In Antwort auf: Uwe Radholz
kostet so viel wie drei Übernachtungen


Das kann ja so billig sein wie es will, wenn es seinen Zweck nicht erfüllt, war's immer noch zu teuer. Und vorab, möglicherweise ohne die Möglichkeit einer Probefahrt, zu erkennen, ob es seinen Zweck erfüllen wird, das ist für jemand technisch Unbedarftes mindestens genau so schwierig, wie bei 'nem gebrauchten Fahrrad. Bei dem aufgerufenen Preis müssen jedenfalls alle Alarmglocken läuten, denn der muß ja irgendwo herkommen. Ich finde aber auf den Bildern nix, was da besonderen Argwohn bei mir wecken würde. Schraubachsen, klar, hinten wahrscheinlich eine Schraubkassette und ungünstig enge Hinterradlagerung, von der Gabel kann man wahrscheinlich keinen Federungskomfort erwarten, aber zusammenbrechen wird sie wohl nicht gleich. An den Felgen sieht man immerhin einen Verschleißindikator, was ja zunächst mal auch nicht auf die allerbilligste Machart hindeutet. Ramsch findet man mit großer Wahrscheinlichkeit bei all dem, was nicht im Prospekt steht. Reifen, Schläuche, Bowdenzüge, Kabel etc. wird man wohl am besten unbesehen entsorgen, bevor es auf große Fahrt geht und damit ist der nächste Hunni schon mal weg. Falls man das Hinterrad auch noch wechselt, ist man schon in Preisregionen, wo man allmählich auch im Fachhandel was Taugliches bekommt - und zwar passend zur Körpergröße, mit Probefahrt, mit individuellen Anpassungen (Austausch Vorbau, Sattel etc.), mit 'ner vernünftigen Auslieferungsinspektion und einer meist kostenlosen Durchsicht nach 500km (Speichen, Kurbeln, Lenkkopf nachziehen etc.), mit einem Ansprechpartner vor Ort, der u.U. ein Leihrad zur Verfügung stellt, wenn die Gurke mal wirklich im Teich sein sollte und all das. Auf den ist man künftig ohnehin meist angewiesen, denn Ritzelpakete, Bowdenzüge, Bremsbeläge etc. findet man nun mal nicht bei Aldi im Käseregal.
Aber um das auch mal zu sagen: Mein erstes MTB war 1990 ein 500-DM-Kaufhausteil, damals nur angeschafft, um mit Kindersitz hintendrauf in der Stadt über die Bordsteine zu fetzen, was mit meinem damaligen Rennrad vielleicht doch etwas zu extrem gewesen wäre. Viel mehr hatte ich damit ursprünglich nicht im Sinn. Nun, das Fahrrad ist immer noch da, dient nach wie vor als treue Stadt-, Schlechtwetter- und Winterschlampe, war zwischendurch aber über 10 Jahre lang mein "Hauptfahrrad" und wurde auch für Etappen über 100km oder auch mal 1.200 Höhenmeter auf einen Rutsch hergenommen. Außer Reifen, Bremsbelägen und Ketten hat das in all der Zeit eigentlich keinerlei Zuwendung erfahren ... okay, einmal neue Pedale und im letzten Winter hat's mal neue Schaltzüge bekommen. Damit würde ich jederzeit auf Reisen gehen, egal wohin, und mich dabei in dem Bewußtsein sonnen, daß es ruhig auf der Stelle tot umfallen kann, denn einen gleichwertigen Ersatz bekomme ich überall - zum Gegenwert einer Hotelübernachtung.

Gruß,

Clemens