Hallo Andreas,
Der Dia - Muffel ist wohl so wenig zu überzeugen, wie der Digital - Nörgler. Hauptschwäche meiner Argumente ist, dass mir die Digitalfotografie weitgehend fremd ist. Ich hoffe allerdings, dass sie es bleiben kann und mir nicht durch weiter steigende Preise für Diafilme und deren Entwicklung aufgezwungen wird.
Wenn man mit einer Akkuladung wirklich 1000 Bilder schießen kann, ist mein Batterieargument fürn Eimer. Ich habe auch in 4 Monaten Neuseeland keine 1000 Bilder verschossen, wer soll sich die auch angucken? Interessant wäre allenfalls, wie ein Akku auf Kälte und längere Nutzung reagiert.
Ich weiß nicht, wie es den "modernen Leuten" geht. Für mich ist ein Dia was greifbares, selbst verzapftes. Es bildet nur ab, was der Fotograf wirklich gesehen hat. Die Vorstellung, "hier ein wenig mehr grün, da den Telegrafenmast weg und womöglich die Schärfe verbessern oder etwas mehr rot in den Sonnenuntergang", versaut mir den Spaß am Digitalfoto so nachhaltig, dass ich mich immer noch standhaft weigere, mich damit zu beschäftigen. Man kann mich auch nicht damit beruhigen, dass man sagt, "Du kannst, musst aber nicht". Ich unterstelle grundsätzlich irreale Bilder. Ob´s stimmt oder nicht, weiß man nach einigen Jahren selbst nicht mehr. Auch wenn man vollständig auf Nachbearbeitung verzichtet, lebt man mit diesem Allgemeinverdacht. Ich möchte mich auch weiterhin über den selbst verbockten Mist ärgern können.
Was Dein Argument der Lagerung angeht, verweise ich darauf, dass es nur für die fleißigen Verglaser gilt. Meine 30 Jahre alten Kinderzeitdias haben ca. 15 Jahre im DDR Altbau überstanden, in dem selbst die Bettwäsche im Schrank im Winter Stockflecken bekam. Auf die Luftfeuchte hat mein Alter Herr sicher nicht achten können. Wenn mir die Bude abbrennt, mache ich mir zunächst andere Sorgen, als die um meine Urlaubsbilder, nen Wasserschaden überstehen die auch so. Die Ärgernisse, die bei unverglasten Dias auftreten, bleiben nun mal. Man bekommt nie alles gleichzeitig.
Langzeitlich auftretende Farbverblassungen sind bei Dias nicht zu ändern. Über die gleichbleibende Qualität der Digitalfotografie würde ich mich unterhalten wollen, wenn sie ein vergleichbares Alter wie das Dia erreicht. Meine ältesten neuzeitlichen Dias sind 10 Jahre alt und noch nicht sichtbar verblasst. Auch ein nur 10 jahre altes Digitalfoto habe ich noch nicht gesehen. Man sieht von den meisten Digitalfotografen die aktuellen Urlaubsbilder auf dem Display des Fotoapparates oder aufm Schlepptop in unanständiger Menge. Das finde ich nicht sonderlich genüsslich, alte Bilder verschwinden im Hinblick auf ihre Menge oft im jederzeit abrufbaren aber nicht abgerufenen "Nirwana".
Deine Aussage bzgl. der Bedienungsfreundlichkeit lass ich gelten, weil ich es nicht besser weiß - ich glaube mich aber an 24 verschiedene Belichtungsprogramme für verschiedene Aufnahmearten zu erinnern (Bei diesem Sony Produkt) Damit wäre ich überfordert. Ein Vorzeitiger Filmwechsel wegen des Wechsels von Kunst- oder Tageslicht ist mir noch nicht in den Sinn gekommen. Bei mir gibt es 200-er Filme für alles. Wenn das Licht nicht reicht, nimmt man ein Stativ oder fotografiert einfach nicht.
Die vorgebrachten Argumente bzgl. einiger unbestreitbarer Vorteile und viel besseren Bildbearbeitungsmöglichkeiten von Digitalfotos will ich nicht negieren. Ich sehe aber allzuoft, dass sie sich durch eine gewisse damit verbundene Maßlosigkeit zum Nachteil entwickeln und so stelle ich mir nicht nur beim Thema Foto zu erst diese Frage: "Brauche ich es wirklich"? Die meisten Leute beantworten sich diese Frage anders als ich oder sie stellen sie einfach nicht. Wer sich die Leute mal aufmerksam anguckt, stellt aber auch fest, welche Probleme sie sich schaffen, ohne sie freilich als Probleme erkennen zu wollen. Hört mal hin, wie lange man sich über Pixel, Zoom, Speicherchips, LCD- oder Plasmafernseher, DVD, Blue Ray, Mobiltelefone, GPS - Geräte und deren Vorzüge unterhält, anstatt bei ner schönen Dia - Session vorm Bier zu hocken und alte oder neue Touren auszuwerten. Da ich selbst nun auch wieder einen Haufen Zeugs geschrieben hab, statt mich meinem Bier zu widmen - empfehle ich mich hiermit immer noch als
der Diafreak Peter