Hallo Joogle!
Für deine Ergebnisse, die nicht zum verlinkten Video passen, denke ich an ich zwei Punkte, die zu bedenken sind:
1., der kleinere Punkt: Der Typ im Video ist Profi im Rennbereich. Glauben wir im Ernst, dass er wirklich alle Erkenntnisse, die er hat, öffentlich breit tritt? Damit würde er sich arbeitslos machen und den Konkurrenzteams in die Hände spielen. Trotzdem wird der Zusammenhang grundsätzlich schon so sein, wie er ihn beschreibt.
2., der wichtigere Punkt: Ihr beide habt Äpfel und Birnen gemessen. Äpfel und Birnen sind zwar beides Obst, aber verschieden.
Er misst Rennreifen diverser Bauart. Deren Zweck ist v.a. niedriger Rollwiderstand, genügend Grip für Abfahrten und trickreiche Manöver, um Konkurrenten aus zu bremsen, als Lebensdauer genügt im Prinzip 1 Rennen mit bescheidenem Risiko, mit einem Defekt Zeit zu verlieren.
Du hast Reifen getestet, wie wir sie verwenden: Der Rollwiderstand ist wichtig, aber nur ein Faktor unter vielen. Ein Reifen für uns muss mehr mechanische Attacken weg stecken, ohne etwas ab zu bekommen, er muss weit, weit länger halten als ein Rennreifen.
Der größte Unterschied dürfte aber in Profil und Aufbau sein: Ein alltags- und tourentauglicher Reifen braucht mehr Material über der Karkasse, um diese halbwegs geschützt zu halten. Dazu kommt: Mit einem Profil, das ein Rennfahrer benützt, fahre ich sicher nicht auf Tour. Meines muss mehr Grip auf diversen Untergründen geben. Auch Rennreifen für raue Bedingungen sind mit unseren Reifen nicht vergleichbar, deren Profil ist nur für vergleichsweise wenige Kilometer ausgelegt. Wenn mein Reifen erst "eingefahren" ist, ist der Rennreifen für groben Untergrund schon abgefahren und im Rennen nicht mehr einsetzbar.
Unsere Reifen verbrauchen daher weit mehr Energie fürs Walken. Es braucht einfach mehr Energie, einen dicken Reifen zu verformen als einen sehr dünnen. Das Profil hat einen mindestens gleich hohen Einfluss auf das Walken. Das Walken hat er bei den Rennreifen völlig aus geklammert, konnte es auch.
Zuletzt noch eine Beobachtung zu Rissen in der Reifenflanke in Relation zum Reifendruck:
Als wir unsere ersten Winterreifen benützten, experimentierte ich. Um die Spikes, die bei unseren Reifen am Rand liegen, auch auf gerader Fahrt greifen zu lassen, habe ich begonnen, Luft ab zu lassen, bis sie griffen. Das ist gut verifizierbar. Das Rad meiner Frau hatte den weitaus niedrigsten Druck, mein Rad schon höheren, und am Tandem hatten wir den höchsten. Subjektiv war die Schinderei, so ein Rad mit sehr niedrigem Druck und den walkenden Winterreifen mit hohen Stollen zu bewegen bei niedrigstem Druck weitaus am höchsten, aber das konnte ich natürlich nicht messen. Klar erkennbar war am Ende dieses oder des nächsten Winters zu erkennen, dass die Risse der Reifen meiner Frau die mit Abstand tiefsten und meisten waren, trotz der weitaus niedrigsten Belastung. Bei Rennreifen mit geringer Belastung und relativ gesehen extremem Druck wird das wohl anders herum sein, aber da bewegen wir uns in einem ganz anderen Bereich.
Ich denke daher, ihr habt völlig Verschiedenes gemessen.
lg!
georg