Da habe ich ja etwas losgetreten.
Wahrscheinlich gehe ich meine Touren zu ehrgeizig an ...
Das ist jdenfalls bei mir ein möglicher Grund für Demotivation. Wenn meine Zeit begrenzt ist, plane ich meist die Touren viel zu voll, will viel zu viele Orte mitnehmen, irgendwann versuche ich nur noch, dem Zeitplan hinterherzufahren und bin gefrustet. Dann beginne ich umzuplanen. Keine Ahnung, ob ich das zukünftig mal besser hinbekomme.
Besonders bei längeren Reisen (oder auch schon Rennen) helfen mir zwei Erfahrungen. Erstmal habe ich gelernt, dass es immer ein auf und ab gibt. Auf meiner längsten Reise wurde mir eines Tages ganz bewusst, dass ich mir die Höhepunkte mit den schwierigen Momenten erkaufe. Hätte ich mich am Vortag in den Zug gesetzt, hätte ich heute nicht dieses tolle Erlebnis gehabt. So sage ich mir also in Tiefphasen, dass ich das eigentlich nur abzuwarten brauche, einfach weiterfahren, es wird irgendwann wieder besser. Ich sehe die aktuelle Mühsal dann als Investition, ich bezahle das nächste Highlight schon per Vorkasse.
Ein wenig gegensätzlich ist dann aber auch der Gedanke, flexibel zu bleiben. Je mehr ich plane, je mehr ich vorher über meine Route weiß, desto größer sind die Erwartungen und eventuell auch Enttäuschungen. Aber man kann auch auf den kleinsten Nebenstraßen die schönsten Momente erleben. Wenn man den Moment zu schätzen lernt, sich einfach mal freut, jetzt irgendwo zu sein, aber nur nicht zuhause auf dem Sofa, so richtig in die Umwelt eintaucht, können Erinnerungen entstehen, von denen man viel länger zehrt als nur Sehenswürdigkeit xy angesteuert zu haben.
Pausentage sind nicht so ganz mein Ding, es fällt mir dann schwer, wieder reinzukommen. Aber auch hier sollte man auf das Gefühl hören und sich nicht von der Planung scheuchen lassen. In Portugal habe ich ein paar Tage lang immer wieder die Surfer beobachtet. Als ich nach Ericera kam, war gleich hinter dem Ortseingang eine Surfschule. Ich bin da rein und habe ganz spontan einen Kurs gebucht (hatte Null Vorerfahrung) und nach der ersten Stunde gleich auf den 3-Tage-Kurs upgegradet. Oder vorher in Bilbao, da bin ich auch zwei Tage geblieben. Als ich vom Hügel auf die Stadt sah, wusste ich einfach - obwohl ich große Städte gerne auch meide - dass ich mich hier umsehen möchte.
Der zweite Punkt meiner Strategie ist, so wie andere es hier auch schon beschrieben haben, mir die Strecke einzuteilen. Auf meiner bisher längsten Reise hatte ich die Route zwar grob überlegt, aber mich quasi nur von einem Zwischenziel zum nächsten gehangelt. Analog habe ich beim Langstreckenrennen auch nur von Kontrollpunkt zu Kontrollpunkt gedacht. Aber hier ist die Motivation eh nochmal anders. Tage teile ich mir auch ein, wenn es sein muss. Anfangs wird möglichst gar nicht auf den Kilometerzähler geschaut, das zieht mich nur runter. Wenn ich später schon was geleistet habe, motiviert es eher, Kilometer um Kilometer draufzupacken. Oder ich denke von Ortschaft zu Ortschaft und teile mir die Entfernung in bekannte Strecken ein. Da ich in Berlin lebe bin ich schon sehr oft auf dem Tempelhofer Feld gefahren, die Runde beträgt ungefähr 6km. Wenn ich demotiviert bin und zum nächsten Ort sind es noch 12 km, denke ich daran, dass es quasi nur zwei Runden um das Feld sind. Dieser Gedanke ist positiv besetzt, wie oft bin ich da denn auch schon gefahren, das ist doch ein Klacks, usw. In den Bergen mag ich Serpentinen, weil ich da von Kehre zu Kehre denken kann. Oder ich schaue mir die Höhenmeter an und zähle fast mit bis zum nächsten vollen Hunderter. Dann wieder von vorne. Wenn alles nichts hilft, schaue ich nach unten und betrachte Kurbelumdrehung um Kurbelumdrehung. Was genau das Richtige ist, ist dann sicherlich individuell, das findet man selbst heraus.