In Antwort auf: iassu

Finde schon, daß das ein wesentlicher Punkt ist. Nur sehr wenige Menschen können sich eine richtige Vorstellung davon machen, was eine mehrwöchige Radreise bedeutet. Wem auch immer man das erzählt, der/die nicht auch Erfahrung hat mit Ausdauersport, schlägt doch die Hände über dem Kopf zusammen, rollt vielsagend mit den Augen oder sagt ja, ja und hat es garnicht realisiert.


Was mich nach dem Bild, das du hier zeichnest nicht wundert. Es gibt ja auch noch das andere Extrem der 'alles kein Problem, auch Untrainierte fahren nach drei Tagen 100 km vor dem Frühstück-Sager', was genau der gleiche Quatsch ist. Die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte.
Denn was bedeutet denn eine mehrwöchige Radreise wirklich? Schon bei 50 km am Tag kann man ganz schön weit kommen, bei 70 erst recht. Dafür hat man auch wenn man gerne lange schläft und sich frühzeitig eine Unterkunft sucht sagen wir mal von 10 bis 17 Uhr Zeit, muss also in der Stunde gerade mal 10 km schaffen. Bzw. wenn man einen gefahrenen Schnitt von ca. 18 km/h ansetzt, sitzt man vier Stundem im Sattel und kann also nochmal drei Stunden Pause machen.

Zitat:

Und abgesehen von einigen versteckten und verdrängten Träumen in wechselnder Realitätsnähe bleibt bei den meisten doch nichts übrig, was für ein "ich-auch" reichen könnte. Und es ist doch schon so: 4-6 Wochen Nordkapp oder Griechenland oder Rußland oder Spanien sind ja einfach kein Spaziergang.


Ich bin wahrhaftig das genaue Gegenteil einer Sportskanone, trotzdem ist es mir in weit schlechterem Trainingszustand als heute gelungen, mit vollem Campinggepäck die Alpen zu überqueren. Und wenn ich das kann, können das auf genau dieselbe Art und Weise (sich nicht von den Leistungen anderer irre machen lassen, den eigenen Rhythmus finden, einen Pass auf zwei Tage aufteilen etc.) noch genügend andere Leute, ohne dass sie sich dafür kasteien müssen.

Ich jedenfalls mache keine Radreisen um mich gegen Couchpotatoes abzugrenzen, sondern weil das Fahrrad für mich in meiner momentanen Lebenssituation das ideale Urlaubsvehikel ist. Es ist sehr gut möglich, dass sich das mal ändert. Dadurch werde ich aber bestimmt kein schlechterer Mensch.

Martina