In Antwort auf: Mäni

Hallo Dittmar

Ich finde es interessant und erstaunlich, dass das bei dir so gut geht bei 28 kg (!) Gepäck mit dem Rennrahmen. Ich vermute es ist ja auch nicht gerade ein kleiner Rahmen.
Durch die Verteilung der Last auf beide Räder wird natürlich das Rad sehr stabilisiert, nur mit viel Gepäck hinten sähe es bestimmt anders aus.
Vielleicht kannst du mir noch sagen welches Rad es genau ist?


Hallo Manuel,

wie gesagt mache ich das schon seit vielen Jahren und es ist kein Wunder. Betrachtet man sich mal die prinzipiellen Daten eines z.B. MTB Rahmens und eines Rennrahmens aus Stahl, so ist der Unterschied recht klein. Beide wogen Ende der 90iger ca. 2100 Gramm, beide haben oversized Rohre, (was ältere Stahlrennrahmen oft nicht haben - so groß ist der Unterschied aber nicht) und bei gleicher Rahmenhöhe ist der Hinterbau eines Rennrahmen in Längsrichtung etwas steifer als der MTB Rahmen, in Seitenrichtung ist der MTB Rahmen vermutlich etwas steifer durch die "Ausbuchtungen" für die dicken Reifen in Tretlagernähe. So groß kann der prinzipielle Unterschied gar nicht sein. Die Rohrmaterialien sind oft die gleichen. Größere Unterschiede bekommt man durch gößere Rohrdurchmesser, größere Wandstarken = höhres Gewicht (oder Alu) kleinere Rahmenhöhe (derzeit der Trend) und teilweise der Verarbeitung (sowie der Verwendung von Alu - was ich jetzt erst einmal außen vor lasse)

Vielfach wird vermutlich das aus der Geomtrie erwachsene "nervöser" Verhalten von Rennrahmen mit geringerer Steifigkeit verwechselt. Dieses nervösere Verhalten ist u.U. zu einem kleinen Teil Anregung für Schwingungen, führt eben vor allem nicht zu der von vielen geliebten ruhigen Fahrweise eines Reiserades, aber die Grundsteifigkeit ist zumeist kein Problem. Ich empfinde bei einem Wechsel auf Reiseräder mit klassischem langen Radstand und Hinterbau und breiten (26") Reifen als "Trekker" mit wenig Agilität, die meisten finden mein Rad "nervös".

Mein MTB und mein Hardo Wagner sind nicht deutlich steifer als das Rennreiserad, sie haben aber eine größere Abdämpfung gegenüber Stößen durch die breiteren Reifen. Velotraum baut z.B. relativ schwere Rahmen (um die 2,5 kg) und schafft damit verbunden mit den relativ kleinen rahmenhöhen steife Räder, German Cycles bietet aber Nivacromrahmen um die 1900 Gramm an, vielleicht mitlerweile noch drunter - ich vermute, dass die auch wirklich gut sind.

Nun ein paar Daten zum Rad, seit 2006 fahre ich einen gemufften Faggin Rennrahmen (umgebaut) der Oberklasse, vermutlich aus Mitte/Ende der90iger Jahre. Namen etc. weiß ich nicht, da ich ihn bei ebay ersteigert habe. Rahmenhöhe 61. Davor habe ich oft Rennrahmen ohne oversized Rohren gefahren, zumeist Columbus Aelle etc, also nicht konifizierte Rohre mit 0,8 mm Wandstärke. Rahmenhöhen 58/59. Ging auch recht gut, der Faggin liegt etwas besser auf der Strasse. Wenn das Gepäck nur hinten liegt reagieren etliche meiner Rennrahmen mit einem Flattern des Vorderrades beim Freihändigfahren, aber das Fahren selber geht ohne Probleme. Mit Gepäck hinten und einer Lenkertasche habe ich mehrfach kürzere Touren gemacht, ob ich den Freihändigtest gemacht habe weiß ich nicht mehr. Ein Bild des Faggin von meiner Alpentour 2006 ist auf Seite 92 von "Unseren Rädern" - Teil 1 zu sehen.

Ich will nimanden überreden aus einem Rennrad ein Reiserad zu machen, aber die Behauptung es würde nur schlecht oder gar nicht gehen ist einfach falsch. (Nach meinerm Empfinden werden da immer wieder viele unnachgeprüfte Gerüchte verbreitet) So ein Rad ist (natürlich) nicht so universell einsetzbar wie z.B. ein kräftiges schweres 26" iges Reiserad (das braucht man für vieles aber nicht unbedingt), aber irgendein Trekkingrad etc. ist nicht unbedingt besser, das Rennreiserad aber schneller bzw. benötigt weniger Kraft und etwas mehr "Lenkfähigkeit".

Für die geplante Islandtour 2007 werde ich (natürlich) das Hardo Wagner nehmen, das ist nichts für mein Faggin.

Gruß Dittmar