Meine große Tour nach Griechenland muss ich auf nächstes Jahr verschieben. Aber ich wollte die Zeit nicht ungenutzt lassen und war im August in den Bergen unterwegs.
RDGA – die berühmte, um nicht zu sagen legendäre Route des Grandes Alpes - war mein Ziel.
Ein bissl Hintergrundinfo:
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Historisches:
Die Geschichte der Route des Grandes Alpes hatte ihren Ursprung in den 1850er Jahren, als zu Zeiten von Napoleon III der Bedarf an Straßen über die Alpen entstand, damit Truppen die Gebirgspässe überqueren konnten.
Ende der 1870er Jahre begann Frankreich, die ersten Straßen zu bauen. Der berühmte Col du Galibier, der zuvor nur von Viehhirten genutzt wurde, wurde ausgebaut und 1876 als Naturstraße eröffnet. Weitere Pässe folgten.
Anfang des 20. Jahrhundert und insbesondere mit dem Ausbruch des ersten Weltkrieges war der Ansporn, Bergpfade in Passstraßen zu verwandeln, vorbei. Zum Glück für die Radfahrer und Automobilbegeisterten drängte jedoch der Touringclub de France auf den Ausbau einer Reiseroute, die den Genfersee mit Nizza verbinden sollte. Die Eröffnungsfahrt der "Route des Alpes", wie sie ursprünglich genannt wurde, fand 1911 mit Automobilen statt und begann in Nizza.
Der Col de l'Iséran, der höchste der Alpenpässe, wurde 1937 eingeweiht. Ein Pass nach dem anderen wurde asphaltiert. Der Cormet de Roseland war 1970 der letzte Abschnitt, der asphaltiert wurde. Seitdem verbindet die Route des Grandes Alpes alle großen Alpenpässe Frankreichs auf asphaltierten Straßen.
Warum ich das alles erzähle? Weil ich die Route des Grandes Alpes gefahren bin!
Für mich war das eine riesengroße Herausforderung! Ich nahm mir 3 Wochen Zeit und startete am Genfersee. Genau genommen in Thonon-les-Bains auf der französischen Seite beim Zero Point, dem offiziellen Startpunkt.
Anreise mit dem Auto oder Zug? Zug oder Auto? Da ich keine brauchbaren Zugverbindungen fand bzw. mir die Zugverbindungen nicht gefielen, beschloss ich, mit dem Auto zum Genfersee zu fahren oder besser gesagt, mich mit dem Auto chauffieren zu lassen.
Start war am 6. August auf der offiziellen Route des Grandes Alpes.
Meine erste große Hürde war bereits der dritte Pass: Col de la Colombière. Ein langer mittelsteiler Anstieg. Aber die letzten 3 km hatten es in sich. Steigungsgrad bis 14 %.
Bei der Abfahrt wurden die Wolken immer schwärzer. Beim Anstieg zum nächsten Pass – Col des Aravis – begann es zu donnern. Und natürlich erwischte mich das Gewitter samt peitschendem Regen von der Seite auf den letzten Kilometern des Anstiegs. Jessas war ich durchgefroren!
Aber das Wetter beruhigte sich wieder. Und bevor ich am Etappenziel angelangt war, trauten sich sogar ein paar Sonnenstrahlen hervor.
Eine wunderschöne Strecke war der Anstieg zum Col du Méraillet, der zu einem See führte, den ich entlangfuhr.
Aber mit dem See war ich noch nicht fertig, es ging wieder bergauf zum nächsten Pass, dem Cormet de Roselend. Was für eine tolle Landschaft, was für ein tolles Bergpanorama! Hier war ich nicht mehr weit von der 2000er-Grenze entfernt.
Meinen nächsten Anstieg – die Auffahrt zum höchsten Alpenpass – unterbrach ich in Val d’Isère. Nun ging es auf 2.770 m, auf den Col de l’Iseran. Der Anstieg war nicht mal so schlimm, ich hab mit schlimmerem gerechnet. Nur im oberen Bereich war’s ein bissl zach. Vor mir sah ich eine Radfahrerin mit Schwerstbeladung (inkl. Zelt, Isomatte und Schlafsack!). Später kam ich ins Gespräch mit ihr. Sie meinte, solche Touren macht sie immer allein. So was macht keiner mit ihr. Nur die gemütlichen macht sie mit der Familie. Das kommt mir irgendwie bekannt vor. :-)
Die Kulisse mit den Bergen, einer höher als der andere, war einfach umwerfend. Man hat 3000er und 4000er um sich!
Die Abfahrt vom Iseran war ziemlich lang. Was natürlich wiederum hieß, dass ich als nächstes wieder einen langen Anstieg vor mir hatte. Der Col du Télégraphe war mein nächster Pass. Er begann mit einer Fleißaufgabe (Umleitung wegen Baustelle), die Schilder für die Radfahrer waren so unklar, dass ich glatt im Kreis fuhr. Aber mit Fragen kam ich dann doch auf die richtige Umleitungsstrecke. Der Télégraphe war nicht so hoch, aber er leitete den berühmtesten aller berühmtesten Pässe ein.
Der GALABIER war der nächste. Ich hatte noch überlegt, mach ich vor dem Galibier eine Pause oder nachher. Dann entschied ich spontan, den Galibier noch mitzunehmen. Und gut war’s! An meinem Pausetag gewitterte es in der Früh. Und den Galibier fuhr ich bei strahlendem Sonnenschein. Um 7 Uhr 15 setzte ich mich aufs Rad. Ich war nicht die einzige! Mehr und mehr Radfahrer zeigten sich. NOCH keine Autos und keine Motorräder, die gesellten sich erst später dazu. Einige Radfahrer, die mich überholten, riefen mir Sätze wie "bon courage" oder "du hast nicht mehr weit" oder "du schaffst es" (soweit ich es verstehen konnte) zu. Radfahrer und Radfahrer – sie helfen sich gegenseitig, sie motivieren sich gegenseitig. Auf den ersten 10 km hielt sich der Steigungsgrad in Grenzen, dann kam ein kurzes Flachstück, eine ausgedehnte Kurve. Und ich sah schon, wo es weitergehen sollte. An der Steilwand schräg bergauf. Es wurde steil! Richtig steil! Ja, der Galibier hat's in sich! Man fährt wie durch eine Mondlandschaft. Und das Bergauf nimmt kein Ende. Am steilsten war schließlich der letzte km bis zur Passhöhe. Der Galibier ist immerhin mit 2.642 der fünfthöchste Alpenpass. Aber ich war oben! Um mich herum schneebedeckte Berge, teilweise mit Gletschern bedeckt. Atemberaubend!
Atemberaubend war auch die Abfahrt. In Briançon legte ich einen Pausetag ein und machte eine Besichtigung der Altstadt, nachdem der Regenguss aufgehört hatte.
Meine nächste Etappe war etwas holprig. Das begann gleich mit der Quartiersuche. Nichts zu finden für mein nächstes Etappenziel. Heute war Feiertag und Donnerstag. Auch in Frankreich beliebt für ein verlängertes Wochenende. Der Hotelmanager in Briançon war mir behilflich und gab mir ein paar Telefonnummern. Ich telefonierte herum und fand schließlich ein Hotel 7 km entfernt von Guillestre. Wie gewohnt fuhr ich zeitig los, um den Autos und Motorradfahrern zuvorzukommen. Oh je, meine Bremsen begannen zu krachen und zu quietschen. Ja, meine Schuld! Ich bremse halt, wenn ich einen Pass runterfahre! Vielleicht sollte ich das Bremsen unterlassen? Hm … Das Gequietsche hörte auch beim Bergauffahren nicht auf. Ich quietsche so dahin, bis ich … ja, bis ich vor einer Straßensperre stand.
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Was ist los? Baustelle? NEIN! Ein Triathlon. Der EMBRUNMAN fand heute statt. Gestartet waren die Teilnehmer um 5 Uhr 50 mit 3,9 km schwimmen. Der zweite Teil bestand aus 188 km Radfahren mit 5000 Höhenmetern. Und als drittes kam noch ein voller Marathon dazu. Ich glaub's ja noch immer nicht, dass es Leute gibt, die so was machen können! Die Straßensperre betraf den kompletten Pass – den Col d'Izoard. Beide Seiten wurden um 9 Uhr dicht gemacht. Rien ne va plus. Ich stellte mein Rad an den Rand und setzte mich auf den Gehsteig. Die Hütte auf der rechten Seite war zu. Es gesellten sich weitere Radfahrer und Fußgänger zu mir. Alles wartete wie gebannt auf den ersten Rennradfahrer. Bis ich mein Handy entsperrt hatte, war der erste schon vorbeigeflitzt. Bist du g'scheit haben die einen Affenzahn drauf! So was hab ich noch nicht erlebt. Und schon war der zweite vorbei. Den dritten und den vierten konnte ich fotografieren.
In der Endwertung waren das der vierte und der siebte, fand ich am Abend heraus. Ganz besonders beeindruckte mich der Endsieger. Er war nach dem Schwimmen auf Platz 100! Mit dem Radfahren arbeitete er sich auf Gesamtplatz 4 vor. Und nach 10 km Marathon übernahm er die Führung.
Während einer nach dem anderen vorbeiflitzte, waren mir zwei Schweizer Radfahrer behilflich und zerlegten mein Rad. Bremsbeläge am Ende. Bremsbeläge hinten gegen vorne tauschen? Immerhin quietschten die hinteren Bremsbeläge nicht? Einen Versuch war es wert. Allerdings gelang den beiden die Übung nicht. Somit versetzten sie das Rad wieder in den Ursprungszustand.
Um 14 Uhr wurde die Straßensperre aufgehoben! Die Radfahrergruppe löste sich auf, und ich quietschte weiter Richtung Passhöhe. Mir fehlten noch 9 km und 1000 Höhenmeter.
Von nun an ging's bergab. Quietschend. Noch lauter quietschend als beim Anstieg. Eh klar. ABER die Bremsen funktionierten noch! Immerhin.
An der Ortstafel Guillestre gab ich mein Hotel im Navi ein und folgte der roten Linie. Ein Kreisverkehr, eine Holzhütte links. Ist das ein Fahrrad vor der Hütte? Ich machte einen Einkehrschwung und stand im Radlshop. Super! Ich musste nicht erst suchen, der Radlshop fand mich. Und ich bekam sofort neue Bremsbeläge! Der Mechaniker stellte meine Bremsen neu ein, und aus war es mit dem Quietschen.
Mein nächster Pass – der Col de Vars – war ein für mich unbekannter Pass.
Aber dann … In Jausiers verließ ich die Hauptroute. Der Bonette war mein Ziel. Lang, anfangs moderat, dann allmählich mittelsteil und dann wurde es immer steiler. Ein See brachte eine kurze Erholung, bevor es wieder steil weiterging.
An einer Kaserne vorbei kletterte ich in Kurven und Kehren höher. Als der Col de la Bonette und der Gipfel selbst – Cime de la Bonette – sichtbar wurden, ließ der Steigungsgrad nach, und ich fuhr eine großräumige Kurve bis zum Pass.
Aber natürlich musste es auch noch die Schleife zum Cime sein. Bei bis zu 16 % Steigungsgrad!
Und weil das noch immer nicht genug war, kraxelte ich noch auf einem Pfad rauf auf den Gipfel. Ein bissl Bauchweh hatte ich, weil ich mein Rad am Cime einfach stehen gelassen hatte. Aber mir hat mal jemand gesagt: wer wird extra auf 2.802 m raufgehen, um dort ein Rad zu fladern? Ich war oben und bewunderte das Wahnsinnspanorama! Ich stapfte wieder runter, und mein Rad war noch immer da. Glück gehabt!
Runter ging es wieder nach Jausier, um die Hauptroute fortzusetzen.
Ab Bonette wurden die Pässe wieder niedriger. Der Col de la Cayolle war noch über 2000, aber die nachfolgenden Pässe waren schon drunter. Und somit veränderte sich auch die Landschaft. Die Straßen verliefen oft Felswände entlang und waren vielfach sehr schmal. Auf der einen Seite eine Steilwand, auf der anderen Seite die Schlucht. Und die Straßen waren nicht immer von einer Leitplanke oder einer kleinen Mauer begrenzt. Manchmal war alles einfach offen.
to be continued