Ja, leichtes bedauern macht sich manchmal in mir breit wenn ich dran denke, dass ich zwischen 16 und 27 keine Radtouren und eigentlich überhaupt keine Reisen unternommen habe. Was hätte ich nicht alles schon sehen und erleben können. Aber damals war ich noch gar nicht aufnahmebereit. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mit 20 den gleichen Touren die ich später unternommen habe nicht ansatzweise so viel hätte abgewinnen können. Ich hätte die Erlebnisse nicht in gleichem Maße genossen und viel weniger bewusst erlebt.
Das ist auch ein wichtiger Punkt. Man kann das heutige Erleben als "alter Mann" nicht auf die Jugend extrapolieren. Sicherlich hätte man in jungen Jahren die größeren sportlichen Möglichkeiten - das sagt aber noch nichts über die Wahrnehmung aus. Auch würde man vielleicht aus den Reiserfahrungen andere Dinge für den Alltag ableiten als heute - mit besser oder schlechter lässt sich das aber nicht qualifizieren. Der junge Mensch sieht vielleicht mehr, der alte aber vielleicht besser, denn gutes Sehen braucht auch gutes Wissen. Je nach Altersreife stellt man andere Fragen, oder stellt überhaupt Fragen.
Vielleicht hätte man auch nur ein Streckennetz abgehakt und wäre irgendwann vom Radfahren abgekommen, weil man glaubt alles gesehen zu haben. Heute aber bemerke ich, dass ich nie alles gesehen haben kann - selbst da, wo ich häufig gewesen bin - einschließlich meiner Wohnstadt. Die Zeit sorgt für Wandel und selbst erlebt man auch die Dinge immer wieder neu. Jedes Frühjahrserwachen sorgt für neue Eindrücke - selbst in der Heimat.