Wenn nun einer den Beitrag vom Veloträumer liest, der wird sich denken, der Thomas1976 redet die Sicherheitslage in Israel schön und geht damit fahrlässig um oder ist sogar Lebensmüde.
Womit wiederum sich zeigt, dass Thomas1976 (und offenbar auch andere fehlgeleitet) nicht bereit ist (sind), meine Texte zu verstehen. Ich habe darauf hingewiesen, dass Israel für Touristen relativ unproblematisch ist, weil sich Israel gezielt und energisch auf eine erhöhte Gefahrenlage seit Jahrzehnten eingestellt hat. Im Vergleich zu Norwegen ist das immer noch eine andere Welt. Viele Israelis wären froh, ein unbeschwertes Leben wie in Norwegen führen zu können, ohne Gasmasken im Schrank, ständige Wehrbereitschaft und ein weitgehend unkalkulierbares Terroranschlagrisiko bis hin zu einem Raketenangriff durch ein Land in der Region. In der Zeit, wo Israel mehrere Kriege geführt hat, war in Norwegen Frieden. Wieviel Sicherheitsaufwand der israelische Staat einschließlich seiner Geheimdienste betreibt, wird der gemeine Radreisende ohnehin nicht mitbekommen. Das musss man schon aus der politischen-historischen Entwicklung heraus verstehen und sich ggf. über andere Quellen informieren als über das Abfahren von Asphalt. In Norwegen gab es nicht mal ansatzweise solche Sicherheitsvorkehreungen - im Gegenteil, Sicherheit war ein Sache von gegenseitigem Vertrauen der Menschen im Lande, uneingeschränkter Offenheit und dem Fehlen jeglicher äußerer Bedrohung. Der Tourist kann auch den wechselnden Gefahrenstufen relativ gut ausweichen (Zeit und Ort), der Bewohner in Israel kann das weniger.
Von lebensmüde ist in meinen Ausführungen keine Rede, ich wäre aber in Zeiten angespannter Lagen im Nahen und Mittleren Osten zurückhaltend mit Abenteuersehnsucht. Man kann übrigens auch durch die meisten (Bürger-)Kriegsstaaten reisen, wenn man sich genau über Kampflinien informiert. Das muss man aber nicht unbedingt gut finden. Man hätte auch 1940 durch Kriegsdeutschland ziemlich sicher radeln können, wäre als Nichtjude überall freundlich empfangen worden und hätte auch die Gerüchte über Judenverfolgung als eine Hysterie der Auslandspresse vermuten können. Es frägt sich, ob man das gut finden muss oder besser hätte wissen können. Israel ist nicht Kriegsdeutschland, aber einen latenten, seit Jahrzehnten dauernden Palestinänserkonflikt schlicht und damit verbundende latente Gefahren zu leugnen ist für mich auch eine Art von Geschichtsleugnung. Wer Gefahren nicht kennt, kann ihnen auch nicht ausweichen.
So wie die Argumente gewürfelt, scheint der Rückzug etappenweise zu laufen, vom Norwegen-Israel-Vergleich ist keine Rede mehr, stattdessen werden die Worte im Munde rumgedreht. Aber das ist ja auch nicht neu hier.