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#1443893 - 11.09.20 04:41 Der Zickzacksommer 2020 Teil 1
iassu
Mitglied
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Bereiste Länder:deDeutschland
grGriechenland
itItalien
smSan Marino
chSchweiz

Das allseits bekannte Coronajahr hat ja die Reisepläne hier im Forum bei den Meisten durcheinander gewirbelt. So hatte ich, unerschrocken und wenig beeindruckt von den Ereignissen im Frühjahr, an meiner schon im Oktober 2019 geplanten Route durch vier europäische Kleinstaaten festgehalten: San Marino, Vatikan, Andorra, Monaco. Meine deadline war aber Ende Juni gewesen. Und richtig genug, es verdichteten sich die schlechten Nachrichten, indem zwei Gebiete in Katalonien zum erneuten Sperrgebiet erklärt wurden, kurz darauf ganz Katalonien selber.

Das hätte ich auch von unterwegs noch in Italien realisiert und wäre von diesem Zug abgesprungen. So aber kam mein Plan B zum Einsatz. Eigentlich wollte ich ja zwei Jahre nicht nach Griechenland. 2019 war der Sommer in Richtung Norden und Osten vollkommen ausreichend für meine diesbezüglichen Radreisebedürfnisse gewesen und so war dieses Jahr eben im Süden der Westen angedacht. Wenn das nun nicht ging, stand (nach einer kurzen Befolgung der ursprünglichen Route durch Italien und wenigstens San Marino) eine Strecke über 6 kleinere griechische Inseln vor mir, drei davon bislang Neuland.

Die gebuchten Hotels und die Fähre Civitavecchia - Barcelona konnte ich zu diesem Zeitpunkt noch kostenfrei stornieren. Die Fähre Ancona - Patras bot im Gegenzug jede Menge freie Kabinen. Des Weiteren buchte ich auch noch alle innergriechischen Fähren, aus Angst, wegen eventueller Belegungsbeschränkungen nicht mitfahren zu dürfen. All das war zum großen Teil nicht stornierbar, die griechischen Hotels hatten die Stornierfrist sehr weit zurückverlegt.

Der Start erfolgte wie geplant am 23. Juli ab Haustüre, eine Woche, bevor hier offiziell die Sommerferien (die sich gegen Ende wieder einmal zuverlässig als Herbstferien erwiesen) begannen. Die 40 km bis Horb waren bei schönstem Wetter schnell absolviert, ein letztes gemeinsames Frühstück mit meiner Partnerin am Bahnhof war der Wendepunkt gewesen.

Päusle in Bieringen:



Gleisgrafik in Horb:



Die Bahn brachte mich nach Zürich. Dort führte mich der Weg entlang der Sihl Richtung Süden nach Arth-Goldau. Allee kurz nach Zürich:



Hier treffen mehrere Autobahnen und andere Straßen aufeinander und signalisieren mir: du bist einfach "untendurch":



Vor Sihlbruck darf ich wegen einer Baustelle rechts ins Bergland ausweichen und komme nach einer abenteuerlichen Abfahrt im Waldesdunkel wieder auf die Haußtstraße, kräftigen Landregen begrüßend. Im Unterwassermodus arbeite ich mich am ausgestorbenen Bahnhof Sihlbruck vorbei nach Baar.

Dort erwerbe ich leicht triefend und das Grinsen des freundlichen Schalterbeamten auslösend ("Häsch umdischponiert?") das Zugticket nach Arth, denn dort erwartet mich um Viertel nach drei mein Gotthardbasistunnelzug nach Mailand. In Rotkreuz muß ich umsteigen ("aber zackig!"). In der Tat bleiben mir dort 4 Minuten, ohne die famosen Rampen in den schweizer Bahnhöfen hätte ich das nicht geschafft.

In immer wieder verblüffend kurzer Zeit unterfahre ich die Alpen und beziehe direkt neben Milano Centrale mein Hotel. Ein Anstandsbesuch am Dom ist unvermeidlich:



Die Galerie:



Später der Blick von meinem Balkon auf den Osteingang des Bahnhofs, den Frühnachthimmel und den Mond:



Auf dem Weg nach Piacenza am nächsten Tag überquere ich einen der erstaunlich vollen Kanäle. Es muß in der letzten Zeit in den Bergen enorm geregnet haben:



Die Ufer sind durchaus bewohnt:



Irgendwie sehen sich die Innenstädte dort ja alle ähnlich:



Was man auch bei diesen Outdoorschönheiten nicht bestreiten kann:



Tja, und hier kommt ein Reizbild für sicher viele in unserem Forum. Ich bin schon so oft kreuz und quer durch die Po-Ebene gefahren. Es gibt dort alle Arten von Straßen. Besser gesagt, alle Arten von Verkehrsbelastung. Und die ist genau garnicht der Straßenkategorie zuzuordnen. Wenn man dann einmal nur vorankommen will, ist die Straße aller Straßen, die Via Emilia, SS9, schnurgerade von südlich Mailand bis ans Meer bei Rimini führend, nicht die schlechteste Option. Auf ihr sind sie alle aufgereiht, die bekannten Städte, wie Perlen auf einer Schnur.

Immer, wenn eine Ortsumgehung ansteht, hat man sozusagen als Radler Urlaub und kann geradeaus durchfahren. Zum Fahren ist es durchaus nicht so unangenehm, wie es aussieht und vor allem nicht, wie es auf kleineren Straßen sein kann: nämlich eng und voll. Womöglich auf einem Damm im Seitenwind fahrend, hinter einem LKWs, die nicht überholen können, weil die ach so schnuckelige Straße so schmal ist: großes Vergnügen. Dann lieber diese Bundesstraße. Auch dieses Jahr gab es nie eine heikle Situation für mich:



Schönes Beispiel: den Verkehr habe ich brav abbiegen lassen und rolle genüßlich nach Parma herein:



Irgendwo im Pazifik mühen sie sich mit der Datumsgrenze ab, hier gelingt mühelos ein ganzes Vierteljahr auf einmal:



Ländliche Idylle auf dem Bauernhof:



Und am Straßenrand:



Pause auf der Piazza Aurelio Saffi in Forli:



Die Via Emilia kann innerorts ganz beschaulich sein:



In irgendeinem Fragmichnichtwo passiere ich genau zur Hauptbedürftigkeitszeit ein siestabedingt ausgestorbenes Caféequipment. Ich bin alleine mit einer Garnitur bequemer Ledersofas im Schatten, ein verlassenes Feuerzeug kündet von vergangener Geselligkeit. Mich überkommt der Schlaf und ich erfreue mich 40 Minuten lang der Erquickung:



Um diese Jahreszeit findet der Sonnenaufgang wirklich noch früh statt, wie zufällig bin ich wach, gerade bevor es losgeht. Blick von meinem Balkon in Rimini:



Soweit mal ein Anfang, die Fortsetzung erfolgt demnächst. ---> und zwar jetzt:

Der nächste Programmpunkt war San Marino, das einzig übrig gebliebene Stäätchen meiner ursprünglichen Serie. Es liegt nicht ganz auf Meereshöhe:



Oben gibt es jede Menge a)Folklore, b)Geschäfte (Uhren, Schmuck, Waffen), c)Restos, d)Aussicht:



An Tagen mit weniger Dunst ist hier sicher ein strahlend blaues Band die Grenze zwischen Land und Himmel, ich hatte weniger Glück:



Blick ins ausgedörrte Bergland:



Exponiertes Plätzchen, links davon, hier nicht dokumentiert, der Ort meiner Verköstigung eines Eisbechers:



Staatsgrenze:



Ohne ein paar Kilometer auf einer an sich nicht erlaubten 4-spurigen Straße zu radeln, geht es nicht, es hat aber jede Menge Platz und wenig Verkehr und Opa Antonio fährt dort auf seinem alten Göppel ebenso. Zurück in Rimini setzt es die erste Pizza dieser Reise:



Zurück im Hotel ist ein ausgedehnter Akt der Reinlichkeit angesagt. Die insgesamt 6m Universalgurt, die ich diesesmal mitführe, erweisen sich als sehr hilfreich, ich habe noch mehrfach das ganze Zimmer diagonal bespannt, wenn es weiter keine Aufhängmöglichkeiten gab:



Guter Mond, du gehst so stille über Palmzweigen:



Sollte jemand glauben, das Essen sei (mir) das Wichtigste, liegt er völligst falsch. Es sind nur Opfergänge, wenn ich mich dem zuwende:



Ancona: die alles überstrahlende Domkirchenfassade über dem Hafen:



Der Blick von dort auf den Hafen:





Ein weiterer wunderschöner Sonnenuntergang, das Zischen war aber zu weit weg:



Iliovasilites (Sonnenuntergängler) werden die in Griechenland genannt:





Und dieses Interesse hat ja auch seinen guten Grund:



Oberflächenkunstwerk, immer in Veränderung, nie an einem Ort zu einer Zeit gleich:



Das unvermeidliche Bild vom Leuchtturm von Levkada:



Und der Blick auf die Odysseusinsel Ithaki, ich schaue diesesmal besonders neugierig rüber, weil ich dort einige Tage später ankommen will:



Wieder eine Pause....



...in diesem Sinne. Andreas

Geändert von iassu (12.09.20 10:38)
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#1443895 - 11.09.20 05:21 Re: Der Zickzacksommer 2020 [Re: iassu]
Randonneur
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 98
Unterwegs in Deutschland

Hallo Andreas,

vielen Dank für den schönen Bericht und die tollen Fotos. Wie immer, ein Genuss! bravo

Ich freue mich auf die Fortsetzung.

VG, Dietmar
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#1443905 - 11.09.20 06:20 Re: Der Zickzacksommer 2020 [Re: iassu]
indomex
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
abwesend abwesend
Beiträge: 1.449
Hallo Andreas,
es sind vor allem deine Reiseberichte, die ich mir besonders gerne ansehe, und das auch im wörtlichen Sinne. Fotografisch erlebe ich das immer wieder als besonderen Genuss, dein Auge für Details, für Stukturen, aber auch für das große Ganze ragen heraus und es gelingt dir immer wieder, aus etwas Gewöhnlichem etwas Hinschauenswertes zu machen.
Vielen Dank für deinen neuerlichen Reisebericht; ich bin jetzt schon gespannt wie es weitergeht.
Leben und leben lassen
Liebe Grüße, Peter
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#1443906 - 11.09.20 06:21 Re: Der Zickzacksommer 2020 [Re: iassu]
SchottTours
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
abwesend abwesend
Beiträge: 1.287
Danke, Andreas, für Deinen Bericht und die schönen Bilderle :-)
Ich freue mich auch auf die Fortsetzung!

Dein Päusle in Obernau hätte ich kurzerhand ins Backhäusle nach Bieringen verlegt listig

Grüße von 20 km weiter südlich (aber (gerade) noch Kreis TÜ grins)
Uwe
Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe.
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#1443922 - 11.09.20 09:11 Re: Der Zickzacksommer 2020 [Re: SchottTours]
iassu
Mitglied
Themenersteller
anwesend und zufrieden anwesend
Beiträge: 24.783
In Antwort auf: SchottTours
Dein Päusle in Obernau hätte ich kurzerhand ins Backhäusle nach Bieringen verlegt listig
Du wirst Recht haben, ich werde das gleich berichtigen, danke!
...in diesem Sinne. Andreas
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#1443926 - 11.09.20 10:48 Re: Der Zickzacksommer 2020 [Re: iassu]
Juergen
Moderator
abwesend abwesend
Beiträge: 14.188
Wenn Du die schönste aller griechischen Inseln einfach zwischen Santorin und Athen unter dir liegen lässt, dann gibt das nix. teuflisch

Ich freu mich auf mehr und schick dir nen lieben Gruß von Zuhause. zwinker
° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° °
Reisen +
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#1443942 - 11.09.20 12:16 Re: Der Zickzacksommer 2020 [Re: iassu]
iassu
Mitglied
Themenersteller
anwesend und zufrieden anwesend
Beiträge: 24.783
Habemus Fortsetzung... zwinker
...in diesem Sinne. Andreas
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#1443963 - 11.09.20 16:26 Re: Der Zickzacksommer 2020 [Re: iassu]
Keine Ahnung
Moderator
abwesend abwesend
Beiträge: 12.833
In Antwort auf: iassu
Habemus Fortsetzung... zwinker


Sicut semper, valde bona - exspecto sequentia!

... Altgriechisch kann ich leider nicht - würde besser passen zwinker .

Tolle Fotos und den Wunsch nach sofortigem Aufbruch zu einer Radreise in den Süden erweckend!!!
Gruß, Arnulf

"Ein Leben ohne Radfahren ist möglich, aber sinnlos" (frei nach Loriot)
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#1443975 - 11.09.20 19:38 Re: Der Zickzacksommer 2020 [Re: Keine Ahnung]
akro
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 164
Ich bin begeistert von den tollen Aufnahmen. Die sind sicher nicht mit einem Handy geknipst worden.... Verrätst Du uns mit welcher Kamera diese Bilder gemacht wurden oder ist das zu neugierig ?
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#1443984 - 11.09.20 20:46 Re: Der Zickzacksommer 2020 [Re: akro]
iassu
Mitglied
Themenersteller
anwesend und zufrieden anwesend
Beiträge: 24.783
In Antwort auf: akro
Verrätst Du uns mit welcher Kamera diese Bilder gemacht wurden oder ist das zu neugierig ?
Canon EOS 760D mit EF-S 10-22 (Lenkertasche; 29%) und Canon EOS 77D mit EF-S 55-250 STM (über der Schulter; 70%). schmunzel



[(Samsung S5 1% grins )]
...in diesem Sinne. Andreas
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#1443989 - 11.09.20 22:15 Re: Der Zickzacksommer 2020 [Re: iassu]
iassu
Mitglied
Themenersteller
anwesend und zufrieden anwesend
Beiträge: 24.783
Es geht weiter.

Die Einreisebestimmungen nach Griechenland sahen vor, daß man vor der Einreise einen QR-Code beantragen mußte, der einem um 00:00 Uhr am Tag der Einreise per SMS zugesandt wird. Wer mt der Fähre kommt, die da schon unterwegs ist, muß beim Check-in auf dem Smartphone die Eingangsbestätigung des Antrags vorweisen.

Erstmals hatte ich mir für ein paar Euro auf dem Schiff eine onboard-Satellitennetz-Zugangsberechtigung gekauft um mit dem Telefon Netzanschluß zu haben. Deren Aktivierung gelang aber nicht nur bei mir nur dem Cheffunker an der Rezeption. Schlag 5 Sekunden nach Mitternacht kam tatsächlich der QR-Code. Uff.

Das ist aber erst die eine Hälfte der Spannung. Die zweite erfolgt bei der Landung. Die Einreisenden müssen den Code vorweisen und irgendeine software entscheidet dann, wer zur Stichprobe verpflichtet ist. Diese ihrerseits verpflichtet zur Quarantäne am angegebenen Zielort bis das Ergebnis eintrifft.

Das Schiff hatte schon wie üblich den Großteil der Reisenden in Igoumenitsa ausgespuckt und mit ein paar Hanseln und einigen LKWlern trafen wir pünktlich in Patras ein. Ein riesiges Hafengelände, mit lauter Beispielen griechischer Ordnung verziert: überall kleine Grüppchen von Leuten, dazu irgendwelche Beamten, PKWs, auf ihre noch herauslaufenden übrigen Familienmitglieder wartend, 5 Motorräder mit einem Beamten im Gespräch, die 10 LKW zügig zum 300 m entfernten Ausgangsportal fahrend und, mit als Letztem, ich auf dem Reiserad.

Radfahrende haben in Griechenland oftmals eine Art Tarnkappe auf, v.a. im Bereich halbamtlicher oder sonstiger Überwachungsräume. Sie werden nicht gesehen. Wenn man sich dann unauffällig verhält, wird man in seinen langsamen und zügigen Bewegungen nicht wahrgenommen. Ich stellte mich daher auf dumm und fuhr ebenfalls, ohne mich um irgendwelche anderen zu kümmern, zum Ausgangsportal, das aussieht wie eine Mautstation. Es gibt dort viele Fahrspuren, das Ganze ist überdacht, in der Mitte jeweils ein Häuschen, anstehende Fahrzeuge.

Ich kann nichts dafür, daß mein Rad mit mir einfach so weiterrollt, auf einer unbesetzten Spur an den Posten vorbei, im Augenwinkel erkenne ich hinter einem der Häuschen einen ins Freie verlegten Eßtisch, an dem einige in zartes Medizinerhellgrün gehüllte Gestalten rumwerkeln, irgendwelche Utensilien handhabend. Ich halte NICHT an und frage nach, was sie da so machen und dann, ich sagte es schon, ich kann nix dafür, bin ich draußen. Nochmal 300 m bis zur Ampel und ich finde mich auf der Ausfallstraße von Patras nach Süden wieder.

Weder Stich noch Probe also. Ich fahre gemütlich bei schönstem Wetter weiter die 15 km bis zur lockeren Häuserkonglomeration Kaminia, dort wartet mein Hotel. Ich habe offenbar ein fürstliches Appartment gebucht, 2 große Zimmer, ein Küchenbereich, Bad und Flur, in einem Nebengebäude. Terrasse im 2. Stock, vom Meer 40 Meter getrennt mit Blick auf den Sonnenuntergang:









Ganz so feudal hatte ich das nicht erwartet, aber man sollte sich in sein Schicksal fügen, hat meine Großmutter immer gesagt. Am nächsten Tag wurde zuerst einmal am Vormittag das Pflichtprogramm erledigt:



Um dann am Nachmittag in der Freizeit eine unbeschwerte Runde durchs Hinterland zu drehen. Zuerst den Blick auf den Golf von Patras mit einer auslaufenden Fähre von ANEK:



Oben auf Halbhöhenlage angekommen dann gemütliches Rollen durch Ackerland, unspektakuläre Dörfer, etwas Industrie, zunächst wenig Natur, im Hintergrund das Erymanthosgebirge.





Ein Dienstgebäude der Post, allerdings ohne Schalter:



Bei diesen Anlagen frage ich mich immer, mit wieviel schierem Gewicht sie ihre Verstorbenen an die Erde fesseln wollen:



Es geht weiter, die Landschaft wird schöner:









Ich bin nicht allein unterwegs:



Der Kreis schließt sich langsam, ich bekomme wieder die Bucht vor Augen:



Und nach doch immerhin 500 Höhenmetern auf 45 km findet sich dann an der Hauptstraße eine Imbißstation:



Am nächsten Tag geht es weiter. Um auf die südlichen Ionischen Inseln zu kommen, muß ich nach Kyllini fahren. Die Fähre wird dort am Morgen um 07:00 ablegen, weswegen ich dort ein Zimmer nehme. Auf dem Weg dorthin begegne ich zunächst zu meiner Freude meinem Lieblingswucherunkraut:





Sodann einer seltsamen Kreation aus attraktiven Früchten und einer ausschließlich zur Erregung der Aufmerksamkeit der vorbei defilierenden Autos installierten Wasserverschwendungsanlage:



In Lechäna wird für mein leibliches Wohl gesorgt:



Bevor am Ortsausgang ein Angriff der Farbkrieger auf mich wartet:



Schließlich lande ich am Ziel, besorge das Ticket für morgen früh und verköstige mich am Hafen im einzig offenen Resto.

>>> vorübergehender Filmrissssssss <<<
zwinker schmunzel





...in diesem Sinne. Andreas

Geändert von iassu (12.09.20 03:55)
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#1443995 - 12.09.20 05:38 Re: Der Zickzacksommer 2020 [Re: iassu]
iassu
Mitglied
Themenersteller
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Beiträge: 24.783
Und weiter.

Gerade nachdem mein Händi seine Gutenmorgenhymne zelebriet hat, blicke ich vom Balkon Richtung Hafen:



Nach 2einhalb Stunden Fahrt, vorbei an Kephaloniá, bin ich auf Ithaki gelandet. Die touristisch zurückhaltende Insel mit der Odysseusvergangenheit und dern grünen Wäldern und den Südseebuchten:





Zunächst muß man von kleinen Hafen Pisaetos eine Anhöhe erklimmen, die über die Wespentaille rüber zum Hauptort Vathý führt:







Aufgrund der Besonderheit dieses gigantischen Naturhafens sammeln sich hier die Segler und ankern über Nacht und gehen an Land essen. Soviele verschiedene Sprachen habe ich nicht oft reden gehört. Am nächsten Tag starte ich eine Rundtour um den nördlichen Inselteil:





Im Weiler Anojí gibt es ein uriges Universaletablissement. Café, Resto, Dorfzentrum, Volkskundemuseum, kurz: die Seele des Dorfes, von der Seele des Dorfes geleitet und gepflegt. Ich vertilge einen griechischen Kaffee und selbstgemachtes Eis:









In Kióni genieße ich ein köstliches Mittagessen und finde eine unerwartete Transportfahrzeugkombination vor grins :





Noch zwei weitere, in seltsamer Übereinstimmung angestrichene Einkehrmöglichkeiten passiere ich:





Zurück geht es auf der Panoramahöhenstraße auf der Westseite mit Blick auf den "schönsten Strand" der Insel:





Und einem erneuten Angriff auf den Farbbereich der Netzhaut:



Und nach vormittäglichem Dunstfrust eröffnen sich auf dem Rückweg erfreuliche Aussichten aus der Höhe auf den Hauptort in seiner Bucht:







Was der Abend schon angedeutet hatte:



Zeigte sich am nächsten Morgen. Der Dunst war ein Vorbote für ein Tiefdruckgebiet gewesen. Die Höhenstraße lag in Wolken:



Ich erreiche den Hafen gerade so eben noch trocken:



Zwischen den nächsten zwei Bildern liegt einer der Wendepunkte, das große Zickzack meiner Reise. Zuerst auf der Fähre zurück nach Patras:



Dann ein Herbstblick auf DIE Brücke:



Ich lese Internetnachrichten und lasse mir das seltsame Verhalten des jungen Hoteliers auf Ithaki durch den Kopf gehen. Es wurde viel rumgetuschelt, offensichtlich liegt etwas im Busch. Sie haben große Angst vor einem erneuten lockdown. Griechenland war ganz hervorragend durch die Coronakrise gekommen, mit deutlich besseren Werten als zB in Deutschland oder der Schweiz. Jetzt kommen die ganzen Touristen ins Land, wenn auch erheblich weniger als sonst üblich. Sorgen bereiten vor allem die Bulgaren und Russen, die aus dem Norden einfallen, schnell wird dort die Grenze fast geschlossen.

Meine Route würde mich ab Patras Richtung Piräus und von dort auf die Inseln führen. Dort festgesetzt zu werden erscheint mir als doch recht abschreckende Vorstellung. Und so ziehe ich die Reißleine. Natürlich tut das weh und ist traurig, aber ich würde mir ja Vorwürfe machen müssen, wenn ich mir sagen müßte, vor 5 Tagen hättest du in Patras noch ohne großen Aufwand zurück fahren können.

In Patras landen wir um 13:30. Der andere, der neuere Hafen liegt 5 km südlich. Um 13:50 stehe ich am Schalter und frage, ob ich die erst in zweieinhalb Wochen geplante Rückfahrt auch auf heute verlegen kann. Ja, das geht. Allerdings ist jetzt Nebensaison und ich hätte dann für mein schon bezahltes Rückreiseticket deutlich zuviel ausgegeben. Zum Ausgleich und nach telefonischer Rücksprache mit der Teppichetage bekomme ich eine Luxuskabine.

Der Check-out am Zoll mit flughafenähnlicher Taschenkontrolle geht flott, das Rad paßt in keinen scanner, um 14:10 stehe ich am Schiff, das um 14:30 ablegt. Es ist noch leerer als auf der Hinfahrt und ich nehme von der gigantischen Kabine Besitz. Sie befindet sich direkt unter der Brücke und hat nach vorne schauende Fenster:







Vor Igoumenitsa zeigt sich neben dem Grau eine kleine Wolke im Abendlicht:



Mit einem zurückhaltend schwarz-weißen Bild von unterwegs geht dieser 6-Tage-Trip nach Griechenland zuende, morgen werde ich wieder in Ancona landen.




Ende Teil 1.



...in diesem Sinne. Andreas

Geändert von iassu (12.09.20 10:40)
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