Ich wundere mich dennoch sehr, woran das faire Verhalten liegt. Schliesslich ist Frankreich nicht gerade auf einem anderen Planeten, sprich Mensch bleibt Mensch, Auto Auto und Fahrrad, na Fahrrad, oder?
Ich denke, dass das eine Kombination aus mehreren Faktoren ist. Die Franzosen sind generell im Umgang miteinander rücksichtsvoller als die eher auf Ellenbogen gebürsteten Deutschen. Dann sind französische Autofahrer daran gewöhnt, dass einzelne oder ganze Gruppen von Radlern unterwegs sind, hinter denen man auf kurvenreichen Strecken schon mal ein paar Minuten hinterherfahren muss. Andererseits hat ein Radreisender einen Exotenstatus. Wenn man in Deutschland mit dem Kamel unterwegs ist, dann wird man auch vorsichtig und mit Abstand überholt. Hinzu kommt, dass der Autokult in Frankreich weit weniger ausgeprägt ist. Schnelles Fahren und Missachten von Verkehrsregeln erhöht, ausser bei sozialen Randgruppen, nicht den persönlichen Protzfaktor.
Mit Sicherheit hat es nichts mit einer besonderen Wertschätzung von Alltagsradlern zu tun. Die Masse der Franzosen hält das Benutzen eines Fahrrads für Strecken über 500m ohne sportlichen Zweck für Spinnerei oder ein Zeichen von extremer Armut.