Hei Gerrit,
so negativ habe ich bisher noch von keinem über sein Liegerad gelesen.Ist aber interessant. Ich tippe mal was dazu...
>1. Auf unbefestigten Wegen schmierste permanent weg. Passiert mit nem Mountain-Bike oder Trekking-Bike nicht so schnell.
Das kleine VR ist evtl. etwas ungünstiger auf schlechtem Weg, aber m.E. kein besonderes Problem. Dickere Reifen könnten evtl. schon ausreichen. Kommt aber drauf an, wolang man fährt, das Radius Hornet ist ja kein MTB.
>2. Während des Winterhalbjahres kannste nen Liegerad gerade vergessen. Klingt albern, aber es macht sich sehr wohl bemerkbar, wenn die Sonne tiefer steht und die Autos früher Licht einschalten. Man wird ständig viel stärker geblendet als auf nem normalen Rad.
Ich verwende einen angekletten Schirm, wie auch bei Downhillern mal zu sehen ist. Man kann damit den Kopf ein wenig senken und somit schon kein Sonnenlicht mehr in die Augen bekommen. Bei blendenden Autos klappt das Wegschauen mit Upright aber evtl. dennoch besser, ist aber auch auf dem Upright nicht unproblematisch, finde ich.
>3. Im Stadtverkehr ist es scheiße damit zu fahren. Man hat keine Übersicht. Gut, das hängt auch mit meiner Fahrweise zusammen. Ich 'schlängel' mich gerne durch. Das kann mit nem Liegerad schon mal gefährlich werden.
Ja, Durchschlängeln ist mit Lieger schlechter. Man muss schon ans Rad etwas angepasst fahren. Auch Sprünge sind ja nicht möglich. Aber den meisten genügen die City-Eigenschaften. Wenn's drauf ankommt, biste mit MTB a'la Radkurier aber sicher schneller durch.
>4. So nen Rad kann ne echte Spardose sein. Wenn der Lenker unten ist (wie z.B. bei der Hornet, Streetmachine etc.), dann ist man im Falle eines Sturzes ganz schön gearscht. Man fällt unwillkürlich auf die teuren Amaturen (meine Hydrauliks gingen dabei inne Binsen). Sprich: teure Spezialteile (wie z.B. mein Lenker) werden in Leidenschaft gezogen.
Ja, das ist bei der Hornet ganz schlecht, viele haben nicht mehr den ersten Lenker dran. Ich kenne aber kein anderes Liegerad, wo der Lenker beim Fall so schnell verbogen ist. Im übrigen kein Problem mit Obenlenkung, die auch in der City noch besser ist (Spiegelmontage, Wendigkeit...).
>5. Man wird überall blöd angegafft. Wer an Minderwertigkeitskomplexen leidet, findet das schick, weil man ja beachtet wird. Ich find's mittlerweile nur nervig (extrem war es in Australien; da haben die sowas noch nie(!!!) gesehen und man bekommt ständig die gleichen doofen Fragen gestellt). Und hier in Deutschland ist es zum Teil ähnlich.
Tja, derzeit eben noch eine Eigenschaft des Liegers, könnte später aber besser werden. Zu zweit auf Reise dürfte es angenehmer sein. Überhaupt finde ich es toll, mit mehreren Liegern zu reisen, macht Spass.
>6. Der Spaßfaktor kann sich schnell verflüchtigen. Wenn man so nen Bock jeden Tag fährt, dann gewöhnt man sich schnell daran und es verkommt zur Selbstverständlichkeit.
Sehe ich nicht ganz so. Sicher, man gewöhnt sich dran, aber es bleiben weiterhin positive Eigenschaften bestehen wie Bequemlichkeit und Landschaftsgenuss. Ausserdem ist das Kurvenfeeling bei Liegern wie z.B. dem Baron total gut, ich geniesse jede Möglichkeit der Schräglage.
>7. Bei beladenem Rad und bergigem Gelände kannste schnell Knieprobleme kriegen. Man stützt sich ja mit dem Rücken am Sitz ab und leitet somit die gesamt Kraft (die deutlich über dem liegen kann, als das was man beim Wiegetritt auf die Pedalen bríngt) über die Kniegelenke. Das kann ganz schöne Schmerzen auf Dauer verursachen. Muß nicht so kommen, bei mir und bei anderen war es aber so!
Hmmm... ja, die direkte Belastung der Knie kann schon höher sein, da man nicht in eine andere Lage (Wiegetritt) ausweichen kann. Bekommst du mit Upright in vergleichbarer Situation (beladen bergauf) keinerlei Kniebeschwerden? Häufigeres Fahren stärkt für solche Situationen die Knie.
>8. Generell und im Sommer speziell - man schwitzt sich nen Wolf auf dem Sitz. Stell Dich drauf ein, ständig überall mit nem durchgeschwitzten Rücken aufzutauchen oder aber nen frisches T-Shirt dabei zu haben. Sitze, die gelöchert sind oder sonst was bringen gar nix, da die resultierende Flächenpressung auf den Rücken immer noch groß genug ist, um keine vernünftige Ventilation zuzulassen (wie auch, wenn der Rücken im 'Windschatten' liegt??!)
Stimmt, Löcher bringen nix, wenn das Polster auch aus Isomatten-Schaum ist, selbst, wenn es ebenfalls gelocht ist. Hatte ich auch beim Flux S-RX bemerkt. Was jedoch sehr wohl gut hilft, sind luftige Polster wie bei Optima. Der offenporige Schaum ist weich und 5 cm dick. Musst du mal testen, das bringt recht viel, auch, wenn der Sitz nicht gelocht ist. Bei gelochtem Sitz ist so ein offenporiges Polster noch besser, fast so gut belüftet wie beim Upright. Es gibt auch noch die "Krallmatte", härter, aber noch luftiger als von Optima. Und ansonsten sind auch Spannsitze nicht schlecht.
>9. herkömmliche Regenkleidung ist unbrauchbar, da diese meistens den Reißverschluss oder ähnliches auf dem Bauch haben. dort ist aber die größte Angriffsfläche für den Regen. Folge: die Suppe läuft Dir fast überall rein.
Bessere Regenkleidung hat abgedeckte Reissverschlüsse. Ich habe dieses Problem so nicht gehabt. Jedoch ist bei langsamer Cityfahrt und warten an der Ampel ein Lieger "regenanfälliger" als ein Upright. Je höher das Tempo aber ist, desto günstiger der Lieger wegen weniger Stirnfläche. Beim Tieflieger muss man aber schauen, dass man das VR brauchbar abgedeckt hat (ideal:
Radkasten (grosses Bild)) oder zumindest eine sehr gute Regenhose anhat, sonst spritzt es unten an die Oberschenkel.
Noch eine Frage: Was war für dich Anlass ein Liegerad zu kaufen?
j.
PS: Ich linke mal im www.liegeradforum.de dieses Thread, vielleicht kommen noch andere Kommentare dazu. Sind interessante Punkte aus der Liegeradpraxis