersten Mal sehen wir die Berge um uns herum. Im Tal liegt jedoch noch dicker Nebel. Um 8 Uhr gehen wir zum Frühstück und können aus den großen Panoramafenstern zuschauen, wie die Nebel aus dem Tal aufsteigen. Um 9 Uhr sind wir startklar. So früh kamen wir noch nie los. Wir rollen runter nach Bogetici. Dort geraten wir auf die Magistrale nach Niksic, die jedoch, da stetig ansteigend, meist 3-spurig ausgebaut ist. Wir passieren 2 kleinere und einen längeren Tunnel, hinter dem wir nach rechts abbiegen, an einem Sand- und Kieswerk vorbei und über eine alte Brücke erreichen wir bald die Vororte von Niksic, der zweitgrößten Stadt des Landes. Hier kaufen wir noch Proviant ein und fahren in die Stadt. Im Café Forest, das eine interessante Einrichtung hat, trinken wir erst mal Kaffee, bevor es dann am Stahlwerk vorbei heraus aus der Stadt in Richtung Zablajak geht. Im ersten Dorf werden wir von einer gut aufgelegten Männergesellschaft zum Raki eingeladen. Sie sind auch gerade dabei selbigen zu brennen und die rote Traubenbrühe wird in den Brennkessel gefüllt. Die Frauen bringen uns noch selbst hergestellten leckeren Käse. Danach müssen wir uns ein paar Serpentinen höher erst mal mit unseren Teilchen kräftigen. Serpentine um Serpentine klettern wir nach oben. Der Wald glüht in allen Herbstfarben. So macht Radfahren Spaß. Viele Jäger mit selbstgebauten Hundeanhängern kommen uns entgegen und hupen uns freundlich zu. Wir durchqueren einige Dolinen, bis wir endgültig über der Baumgrenze sind. Die Landschaft wird geprägt von Ziegen, kleinen Schafherden, vereinzelten Kühen und auch ab und an einem Kartoffelacker. Die alten Leute führen hier ein karges Leben. Man kann keine Dorfstrukturen mehr erkennen. Nur noch einzelne kleine Häuser, meist nicht von den Ställen zu unterscheiden, befinden sich hier oben. Es wird nicht mehr lange dauern, bis diese Selbstversorgerlandwirtschaft hier gänzlich aufgegeben wird, denn junge Leute sucht man vergeblich. Wir gönnen uns erst mal eine kurze Picknickpause. Danach muss ich in Handschuhen weiterfahren. Kurz vor der 1500m-Grenze führt die Straße durch Buchenwald abwärts in eine Schlucht. Leider beginnt es schon wieder zu regnen und wir müssen die Regensachen überziehen. Nach wenigen Kilometern kommt rechts ein einfaches Café in Sicht, in dem aber der Kamin brennt, was für uns wichtig ist, um uns aufzuwärmen. Der Holzofen glüht und der Kaffee ist für 50 Cent zu haben. Weiter geht es, meist abwärts, durch einige Dörfer, die von Buchenwäldern umgeben sind, nach Savnik. Das dortige Hotel schreckt uns aber ab, so dass wir uns entschließen abseits unserer Route nach Posenje abzuzweigen, wo es auch ein Hüttendorf geben soll. Richtung Zablajak haltend geht es erneut in Serpentinen aufwärts, wieder aus der Schlucht heraus. Leider hat man links im Tal eine neue Straße nach Zablajak angelegt, die die Landschaft ziemlich verschandelt. Gleich am Dorfeingang von Posenje in Richtung Canyon Kormajon liegt im Licht der Abendsonne das urige Hüttendorf. Im Restaurant brennt der Kamin. Die kleinen Hütten haben sogar Toilette und Dusche in einem winzigen Raum, die Betten bieten Hotelkomfort und mangels Heizung wärmt uns die heiße Dusche. Abends im Restaurant heißen uns Einheimische herzlich willkommen und geben uns ein Bier aus. Unser deftiges Mahl (Fleischplatte mit Polenta und Käse) beenden wir mit einem Slivova Rakija. Endlich mal wieder ein gelungener Radtag und auch ein schöner Tagesabschluss. Bilder vom 5. bis 8. Tag
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#668651 - 12.11.10 17:23
Re: Montenegro im Oktober 2010
[Re: amarillo]
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9. Tag: Montag, 18.10. Poscenje – Zabljak: 55 km Nach der Katzenwäsche am hölzernen Waschbecken außerhalb der Hütte, müssen wir feststellen, dass es erst um 9 Uhr Frühstück gibt. Also fahren wir ein Stück Richtung Canyon. Als uns aber eine Schäferhündin mit ihren Jungen stellt, haben wir keine Traute mehr und fahren zurück zur Konoba, wo wir auch bald Omeletts und türkischen Kaffee vor uns stehen haben. Unser Ziel für heute soll Zabljak sein, das wir aber nicht auf direktem Weg erreichen wollen. Auch heute Morgen ziehen die Wolken die Berge entlang. Wir fahren bergauf durch eine Landschaft, die mich stark an das Schweizer Jura erinnert. Nur die hohen pyramidenförmigen Heuhaufen weisen darauf hin, dass wir uns auf dem Balkan befinden. Die Aussicht ist genial und wir haben Blick bis ins Hochgebirge. Immer höher geht es bergauf. Die Landschaft wird karg, kaum noch Bäume, bevor wir dann durch einen bunten Buchenwald abfahren. Dann geht es wieder bergauf durch eine Baustelle. Die Landschaft wird wieder karg und erinnert an Teile Irlands oder sogar Islands. Die Sonne die sich heute Morgen kurzfristig zeigte, hat auch schon wieder den grauen Wolken Platz gemacht. Wir biegen rechts ab und machen gleich an einer überdachten Picknickstelle Pause. Unser Blick schweift über einen kleinen klaren See. Wanderer sind unterwegs. Es beginnt wieder zu regnen. Mir reicht jedoch meine Winterjacke und so fahre ich durch einen malerischen lockeren Koniferenwald abwärts bis in ein Bergdorf, wo ein einfaches Café mit Holzofen geöffnet hat. Ich kehre ein und warte auf Gerhard, der sich oben am Pass die Regenkleidung angezogen hat. Es gibt für uns einen Tee mit Rum gegen die nasse Kälte. Danach fahren wir weiter, bis uns ein Hirtenhund stellt. Irgendwann verliert er jedoch das Interesse an uns und wir können weiterfahren. An der nächsten Kreuzung halten wir uns links nach Zabljak, vorbei an einem der seltenen Cafés geht es nun wieder beständig aufwärts durch eine hochflächenartige Landschaft, denn Zabljak liegt auf über 1400m Höhe. Schon im ersten Dorf vor Zabljak sieht es aus, als würde man sich hier auf die kommenden olympischen Winterspiele vorbereiten. Überall sind Hüttendörfer und Häuser in Bau. In Zabljak selbst werden auch neue Hotels gebaut. Vom Regen durchnässt checken wir im ersten Haus am Ort im Skihotel Zabljak ein und müssen erst mal die Heizung in unserem Zimmer reklamieren. Nach 20 Minuten wird es aber warm und wir können duschen. Fürs Abendessen ist uns das Restaurant des Hotels etwas "overstyled" und wir begeben uns mit Schirmen Richtung Ortsmitte, wo wir ein kleines Lokal finden und wie meistens für knapp 20 € gut zu Abend essen. Wir machen uns Gedanken, ob es sinnvoll ist, bei diesem Wetter am nächsten Tag über den 1900 m hoch gelegenen Sedlopass zu fahren. 10. Tag: Dienstag, 19.10. Zabljak – Skicentar Vucje: 74 km Heute Morgen plätschert immer noch der Regen auf das blecherne Vordach vor unserem Zimmer und schnell steht fest, dass wir statt den Sedlopass zu fahren und den Durmitor Nationalpark zu erkunden, möglichst schnell in tiefere Regionen wollen. Da scheint uns die neue Magistrale wie geschaffen, um möglichst schnell nach Savnik zurück zu fahren. Wir planen im Skicentar Vucje zu übernachten. Nach dem Frühstück lasse ich die Rezeptionistin herausfinden, ob das Skicentar Vucje geöffnet hat. Sie reserviert dort ein Zimmer für uns. Das hätten wir! Nun müssen wir nur den Dauerregen ignorieren und zügig fahren. Ich erinnere mich, dass es auf halber Strecke ein Restaurant geben muss, wo wir dann etwas essen und Pause machen könnten. Also, noch ein paar Einkäufe tätigen, bevor wir uns Richtung Magistrale nach Savnik aufmachen. Zuerst ist die neue Straße voll ausgebaut mit Mittel- und Seitenstreifen und Leitplanken. Später fehlt jedoch beides. Wir rollen zügig abwärts und machen uns noch keine Gedanken, außer, dass vielleicht im Tunnel noch keine Lampen brennen. Aber es kommt uns nun auch kein Verkehr mehr entgegen. Am Tunnel angelangt heißt es dann: Schluss mit lustig! Im Tunnel wird noch gesprengt und wir müssen links auf einer steilen Piste abfahren und dann auf einer schmalen Asphaltstrasse – die Schneestangen sind hier schon gesteckt – wieder hoch auf die alte Verbindungsstraße nach Savnik. Letztendlich war also die vermeintliche Magistrale ein Umweg für uns. Nun fahren wir doch wieder auf der gleichen Straße wie gestern, nur in umgekehrter Richtung und mit weniger Sicht auf das Hochgebirge. Viele Autofahrer hupen freundlich und staunen wohl darüber, dass wir bei diesem Wetter auf dem Rad sitzen. Es regnet heftig und mittags gehen wir in Savnik zur Polizei, um dort den von uns versehentliche eingesteckten Hüttenschlüssel aus Poscenje abzugeben. Nun geht es wieder in Serpentinen hoch nach Gradac, durch wunderbaren herbstlichen Buchenwald. Im übernächsten Dorf nach fast 60 km kommt dann das Restoran/Café, wo wir Mittag machen können. Zwischenzeitlich trocknen unsere nassen Regensachen am Holzofen und wir stärken uns mit geräuchertem Lamm, (einer Spezialität Montenegros) Kartoffeln und Salat. Tee wärmt zusätzlich von innen. So gestärkt nehmen wir die kommenden 7 km bei 7% Steigung in Angriff, bevor wir in eine karge Karstlandschaft abfahren. Hier stehen nur vereinzelt Häuser, wir sehen Schafherden mit Hütehunden, so groß wie Kälber aber auch so alt wie die Bewohner dieses Hochlandes und somit für uns nicht gefährlich. Eine alte Frau mit Regenschirm hütet ihre 3 Kühe. Wir zweigen zum Skicentar Vucje links ab. Es geht noch einen Kilometer bergauf. Hier im Hotel wird kräftig renoviert und man erwartet uns trotz Reservierung keineswegs. Nachdem wir unseren Durst zunächst mit einem Bier löschen, wird aber unser Zimmer mit einem Elektroradiator eingeheizt, der Elektriker verbindet 2 Drähte, so dass der Boiler für die heiße Dusche in Betrieb gehen kann und die beiden Frauen im Haus reißen die Plastikfolie von der neuen Matratze und beziehen unser Bett. Es gibt sogar ein Abendessen: Pommes, Schnitzel, Salat und Palatschinken. Wir sind satt und schauen noch bei einem Glas Wein ins Kaminfeuer. 11. Tag: Mittwoch, 20.10. Skicentar Vucje – Danilovgrad: 65 km Welch ein Wunder. Es regnet nicht mehr, als wir aufwachen. Nach dem Frühstück haben die Jungs schon unsere Räder aus der Garage gefahren. Das nenne ich doch Service und die Inhaberin verabschiedet uns persönlich mit dem Hinweis auf ihre Bett&Bike Plakette, die das Hotel ziert. Wir rollen den ersten Kilometer hinunter zum Pass. Hier genießen wir den weiten Blick und entdecken kleine Wolkenlücken. Das gibt Hoffnung auf besseres Wetter. Wir fahren die zahlreichen Serpentinen hinunter nach Niksic. Dort geht es zunächst ins Zentrum, da wir an einem Bankomat unsere Finanzen wieder aufstocken müssen. Am zentralen Platz fotografiere ich das Denkmal für den Prinzen Nicola I. und außerdem noch ein paar knallbunt gestrichene Häuser. Hier in Montenegro ist es sehr modern, Fassadenfarbe nicht abzutönen. Nun geht es heraus aus der Stadt über die alte Straße nach Danilovgrad, die sich wunderbar in Serpentinen über einen Höhenrücken nach oben windet. Nur die überall existierenden wilden Mullkippen verschandeln leider das Landschaftsbild. Wir kommen an der Straße zum Kloster Ostrog heraus und wissen zunächst nicht, ob es für uns bergauf oder bergab geht. Nach genauem Kartenstudium entscheiden wir uns, bergab zu fahren. Mittlerweile hat der altbekannte Regen wieder eingesetzt. Als wir unter uns das Restaurant Koliba mit dem Hüttendorf sehen, sind wir mal wieder erstaunt, wie hoch wir geklettert waren. Wir fahren nach Bogetici, wo wir wegen des starken Regens in eine Koliba einkehren. Nach dem Essen schwingen wir uns in voller Regenbekleidung auf unsere Räder und nehmen die serpentinenreiche Straße abwärts nach Glava Zete. Im Tal geht es dann flach weiter nach Danilovgrad, wo wir zu einem Tee mit Rum einkehren – ein Getränk, das wir auf dieser Radreise neu entdeckt und schätzen gelernt haben. Wir kaufen noch ein wenig Proviant für den nächsten Tag, bevor wir im altbekannten guten Hotel Perjanik an der Hauptstraße wieder ein Zimmer beziehen. Zum Abendessen gibt es Spaghetti und schwarzen Reis. Als wir zu Bettgehen regnet es immer noch in Strömen. Die Wettergeister haben sich gegen uns verschworen. Bilder der Tage 9 bis 11
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#668779 - 13.11.10 10:31
Re: Montenegro im Oktober 2010
[Re: amarillo]
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12. Tag: Donnerstag, 21.10. Danilovgrad – Kotor: 84 km Heute Morgen werden wir zum ersten Mal in diesem Urlaub von der Sonne geweckt. Schnell sind die Sachen in den Packtaschen verstaut. Nach dem Frühstück starten wir im Frühnebel. Von der Hauptstraße geht es rechts ab in die Berge. Schon nach wenigen Serpentinen befinden wir uns in der Sonne. Wir fahren lange bergauf und da es heute erstaunlich warm ist, muss ich meine Radbekleidung vollständig wechseln. Zum ersten Mal kommt die Sommergarnitur in Einsatz. Wir fahren durch eine völlig einsame Berglandschaft. Ich genieße es. Viele Häuser hier zerfallen oder sind zumindest nur noch zeitweise bewohnt. Einzelne Schäfer sehen wir mit ihren Herden. Nur noch die Alten leben hier. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, wann die Gegend hier völlig unbewohnt sein wird. Nur noch an der Kreuzung in Resan gibt es eine Kafana, wo wir uns einen türkischen Kaffee in der Sonne genehmigen. Weiter geht es hauptsächlich bergauf bis zu Cerkanapass auf über 1000 m, dort picknicken wir in der Sonne, was in diesem Urlaub höchst selten war. An dieser Kreuzung geht es nach rechts noch in Serpentinen aufwärts Richtung Kotor. Jetzt kennen wir die Strecke wieder von der 2. Etappe, die wir damals im Regen gefahren sind. Es ist eine superschönes Gefühl diese Berglandschaft nun bei bestem Wetter zu erleben. In Serpentinen geht es abwärts in die Polje Negusi, von wo die berühmten Schinken und Käse stammen. Die Gegend ist auch ein Wandergebiet. Mir fällt die Ausschilderung zum Ham-Trail auf. Nun noch einmal kurz nach oben, wo wir den fulminanten Blick auf die Bucht von Kotor haben. Dann folgt das Non plus Ultra dieser Radreise: Die 20-km lange Abfahrt über die unzähligen Serpentinen hinunter nach Kotor – und das Ganze heute in der Sonne. Unseren Geschwindigkeitsrausch unterbrechen wir nur, um uns gegenseitig auf der Abfahrt zu fotografieren. Wir haben richtig Spaß. In der Altstadt von Kotor übernachten wir wieder im Hotel Marija, zusammen mit der türkischen Wasserballmannschaft und zum Abendessen gehen wir wieder in die urige Konoba vom ersten Abend. Wir genießen den gegrillten Tintenfisch mit Reis dazu eine Flasche Krastac. Was für ein Tag! 13. Tag: Freitag, 22.10. Kotor – Bjela: 37 km Auch heute Morgen ist keine Wolke am Himmel, als wir aufwachen. Wir frühstücken ausgiebig und bummeln danach noch etwas durch Kotor. Beim Herausfahren aus der Stadt sehen wir noch ein Radlerpäarchen in die entgegengesetzte Richtung abbiegen. Wir müssen an der Uferstraße erst mal eine Anhöhe erklimmen, kaufen noch unser Picknick ein und los geht es im vormittaglichen stärkeren Verkehr nach Perast, wo wir in die Altstadt ans Meer abbiegen. Hier genießen wir beim Hotel Conte einen Kaffee in der Sonne und beobachten die internationale High Society mit ihren Cabrio Oldtimern und Harley Davidson. Ein Spezialtransporter hat ihre Vehikel "just in time" aus Hamburg hier her transportiert. Wir beschließen heute die Sonne zu genießen, baden zu gehen und verzichten auf die mögliche Runde durch das Orjen-Gebirge, das als regenreichste Region Europas zählt. Wir wollen den Regen doch nicht herausfordern. ;-) Wir picknicken zunächst mal an einem kleinen Hafen. In Risan besichtigen wir die Mosaikböden einer römischen Villa. Wir schauen uns noch den kleinen Markt an und unterhalten uns mit einem Montenegriner, der 18 Jahre in Karlsruhe gelebt hat. An einer kleinen Höhle halten wir an und treffen auf einen 19-jährigen Österreicher, der mit dem Rad auf einer Jahresreise nach Nepal ist. Später kommen uns noch 3 deutsche Reiseradler auf dem Weg nach Griechenland entgegen. Wir halten noch einmal in der Sonne am Meer für einen Kaffee an und genießen das süße Leben. An der Fähre Kamenair – Lepetani schließt sich n Kreis wieder und wir beschließen, noch vor dem quirligen Herzeg Novi eine Unterkunft zu suchen. Wir passieren die große Reederei und finden was wir suchen im Hotel Azzurro: ein schönes Zimmer in der obersten Etage mit Meerblick. Ich genieße noch ein Bad im Meer und schreibe Tagebuch in der Abendsonne. Ein schöner Tag, an dem wir uns einfach nur so treiben ließen. 14. Tag: Samstag, 23.10. Bjela – Radovcici: 47 km Von der aufgehenden Sonne werden wir geweckt, frühstücken und genießen unseren letzten Tag in Montenegro. Ich habe diesmal überhaupt keine Lust nach Deutschland zurückzufliegen. Am liebsten würde ich mit dem Rad nach Hause fahren. Das liegt wahrscheinlich an dem schönen Wetter, das wir nun endlich haben. Auch die Tatsache, dass wir so viele Reiseradler treffen, die länger Zeit haben als wir, spielt dabei wohl eine Rolle. Wir halten uns immer nah an der Küste und fahren nur etwa einen Kilometer auf der Magistrale. In Herzog Novi bummeln wir durch die Fußgängerzone und über die Fußgängerpromenade, denn wir haben ja genügend Zeit. An der Ausfallstraße kaufen wir in einem Supermarkt bei Igalo für den Abend ein. Dann trinken wir noch den letzten Kaffee in Montenegro, bevor wir über die Grenze nach Kroatien fahren. Unser Ziel ist der Prevlaka Nationalpark, in den wir eigentlich hineinfahren wollen, aber mangels Kuna lässt man uns nicht passieren. Somit begnügen wir uns mit einem Bad in der glasklaren Adria. Auf der Fahrt nach Radovcici sammeln wir noch reichlich Höhenmeter, genießen die Abendsonne, die Blumen und sind erstaunt über die vielen überfahrenen Schlangen auf der Straße. In Radovcici werden wir von unseren Gastgebern herzlich empfangen und Jozo fährt mit uns hinunter zur Steilküste, um uns diesen Naturstrand zu zeigen, wo er täglich badet. Hier endet für mich unser Urlaub mit einem sensationellen Sonnenuntergang. 15. Tag: Sonntag: 24.10. Radovcici – Flughafen Dubrovnik: 11 km Wir trinken mit unseren Gastgebern Kaffee und unterhalten uns auch ein wenig über die politische Situation auf dem Balkan. Mir wird bewusst, dass sich die einzelnen Völker nach dem Krieg noch sehr feindselig gegenüber stehen. Unsere Gastgeber, waren seit dem Krieg nicht mehr in Montenegro, da diese Landsleute sein Haus zerstört haben. Um 9 Uhr starten wir zum Flughafen und fliegen pünktlich mittags ins regnerische Deutschland zurück. Bilder vom 12. bis 14. Tag Fazit:Obwohl wir an 9 von insgesamt 15 Tagen meist ausgiebigen Regen hatten, war es ein gelungener Urlaub. Aufgrund des Wetters sind wir jedoch nicht alle geplanten Strecken gefahren. Meiner Meinung nach ist Montenegro ein ideales Radreiseland, wenn man Spaß am Radfahren in den Bergen hat. Die Nebenstraßen sind wenig befahren. Die Leute sind sehr aufgeschlossen und gastfreundlich. Wir haben uns überall sehr willkommen gefühlt. Auch zelten ist gut möglich. Wir haben jedoch wegen der kürzeren Tage und des Wetters auf die Mitnahme eines Zeltes verzichtet. Gerne hätte ich auf dieser Reise einen Höhenmesser dabei gehabt. Ich schätze, dass wir oft weit mehr als 1000 Hm/Tag gefahren sind und insgesamt waren es wohl über 10.000 Hm. Vielleicht kann mir hier ja jemand einen gut funktionierenden Tacho mit Höhenmeteranzeige empfehlen. Das Preisniveau ist noch sehr niedrig, wenn man sich selbst versorgt. (1 Brot kostet 30 Cent). Ein gutes Abendessen einschließlich Wein kostet im Restaurant um 20 € und die Portionen sind für Radfahrer angemessen. Für unsere Unterkünfte haben wir zwischen 23 und 90 € (Kotor) pro DZ bezahlt. Außer in Poscenje (23€) und in Bar (30€) war das reichhaltige Frühstück immer mit eingeschlossen. Der Service und die Unterkünfte haben meistens mitteleuropäischen Standard. Plane jetzt schon für die erste Oktoberhälfte 2011 eine erneute Radreise nach Montenegro, um auch die Strecken zu fahren, die ich diesmal verpasst habe. Natürlich hoffe ich auf besseres Wetter. Vielleicht hat ja jemand durch diesen Bericht Lust bekommen, mit zu fahren. Ich suche noch Reisepartner!
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#669709 - 16.11.10 20:39
Re: Montenegro im Oktober 2010
[Re: amarillo]
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Hallo Hildegard, hats doch mal geklappt mit einem Bericht: danke sehr, er ist anschaulich geschrieben. Auch die Fotos gefallen. Eine kleine Bemerkung am Rande bezüglich der vermeintlichen Kriegsruine: in Montenegro gabs keinen Krieg, zumindest nicht den, der Jugolslavien zersplittert hat. Das Wetter ist in Bergregionen natürlich immer Glückssache, aber die Herbstfarben sind schon traumhaft. Auch ich halte Montenegro für ein schönes, unproblematisches Reiseland.
Gruß Nat, die glatt mitkäme, wenn sie zur fraglichen Zeit Urlaub hätte, was aber unwahrscheinlich ist
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#737491 - 06.07.11 18:44
Re: Montenegro im Oktober 2010
[Re: amarillo]
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Hallo, ich komme erst jetzt dazu zu schreiben, weil ich aus besonderen Gründen, 2 Jahre nichts mehr im rad-forum gelesen habe. Aber dein Bericht hat mir unheimlich gefallen, da behutsam und fast zurückhaltend geschrieben, auf Kleinigkeiten geachtet wurde, lese ich doch solche gerne, die mit weniger Resonanz auskommen(obwohl das jeder gerne hätte). Aufgrund einer Fernsehsendung würden mich die schwarzen Berge natürlich auch interessieren, aber die HM! Da kommt meine Begleiterin nicht mit. 700 bis 800HM an 1-2 Tagen wäre ok, aber 10000 in gut 2 Wochen. Ich fahre schon seit 5 Jahren mit VDO MC1.0 mit Kabel, der dadurch gut funktioniert, aber jetzt nicht mehr vertrieben wird. 3 Räder sind damit bei uns ausgestattet. Würde ohne den Altimeter-Teil nicht mehr fahren wollen. Da dieser aber jeden Tag neu zu kalibrieren ist, könnten die Höhenangaben aber in einsamen Gegenden, ohne auf festgelegte Höhen zurückgreifen zu können, problematisch werden. Wünsche für die beabsichtigte Tour 2011 gutes Gelingen und besseres Wetter. Peter
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#737634 - 07.07.11 11:33
Re: Montenegro im Oktober 2010
[Re: amarillo]
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PMB
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Super Beitrag. Ich kann dem nur beipflichten. Montenegro ist als Reiseland echt toll.
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#737782 - 07.07.11 23:03
Re: Montenegro im Oktober 2010
[Re: amarillo]
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Vielen Dank für den tollen Bericht mit feinfühligen Bildern! Macht Lust auf Montenegro ! Gäbe es die Reise als GPS-Track?
:-)
Werner
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#737811 - 08.07.11 07:09
Re: Montenegro im Oktober 2010
[Re: amarillo]
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Hallo, guter Bericht, tolle Bilder! Habe mir bei dieser Gelegenheit auch die Bilder der anderen Reisen angesehen: Klasse!
Gruß Helmut
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