Eine Rundreise durch Nordargentinen, Chile und Bolivien.
Los ging es mit einem 30stündigen Flug von Frankfurt über Madrid und Buenos Aires nach Salta, inklusive einem streikbedingten Flugausfall bei LAN. Endlich in Salta angekommen wurde das Rad montiert und eine verlorengegangene Sattelklemme organisiert. Hierbei konnte ich schon einmal die Hilfsbereitschaft der Latinos kennelernen. Dann konnte ich endlich losradeln, nach Süden, durch das schöne Valle Lerma, nach Cafayate auf Asphalt, dann Richtung Nordost immer mehr oder weniger bergauf über teils sandige oder steinige Pisten.
Piste zwischen Cafayate und Angastaco
kurz vor Angastaco im Valles Calchaquies
Etwas nördlich von Angastaco zeltete ich, wie fast immer wild und wurde nachts von einem sehr starken Sandsturm heimgesucht, der sich erst 28 Stunden später wieder legte. Mein Zelt hat nun nach sechs Wochen in den Anden eine andere Farbe...
Südlich von Cachi
Die Etappe nach La Poma war eher sehr hart, durch ständigen krassen Gegenwind und einer Höhe um die 3000m. Gott sei Dank gab es in La Poma ein Hospedaje, indem übrigens der letzte Gast drei Monate zuvor übernachtet hatte. Durch die Höhe hatte ich auch angenehme 1° plus im Zimmer. :-)
Auf dem Weg zum höchsten Pass Südamerikas, dem Abra de Acay (4895m)
Llamas am Abra de Acay
Nach einer weiteren Nacht im Zelt, auf knapp 4000m Höhe zur Akklimatisierung, ging es nun über den Abra de Acay nach San Antonio de Los Cobres. Ab einer Höhe von 4500m musste ich mein schweres Rad schieben. Die Piste war aber in recht gutem Zustand. Nach einem Ruhetag in San Antonio, in einem netten Hostal, fuhr ich weiter nach Norden zu den Salinas Grandes.
Nördlich von San Antonio de Los Cobres
Salinas Grandes
Ab dem Salzsee hatte ich nach knappen zwei Wochen Piste endlich wieder Asphalt unter den Reifen. Weiter nach Nordwest über den Passo Jama Richtung Chile. Kurz nach den Salinas musste ich mal wieder wegen eines Sandsturmes umdrehen und mir eine Bleibe suchen. In dieser Region ist das wohl normal. Über Susques erreichte ich die chilenische Grenze und den eigentlichen Bereich des Paso Jama. Dieser geht zwei mal über 4800m mit einer Senke von 4600m Höhe. Eigentlich wollte ich ab der Grenze in zwei Tagen nach San Pedro de Atacama radeln, daraus wurde allerdings nichts, da ein Tag und Nacht wehender Nordwestwind mein Tempo teilweise auf 5 kmh reduzierte. Also musste ich gezwungenermaßen eine angenehm frische Nacht im Zelt, bei -20° C verbringen.
Hier geht es nach Bolivien oder 2000hm bergab in die Atacamawüste nach S.P. de Atacama
In S.P. verbrachte ich dann zwei Tag um mich aufzuwärmen, Essen zu kaufen und Ein- und Ausreisestempel zu besorgen. Die 2000hm, die ich zuvor hinunterrasen durfte musste ich nun wieder hoch, da ich nach Bolivien wollte. Netterweise stand an der Grenze ein Trucker hinter mir, der mir einen Lift bis zum Abzweig nach Bolivien angeboten hat. Da sagte ich nicht nein. Nach der sehr unkomplizierten Einreise nach Bolivien ging es dann auf die bekannte und schwierige Lagunenroute in Richtung Salar de Uyuni.
Die erste Lagune. Laguna Blanca.
Bis in die Zehenspitzen motiviert, endlich auf der Lagunenroute zu radeln, gab es einen fiesen Dämpfer: Mein Rahmen brach an der linken Kettenstrebe, kurz hinter dem Tretlager...
Gut, ich befand mich nur etwa 10km nördlich der Grenze und einem einfachen Hostal, also schob ich das Rad zurück (die rechte Kettenstrebe war noch heil) und mietete mich im Hostal ein. Mit Hilfe der netten Grenzbeamten konnten wir einen Jeep organisieren, der mich mit nach Uyuni nahm. In der Hoffnung dort einen Schweisser zu finden, der Alu schweissen kann.
Der Jeep
Leider gab es in ganz Uyuni keinen Schweisser mit entsprechendem Equipment. Da ich aber den Salar de Uyuni (der größte Salzee der Welt) unbedingt besichtigen wollte, schloss ich mich einer Gruppe netter Medizinstudenten aus Brasilien an und wir fuhren mit einem Jeep zum Salar. Es war extrem beeindruckend. Allerdings musste ich feststellen, dass man als Radreisender doch viel besser und netter von der Bevölkerung behandelt wird, als als normaler Jeep Gringo.
Isla Incahuasi auf dem Salar de Uyuni
Die Suche nach einem Schweisser führte mich nun auf Anraten des netten Hostalbesitzers nach Potosi, der alten Silberstadt. Ich nahm also den öffentlichen Bus, das kaputte Rad und das gesamte Gepäck wurde kurzerhand auf das Busdach verladen, die Boliviener sind da eher unkompliziert.
Potosi bei Nacht. Blick aus meinem Hotelzimmer
In Potosi wurde ich fündig, Senor Campus hat den Alurahmen erfolgreich geschweisst. Der Preis: 7€...
Die Stadt ist sehr beeindruckend, sie liegt auf etwa 4000m Höhe. Die Altstadt hat viele enge Gassen mit noch bunteren alten Kolonialhäusern.
Mit geschweisstem Rad ging es nun weiter nach Süden Richtung Tupiza. Die Chinesen waren fleißig und haben die gesamte Strecke bis Argentinien asphaltiert, so konnte ich wieder Vertrauen in mein repariertes Rad gewinnen. Die nächsten Tage hatte ich bestes Wetter und traf unzählige nette Menschen und hatte traumhafte Plätze zum Wildzelten. Perfekt.
Tupiza
Zurück in Argentinien vertraute ich inzwischen der Schweissnaht und fuhr wieder auf Rüttelpisten. Hier auf dem Weg zur Laguna Pozuelos. Wo geht es nur lang?
Seltene Vicunas an der Laguna Pozuelos
Noch einen Abstecher machte ich in das exponierteste Dorf Argentiniens, Iruya. Zunächst musste ich über einen netten 4000er. Abra del Condor
Dann nur noch bergab bis Iruya.
Die 50 km Sackgasse nach Iruya musste ich natürlich wieder zurückradeln, auf der Haupstrasse angekommen konnte ich dann komplett auf Asphalt über Humahuaca und Purmamarca nach Salta fahren. Nach nun sechs Wochen Hochanden und Wüste wurde es plötzlich wieder grün und ich konnte einen wilden Nandu fotographieren.
Zurück in Salta hatte ich meine tolle Rundreise dann beendet und konnte noch ein paar Tagestouren ohne Gepäck fahren. Wie leicht sich doch ein 16kg Fahrrad fährt...
Hier in einer Furt westlich von Salta. Das Tal heißt "Tor zum Himmel"
Die letzte Tour ging entlang der Gleise des "Tren a las nubes", der Zug zu den Wolken. Gleisarbeiter verrieten mir, dass der Zug nur einmal pro Woche fährt und nicht an diesem Tag. Sonst hätte ich mich das hier nicht getraut:
Nun war die Reise leider zu Ende, ich hätte ohne zu Zögern einfach weiter fahren können. Es wird aber nicht der letzte Aufenthalt in den Anden gewesen sein, eine Rechnung mit dem Salar de Uyuyni ist ja noch offen.
Alles in Allem war die Reise sehr schön, sehr beeindruckend, sehr spektakulär, auch recht hart (Höhe, Wetter). Was sich aber zu einem Höhepunkt entwickelt hatte, dies war mir vorher garnicht so wichtig, war die stets nette und extrem hilfsbereite Bevölkerung.
Latinoamerika, jderzeit wieder!!!