Ich seh's als S/W-Selbstentwickler genauso wie Konsi und wiederhole mich: die Digitaltechnik ist noch lange nicht ausgereift, so praktisch, leicht und handlich sie auch sein mag. Ob die technische Qualität (die ja nicht nur aus Auflösung besteht)schon mit analog mithalten kann, kann ich nicht beurteilen. Daß sie billiger ist, möge man erst mal vorrechnen. Wer hier dem Zeitgeist nachhechelnd blind investiert, läuft Gefahr, in ein paar Jahren das komplette System schon wieder wechseln zu müssen.
Da ich weder beruflich noch sonstwie darauf angewiesen bin, sehe ich keine Notwendigkeit, auf digital umzusteigen, denn ich bin mit der Qualität meiner automatikfreien, manuell zu fokussierenden vollmechanischen Metallkameras (allerdings bereits mit neuzeitlichem Belichtungsmesser

) mehr als zufrieden.
Ich kann mir ein hämisches Grinsen nicht verkneifen, wenn bei jedem sich bietenden Anlaß der digitalisierende Nachwuchs bar jeglicher belichtungstechnischer Grundkenntnisse seine große Stunde wittert und heldenhaft seinen eingebauten Miníblitz in 50 Meter entfernte Motive feuert, um aus zwanzig Versuchen ein mittelprächtiges Bild herauszufischen. Beim Betrachten solcher Ergebnisse, wozu man schon bei annähernd jedem dritten Kaffeekränzchen oder Dämmerschoppen genötigt wird, vergeht mir die Lust am Fotografieren.
Ich meine, daß bei der digitalen Fotografie mit steigender Quantität die Qualität rapide abnimmt, weil ihr ein wesentliches Moment abgeht : Muße !
Der grandiose Fotograf Ansel Adams hat sich mit seiner Plattenkamera ( die mit einem einzigen Negativ bestückt war) oft einen Tag und länger auf die Lauer gelegt, bis er mit der Motivgestaltung einverstanden war, um dann endlich auf den Auslöser zu drücken.
Digitalfotografie könnte durchaus erst mal ein paar Jahre lang eine Inflation des Sehens bewirken. Vielleicht ruft einer der nächsten Kanzler dann mal einen digitalfotofreien Sonntag aus, weil diese nichtssagende, stinklangweilige und verkübelböckte Bilderflut einfach nicht mehr zu ertragen ist.
Markus