Nach der Diskussion hier bleibe ich bei meiner Lösung.
Ein relativ günstiges "unsicheres" Drahtseil mit Schloss, so wie es überall angeboten wird und dazu eine Versicherung für das Rad.
Das macht es für die Diebe natürlich einfacher. Immer neu gekaufter Nachschub und ein Zehn-Euro-Geschenkband drum herum gewickelt, für das man kein teures oder schweres Werkzeug benötigt. So kann dann auch mal ganz spontan und mit wenig Einsatz ein Rad entwendet werden.
In der Rechnung darf man natürlich die Kosten für die Versicherung nicht vergessen. Die werden bei regelmäßigem Bedarf sicher auch angepasst.
In den Versicherungsbedingungen steht nur, das Rad muss abgeschlossen sein, damit gezahlt wird. Das ist es mit so einem Schloss und mehr brauche ich nicht.
Da passt der Versicherungsgeber die Bedingungen aber gelegentlich auch an und verlangt ein besseres Schloss, gesicherte Abstellplätze und die schon erwähnten Zeitbegrenzungen. Versicherungen sind ein Geschäft, das letztlich der Versicherungsgesellschaft Ertrag einbringen sollte. Eine wie oben beschriebene Vertragsvereinbarung wird bei allzu laxem Umgang sicher angepasst oder aufgekündigt.
Den Ärger hat man so oder so.
Je nach Gegend stimmt das sicher. Hier in Bremen muss ich mein Rad in die Wohnung mitnehmen und jeder weitere Abstellplatz muss mit Bedacht gewählt werden und ist in der Regel nur für kurze Verweildauer bestimmt. Immerhin führen mich Arbeitswege überwiegend auf bewachte und umzäunte Firmengelände, bei denen zumindest unwahrscheinlich ist, das ein Fahrrad entwendet wird.
Ganz anders geht es unweit der Stadt zu. Im Umland, Ritterhude zum Beispiel, stehen Fahrräder ungesichert in Garageneinfahrten herum. Ein für mich geradezu nostalgisches Bild, kenne ich das doch aus meiner Kindheit im Rheinland nicht anders.
Aber in der Großstadt bleibt es ein frommer Wunsch.
Den Ärger hat man aufgrund des Wohnortes quasi mit gepachtet. Er gehört dazu, ob man will oder nicht.
Zum Tex-Lock noch ein Anhang:
Problematisch ist aber, wenn ein Fahrradschloss als Zubehör zum Livestyle-Objekt "Fahrrad" ebenfalls in ein "Livestyle-Objekt" umgewidmet wird und plötzlich Luxusartikel wird. Der Preis für das kurze Seil soll ja offenbar im Bereich von 100 Euro liegen, ein preiswerteres Vorhängeschloss anbei.
Dafür ist es dann hübsch, leichter und "irgendwie" sicher.
Am Ende steht aber, das man für weniger Geld (etwa ein Hiplok Lite für 50 Euro) gut vergleichbare Sicherungen bekommt. Die sind dann auch rund ein Kilogramm leicht, das Verschließmittel eingerechnet und ja, auch sowas bekommt man irgendwie geknackt.
Was ich bislang noch nicht erwähnt hatte, hänge ich nun noch an. Aramid hält etwa 380°C aus, bevor es schmilzt und verbrennt. Damit ist die Faser grundsätzlich Feuerfest und wird auch für Hitzeschutzkleidung verwendet. Doch im Werbefilmchen wird mit einer Lötlampe über das "Seil" gewedelt, damit dies äußerlich verbrennt, aber die kritische Temperatur nicht erreicht. Es wird also zwar ein potenziell geeignetes Aufbruchmittel zum Einsatz gebracht, jedoch so realitätsfern das es Sicherheit nur suggeriert.
Wie schonmal erwähnt, kann ich verstehen, das man zur Bewerbung eines solchen Produktes dieses nicht im Video zerstören möchte. Kein Anbieter von Schlössern tut das. Statt dessen wird mit abgestufter Sicherheit geworben. Einige Produkte sind sicherer als andere.
Abus etwa wirbt bei Fahrradschlössern mit einer Punktwerteskala die bis 15 reicht und gibt damit vor, das einige Schlösser sicherer sind, wirbt allerdings bei Schlössern für motorisierte Zweiräder mit einer Skala bis 30 Punkten. Selbst ein "Klasse 15 Fahrradschloss" ist dann "nur ein Fahrradschloss".
Viel lieber möchte ich ernsthafte Zerstörungsversuche sehen und nicht diese Schauspielerei, die mich an Vorführungen im Teleshopping erinnern.
Geht nicht, weil das Resultat für ein "leichtes" Schloss nicht schmeichelhaft wäre?
Dann lasst es besser gleich ganz.
Mal ganz davon ab, das echte Diebe wohl ein flexibles Material nicht mit Eisspray und Hammer bearbeiten würden und Feuer allgemein recht ungewöhnlich wäre, weil eben herkömmliche Schlösser aus Metall sind und bei den 800-1000°C einer Gasflamme allenfalls glühen würden, aber nicht durchbrennen.
Ist es eine gute Idee, ein mehrlagig geflochtenes Seil aus sehr reissfestem Material zur Objektsicherung anzubieten? Klares Ja!
Aber der Vorteil liegt doch eher in der möglichen Länge bei gleichzeitig reduziertem Gewicht. Die Varianten mit 120 oder gar 180cm Länge sind toll. Teuer zwar, aber sie spielen den Materialvorteil sinnvoll aus. Doch davon verkauft man sehr wahrscheinlich nur geringe Stückzahlen. Das kurze Exemplar ist der erhoffte Kassenschlager.
Allein, es muss sich am Markt gegen gute Konkurrenz behaupten.
Ein mit weichem Neopren umhülltes Axa Faltschloss 800 wiegt 800g samt Verschluss, ist 80cm lang, passt bequem in die Tasche und würde die Lötlampe auch bei tatkräftigerem Einsatz überstehen. Ein kräftiger Bolzenschneider könnte die 8mm Rundstäbe durchtrennen, aber der Punkt wäre nicht der, das der 60-100cm lange Bolzenschneider Erfolg hätte, sondern das die kleine 15-Euro teure Lötlampe keinen hätte und dieses Schloss kostet etwa 40-50 Euro im Handel.
Aber das Marketing verkauft "Tex-Lock" natürlich nicht über den Preis, sondern über das Prestige.