Hallöchen,

Ende Juni/Anfang Juli habe ich etwas Zeit, mein neues Radel auszuführen. Ursprünglich hatte ich vor, die Vélodyssée entlangzufahren (zB von Nantes nach Bordeaux). Ich bin ein wenig unsicher geworden, wie lohnenswert die Strecke sein wird und ob der Urlauberansturm an der französischen Atlantikküste in diesem Zeitraum nicht unangenehm groß ist. Hat jemand hier Erfahrungen?

Generell würde ich schon gerne mal im südlicheren Europa Rad fahren; bin aber überhaupt nicht auf ein bestimmtes Land festgelegt. Gibt es weitere Regionen, die ihr empfehlen könnt?

Hier noch einmal grob meine Rahmenbedingungen:
- Anreise ab Berlin/Anreise ab Trier alternativ möglich
- An- und Abreise am liebsten auf einigermaßen direktem Weg
- ca. 7 Tage
- Rundweg nicht notwendig
- Reisestrecke (bei flacheren Regionen) gesamt: ca. 600km, darf auch etwas mehr sein
- Unterkunft: Zeltplatz
- gewünschte Umgebung: Meer, Horizont, Berge (die allerdings am liebsten von weitem...;-)), großartige Sehenswürdigkeiten eher nicht; lieber großartige Landschaften und herzensschöne Regionen
- Wege: am liebsten ausgeschilderte Radwege, ruhige Landstraßen, wenig Verkehr, usw

Weitere Überlegungen waren:
- Sardinien
- Sizilien
- Provence
- das Loiretal (wobei ich beim Aufschreiben merke, dass ich gern ans Meer möchte...)

Hättet ihr vielleicht noch weitere Anregungen, mit denen ich mich weiter beschäftigen könnte?

Vielen Dank für eure Hilfe,
Katja

Hallo Katja,

bei "nur" 7 Tagen würde ich Sardinien und Sizilien schon einmal streichen, da Du für diese beiden Regionen schon mind. 1-2 Tage für die An- und Abreise brauchst (und sogar noch mehr, wenn Du und Dein Radel nicht fliegen wollt).

Tja, dann wird das Reiseziel mit Wunsch "ans Meer" schon schwierig.

Wie wäre es denn z.B. von Berlin nach Venedig mit dem Zug (Mit CNL über Münschen kommst Du sehr gut nach Venedig) und dann die Adriaküste entlang bis nach Zagreb? Von Zagreb müsste es doch einen Zug zürück nch Berlin geben, Falk kann da bestimmt nähere Auskünfte geben

So grob müsstest Du dann auf Deine 600km kommen und Du hast von Deinen gestellten Anforderungen von allen etwas dabei, aber hauptsächlich Meer.

Alles andere wird bei nur 7 Tagen schon sehr stressig mit An- und Abreise und bei 7 Tagen würde selbst ich nicht unbedingt mit Rad zum Reiseziel hin- und zurückfliegen.

Das wäre so meine Idee.

Gruss
Thomas

Edit: Auch von Zagreb müsste es nach erster Recherche einen Nachtzug zurück nach Berlin geben, aber wie schon erwähnt, einfach mal Falk anhauen. Der kennt gefühlsmäßig wohl jede Zugverbindung auf diesem Planeten in- und auswendig

Hallo,

ein paar ungeordnete Gedanken zu deinem Ansinnen.

Südeuropa, Berge von weitem, direkte Anreise - das geht nicht so richtig.

Die genannten Inseln sind auch an der Küste alles andere als flach, Berge sieht man da eher aus der Nähe.

Der große Ansturm an der frz. Atlantikküste setzt etwas später ein.

Für eine Zuganreise geht für Süd-(West-)Europa jeweils ein Tag drauf. Ausnahmen sind vielleicht bei Nutzung von Nachtzügen möglich, aber ob die wenigen in Frage kommenden noch buchbar sind und die Ziele dir gefallen, halte ich für fraglich.

Mir wäre der zeitliche Aufwand für eine Reise an die frz. Küste bei nur einer Woche zu groß.

Ich würde an deiner Stelle über die heimischen Küsten nachdenken.

Gruß
Uli

Die dänischen und polnischen Küstenabschnitte sollen soooooooo schlecht auch wiederum nicht sein

Ansonsten volle Zustimmung, 7 Tage sind verdammt kurz, wenn dazu noch eine lange Anreise Richtung Südeuropa kommt. Selbst mein oben aufgeführter Tip Venedig - Zagreb beinhaltet 2x lange Zugfahrten von 14 bis 17 Stunden.

Mir wäre das zu stressig für nur eine Woche.

Gruss
Thomas

Würde ich nicht so eng sehen. Bei einer Woche Urlaub sind es immerhin schon neun Tage und in dieser zeit war ich schon mehrfach auf Korsika oder Sardinien. Mit dem Nachtzug nach Florenz, weiter mit dem Regionalverkehr nach Livorno und von dort kommt man täglich nach Bastia oder Golfo Aranci. Freitag abend los, Sonabend abend am Ziel, Sonnabend früh aufs Festland und über Nacht Florenz–München, Sonnabend Mittag oder Nachmittag wieder bei Preußens.

Hallo Katja,
zunächst noch ein herzliches Willkommen!
Von Berlin aus sind deine Ziele eigentlich sinnvoll nur per Flieger zu erreichen - die schweben bekanntlich nicht täglich, was meistens zu Verlust von Urlaubstagen führt. Sardinien oder Korsika wären für Monti e Mare natürlich recht ideal, wenngleich ohne Berge zu fahren die Faszination natürlich stark eingeschränkt ist. Für solche Inseln würde ich aber nicht unter 2 Wochen ansetzen - selbst wenn es nur ein Appetitanreger sein soll.

Mit Trier kommst du leicht nach Luxemburg und damit ans französische Nachtzugnetz, was die Sache vereinfachen könnte. Deine Route Nantes/Bordeaux bietet allerdings keine Bergansichten - nicht mal aus der Ferne. Die beginnen erst im Baskenland und selbst in Bayonne sieht man noch wenig Berg - erst im spanischen Baskenland kommen die Berge wirklich ans Meer. Deine Vorstellungen würde besser verwirklicht am Mittelmeer mit dem Corbières und der Côte Vermeille. Im Norden gibt es flache Routen, etwa am Canal du Midi. Das Corbiéres ist eine hügelige Vorpyrenäenlandschaft, die manchmal schon wenig abseits vom Meer sehr bergig wirkt, recht einsam ist und teils auch sanfte Bergübergänge bietet. In der Ferne stößt man auf höhere Bergpanoramen - zunächst mit Katharerburgen, nach Süden dann etwa mit dem mystischen Canigou. Auch die Täler von Têt und Tech lassen Bergansichten zu, ohne sich zu sehr anstrengen zu müssen. Ab Collioure reichen die Berge direkt ans Meer bieten eine traumhafte Kulisse, Küstenstraße ist dann leicht hügelig aber nicht so schwer (wenn kein Wind). Hinterland lässt sich da auch beradeln, wird dann aber anspruchvoller. Auzsflugsziele könnte auch nach die nördliche Costa Brava sein mit dem Cap de Creus und Cadaques. Denkbar sind Nachtzug z.B. nach Narbonne und Rückreise ab Cérbere oder Collioure.

Ein andere Route mit Bergen und Meer und frz. Nachtzuganschluss wäre die Côte d'Azur. Wenn die Wunsch wächst, gibt es kleine Gebirgszüge, wo man Bergfahren antesten kann (Maurenmassiv, Estrél-Massiv). Antibes - Nizza - da waren die Maler genauso wie in Ceret - Collioure. Man könnte z.B. in der Camargue anfangen und in Nizza aufhören. Auch ab Avignon und durchs Luberon nach Aix und etwas später zur Küste wäre reizvoll.

Da fällt mir noch ein, mit Bezug auf die Ideen von Matthias: Wie wär's denn mit Paris - Nizza? Da kommt man gut hin und wieder weg, und es liegen noch ein paar weitere tolle Regionen dazwischen - Dauphiné, Vercors, Gorges du Verdon... Ich finde, in kaum einer Gegend hat man so viele und interessante Möglichkeiten eine geniale Tour zu kombinieren. Sind allerdings über den Daumen gepeilt etwa 800 km.

Gruß Thomas
www.bikeamerica.de

Dann muss ich wohl schneller fahren... ;-)

Vielen Dank schon mal für die tollen Anregungen. Jetzt weiß ich auch, warum ich in meiner Planung nicht so richtig weit gekommen bin; die Kombi aus Meer/Anreise/keine Berge ist wohl wirklich nicht so dolle...

Aber ein zwei Vorschläge haben mir auf Anhieb gefallen, das schau ich mir noch einmal auf der Karte und den Flug- und Zugplänen an.

Grüße,
Katja

Hallo Katja,

Die Sommerferien fangen in Frankreich dieses Jahr am 6.Juli an. Bis dahin ist es erfahrungsgemäß in den Urlaubsregionen noch recht ruhig. Es könnte sich in deinem Fall auf die Verfügbarkeit und die Preise der Tickets für die Rückfahrt auswirken, denn in den ersten Ferientagen wird nicht nur vom Norden in den Süden gefahren sondern auch viel kreuz und quer durchs Land.

Ansonsten kann ich nur unterstreichen, was Matthias in seinem zweiten Absatz geschrieben hat. Du wirst kaum irgendwo in Frankreich soviel Auswahl an Bergen und Meer, Flachetappen und Bergtouren, Kultur und Erholung auf so wenig Raum vorfinden wie in den östlichen Pyrenäen und den angrenzenden Gebieten. Solltest du dich für diese Gegend entscheiden empfehle als Lektüre zur Einstimmung "Roussillon und Côte Vermeille" von André Dominé. Die letzte Auflage ist zwar schon mehr als 10 Jahre alt und nur noch antiquarisch erhältlich, aber es ist der einzige regionale Reiseführer, der Matthias' Reiseberichte toppen kann.

Gruß
Rainer

gibts noch bei der Amazone!

Von Trier nach Hahn ist nicht weit. Und dann mit dem Flieger nach Pisa. Durch die Toskana und ans Meer. Billiger als Zugfahren.

Dann vielleicht den Klassiker Genf-Nizza?

Nach Genf kommt man eigentlich ziemlich problemlos mit dem Zug incl. Radmitnahme. Zurück entweder mit Regionalzügen oder (ich bin aber nicht ganz sicher, ob der aktuell fährt) per Nachtzug nach Luxemburg, von dort gibts eine gute Anbindung ins deutsche IC-Netz.

Bernd

Hallo Bernd,

guter Tipp!
Ist das für einen sehr ambitionierten aber weniger gut trainierten Flachlandradler überhaupt zu schaffen? Bisher haben mir 80-100km auf gut befahrbaren, einigermaßen ebenen Wegen gereicht, um mich erfolgreich zu fühlen. Mehr wär sicher immer gegangen; man will ja aber auch am nächsten Tag noch Lust haben, aufs Rad zu steigen.

Ich such mal noch nach passenden Reiseberichten um einen besseren Eindruck zu bekommen; reizen tut mich die Idee ja...

Grüße,
Katja

nach kurzer Recherche schüttel ich mal über mich selbst den Kopf – unglaublich, auf was für Schnapsideen man so kommt...
das heb ich mir mal lieber als fernziel noch auf.

Die Strecke kann ich sehr empfehlen. Die SNCF-Boutique am Kölner Hauptbahnhof ist Ansprechpartner für die Nachtzugtickets.
Wir sind allerdings nicht in sieben Tagen sondern in drei Wochen diese schöne Strecke gefahren. Hier ist unsere letzte der Etappen.

Für die Fahrstrecke habe ich mir ca. 10 Tage Zeit genommen, allerdings mit 2 Tagen Aufenthalt in Sisteron und 2 Tagen in der Verdonschlucht. Man kann auf der Strecke insoweit ja den Verlauf variieren, dass man Nebenstrecken oder Route Napoleon (streckenweise nicht besonders spannend) fährt. Auch lassen sich (notfalls) Zwischenstrecken mit dem Regionalzug überbrücken.

Bernd

Von mir neulich gefahrene Strecke, etwas parallel zu Route Napoléon: Grenoble - ins Vercors - Die - Clelles - Mens - St-Étienne-en-Dévoluy - Gap - Lac de Serre-Ponçon - Seyne - Col du Fanget - Digne - Moustiers - Verdonschlucht - Comps - Draguignan - Fréjus.

Speziell der Abschnitt von Mens bis Digne hat mir gut gefallen (Moustiers und die Verdonschlucht auch).

Viele Grüße,
Stefan