Hallo Sigi,

ich wusste nicht, dass du Arzt bist. Worauf hast du dich denn spezialisiert?

Mal sehen, ob ich deinen Fragen und Vorbehalte mit ein paar Antworten und Infos beikommen kann zwinker. Eine kleine Warnung vorweg, es wird etwas länger peinlich

Hier mal ein zitierter Auszug aus Der Brockhaus Ernährung, 2001:


    Vegetarische Ernährung
    [...]

    Ernährungswissenschaftliche Sicht
    "Gegen den Vegetarismus wird häufig eingewandt, dass er zu Mangelerscheinungen führe. Diese Auffassung ist aber für (ovo)laktovegetabile Ernährungsformen inzwischen eindeutig widerlegt. Es liegen umfangreiche wissenschaftliche Untersuchungen vor, die eindrucksvoll belegen, dass nicht nur die insgesamt gesunde Lebensweise von Vegetariern, sondern auch zahlreiche direkt auf die Ernährung zurückzuführende Vorteile den guten Gesundheitsstatus bedingen.

    Langfristige Studien über Ernährungsverhalten und Gesundheitszustand von Vegetariern ergaben, dass eine (ovo)laktovegetabile Ernährung zahlreiche positive Effekte mit sich bringt. So haben Vegetarier seltener Übergewicht und weniger häufig hohen Blutdruck. Außerdem sind ihre Blutcholeristinwerte in der Regel besser als bei Nichtvegetariern, da die Zufuhr ungünstiger Nahrungsinhaltsstoffe wie gesättigter Fettsäuren, Cholesterin und Purine niedriger ausfällt als bei Mischköstlern, ernährungsphysiologisch günstige Nahrungsbestandteile wie komplexe Kohlenhydrate, Ballaststoffe, Vitamine, Mineralstoffe und sekundärer Pflanzenstoffe hingegen in größerer Menge verzehrt werden. Als Folge ihrer gesünderen Ernährungs- und Lebensweise ist das Risiko von Vegetariern für Diabete mellitus, Gicht, Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen niedriger.

    Auch der Eiweißbedarf ist entgegen einer früher weit verbreiteten Ansicht problemlos zu decken. Da die Eiweißaufnahme in den Industrienationen deutlich höher ist als empfohlen, ist eine vegetarische Ernährung auch in dieser Hinsicht von Vorteil. Auch die Versorgung von Vegetariern mit den meisten Vitaminen und Mineralstoffen erreicht oder übertrifft die Zufuhrempfehlungen und ist insgesamt günstiger zu beurteilen als bei einer durchschnittlichen fleischhaltigen Ernährung. Während (ovo)laktovegetabile Ernährungsformen keine besondere Sachkenntnis erfordern und problemlos praktiziert werden können, ist eine vegane Ernährung allerdings nur für solche Personen geeignet, die sich intensiv damit beschäftigt haben."


Es handelt sich hierbei wohlgemerkt laut Brockhaus um die heutige Ernährungswissenschaftliche Sicht. Die Mangelerscheinungen "normaler" Durchschnittskost, die ich oben ansprach, sind z.B. eben Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die in unserer heutigen "modernen" Gesellschaftsform regelrechte Volkskrankheiten sind (ca. 50% der deutschen sterben meiner Kenntnis nach an Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems wie Herzinfarkt, Schlaganfall etc., während diese Krankheiten früher kaum verbreitet waren!)

So, mal sehen ob ich noch ein Paar Nährstoffangaben finde:

* Eisen:
"Eisen ist sowohl in pflanzlichen als auch in tierischen Lebensmitteln enthalten; es kommt v.a. in Fleisch, grünem Blattgemüse und Nüssen vor. Der Körper kann das in Fleisch enthaltene Eisen jedoch besser verwerten als das in pflanzlichen Lebensmitteln vorkommende. Die empfohlene Tagesdosis liegt für Männer bei 10mg, für Frauen im Gebährfähigen Alter bei 15mg." (Der Brockhaus Ernährung, 2001)

Interessant ist noch: "[...]Andere Stoffe, wie z.B. Vitamin C fördern die Eisenaufnahme."

Dazu noch ein kleiner Auszug aus der dazu angegebenen Nährstofftabelle (jeweils fuer 100g verzehrbarem Anteil):

Auf vegetarischer Seite lassen wir mal antreten:
Erdbeeren --> 1,9mg
Blumenkohl --> 1,6mg
Grünkohl --> 1,9mg
Gurken --> 2,7mg
Mangold --> 2,7mg
Mohrrüben --> 2,1mg
Schwarzwurzel --> 3,3mg
Spinat --> 4,1mg
Bohnen, weiß --> 6,1mg
Kichererbsen --> 6,9mg
Linsen --> 7,5mg
Sojabohnen --> 6,7mg
Haferflocken, Vollkorn --> 5,2mg
Hirse --> 9,0mg

Roggenschrot- und Vollkornbrot --> 3,0

Bei tierischen Produkten sind vor allem Nieren (9mg bis 11mg) und Leber (7mg bis 22mg beim Schwein) zu nennen. Normales Schweinekotelett und -Schnitzel hat hingegen nur ca 2mg.

Wie man sehen kann, gibt es also reichlich pflanzliche Lebensmittel, die eine mehr als ausreichende Eisenzufuhr leicht ermöglichen. Auf Fleisch kann hier also getrost verzichtet werden. lach

* B-Vitamine:
"Die B-Vitamine sind v.a. in Vollkornerzeugnissen, Schweinefleisch, Innereien, Milch und Milcherzeugnissen enthalten."

Da es hier zu viel waere, auf alle B-Vitamine einzugehen, beschränke ich mich mal auf B12, da bei den anderen (soweit ich's jetzt herausfinden konnte) fuer Vegetarier keine Mangelerscheinungen zu erwarten sind.

"Vitamin B12 kommt fast ausschliesslich in tierischen Lebensmitteln vor. [...]Auch pflanzliche Lebensmittel, die unter Einwirkung bestimmter Bakterien hergestellt werden (z.B. Sauerkraut), enthalten größere Mengen des Vitamins."

Die empfohlene Tageszufuhr für Erwachsene beträgt 0,003mg oder 3 mug. In 100g Trinkmilch sind 0,4mug enthalten (sowohl mit 3,5% als auch mit 1,5% Fett). 100g Käse enthält 2mug bis 3mug. Für Sauerkraut habe ich jetzt leider keine Werte finden können.

Der Vitamin B12 Vorrat in der Leber hält für ca. 10 Jahre vor! Mangelerscheinungen treten also nicht so schnell auf. Bei Vitamin B12 besteht also zumindest bei Lakto-Vegetariern auch kein wirkliches Risiko einer Mangelerscheinung. lach

* Jod:
Hier besteht anscheinend wirklich ein potentielles Problem -- allerdings auch für Nichtvegetarier. Ursache des allgemeinen Jodmangels in Deutschland sind die jodarmen Böden!

Seefische (nicht Süßwasserfische!) sind wohl recht gute Jodquellen -- 2 bis 3 Portionen pro Woche reichen. Allerdings geht bei der Verarbeitung und Zubereitung wohl recht viel Jod verloren.

Allgemein hat sich in Deutschland die Verwendung von Jod im Kochsalz bewährt -- hier reichen ca. 5g täglich. In vielen gesalzenen Fertigprodukten wird allerdings kein jodiertes Salz verwendet! (Infos auch aus dem Brockhaus)

Für Vegetarier ist also jodiertes Kochsalz die beste Möglichkeit, den Bedarf zu decken.


So, das reicht jetzt aber. Ich hoffe, dass ich ein wenig zur Aufklärung beitragen konnte. Zumindest sollte es mit diesen Infos leicht sein, die von dir genannten potentielle mangelhaft zugeführten Nährstoffe in ausreichender Menge aufzunehmen.



Viele Gruesse.
Maik.