Hallo Peter,
Der Dia - Muffel ist wohl so wenig zu überzeugen, wie der Digital - Nörgler.
Darum geht es auch nicht. jeder, wie er will. Erfahrungsaustausch sollte das Ziel sein. Es gibt immer etwas zu lernen.
Ich weiß nicht, wie es den "modernen Leuten" geht. Für mich ist ein Dia was greifbares, selbst verzapftes.
So geht es vielen Menschen. Deswegen machen auch sehr viele Abzüge von ihren Digitalfotos und kleben sie in ein Album. Ganz wie früher. Ich hingegen bin da anders, ich empfinde alles, was im Regal steht, als eine Art von Belastung. Klar, auf bestimmte Dinge will ich nicht verzichten. Aber wenn ich statt 10 Foto-Alben oder Dia-Kästen alles auf einer Festplatte habe, empfinde ich das persönlich als Erleichterung.
Die Vorstellung, "hier ein wenig mehr grün, da den Telegrafenmast weg und womöglich die Schärfe verbessern oder etwas mehr rot in den Sonnenuntergang", versaut mir den Spaß am Digitalfoto so nachhaltig, dass ich mich immer noch standhaft weigere, mich damit zu beschäftigen. Man kann mich auch nicht damit beruhigen, dass man sagt, "Du kannst, musst aber nicht". Ich unterstelle grundsätzlich irreale Bilder.
Ohne Dir den Spaß verderben zu wollen:
1) Man kann Digitalfotos auf Dias ausbelichten. Du kannst nicht unterscheiden, ob ein Dia in der Kamera belichtet wurde oder aus einem Digitalfoto entspringt.
2) Auch Analog hat man gewisse Bearbeitungsmöglichkeiten. Zum Beispiel durch die Wahl des Films. Und es ist ein Unterschied, ob die Chemikalien bei der Entwicklung gerade frisch oder schon ausgelaugt waren. Vom händischen Pushen mal abgesehen.
3) Die reine Wahrheit gibt es ohnehin nicht. Die Grenzen sind fließend. Wenn Du einen Schritt zur Seite gehst, damit die Stromleitung nicht im Bild ist, hast Du schon etwas verändert. Oder wenn Du einen störenden Stuhl zur Seite stellst. Klar, digital sind die Möglichkeiten um ein vielfaches größer. Insofern liegt man mit der chemischen Fotografie prinzipell näher an der "Wahrheit".
Meine 30 Jahre alten Kinderzeitdias haben ca. 15 Jahre im DDR Altbau überstanden, in dem selbst die Bettwäsche im Schrank im Winter Stockflecken bekam.
Dann schaffen Dias mehr als ich dachte. Andererseits sind verschimmelte Dias keine Erfindung. Mit oder ohne Glas ist eine Glaubensfrage.
Wenn mir die Bude abbrennt, mache ich mir zunächst andere Sorgen, als die um meine Urlaubsbilder
Zunächst sicher, aber die verlorenen Urlaubsbilder würden Dich bestimmt
auch ärgern. Zumal Du die nicht wiederbeschaffen kannst.
Langzeitlich auftretende Farbverblassungen sind bei Dias nicht zu ändern. Über die gleichbleibende Qualität der Digitalfotografie würde ich mich unterhalten wollen, wenn sie ein vergleichbares Alter wie das Dia erreicht. Meine ältesten neuzeitlichen Dias sind 10 Jahre alt und noch nicht sichtbar verblasst. Auch ein nur 10 jahre altes Digitalfoto habe ich noch nicht gesehen.
Ich habe meine erste Digitalkamera etwa Mitte 1997 gekauft. Die Fotos sehen immer noch exakt so aus wie 1997. Vielleicht geringfügig besser, weil ich inzwischen bessere Monitore habe. Natürlich muss man die Bilder alle zehn Jahre auf andere Speichermedien kopieren, weil CDs nicht ewig halten und weil die Festplatten-Anschlüsse sich alle zehn Jahre ändern. Man kann sich streiten, ob Dias aufwändiger zu lagern sind. Fakt ist, ganz ohne sich drum zu kümmern geht es weder analog noch digital.
Man sieht von den meisten Digitalfotografen die aktuellen Urlaubsbilder auf dem Display des Fotoapparates oder aufm Schlepptop in unanständiger Menge. Das finde ich nicht sonderlich genüsslich, alte Bilder verschwinden im Hinblick auf ihre Menge oft im jederzeit abrufbaren aber nicht abgerufenen "Nirwana".
Da stimme ich Dir absolut zu! Es ist die Pflicht des Digitalfotografen, die weniger gelungenen Bilder zu löschen und nicht jeden Müll zu behalten (hier muss ich noch lernen). Oder gar nicht auf den Auslöser zu drücken, wenn von vornherein Müll zu erwarten ist (da habe ich schon dazugelernt).
Andererseits: Dass das Auslösen keine unmittelbaren Kosten verursacht und die Hemmschwelle erheblich geringer ist, hat auch einen großen Vorteil: Ich habe öfter aus eher experimentellen Kamerapositionen fotografiert. Zum Beispiel habe ich während der Fahrradfahrt die Kamera einfach nach hinten gehalten, um andere Radfahrer zu fotografieren. Dabei ist nicht nur viel Müll entstanden (der sich schnell entsorgen ließ), sondern es einige sehr gelungene Schnappschüsse herausgekommen. Mit dem Bewusstsein, dass jedes Auslösen 50 Cent kostet, hätte ich diese Art Fotos nicht gemacht.
Wenn man ein schönes Motiv sieht, weiß man meistens nicht, ob ein vergleichbares nicht noch schöner auftauchen wird. Digital fotografiere ich relativ viel, dann kann ich hinterher aussortieren.
Deine Aussage bzgl. der Bedienungsfreundlichkeit lass ich gelten, weil ich es nicht besser weiß - ich glaube mich aber an 24 verschiedene Belichtungsprogramme für verschiedene Aufnahmearten zu erinnern (Bei diesem Sony Produkt) Damit wäre ich überfordert.
Ich glaube, meine Canon-Kompaktkamera hat auch eine große Anzahl so genannter Motivprogramme. Die habe ich noch nicht benutzt und die verwirren mich auch nicht. P, Av, Tv und M reichen mir aus.
Ein Vorzeitiger Filmwechsel wegen des Wechsels von Kunst- oder Tageslicht ist mir noch nicht in den Sinn gekommen. Bei mir gibt es 200-er Filme für alles. Wenn das Licht nicht reicht, nimmt man ein Stativ oder fotografiert einfach nicht.
Das sehe ich als sehr großen Vorteil von Digitalkameras. Wenn man im Sommer einen relativ dunklen Raum betritt, stellt man eben auf ISO 1600. In vielen Museen sind Stative nicht gestattet.
so stelle ich mir nicht nur beim Thema Foto zu erst diese Frage: "Brauche ich es wirklich"? Die meisten Leute beantworten sich diese Frage anders als ich oder sie stellen sie einfach nicht.
Ich für meinen Teil unterscheide deutlich zwischen "brauchen" und "wollen". Und ich finde es nicht schlimm, technische Geräte als Spielzeuge zu benutzen. Das gilt insbesondere für das GPS, das in vielen Fällen ein Spielzeug ist. Aber oft auch hilfreich. Die Kompaktkamera macht auf Wunsch nur dann Fotos, wenn sich etwas vor der Linse bewegt, oder sie fotografiert blind alle 20 Sekunden. So etwas macht mir großen Spaß. Ich brauche es nicht.
Hört mal hin, wie lange man sich über Pixel, Zoom, Speicherchips, LCD- oder Plasmafernseher, DVD, Blue Ray, Mobiltelefone, GPS-Geräte und deren Vorzüge unterhält, anstatt bei ner schönen Dia-Session vorm Bier zu hocken und alte oder neue Touren auszuwerten.
Solche Diskussionen können durchaus unterhaltend sein. Sicherlich nicht für jeden. Und mir macht es Spaß, eine Radreise am Computer auszuwerten, die Höhenmeter elektronisch zu addieren und die gefahrene Strecke im Nachhinein auf der Satellitenkarte zu betrachten. Brauche ich das? Nein! Es macht mir Spaß.
Gruß
Andreas